Danke für Eure Worte und Einblicke. Sie holen mich immer wieder ein Stück aus meinem getrübten Blick heraus.
Die letzten Tage waren eine Achterbahn - geprägt von Zweifel, Hoffnung, Zukunftsängsten auf beiden Seiten. Einmal erklärte sie mir, sie werde ihn aus ihrem Leben schmeißen, denn ich sei ihre große Liebe. Am Tag darauf war sie sich schon nicht mehr sicher. Hin und her.
Zu Silvester suchte sie wieder mehr Kontakt zu mir, hat sich aufreizend angezogen, aber das wäre nur für sie. Sie sprach dann nochmal neue Beziehungsmodelle für uns an: offene Beziehung, wo jeder machen kann, was er will. Oder eine Auszeit, bei der sich jeder austoben kann und nach der wir wieder zusammenfinden. Oder ein einmaliger Freifahrtsschein für jeden.
Für mich klang das alles nach Ausreden, um den AM mal anzutesten und bei nichtgefallen wieder zurückkommen zu können. No way. Das lass ich nicht mit mir machen. So etwas bringt Dynamiken rein, die wir überhaupt nicht handhaben könnten.
Den Rest des Abends lungerten wir auf der Couch rum, während der Kleine schlief. Immer wieder meine Frage, wie ich Ihr denn wieder vertrauen kann, was sie bereit ist zu tun. Ja, sie würde ihn aus ihrem Leben schmeißen, aber eine Abschiedsnachricht dürfte ich nicht lesen, als Beweis o.ä.. Ich bekomme Gedanken, später an ihr Handy zu gehen um zu prüfen, ob sie beide nicht heimlich eine Absprache treffen und... mist, ich tappe schon wieder in die Falle der Kontrollsucht! Wenn das jetzt schon so anfängt, wie soll es dann mit uns funktionieren?!
Tag draufs teile ich ihr meine Entscheidung mit, mich nicht mehr auf sie einlassen zu wollen. Es folgen wieder tränen und dieses Mal Wut und Schuldzuweisungen ihrerseits. Die ganzen letzte Jahre hätte ich sie schon nicht wertgeschätzt und nur benutzt. Ich wäre ein Feigling, jetzt einfach abzuhauen. Würde sie im Stich lassen. Sie weiß genau, dass mich sowas trifft. Aber ich bleibe standhaft.
Schließlich fallen zwei Sätze, die mich erschaudern lassen: hätte sich sich damals umgebracht, müsste sie jetzt diese Schei.ße nicht mitmachen. Und wenn ich ihr weiterhin vorhalte, dass ihr Fremdverlieben Grund für die Trennung ist, würde sie den Kleinen gegen mich einsetzen. Ich habe keine Ahnung, wie das aussehen kann, aber es macht mir Angst.
Jetzt leben wir also getrennt zusammen, bis wir getrennte Wohnungen zurück in der Stadt finden. Wegen Kitamangels überall, verbleiben wir so bis im September der Kindergarten startet. Also noch 8 Monate nebenher leben. Ich weiß nicht, wie gut ich das aushalte.
Was sollte ich als nächstes tun? Ich will einen Termin beim Jugendamt ausmachen und die wichtigsten Fragen zum Sorgerecht, zur zukünftigen Wohn-, Lebens- und Finanzsituation zu klären. Am liebsten würde ich das in einem schriftlichen Vertrag festhalten - das sollte möglich sein, oder?
Dann muss ich mich um meine mentale Verfassung kümmern und alte Freundschaften reaktivieren. Und den Schmerz irgendwie verarbeiten.
Ich schätze, ich habe den Mittelpunkt meines Lebens zu sehr im Kind und in ihr (genau in der Reihenfolge) gesehen und mich selbst vernachlässigt. Die Familie war wie ein riesiges Projekt für mich, wobei ich den Fokus auf unser Beziehungsleben aus den Augen verlor. Verdammt.
Ich dachte, wir sind ein Team. Das dachte sie wohl schon länger nicht mehr. Und das tut weh.
04.01.2023 13:10 •
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