Ich weiß gar nicht wie ich es schaffe mich mal kurz zu fassen, bei all dem Durcheinander in meinem Kopf meinem Bauch dem zerstückelten Herz.
Ich hatte mich vor ein paar Wochen schon mal dazu durchgerungen endlich zu schreiben. Es ging um meine kurze aber leider intensive (überwiegend negative) Begegnung mit einem Psyho- bzw. Soziopathen.
Das übliche unglaubliche charmante Schauspiel am Anfang, das typische haargenaue analysieren der Seele der Beute (in dem Fall mir) zu Beginn, das sadistische Manipulieren durch immer verwirrendere Lügen und Versprechen, die typische Schuldumkehr (d.h. egal was man tut, dem Opfer die Schuld geben) und am Ende schließlich zur seelischen Gewalt noch die körperliche und daraufhin die Einschüchterungen und Drohungen. Um Macht über das Opfer zu behalten. Nicht zu vergessen, parallel dazu die schlimme Erkenntnis, dass außer mir noch etliche andere Frauen glaubten eine monogame Beziehung mit ihm zu haben, sie auch daran glaubten er würde mit ihnen zusammenziehen, und sie ihm auch glaubten er würde in Berlin leben und dort arbeiten.
Obwohl er in Wirklichkeit in einem Kaff 300km weiter in Niedersachsen lebt und arbeitet und dort vor allem mit seiner Ehefrau, seit 25 Jahren ! Mir erzählte er, er sei seit 9 Jahren von ihr getrennt. Einer anderen Beziehung hingegen sagte er die Ehefrau sei seit 9 Jahren tot. U.s.w. .......
Und das Beste, er gibt diese Lügen auch nicht auf, wenn die Fakten nicht mehr zu leugnen sind. Zur Not, wird dann einfach behauptet, der Bekannte, der mir mitgeteilt hat, dass mein Ex seit 25 Jahren mit seiner Ehefrau zusammenlebt, sei ein dreckiger Lügner und Lump!
Oder als mich eine weitere Beziehung von ihm im Internet kontaktierte und mir mitteilte, sie sei seit einem Jahr mit meinem Ex zusammen, verleugnete er sie einfach, und meinte sie sei seit 8 Jahren seine beste Freundin (völlig as.uell), und lüge mich in diesem Punkt an. Ihr wiederum erzählte er, das mit mir sei auch alles platonisch.
Aber ich verzettele mich schon wieder.
Also als ich vor einigen Wochen darüber schrieb, war ich noch an einem anderen Punkt. Ich war immernoch hocgradig davon abhängig, dass er mitfühlt, was er mir angetan hat, Schuld zugibt, ehrlich bereut und sich ehrlich entschuldigt.
Der völlige Schwachsinn, hatte ich doch nächtelang darüber gelesen, dass Psychopathen dazu tatsächlich aufgrund einer verkleinerten Amygdala (der Teil im Hirn der uns Empathie ermöglicht). Hinzukommt ihre Lust am Zerstören anderer Menschen, und ihre Lust sich an dem selbst verursachten Elend und der Verzweiflung ihrer Opfer zu weiden. Und natürlich die Gier nach ewiger Macht über jedes einzelne Opfer.
Rational betrachtet war mir das also alles längst klar, aber emotional gab es da eben diese suchtartige Sehnsucht (doppelt gemoppelt) meinerseits, in meinem durch ihn verursachten Leid wenigstens wahrgenommen zu werden.
Aber Fehlanzeige. Da er also guter PSychopath natürlich genau weiß, dass Einsicht dem Opfer Linderung verschaffen würde, würde er selbst wenn er dazu fähig wäre, dazu nie bereit sein. Denn dann hätte er ja plötzlich keinen Spaß mehr an seinem Opfer und dem zerstörerischen Spiel und vor allem würde das auch Machtverlust bedeuten.
Er sagte mir ja auch mal, als ich schon so vor Schmerz gelähmt war, dass ich gar nicht mehr von ihm loskam, als ich immer wieder fragte warum,warum,warum gibst Du deinen Opfern für das was Du tust, immer auch noch die Schuld? .... weil ich weiß, dass sie dann nicht gehen können.
