- Vergiss ihn einfach und konzentriere Dich auf Dich!
» Ja, klar gern. Aber wie bitte soll das gehen, wenn ich immer an ihn denken muss und ihn einfach nicht vergessen kann. Mir nichts mehr Freunde macht?
- Tu Dir was Gutes, gönn’ Dir ein Eis, Dein Lieblingsessen, schau einen schönen Film!
» Ok, aber ich kann mich einfach nicht ablenken. Und jetzt auch noch ist die Bikini-Figur passe, ich bin dank meiner Netflix-Seriennächte ein Schatten meiner selbst, und ich vermisse ihn/ sie immer noch.
- Denk Daran, er/ sie war nun wirklich nicht gut für Dich und hat Dich einfach nicht verdient!
» Stimmt! Jetzt, wo Du es sagst, fallen mir gerade so viele Fehler und Macken ein. Eigentlich konnte das gar nicht passen – (eine Stunde später) Aber trotzdem finde ich nie mehr jemanden, der so ist, wie ihn / sie. Ich liebe ihn/ sie ja noch.
- Du brauchst jemand Anderes. Lenk Dich ab, geh aus, hab Spaß!
» Hab ich gemacht. Hat auch kurz funktioniert, und ich konnte mal abschalten. Aber jetzt ist die Sehnsucht irgendwie noch größer.
Glaubt mir, ich habe das Tal des Liebeskummers wirklich durchschritten und in allen möglichen Intensitätsstufen durchlitten, und es gab Tage, da wolte ich morgens nicht mehr aufstehen, oder vielleicht auch gar nicht mehr wach werden. Alarmierend – ich weiß. Geweint habe ich irritierenderweise nur wenig, eher habe ich alles bis zu Exzess durch analysiert, mit Freundinnen in stundenlangen Gesprächen oder auch allein jeden Winkel der Beziehung und das,was in seinem Kopf und Herz vorgehen könnten, durchforstet, weil ich Erklärungen finden, Fragen beantwortet haben wollte, und mir irgendeine Linderung davon erhoffte.
Ich versuchte zu verstehen, in der Hoffnung, das Problem dann analytisch erfassen und somit auch beseitigen zu können – um den Weg für einen gemeinsamen Neustart zu ebenen. Denn das war tatsächlich immer in meinem Hinterkopf “Er muss doch auch merken, dass wir zueinander gehören. Es MUSS noch eine Chance geben.” Selbst, wenn ich gnadenlos über ihn lästerte bei meinen Freundinnen und mir vorbetete, dass ich doch viel zu gut für ihn sei, gab mir das zwar kurzzeitig ein gutes Gefühl. Aber schnell klopfte die Sehnsucht wieder an meine Herzenstür, und ich ließ sie geschwächt vor lauter Kummer und damit äußerst bereitwillig herein.
Ich habe ALLE Fehler gemacht, die man machen kann – bereits innerhalb der Beziehung, und, vielleicht folgerichtig, auch nach der Trennung. Ich habe mich selbst, mein Leben hinten angestellt und bald nur noch für ihn/ für uns gelebt. Habe mich verbogen und unterdrückt, nur um ihm zu gefallen und um ihn zu halten. Es war immer schwierig mit uns, er war sich oft unsicher, was seine Gefühle für mich anbelangte, und wir hatten über mehrere Jahre eine klassische On / Off-Konstellation mit vielen Verletzungen von seiner Seite, was alles natürlich noch schwieriger machte.
Auch nach der letzten Trennung wollte ich das Aus nicht akzeptieren. Kontaktsperre- das war nichts für mich, denn sonst würde er mich doch ganz vergessen. Ich hielt zwar immer mal wieder ein paar Tage tapfer durch, schickte dann aber wieder eine Nachricht, eine Mail, stand sogar einmal vor seiner Tür, angeblich, weil ich gerade in der Nähe war und Sachen abholen wollte. Peinlich, aber wer denkt in so einer Ausnahmesituation schon logisch und vernünftig. Teilweise ging er sogar wieder darauf ein, ich durfte nochmal bei ihm übernachten, aber nur, um dann am nächsten Morgen wieder einen weiteren Tritt zu bekommen. Demütigend, ich weiß!
Trotzdem, egal wie gefestigt die Partnerschaft auch war oder eben nicht war, Liebeskummer ist Liebeskummer. Man leidet, weil man einen Menschen verloren hat, den man noch liebt, dem man einen großen Platz in seinem Leben eingeräumt hat. Der, der geht, nimmt tatsächlich einen Teil von uns mit, so dass erst mal eine Lücke entsteht, die man füllen muss.
Und jetzt kommen wir auf meinen Betreff zurück. Was hilft denn nun wirklich bei Liebeskummer? Nun ja, meiner Erfahrung nach tatsächlich diese drei Dinge:
Die Zeit – wie lange dauert Liebeskummer?
