Es ist toll, wenn Du jetzt zumindest Teile Deiner Kindheit mit therapeutischer Unterstützung aufarbeitest. Das tut einesteils weh, aber letztendlich wirkt es auch befreiend, weil man sich in kleinen Schritten aus den inneren Verkrustungen löst.
Du bist nicht so zufällig in diese Beziehung gerutscht. Dein Unterbewusstsein hat Dich zu einem Mann geführt, mit dem Du uralte Defizite, die im Unterbewusstsein abgelegt wurden, auf das sie nicht mehr stören sollen, nachleben konntest bzw. musstest.
Es ist wichtg das zu akzeptieren. Damit verliert aber auch der Ex-Partner viel von seinem Schrecken, denn er war eine Möglichkeit, die Deinen Weg kreuzte. Unterbewusstsein erkannte sehr bald, welche Art Mann er ist und entlässt Dich in die Beziehung, wo Du die alten Verletzungen wieder nachlebst, also wiederholst.
Auf der bewussten Ebene äußert sich das im Schmerz und im Leid. Unterbewusstsein aber wird bedient.
Mit der Seele ist es so eine Sache. Jeder hat seine Blessuren, die er seit der Kindheit mit sich rumschleppt. Mangelnde Liebe und Unterstützung durch die Eltern können solche Sachen sein. Kind wird traurig und denkt sich, wenn ich so und so wäre, dann würden mich Mutti und Vati endlich richtig lieb haben.
Kind lernt, Anpassung ist gut, denn dann ist man so, wie die Eltern es haben wollen und Kind erntet Lob und Anerkennung, was ja nichts Anderes als Liebe ist. Kind lernt aber auch, für Liebe muss ich was tun, was investieren. Liebe gibt es nicht zum Nulltarif, ich muss mich anstrengen.
Deine Anpassung und Willfährigkeit in der Beziehung könnten solche Ursachen haben.
Was Du in Deiner Kindheit erlebt hast, lebst Du in Beziehungen nach. Warum, wenn es dann doch nur weh tut?
Die Seele leidet, denn da ist ja ein kleines Mädchen in Dir, das so viel Liebe braucht, die aber nie genug ist.Und da die Seele sich nicht selbst heilen kann, teilt sie Dir mit, was im Argen liegt. Leider sagt sie das nicht direkt, das kann sie nicht. Aber sie schickt Dich auf die Reise. Zu Partnern, wo Du genau das nachlebst und wieder unsäglich leidest. Das ist das Mittel, das die Seele zur Verfügung hat.
An uns ist es jetzt, das zu erkennen. Warum gerate ich in Beziehungen, in denen ich mich klaglos unterordne, in denen ich leide durch Zurückweisung, durch Lieblosigkeit, ja sogar durch Gewalt?. Es gibt auch psychische Gewalt und die übt er aus. Was war da los und womit bin ich nicht fertig geworden, obwohl ich jetzt erwachsen bin? Was wiederhole ich, was lebe ich gesteuert aus dem Unterbewusstsein nach?
Wenn Du hier Zusammenhänge herstellen kannst aus dem Früher und dem Jetzt, kannst Du vieles erkennen. Das auch das verdammt weh tut, weil es ein Wiederaufflammen der alten Verletzungen nach sich zieht, ist keine Frage. Aber Du tust damit einen entscheidenden Schritt. Du holst diese Dinge auf die bewusste Ebene und dort richten sie viel weniger Schaden an. Du wirst hellsichtiger und hellhöriger gegenüber anderen Menschen, insbesondere Männern und Du erkennst rechtzeitig, wenn Du in Gefahr bist, wieder in solche Strukturen zu geraten. Du kannst mit den destruktiven Anteilen in Dir besser umgehen und für Dich Verantwortung übernehmen. Du kannst sagen, oh, der hat ja wieder Anklänge an den Ex, also muss ich gegensteuern. Indem ich mich z.B. positioniere und Grenzen setze. Wenn er sie nicht akzeptiert und respektiert, dann bin ich weg!
Du warst wie eine Art Schwamm für ihn. Egal, wie sehr er auch reinbohrte, Du gabst immer nach, denn auch ein Schwamm gibt immer nach. Er erfährt nicht, dass hier eine Partnerin ist, die nicht immer nachgibt und sich nicht alles gefallen lässt. Und da er ein Machtmensch ist, dehnt er seinen Machtbereich immer weiter aus. Er drangsaliert Dich, weil er es kann und Du klein beigibst. Es kommt zu einer schmerzlichen Endlosspirale aus einem Partner, der absichtlich Leid zufügt und einem, der das Leiden hinnimmt, ja es sogar als notwendigen Bestandteil einer Liebesbeziehung sieht. Das ist natürlich unbewusst.
Ich leide, also liebe ich. Nur wenn es Liebe ist, tut es auch weh. Das muss so sein. Das ist ein innerer Glaubenssatz, den Du hier nachlebst (by the way, in Anklängen kenne ich das auch so). Ich rede also nicht nur schlau daher, ich kann nachvollziehen, was man alles für ein bißchen Liebe tut.