Er trieb das Ganze sogar noch auf die Spitze. Nachdem er mir das Gesicht grün und blau geschlagen hatte, weil ich ihm in einer der üblichen Lügendiskussionen irgendwann sagte, dass er für mich nun endgültig gestorben sei, schickte er mir nach der Gewalttat boshafterweise auch noch tagelang miese SMSe mit Schuldzuweisungen und Drohungen.
Wie etwa Du wolltest es so, denn Du wolltest immer, dass ich ehrlich bin. Jetzt war ich mal ehrlich, oder Dein Gesicht wird jetzt jedes Mal schlimmer aussehen. Böse.....
Und das Allerschlimmste war, dass es im Rahmen dieser Gewalt sogar zu einer versuchten Vergewaltigung kam. (Ich vermute, man darf in einem Forum über Trennungschmerzen über solche Dinge gar nichts schreiben. Aber ich habe so lange dazu geschwiegen, weil dieses Themen so schambehaftet sind.)
Und wie so viele Frauen vor und leider bestimmt auch nach mir, ging ich weder zum Arzt noch zur Polzei.
Im Gegenteil, ich war ihm in den ersten Tagen sogar noch dankbar, dass er es ja bei einem Versuch belassen hat, aufgrund meiner Gegenwehr.
Weil ich es gar nicht verkraftet hätte, mir die Tat einzugestehen. Noch zu all dem anderen, was mich schon wochenlang an den Rand des Abgrunds gebracht hatte.
Ich lag also einfach tagelang in meinem Bett im abgedunkelten Zimmer, und verdrängte diesen Teil, und nach Möglichkeit auch alles andere.
Nach draußen traute ich mich lange nicht mit dem blauen Gesicht.
Wenn ich mal mit jemandem telefonierte erzählte ich bestenfalls von der Körperverletzung. Leider sagte auch keiner, geh endlich zum Arzt.
Dazu würde ich an dieser Stelle auch gerne jeden aufrufen. Ermutigt bitte Frauen (oder auch Männer) die einer Beziehung gerade Gewalt erlebt haben unbedingt zum Arzt zu gehen, auch wenn sie 1000 Ängste und Ausreden haben. Denn ganz oft schaffen sie das nicht alleine.
Und hinterher ist es leider zu spät.
Ich ging erst nach 13 Tagen zur Polizei. Sofort fragte man wie sehen sie denn aus? Obwohl mein Gesicht schon wesentlich besser aussah, war es noch schlimm. Aber ich sagte nur ich möchte jemanden nicht anzeigen, sondern seinen Namen hinterlassen. Falls mir was passiert, wissen sie in welche Richtung sie recherchieren müssen. Die Polizei sagte natürlich, dass das ohne Anzeige nicht ginge. Aber ich hatte noch Angst, weil er mir gesagt hatte, wenn ich ihn anzeigen würde, würde er mich vernichten.
Man holte einen sehr netten Polizisten, der mit mir sprach und mich ermutigte eine Anzeige zu machen. Aber ich sagte ich bräuchte noch Bedenkzeit (von der versuchten Vergewaltigung sprach ich noch gar nicht), und das die Gerichte den Frauen ohnehin nie glaubten, und ich diesen Horror nicht erleben möchte. Der Polizist wusste schon wovon ich redete, und auch, dass man den Opfern vor Gericht gerne unterstellt, sie hätten sich die Verletzungen selbst zugefügt, um ihrem Ex aus Rache was anzuhängen. Dennoch sagte er, ich solle mir das überlegen, und ob ich nicht wenigstens eine Anzeige wegen Stalkings machen wolle.
Aber leider riet er mir nicht, wenigstens noch zum Arzt zu gehen, und die Verletzung die man noch sehr deutlich sah attestieren zu lassen .
Ich ging nach Hause und verdrängte weiter. Völlige Isolation und schlafen, schlafen, schlafen. Erst zwei Wochen später machte ich die Anzeige. Und beim Arzt war ich erst 6Wochen nach der Tat, als man nichts mehr sah, in der Hoffnung man würde noch was beim Röntgen sehen. Natrülcih war nichts mehr zu sehen. Ich habe also nur die Fotos auf meinem Handy.