Und damit meine ich tatsächlich nicht, einfach die Tage verstreichen zu lassen und als Häufchen Elend vor sich hinzuvegetieren und sich seinem Schmerz hinzugeben. Das führt einen dauerhaft wohl eher in die Depression als zu einer Heilung. Bei mir war es so, dass ich sie durchaus hatte, diese Tage/ Wochen/ Monate, an denen man nur noch irgendwie funktioniert, aber sich innerlich wie tot fühlt. Ich konnte mich nicht ablenken, Gespräche mit Freunden halfen nur kurzzeitig, und ansonsten tat es einfach nur unendlich weh, diese Sehnsucht, das Vermissen, dann auch noch Schuldgefühle, weil ich es vielleicht alles vermasselt hatte. Aber ich merkte, wie ich mich zwangsläufig auch mit mir beschäftigen musste. Und hier fängt der richtige Weg an, obwohl man das noch gar nicht richtig realisiert – irgendwann beginnt man nämlich, sich die Fragen zu stellen, die einen wirklich weiterbringen (können).
Die Fragen, die nicht mehr mit ihm/ ihr beginnen und enden, sondern mit einem selbst. Was habe ich vielleicht falsch gemacht? Was möchte ich ändern? Wie stelle ich mir eine glückliche Beziehung vor? Was muss mein Partner hier erfüllen? Wo “benutze” ich vielleicht ihn/ sie, um eigene Defizite ausgleichen zu wollen (Einsamkeit, fehlende Anerkennung/ Bestätigung, ein Leben ohne echte Inhalte und Aufgaben …)? Wie soll mein Leben aussehen? Was ist mir wichtig? Hier liegt tatsächlich – bei allem Kummer – auch die Chance, sich selbst und das eigene Leben mal zu beleuchten und vielleicht sogar komplett umzukrempeln – man ist ja wieder frei, kann tun, was man möchte, darf egoistisch sein. Und wenn man sich dieses “Best of”-Leben, was man sich da erträumt, mal ganz plakativ vorstellt, mit all den Dingen, die einem wichtig sind, die einem Kraft und Freude geben, welche Rolle spielt dann der Ex-Partner?
Es ist interessant, was dabei herauskommen kann. Vielleicht sogar, dass er gar nicht so unverzichtbar ist? Oder eben doch, aber er bekommt einen anderen Stellenwert, weil es noch andere tragende Säulen im Leben gibt, die einem Kraft und Freude spenden?
Sich trauen traurig zu sein
Es ist ein bisschen wie beim Zahnarzt, wenn man sich keine Betäubung geben lässt. Der Zeitpunkt, wo der Schmerz kommt und man ihn aushalten muss, damit etwas heilen kann, wird kommen, und man muss ihn zulassen – leider. Hier hilft meiner Erfahrung nach nur wenig, vielleicht am Meisten noch das Vertrauen darauf, dass die Heilung als lichtes Ziel am Ende des Leidens steht.
Wer hemmungslos weinen und trauern kann, hat hier einen eindeutigen Vorteil denjenigen gegenüber, die sich emotional abkapseln und in der Phase des “Nicht Wahrhaben Wollens” steckenbleiben. Ich weiß, wovon ich rede. Nur irgendwann muss eine Endpunkt gesetzt werden, denn das Leben geht weiter, ob wir wollen oder nicht, und man verschwendet kostbare Zeit und wertvolle Energie jemandem hinterherzujammern, der einem keinen Platz mehr in seinem Leben und Herzen einräumen will.
Ablenkung
Immer gut, denn der Effekt ist der, sich selbst wahrzunehmen und etwa Gutes zu tun. Ich hatte große Schwierigkeiten damit, konnte kaum mehr etwas genießen oder auch nur mal in Ruhe ein Buch oder eine Zeitschrift lesen. Die Gedanken schweiften immer wieder ab zu ihm. Aber trotzdem habe ich es einfach weitergemacht. Habe mich in die Sonne gesetzt und einen Kaffee getrunken, einfach nur die Wärme genossen. Oder bin aufs Fahrrad gestiegen und einfach losgefahren. Die Momente, wo ich es geschafft habe, abzuschalten, waren echte Highlights. Aber der positive Nebeneffekt ist, dass man lernt, wieder kleine Dinge mehr wert zu schätzen. Partys und Feiern gehen war so gar nicht meine Option, denn ich war überhaupt nicht offen für einen Flirt oder Ähnliches.
Trotzdem hatte ich einige Dates, wo ich mich regelrecht hinprügelte, weil ich mit Zwang über ihn hinwegkommen wollte. Aber selbst das Interesse und die Komplimente anderer Männer brachten mich nicht entscheidend weiter, und ich blockte schnell alles ab. Der Zeitpunkt war einfach der Falsche, um neue Bekanntschaften aufzubauen. Für mich. Anderen kann das natürlich eine Hilfe sein, und das ist auch gut – es muss sich einfach richtig anfühlen.
Ich stecke immer noch ein bisschen drin im Liebeskummer, habe aber für mich selbst wahre Quantensprünge gemacht und möchte mit dem, was ich für mich herausgefunden habe, auch anderen, die gerade so leiden, ein bisschen Hoffnung machen.
Es gibt einen Weg, der herausführt, und man lernt trotz aller Quälerei in dieser Zeit viel über sich selbst, was man nutzen kann – für sein eigenes Glück.
Alles Liebe für Euch!
Sady
Dieser Hilfe Text ist vom Mitglied Sady_76 aus dem Forum.
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