Hallo zusammen...
Ich schreib mal drauf los… ich hoffe, das wird nicht zu chaotisch/unverständlich oder zu lang…
Ich wurde vor zwei Wochen geschieden… ironischerweise auf den Tag genau 15 Jahre nachdem ich meinen nunmehr Ex-Mann kennen gelernt hab. Getrennt sind wir allerdings schon seit September letzten Jahres.
Wir haben im Jahr 2000 nach 4 Jahren Beziehung geheiratet, und ich bin in seine Heimatstadt gezogen, etwa 20km von meinem damaligen Zuhause entfernt. Wir waren so richtig verliebt und wollten die ganze Zeit nur miteinander verbringen. Mir ist damals kaum aufgefallen, dass meine ganzen Freundschaften dabei in die Brüche gegangen sind. In meiner damaligen Naivität dachte ich, dass ich die auch nicht mehr „brauche“, weil „ich hab ja einen Mann, mit dem ich alt werde“. Die ganzen Dinge, die ich gern gemacht hab wie ins Kino gehen, Essen gehen, Veranstaltungen oder Konzerte besuchen oder einfach mal rausgehen spazieren – das hat sich irgendwann aufgehört, weil er eher der Typ war, der lieber daheim bleiben wollte fernsehen oder Computerspielen oder kuscheln.
Ich hab mich damit arrangiert, und irgendwann bin ich auch gern daheim gewesen. Allerdings haben wir eher nebeneinander als miteinander gelebt. Ich hab mich in der Beziehung nicht mehr richtig wohl- und geliebt gefühlt, und ziemlich viel zugenommen (das klassische Frustessen, denk ich mal ).
Wenn ich ihn drauf angesprochen hab, dass mir was fehlt, dass wir was ändern sollten, wieder mehr aufeinander eingehen müssen, oder wieder mehr miteinander unternehmen sollten, hat er immer gesagt, ich spinne mir was zusammen, es passt doch alles, für ihn ist die Beziehung okay so, und dass er mich liebt.
2007 hatten wir wieder eine sehr harmonische Zeit, und da kam auch unser erstes Kind zur Welt. Danach ging’s leider beziehungstechnisch wieder rapide bergab, wir haben eigentlich nur mehr über unseren Sohn geredet, und hatten nach seiner Geburt lange Zeit keinen S..
In der Zeit haben wir uns meiner Meinung nach und im Nachhinein betrachtet erst so richtig auseinander gelebt. Ich hab mich um häusliche Dinge gekümmert und bin kaum mehr raus gegangen, außer zweimal die Woche zur Arbeit. Er hat sich während dessen einer österreichischen Partei angeschlossen und sich politisch stark engagiert. Während ich also daheim war und mich um unseren Sohn gekümmert hab, ist er fort gegangen – irgendwie genau das Gegenteil von dem, wie unsere Beziehung angefangen hat, wo ich der aktivere Teil war, und er eher der „Stubenhocker“.
Ende 2009 wurde es dann wieder besser. Ich hab ein paar Kontakte im Internet geknüpft, und mich wieder wohl gefühlt durch die Gespräche mit diesen Leuten. Auch wohler in der Beziehung, wir hatten wieder öfter S. und ich wurde zum zweiten Mal schwanger.
Die ersten Monate der Schwangerschaft waren da auch recht schön, wir haben viel über die Zukunft geredet, und uns versichert, dass alles besser werden wird.
Stattdessen wurde es irgendwie schlechter. Mir ging es in der Schwangerschaft nicht besonders gut. Da das Kind im Bauch ziemlich schnell gewachsen ist und sehr groß war, wurden uns schon Wochen vor der Geburt von den Ärzten Komplikationen prophezeit.
Aber statt miteinander drüber zu reden, unsere Ängste zu teilen und uns gegenseitig zu stützen, ist jeder seiner eigenen Wege gegangen. Ich hab im Internet einen netten, jungen Kerl (er 24, ich 32) kennen gelernt, der sich meine Probleme angehört hat und bei dem ich meine Sorgen lassen konnte. Und wo ich auch ziemliche Schmetterlinge im Bauch gekriegt hab, mich sogar ein wenig verliebt hab, wie ich zugeben muss. Ich hab das durchaus genossen, allerdings mit einem ziemlich schlechten Gewissen meinem Mann gegenüber. Und für mich wäre da nie mehr draus geworden, weil ich mir ja schon eine Familie und eine andere Zukunft aufgebaut hatte.
Zwei Tage nach der Geburt meiner Tochter, bei der übrigens alles toll und ohne Komplikationen verlaufen ist, hat mein Exmann schließlich gemeint, dass er keinen Sinn mehr in der Beziehung sieht, und sich scheiden lassen will.
Da war ich erst mal platt. Hab dann eigentlich versucht, ihn davon zu überzeugen, die Ehe der Kinder wegen weiterzuführen, wollte mit ihm drüber reden, ihn auf unsere Verantwortung als Eltern aufmerksam machen usw… aber er hat immer abgeblockt, und gemeint, dass es nichts gibt, was ich noch machen kann, um die Ehe zu retten.
Dann hab ich mich gefügt. Weil ich im Prinzip ja auch wusste, dass die Beziehung keinen Sinn mehr hatte, und die Ehe nur mehr wegen den Kindern bestehen würde, weil so eine richtige tiefe Liebe war meinerseits ja schon länger keine mehr da.