Inzwischen war ich zweimal bei einer Anwältin, und sie riet mir neulich, das Ganze zurückzuziehen, weil ich niemals beweisen könnte was vorgefallen ist, und sie nicht mal die Chance sähe, dass es überhuapt zu einer Anklage käme. Auf eine Verurteilung habe ich mir ohnehin keine Hoffnung gemacht, um mich vor der Riesenenttäuschung bei einem Freispruch zu bewahren. Mir würde es schon reichen, wenn die Sache vor Gericht käme, damit dies in seinen Akten stünde, und wenn sich in 10 Jahren mal wieder eines seiner Opfer traut, das Schweigen zu brechen, sie es dadurch leichter hat.
Aber keine Chance, die Anwältin sagt, sie geht zu 100% davon aus, dass die Sache nicht vor Gericht geht, und er in seiner Bosheit noch bestätigt wird (von staatlicher Seite sozusagen) noch mehr triumphiert und ich daran zerbreche.
Als sie das sagte, war ich dnn zu 99% so weit, ihrem Rat zu folgen. Aber ich merkte wie mir das den Boden unter den Füßen wegzog. Und dann sagte ich zu ihr, dass ich den Strafantrag nicht zurückziehen würde.
Ich hätte mir das nie verziehen.
Aber ich weiß, es wird ein schrecklicher Tag sein, an dem der Brief kommt, mit der Mitteilung Verfahren eingestellt. Und kurz danach seine miesen selbstgerechten SMSe.
Er sagte ohnehin immer, als ich sagte ich zeige ihn an, denn es gab so einen Vorfall schon mal im Januar, ich werde niemals vor Gericht erscheinen müssen.
Meine Anwältin sagte, er kenne die Gesetzeslücken genau, und er nutze sie wahrscheinlich schon seit Jahren.
Und auch meine ganze Recherche im Internet, im Rahmen derer ich von einem Mann erfuhr, dass seine Partnerin, noch heute Angst vor meinem Ex hätte, und sie ein anderes Opfer kenne, dass man Ex mit dem Tod bedroht hat, bringt nichts. Ich habe diese Internetnachricht per Screenshot der Polizei und meiner Anwältin vorgelegt.
Aber alle sagen das Gleiche. Es interessiert die Justiz nicht, denn es hat nichts mit meinem Fall zu tun. Die anderen Opfer müssten erst selbst Anzeige erstatten. Aber das tun sie nicht aus Angst, und weil sie den Text der Gerichte ja auch schon oft genug aus anderen Fällen gehört haben.
wieso waren sie nciht gleich beim Arzt und er Polizei, kann jemand bezeugen, dass er sie misshandelt und vergewaltigt hat? u.s.w.
Und waren die Frauen direkt beim Arzt und er Polizei, nützt es auch nur selten, denn dann heißt es eben, sie haben sich die Verletzungen selbst zugefügt aus Rache auf den Ex. Siehe z.B. im Fall Kachelmann.
Gleichzeitig wundern sich die Gerichte aber, dass die Frauen so lange Schweigen.
Und wo sollen bei häuslicher Gewalt eigetlich die Zeugen herkommen.
Gibt es das tatsächlich, dass ein Mann seine Partnerin misshandelt oder vergewaltigt, wenn Zeugen zu Besuch da sind?
Es tut mir sehr Leid, dass ich so abschweife, aber ich musste das Mal los werden. Vielleicht hilft mir das ja auch schon..
Ich habe mich so lange nicht getraut, dieses Thema hier anzuschneiden, denn man fühlt sich damit so asozial und stigmatisiert, weil es so ein Tabuthema in der Gesellschaft ist. Aber in der Broschüre die mir die Polizei mitgab, steht, dass jede 4.Frau! in ihrem Leben Opfer von häuslicher Gewalt wird. D.h. es gibt auch hier im Forum rein statistisch ne Menge Frauen die betroffen sind, und sich vielleicht schämen und den Teil mit der Gewalt rauslassen.
Versteht mcih nicht falsch, ich möchte hier kein Frauenrechtsforum eröffnen, und im übrigen gibt es ja auch Männer, die von Frauen geschlagen werden. Und für die ist es noch schwieriger zur Polizei zu gehen, weil sie verhöhnt werden. Aber wir reden hier alle täglich von seelsichen Verletzungen und auch seelischer Grausamkeit, und warum sollte es da nicht möglich sein, auch körperlich Gewalt mal erwähnen zu können. (ich muss mir gerade mal selbst Mut machen).
