Ich wollte mich auf diese Weise bei euch bedanken, ich habe bis heute immer nur gelesen und nie geschrieben. So viele mir fremde Menschen und dennoch habt ihr mir mehr geholfen als so mancher gute Freund. So viele Schicksale, Fragen, Sehnsüchte und Ängste, alles so verschieden und dennoch so vertraut.
Ich bin w. und 49 Jahre alt. Mein Mann hat mich vor 6 Wochen nach 33 Jahren Beziehung und 30 Jahren Ehe von heute auf morgen verlassen, wir haben eine gemeinsame Tochter und einen 4 jährigen Enkel. Ich war seit unserer Heirat Heimchen am Herd, ihm war das recht und ich war zufrieden.
Er ist kein großer Redner, das und der Alltag haben mich wahrscheinlich blind gemacht für erste Anzeichen und Warnungen und so kam das Aus für mich aus heiterem Himmel. Er ging auch nicht um alleine zu leben, sondern zu einer Frau und deren 3 Kindern.
Unsere Beziehung war immer sehr liebevoll und nicht sehr streitlastig, die letzten Wochen hat er sich zurückgezogen, ich habe das auf seine Schmerzen bezogen (er ist chronischer Schmerzpatient), es ging ihm wirklich schlecht, dementsprechend war auch sein Schmerzmittelkonsum.
Psychischer Druck verursacht bei manchen Menschen auch Schmerzen, aber das habe ich wohl nicht gesehen oder sehen wollen.
Die ersten 2 Wochen ohne ihn waren einfach nur die Hölle, ich wusste nicht dass man durch Trennung körperlich so leiden kann, alle diese Symptome die viele von euch leider auch kennen habe ich erlebt, meine Ärztin machte sich Sorgen da ich 6 Kg abgenommen hatte bei einer Größe von 1,70 und sowieso nur 58 Kg.
Sie hat mir ohne zu zögern Schlafmittel und leichte Antidepri verschrieben um über den Tag und die schlimmen Nächte zu kommen, ich habe diese Medikamente aber nach 3 Wochen wieder abgesetzt, aber diese 3 Wochen hab ich sie einfach gebraucht. (scheut euch nicht solche Hilfen zu nehmen, sie helfen wirklich in der ersten Zeit)
Nach 2 Wochen Verzweiflung, Selbstmittleid und Angstzuständen habe ich mich aufgerafft um etwas zu verändern. Ich hatte das einigeln auf dem Sofa satt.
Ich wohne noch in dem Haus in dem er 33 Jahre aus und ein ging, es ist mein Elternhaus und in meinem Besitz.
Seine Sachen hatte er in der ersten Woche noch abgeholt, für mich das Schlimmste überhaupt, er war so lange Jahre in meinem Leben und er verließ mich mit 9 schwarzen Mülltüten, dieses Bild werde ich nie mehr vergessen. Von daher war nicht mehr viel von ihm zu sehen, aber wir hatten alles gemeinsam eingerichtet und ausgesucht...viele Erinnerungen, er wollte nichts davon haben nur seine persönlichen Dinge.
Was mir sehr geholfen hat, ich habe begonnen umzustellen, Fotos und Bilder auf den Speicher zu packen, einige Räume neu auszumalen, da ein neuer Vorhang und dort neue Bilder oder Deko, alles Kleinigkeiten mit großer Wirkung für mich.
Ihr werdet vielleicht lachen, aber so ein neuer Toilettensitz kann Wunder bewirken.
Danach ging es mir wesentlich besser, nur noch ein neues Schlafzimmer oder Bett und ich fühle mich wieder wohler in meiner eigenen Wohnung.
Natürlich sind das nur klitzekleine Dinge, der große Schmerz geht dadurch nicht weg und 6 Wochen sind auch keine lange Zeit um 33 Jahre zu vergessen. Manchmal gehe ich abends durch die Wohnung und frage laut: wie und wieso er sowas machen konnte.
Aber er hat sich so entschieden und ich kann und will daran auch nichts ändern, ich muss mein Leben nun ohne ihn planen, fällt schwer aber es geht von Tag zu Tag besser.
Alle finanziellen Dinge sind geklärt, Versicherungen und Auto umgemeldet, das hat mich viel Kraft gekostet, besonders als ich ein Konto für mich eingerichtet habe und die Angestellte meinte ahh damit ihr EXmann Unterhalt überweisen kann, Exmann das hat mich völlig aus der Fassung gebracht.
Er ist ja noch mein Nochehemann, von Scheidung hat er noch nicht geredet, aber das kommt schon noch.
Mir tut es besonders weh wenn ich an die Zukunftspläne denke die wir noch vor nicht allzu langer Zeit hatten, wir besitzen 2 Häuser, mein Elternhaus wollten wir verkaufen und damit sein Elternhaus renovieren, aber nun wohnt er mit seiner Neuen und deren Kindern drinnen. *beep* happens!
Im Moment nehme ich an Ablenkung alles was ich kriegen kann, Freundinnen meinen ich soll vorbeikommen oder mit ihnen etwas unternehmen, ich sag sofort zu, alles was mich aus der Wohnung bringt tut mir einfach gut, ich verkrieche mich nicht mehr, das habe ich 2 Wochen getan aber das liegt hinter mir.
Ab Herbst werde ich wieder arbeiten, nicht des Geldes wegen und auch nicht voll, aber ich will nicht zu Hause hocken sondern unter Menschen sein, ein kleines Abenteuer für mich nach 31 Jahren wieder eigenes Geld zu verdienen.
33 Jahre in nur 6 Wochen zu vergessen ist mir nicht gelungen, aber ich bin auf dem Weg dorthin und es wird und kann nur besser werden.
Und darum wollte ich euch vielmals danken, denn ihr habt wesentlichen Anteil daran dass es mir wieder besser geht, mit euren persönlichen Leidensgeschichten, euren aufmunternden Worten für einander, euren Tipps und Ratschlägen.
Sanara
25.07.2015 09:37 •
#1