Also haben wir beschlossen, dass ich mit den Kindern in meinen Heimatort zurückziehe. Bis ich ne Wohnung gefunden hatte, haben wir noch zusammengelebt. In der Zeit hat sich dann herausgestellt, dass er während meiner Schwangerschaft ne Affäre mit einer Arbeitskollegin von ihm begonnen hat. Kurz nach der Entbindung hat er sie sogar zu uns nach Hause eingeladen, und ich hab sie bewirtet und mich auch ganz gut mit ihr unterhalten in dem Glauben, sie wäre einfach ne Arbeitskollegin, und nicht die Frau, die mit meinem Mann schläft.
Da hat er mir gebeichtet, dass das eben schon ein paar Monate ging, und dass er erkannt hat, dass sie die Liebe seines Lebens ist, und er sich von mir trennen muss, um mit ihr zusammen sein zu können.
Das hat mich ziemlich aufgewühlt. Davor dachte ich einfach, dass er offensichtlich erkannt hat, dass unsere Beziehung am Ende ist, und wir nach der Trennung beide wieder bei 0 anfangen. Aber er hat sich eine gesucht, und mich hat er mit den Kindern allein in meinem emotionalen Loch sitzen lassen.
Wenn auch die Liebe über die Jahre irgendwie verschwunden ist, so hatte ich davor doch immer das Gefühl, dass er mein Freund ist, und ich ihm tief drinnen vertrauen kann. Aber dass er mich in einer für mich schwierigen Zeit während der Schwangerschaft betrogen hat, hat mir den Boden unter den Füßen weggezogen. Ich hatte das Gefühl (und habe es noch), dass ich den Mann, mit dem ich praktisch mein ganzes „Erwachsenen“-Leben verbracht hab, gar nicht kannte oder kenne.
Vor drei Monaten kam er dann an, und meinte, dass seine Kollegin mit ihm Schluss gemacht hätte, und er ja so dumm gewesen sei. Dass ihm alles Leid täte, und er nur mehr wolle, dass es uns (mir und den Kindern) an nichts fehlt.
Ich weiß nicht, ob er sich vorgestellt hat, dass ich ihn dann mit offenen Armen wieder zurücknehme und wir weitermachen, als wäre nichts gewesen… aber wir haben da nur kurz drüber geredet, und danach hat er das Thema nie wieder angeschnitten.
Eine Woche später bin ich dann mit den Kindern in meine neue Wohnung gezogen. Er hat sich sogar angeboten, mir beim Umzug zu helfen, was ich auch gerne angenommen hab.
Bei dieser Gelegenheit hab ich dann mitgekriegt, dass er bereits wieder eine neue Freundin hat – nur eine Woche nachdem „die Liebe seines Lebens“ ihn abserviert hat.
Da kochte ne Mischung aus Wut und Selbstmitleid in mir… weil ich das Gefühl hab, meine „beste Zeit“ damit verbracht zu haben, mich an sein Leben anzupassen (meine Freundinnen verloren, meine Lebensgewohnheiten geändert), und am Ende geht er und spielt Bäumchen wechsle dich… er genießt seine wieder gewonnene Freiheit und lässt mich als hässliches Entlein zurück.
Bitte nicht missverstehen… ich liebe meine Kinder, und ich würde sie niemals und unter keinen Umständen hergeben wollen. Aber ich hab so eine Wut, dass er jetzt ein unbeschwertes Leben führen kann, mit allen Freiheiten, während ich mein Leben allein mit den Kindern erst wieder auf die Reihe kriegen muss, und mir vor Verpflichtung und Verantwortung nur so der Kopf schwirrt.
Was noch zu meiner Wut beiträgt, ist der Umstand, dass er jetzt fortgeht – ins Kino, Essen, auf diverse Veranstaltungen. Alles Dinge, die er früher mit mir nie machen wollte, und wo mir vorkommt, als würde er sie jetzt absichtlich machen, um mir zu zeigen, dass er’s einfach kann und ich nicht.
An Tagen, wo ich nichts mit ihm zu tun habe, fällt es mir ziemlich leicht, die Umstände zu verdrängen. Im Kopf weiß ich ja, dass wir jetzt getrennte Wege gehen, und mich sein Leben nix mehr angeht. Ich weiß und ich spüre auch, dass die Entscheidung zur Trennung auf jeden Fall richtig war.
Aber am Wochenende, wenn er sich die Kinder holt, da fall ich immer in ein tiefes Loch.
So wie Vergangenes. Da hat er sich ein wenig verspätet und als ich ihn angerufen hab, wo er denn bleibt, meinte er, dass er noch unterwegs sei, weil er ja nicht daheim geschlafen hätte.
Die Aussage an sich ist ja nichts Schlimmes, aber in meinem Kopf fangen dann alle Räder an, sich zu drehen… nicht daheim geschlafen, ja das möchte ich auch wieder mal haben, aber ich kann ja nicht, weil ich hab ja noch ein kleines Baby daheim, das gestillt wird… und mich würde ja auch keiner haben wollen, selbst wenn ich Zeit hätte, weil ich zu dick bin... und wieso bin ich das... nur weil ich in unserer Beziehung nicht glücklich war… usw…
Die Frage ist also: wie kriege ich meine Wut auf mich und auf ihn und mein Selbstmitleid wieder los? Vor allem so, dass ich wieder so richtig glücklich sein kann mit mir selber und nur wegen mir und nicht, weil ER unglücklich ist?
Und bin ich ein schlechter Mensch, weil ich ihm im Moment eigentlich nur wünsche, dass er auch so unglücklich sein soll, wie ich?
Danke für’s Lesen… ich würd mich über ein paar Antworten und Ratschläge von euch freuen.
LG
Arya
02.05.2011 09:54 •
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