So nun kommt aber meine eigentliche Frage (Stunden später).
Da ich ja nun schon ein wenig weiter bin, und nicht mehr so abhängig, von der Einsicht, dem Mitgefühl und dem Schuldeingeständnis dieser Bestie bin, aber damit konfrontiert, dass ich auch auf dem Rechtsweg nicht zu Gerechtigkeit und Wiedergutmachung im Sinn von Bestrafung der tat komme, denke ich, wird der einzige Weg, wenn ich an dieser Ungerechtigkeit nicht zerbrechen will sein, dass ich es schnellstens hinbekomme, den Täter auf irgendeine Art zu verstehen (aus seiner Sicht) und ihm zu vergeben. Ihm auch zuvergeben, dass er es mit anderen Opfern wieder und wieder so tun wird. (Das ist für mich die Schlimmste Erkenntnis.)
Ich lag sogar schon nachts im Bett und fragte mich, ob es nicht möglich wäre, einem Täter ein Mindestmaß an Nächstenliebe entgegenbringen zu können, das jedem Lebewesen zusteht. Ich meine die Art von Liebe, die man jedem Lebewesen ob Pflanze, Tier oder Mensch entgegenbringen sollte.
Bitte haltet mich jetzt nicht für bekloppt. Ich bin auch weder Esoteriker, noch Christ noch Buddhist oder sonst was.
Ich muss zugeben, dass ich leider auch glaube in einer Beziehung nicht wirklich lieben zu können.
Weil ich selbst in diesem Leben nie erfahren habe was Liebe ist, das also auch womöglich nicht geben kann. Deshalb habe ich mich auch gegen eigene Kinder entschieden, weil ich diese Kette in der Familie nicht fortsetzen wollte. Das wäre sehr egoistisch das einem Kind anzutun.
Aber dafür kenne ich dieses Gefühl der Liebe gegenüber fremden Menschen. Vor allem, wenn es ihnen schlecht geht. Das habe ich besonders auf meinen unzähligen Reisen schon sehr oft erlebt und es zerreißt einen wirklich förmlich. Ich wünschte mir schon oft, so ein intensives Gefühl der Liebe mal in einer Beziehung empfinden zu können. Aber egal, das gehört jetzt hier nicht hin.
Glaubt also irgendjemand hier, man kann das schaffen, dem Täter zumindest eine Art von Mitgefühl entgegen zu bringen (ich rede hier um Himmels Willen nicht von einem Wiedersehen), und ihm zu vergeben, um selbst besser heilen zu können (also nicht unegoistisch )? Und wenn ja, vor allem wie?
Ich kapier das ja schon, dass ein Psychopath nichts dafür kann, dass er mit anderen, also auch seinen Opfern, nicht mitfühlen kann. Das hilft mir ja auch, ihn zu verstehen, und wie einen Kranken zu sehen. Aber da ich weiß, dass Psychopathen nicht zwanghaft böse und zerstörerisch sind, sondern freiwillig und nicht krankhaft, fällt mir das so unglaublich schwer, den Täter in diesem Punkt zu verstehen. Also kann ich da bis jetzt nicht vergeben . Und mir fällt es auch sehr schwer, seinem sozialen Umfeld zu vergeben, das einfach wegschaut. Und auch den anderen Zeginnen die einfach einknicken, statt sich zu solidarisieren.
Und ich möchte mir auch nichts selbst vormachen, oder über Autosuggestion etwas so lange einreden, bis ich selbst dran glaube.
Ich möchte aufrichtig vergeben können.
Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr mir dazu eure Gedanken und vielleicht sogar Erfahrungen schreiben könntet. (Ist wahrscheinlich ein Fall für Aleena, ahne ich ). Denn ich sehe das als meine einzige Chance, gefühlsmäßig zu überleben.
Bitte verzeiht mir die unverschämte Überlänge des Textes, falls überhaupt jemand bis hierher gelesen hat.
Und auch, dass das alles etwas konfus klingt. Das kommt durch das wochenlange Kopfkino und die Verzweiflung.
Aber noch hat er es nicht geschafft mich in die Klappse zu bringen, und ich gebe den Kampf auch nicht auf.
Vielen Dank schon mal für´s Lesen.
30.03.2012 00:30 •
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