Ich weiß gerade nicht wohin mit mir und meinen Gefühlen.
Einige Wochen bin ich hier nun schon stille Mitleserin und habe alleine dadurch schon Erleichterung gefunden. Danke an der Stelle an alle, die sich hier öffnen...sei es, um einfach Dinge los zu werden, Hilfe zu finden oder Antworten zu geben.
Nun muss auch ich etwa los werden. Mein Tagebuch, meine Familie und meine Freunde sind sehr verständnisvolle Zuhörer und sehr geduldig und unterstützend...trotzdem komme ich irgendwie nicht weiter. Momentan habe ich sogar eher das Gefühl Rückschritte zu machen.
Seit der Trennung am 30. April habe ich über unsere Beziehung und das Ende unglaublich intensiv nachgedacht, geredet und bin auch dabei alles in Form einer Therapie bei einer unglaublich tollen Therapeutin zu verarbeiten. Dieses ganze Nachdenken, Reden und Reflektieren führt nun aber dazu, dass ich sehr gut nachvollziehen kann, warum mein Partner gegangen ist. Er hat mich weder betrogen, noch sonst irgendwie schlecht behandelt. Er ging aus einer großen und sehr tief sitzenden Verlustangst...die er vermutlich selber nur im Ansatz wahrnimmt und sich ihr leider nicht stellt, sondern lieber geht, bevor er einen Verlust spüren muss.
Auf Grund unserer Beziehungsgeschichte ist diese Angst sehr real und nachvollziehbar. Wir waren etwas über drei Jahre zusammen. Leider bin ich berufsbedingt in dieser Zeit ins Burn-Out/ schwere Depression gerutscht. Das war die dunkelste Zeit meines Lebens, die er mit mir durchgestanden hat...und auch für ihn unglaublich schwer und belastend.
Seit ich wieder stabiler bin und immer mehr die Frau wurde, die er kennen und lieben gelernt hat, hat er sich emotional distanziert. Er hat gesagt, dass er Angst hat, dass ich bei Verlusten oder starken Belastungen wieder in die Depression rutsche und er mich wieder verlieren würde.
Ironisch, da der größte Verlust er war als er gegangen ist. Und ich bin nicht wieder depressiv geworden...unglaublich traurig und enttäuscht und verzweifelt ja, aber ich kriege trotzdem mein Leben hin. Gehe regelmäßig arbeiten, treffe mich mit Freunden, kümmere mich um meine Hündin, meine Wohn- und Finanzlage sind geregelt etc...dass ich zwischendurch immer mal weinend irgendwo rum sitze, stehe oder laufe, ist denke ich normal, wenn man die große Liebe verloren hat.
Alles in Allem...(ohne zu weit auszuholen)...kommt es mir so vor als hätte er die Notbremse gezogen bevor es wieder richtig schön und gut und mit viel Gefühl hätte werden können, weil es dann um so mehr weh getan hätte, wenn er mich verloren hätte. So ist er gegangen als er es noch konnte, weil er sich ja schön vorher emotional abgekapselt hat und es mir jetzt ja auch gut geht.
Das Problem, was ich jetzt habe: ich liebe ihn natürlich immer noch. Ich verstehe ihn zu gut und kann ihm deshalb nicht böse sein. Die heilsame Wut, von der ich schon so oft gelesen und gehört habe, kommt also gar nicht auf...oder immer nur ganz kurz.
Ich weiß nicht wie ich diese Liebe gehen lassen soll / kann. Ich wäre so gerne wütend und würde ihn gerne hassen, aber ich kann nicht. Ich weiß einfach nicht wohin mit meinen Gefühlen...mit meiner Liebe zu ihm, die immer noch so stark brennt und mit meiner Hilflosigkeit nichts tun zu können, um irgendetwas zu ändern und mit dem Ärger darüber, dass diese sch... Depression am Ende also doch alles kaputt gemacht hat
12.07.2016 12:47 •
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