Ich muss so und so sein, dann wird er .... Er wird gar nichts, ganz im Gegenteil, Du leistest unbewusst seiner Bosheiit noch Vorschub. Bitte sieh das nicht als abwertende Kritik an, so ist das nicht gemeint. Ich will Dir nur ein wenig erläutern, was in solchen Beziehungen abläuft. Ich habe es ja auch bei mir gemerkt, wie eng Liebe an Leid gekoppelt ist und wie normal man das finden kann.
Es ist das, was Du gelernt hat. Anpassung, nicht Aufbegehren, Anschmiegsamkeit, wenig Widerworte, denn die kosten schon viel zu viel Mut. Das ist das Grunddilemma. Menschen wie Du oder ich haben keinen Mut, Grenzen zu setzen, Respekt einzufordern und vor allem danach zu handeln. Ich wusste schon lange, dass diese Beziehung mir nicht gut tat, dass da ganz destruktive Dinge vorgehen, aber niemals hätte ich mich lösen können.
Denn lösen bedeutet, dass ich tätig und aktiv werden muss. Ich muss die Trennung aussprechen und vielleicht auch begründen. Einem feigen und zaghaften Menschen ist das zuwider, er schafft es nicht. Lieber weiter leiden als zu lösen, ist die Devise. Alles, nur keine Trennung, wird zu einem Mantra, dem man folgt ohne es zu merken. Ich will auch brav sein und mich fügen, denn das wird eines Tages todsicher (nicht) belohnt!
Es ist ein Irrglaube sich einzubilden, blinde Anpassung und Willfährigkeit werden belohnt. Nein, sie werden bestraft. Denn der Partner merkt es und er verliert die Achtung, falls er jemals eine hatte. Ach die, die tut ja immer alles, ja, sie gibt sich Mühe, aber das Ergebnis ist ja lächerlich. Ach Gott, im Grund genommen ist sie mir langweilig geworden, diese Frau ist ja reizlos. Ich kann machen was ich will und sie bleibt und tut weiter alles für mich.Also kann ich sie weiter quälen, denn so was wie die bleibt mir.
Gott, für die Hausarbeit und das Bett kann ich sie schon brauchen, aber im Grund genommen langweilt sie mich.
Und da er grausam ist, lebt er seinen Frust an Dir aus.
Wenn Du aus diesen destruktiven Strukturen rauskommst, sie annimmst als einen Teil von Dir, der halt nun mal da ist, aber mit dem Du auch umgehen kannst, geht es Dir besser. Sofort, denn damit übernimmst Du wieder Verantwortung. Für Dich, für Dein Leben, in dem keiner so mit Dir umgehen darf, wie er es tat.
Wenn Du das schaffst, dann wechselst Du in eine aktive Rolle, Du weißt, ich kann Verantwortung für mich übernehmen, ich kann eigenverantwortlich mein Leben gestalten und ich kann mich auch in Beziehungen besser positionieren. Du glaubst, Feigheit wird belohnt, Nein wird sie nicht, denn sie ist auch gegen Deine innere Ehre. Du trittst damit Deine Ehre mit Füßen und das Leben bestraft Dich dafür. Besser gesagt, das Unterbewusstsein meldet sich und will Dir sagen: Bitte tu das nicht, bitte achte auf Dich, bitte gehe besser mit Dir um!
Tust Du das nicht, weil Du eine Gefangene Deiner inneren Strukturen bist, leidest Du, wirst kleinlaut und weinerlich und Traurigkeit wird zu einem Bestandteil Deines Lebens.
Du hast aber mehr in der Hand als Du glaubst. Denn solche Beziehungen können auch sehr heilsam sein, für Dich. Wo er bleibt, ist nicht Deine Angelegenheit. Solche Beziehungen sind Wegweiser zu Dir selbst. Du kannst sie nützen um Dich weiter zu entwickeln. Und damit sind sie nicht umsonst.
Dieser Mann da, der hat Dir eigentlich einen Dienst erwiesen. Er hat Dir gezeigt, wo es bei Dir hakt. Mein AM damals hat mir auch einen Dienst erwiesen, ohne dass er es weiß. Durch ihn fing ich an mich zu hinterfragen und mich zu erinnern. Wie war das denn damals, als ich nie wusste, wie meine Mutter heute wieder gelaunt sein würde. Ich hatte Angst , ich wurde zaghaft und lotete die Lage aus, jeden Tag aufs Neue. Und ich passte mich an. Ich wurde so, wie sie mich vermeintlich haben wollte. Komisch nur, dass dann doch oft nicht genügte.
