Wie viele Macken verträgt die Beziehung?
Werkzeug erobert die Ablage im Flur, Socken haben sich im Badezimmer breit gemacht, auf dem Schreibtisch stapelt sich Post. Carola Petersen (Name von der Red. geändert) hebt die Augenbrauen, atmet tief durch und wirft die verstreuten Sachen ihres Mannes in SEINE Kiste. «Das ist unser Kompromiss», sagt die 38-Jährige. Während SIE es ordentlich und sauber mag, liebt ER das Chaos. Es hat eine Weile gedauert, bis das Ehepaar aus Freiburg gelernt hat, mit den Eigenheiten des anderen zu leben. Doch wie viele Macken verträgt die Beziehung - und was lässt sich ändern?
Wichtig für den ersten Schritt sei Kommunikation, betont die Freiburger Psycho- und Paartherapeutin Alexandra Hipfner-Sonntag. Wer merkt, dass ihn Verhaltensweisen am Partner extrem stören oder dass eigene Bedürfnisse nicht berücksichtig werden, sollte das rechtzeitig zur Sprache bringen. «Es bringt nichts, wenn die Frau erst bei der Silberhochzeit gesteht, dass sie die Rosen, die ihr Mann ihr jedes Jahr schenkt, gar nicht mag», nennt Hipfner-Sonntag ein eher harmloses Beispiel.
Wünsche sollten zudem nicht als Vorwürfe geäußert werden, ergänzt Beatrice Bachmann vom Verein für Christliche Ehe- und Familienarbeit in Eriskirch: «Partner sollten ,Ich-Botschaften´ aussenden», unterstreicht die Expertin. Das heißt: Anstatt dem anderen vorzuwerfen, dass ER zu lange in der Kneipe war, könnte SIE Vorschläge für gemeinsame Unternehmungen machen oder eigene Freiräume in Anspruch nehmen. Aggressives Verhalten und Befehle schaffen dagegen noch mehr Distanz. «Dadurch kommt es zu einem Regelkreislauf, der schwer zu durchbrechen ist», erläutert Bachmann.
Weiterhin raten Betroffene und Fachleute davon ab, immer wieder in «wunden Stellen» zu bohren. «Einige Eigenheiten haben ihren Ursprung in der Herkunftsfamilie», sagt Carola Petersen. «Wir sind seit 20 Jahren ein Paar und wissen, womit wir uns gegenseitig weh tun könnten - darum vermeiden wir es, bestimmte Schwachpunkte des anderen immer wieder zu thematisieren.»
Oft habe die Aversion gegen die Macken des Partners etwas mit eigenen unerfüllten Sehnsüchten zu tun. «Manchmal beneide ich meinen Mann, dass er Aufräumen nicht so wichtig nimmt und sich statt dessen mit anderen Dingen beschäftigt», erzählt Petersen. In Partnerseminaren habe sie gelernt, über eigene Schwächen nachzudenken - denn letztlich könne man den anderen auf keinen Fall umkrempeln, sondern nur sich selbst ändern.
Im nächsten Schritt habe sie mit ihrem Mann nach Lösungen gesucht, damit sich beide wohlfühlen. «Da wir zwei Kinder und eine kleine Wohnung haben, konnte nicht jeder sein eigenes Reich einrichten», berichtet die Freiburgerin. Das wird jetzt auf einige «Chaoskisten» reduziert. «Weil ich Ordnung brauche, ist es mein Part aufzuräumen.» Was herumliegt, wandert in die Kisten - ihr Partner akzeptiert, dass er seine Sachen nun dort suchen muss.
Immer mehr Männer und Frauen wagen den Schritt in Beratungsstellen und Therapiepraxen, wenn kleine Macken zum großen Problem werden. «Viele kommen, bevor eine Trennung im Raum steht», erzählt Diplompsychologe Andreas Mattenschlager aus Ulm. Der Mitarbeiter der Beratungsstelle für Ehe-, Familien- und Lebensfragen der Diözese Rottenburg-Stuttgart hat die Erfahrung gemacht, dass zudem mehr Männer Rat suchen als noch vor fünf Jahren. Wer rechtzeitig Hilfe in Anspruch nimmt, sei meist auch gewillt, etwas in der Beziehung und am eigenen Verhalten zu ändern.
Oft stecke hinter der Aversion gegen Macken ein Konflikt um bedeutsame Beziehungsthemen, wie zum Beispiel Autonomie und Bindung. Wer zur Eigenständigkeit neigt und Ich-bezogen lebt, fühle sich oft zu jemandem hingezogen, der das «Wir» lebt, erläutert Mattenschlager. «Die Andersartigkeit wird als Herausforderung empfunden.» Doch statt vom Partner zu lernen, fühlen sich viele in gewohnten Mustern wohler und delegieren das Ungewohnte an den anderen, nach dem Motto: «Du bist für das Familienleben zuständig - Ich brauche meinen Freiraum.»
Um sich in so einem Konflikt anzunähern, schlägt der Eheberater vor, etwas mutiger zu sein. «Der eine sollte beispielsweise lernen, sich mehr auf die Bindung einzulassen, der andere mehr für sich selbst zu sorgen.» Veränderungen von einem Partner lösen dabei oft auch Veränderungen beim Gegenüber aus. In einer guten Beziehung würden sich solche Rollen abwechseln, und das Wechselspiel von Nähe und Distanz sei ausgeglichen, hebt Mattenschlager hervor.
Quelle:
http://de.news.yahoo.com/09022006/336/macken-vertraegt-beziehung.html
Ach, und dafür brauche ich eine Beratung? :o
Ähm, wie wäre es mit einem gesunden Menschenverstand, würde dat nicht auch reichen? Ach nee, dann müsste Mann oder Frau ja nachdenken und selbst aktiv werden oder mit dem Partner/in reden. ::) Tschuldigung, dat war aber auch nun ein blöder Gedanke von mir, wie konnte ich auch nur. ;D
10.02.2006 19:21 •
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