‘n Abend Ihr Liebe,
verzeiht bitte, dass ich nicht namentlich aufführe, Eure Anregungen vermischen sich für mich zu sehr, dass ich noch differenziert darauf eingehen könnte.
Zunächst möchte ich betonen, wie nicht nur gut ich Eure Antworte empfinde! Es ist einfach realistisch, wirklich, wahr.
Es ist schon sehr bemerkenswert, wie der Mensch seinen Weg geht. Fast scheint es mir, dass es einen so großen „Knall“ bedarf, um endlich ein Drang zu Einsicht und Vernunft gewinnen zu wollen... Zu müssen?
Momentan feiere ich also in Stille den zweiten Jahrestag. Wenn ich schon nicht mehr den 20. Ehegeburtstag feiern soll, und auch nicht den 25. Jahrestag der gestorbene Beziehung...
Versteht hier aber bitte nichts negativ! Ich trauere nicht! Der Volksmund sagt, Katzen haben sieben Leben; ich feiere nun ein weiteres Leben, ohne festmachen zu wollen, der wievielten es ist. Tatsachen ist, ich bin gestorben, um wieder zum Leben geführt zu werden. Auf diesen Weg befinde ich mich nun. Überstanden, Mick? Nein. Da hast Du völlig Recht. Noch ist es nicht ganz überstanden, aber die Wunden sind dabei, sich in Narben zu verwandeln.
Wisst Ihr, es ist ein steter Rückfall, jeweils nach ein paar Schritten nach vorne. Aber dieser Rückfall ist nicht einfach ein Hinfallen, sondern vielmehr ein „sich-bewusst-werden“, welcher Weg hinter einem liegt, was oder wer man ist. Insofern kann es nicht paradox sein, von einem positiven Rückfall zu sprechen.
Die Bühne hat inzwischen sehr oft die Dekoration gewechselt... Viele Menschen sind aufgetreten, fast so viele wieder durch die Garderobe wieder entwichen... Es gab Sturm, Dauerregen, Eiszeit, aber auch Sonne und blauer Himmel. Nur mit den Unterschied, dass nun alles viel intensiver wahrgenommen wird. Sogar mit Dankbarkeit, auch in den schlimmen Momenten. Irgendwie habe ich den Eindruck, dass mir das Erlebte eine gewisse Macht verliehen hat. Macht über mich selbst. Nun muss ich lernen, mit ihr umzugehen.
Noch lese ich dort, wo ich vor fast zwei Jahren meiner Last loswerden durfte. Und es kostet nicht selten einige Tränen zu spüren, wie hilflos, verloren, sich Menschen fühlen. Aber nun weiß auch ich, dass es ein Leben danach gibt, um das es sich ganz bestimmt lohnt zu kämpfen. Dennoch finde ich keine Worte, denn meine eigene damalige Hilflosigkeit steht mir vor Augen und schnürt mir die Kehle zu.
Ich habe Euch alle hier sehr viel zu verdanken, und weiß nicht, wie ich jemals etwas davon zurückgeben kann. Ich brauche noch Zeit. Noch Zeit...
Ach Thilde... Du kennst mich doch etwas besser, als ich es dachte... Du bist eine sehr gute Seele und hörst auch dann zu, wenn man es nicht erwartet! Es ist wunderbar, die Erfahrung machen zu dürfen, dass es solche Menschen wie Dich gibt.
Wenn ich nicht den Eindruck hätte, Dich zu verstehen, Flocke, dann würdest Du jetzt mit einen Roman von mir rechnen dürfen! Schreibe bald wieder, Dein Schweigen ist nicht einfach hinzunehmen... Deine Anmerkung bringt mich zum Nachdenken... Sehr. Ich denke, die Linie erkennen zu können, muss sie jedoch noch etwas genauer ins Licht rücken... Ja, es hat was...
Auch Du Mick, hast sehr viel gegeben. Mehr bestimmt, als Dir bewusst ist. Meiner Zeit des Vielschreibens ist seit Monaten vorbei. Richtungen ändern sich, der Mensch sich bestenfalls ebenso, die Seele, die einem bewohnt aber dagegen nicht. Du hast einen langen Weg hinter Dich zurückgelassen. Ein noch längerer bleibt vor Dir – wie vor mir -, weil’s bewusster und aufmerksamer. Es ist gut so, denn dass bedeutet: LEBEN!
Bevor ich mir wieder das Prädikat des Predigers verdiene will ich Euch alle jetzt noch ein schönes Wochenende wünschen, schön allein deswegen, weil jede es mit sich selbst verbringen muss!
Dom
05.12.2003 22:41 •
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