Die Folgen sind klar, Ich habe nicht gelernt, mich zu wehren, Grenzen zu setzen und Achtung einzufordern. Ich war zaghaft und mutlos und das besonders in Beziehungen. Ich nahm zu viel hin, ich ließ mir zu viel gefallen und der Partner wurde meiner überdrüssig. Denn es fehlt auch an Spannung in der Beziehung, wenn sich Rollen verteilt haben. Er weit oben und Du weit unten. Der Unterlegene leidet, der Überlegene dehnt seinen Machtbereich immer weiter aus. Weil das Regulativ fehlt. Und weil der Überlegene eh einen miesen Charakter hat und sich selbst nicht kennt, wird er immer grausamer.
Wo ist die Lösung? Erinnere Dich an die Kindheit, lass die schmerzhaften Erinnerungen zu. Du wirst noch länger weinen, aber dann um Dich und diese Tränen sind nicht umsonst. Denn wenn Du das alles als einen Teil von Dir annimmst, muss es nicht mehr aus Deinem Unterbewusstsein wirken und Dich darauf hinweisen. Du weißt es, Du kannst damit umgehen und wirst zu einer Version 1.0 Deiner selbst.
Zu einer Version die gelernt hat, dass man Liebe nicht mit Selbstunterdrückung erntet und das Liebe nicht zum Leiden da ist. Du lernst, Verantwortung für Dich zu übernehmen, Du lernst, besser für Dich zu sorgen, denn das ist auch etwas, was Du nicht genug gelernt hast. Gehe achtsam mit Dir um, sorge für Dich, das ist ganz wichtig. Denn das bedeutet auch, Verantwortung für sich und sein Wohlergehen zu übernehmen.
Damit strahlst Du auch etwas anderes an die Umwelt aus. Da ist eine Frau, der ich nicht auf der Nase rumtanzen kann, die ich nicht unterdrücken kann. Eine, die zu sich steht und die sich achtet. Und damit bleiben Männer wie er auch weg, weil sie ihre gemeinen Spielchen mit Dir nicht treiben können.
Er fühlte am Anfang, dass Du Dich anpassen und nicht aufbegehren würdest. Du hast das ausgestrahlt und er hat es unbewusst wahrgenommen. Und Du hast einen Mann gesehen, der vermeintlich selbstbewusst ist und der Dich retten sollte. Aber stattdessen hat er seine Maske fallen lassen und Dir gezeigt, was Sache ist und wer hier das sagen hat.
Ich denke, Du bist auf einem guten Weg. Verurteile Dich nicht für das, was war. Es gehört zu Dir, aber es muss Dir nicht Dein Leben versauen. Andere haben ihren Teil dazu beigetragen, dass Du so wurdest. Und diese Menschen litten auch nur unter ihren inneren Dämonen und wussten es nicht besser.
Der Mensch verdrängt ja immer gerne, anstatt sich zu hinterfragen, denn das ist unbequem.
Das ist unbequem und tut, wenn man sich selbst sieht, auch oft weh. Schmerz wird vermieden.
Akzeptiere den Schmerz und freue Dich über die Erkenntnisse über Dich. Das tut erst weh, dann aber gut.
Lerne, dass Du eine tolle Frau bist mit sehr vielen guten Eigenschaften, denn Du bist liebevoll, zärtlich, anschmiegsam und sehr fürsorglich. Das ist die gute Seite der Medaille. Die schlechte ist Deine mangelnde Fähigkeit, Grenzen zu setzen und danach zu leben. Du bist auf dem Weg dazu, das zu lernen.
Freue Dich über das, was Dir passiert ist. Dieser Mann da, der ist erbärmlich und könnte einem leid tun. Aber er war nichts weiter als ein Wegweiser für Dich und von daher ist er nicht so wichtig. Wichtig ist, dass er etwas in Gang gesetzt hat. Davon wirst Du profitieren und damit verliert die desolate Beziehung auch ihren Schrecken.
Aus Krisen kann etwas Positives, etwas Neues entstehen. Lass das zu und es wird Dir besser gehen.
Du bist so sympathisch. Du bist ein sehr wertvoller Mensch, der keinem was Böses will. Aber dieser Mensch muss lernen, dass er sich nicht alles gefallen lassen muss.
Glaub an Dich! Du hast mehr innere Stärke als dieser Mann da, der weiterhin in seinen destruktiven Verhaltensweisen gefangen bleibt und das nächste Opfer sucht. Er hat vermutlich sehr wenig Liebe erfahren, wurde vlt. geprügelt und unterdrückt. Er lebt es durch Macht aus, Du durch Nachgiebigkeit und Selbstaufgabe. Aber das muss nicht so bleiben. Du kannst Dir helfen und auch helfen lassen und das ist mehr als genug. Ihn therapieren zu wollen ist vergeblich, denn auch er leidet, wenn auch auf andere Art und Weise. Er mag sich selbst nicht, er hasst sich womöglich selbst und lenkt den Selbsthass auf andere Menschen um. Aber das, liebe Paula, ist nicht Deine Baustelle.
Begonie
28.02.2020 14:30 •
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