Hallo Kaktusblüte,
ein interessantes Thema, das mich auch bewegt.
Bisher hatte ich vier Partner, und mit dreien davon auch eine gemeinsame Wohnung. Die beiden ersten Beziehungen haben jeweils so an die zwei Jahre gedauert, mit Zusammenziehen nach ungefähr einem Jahr. Bei der dritten Beziehung hat sich die Frage nach dem Zusammenwohnen gar nicht gestellt - er war verheiratet, und hatte von Anfang an klar gesagt, dass er Frau und Kinder nicht verlassen würde. Hier gab es null gemeinsamen Alltag, kein Auftreten als Paar in der Öffentlichkeit, nur heimliche Treffen und gestohlene Stunden. Also der krasse Gegensatz zu dem normalen Paarleben, das ich davor kennengelernt habe. Und ich hab sie sehr bald schmerzlich vermisst, diese Normalität.
Einige Zeit nach der Trennung von diesem Mann habe ich dann meinen späteren Ehemann kennengelernt und wir sind ein Paar geworden. Wir haben in der gleichen Firma gearbeitet, er hatte zu der Zeit nur eine winzige Ein-Zimmer-Bude, ich dagegen eine vergleichsweise komfortable 2 Zimmer-Mietwohnung, die auch noch einiges näher zu unserer Arbeitsstelle lag. Diese Situation hat mit dazu beigetragen, dass er sehr bald unter der Woche überwiegend bei mir in der Wohnung übernachtet hat, wir also schon in einem frühen Statium der Beziehung quasi zusammen gewohnt haben. Und nach den Erfahrungen aus der vorhergehenden Affaire hab ich das auch mit offenen Armen begrüßt und genossen. Ein Jahr später haben wir dann gemeinsam eine andere Wohnung gesucht. Insgesamt waren wir 12 Jahre zusammen, davon 9 verheiratet. Und besonders zum Ende hin gab es immer wieder Phasen wo mir das zusammen Wohnen fast zuviel geworden ist, ich nahezu erleichtert war, wenn er mal für ein paar Tage vereist ist und ich die Wohnung für mich allein hatte. Die Trennung kam letztes Jahr im Juni... mehr oder weniger einvernehmlich. Wir hatten uns auseinander gelebt, uns auch immer wieder an kleinen Alltagskonflikten aufgerieben, was auch unseren in mancher Hinsicht sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten und Bedürfnissen geschuldet war.
Seit Oktober letzten Jahres bin ich in Beziehung Nummer 5. Diesmal eine Fern- bzw. Wochenendbeziehung - wieder eine neue Erfahrung für mich. Die mich zum Grübeln gebracht hat über ganz ähnliche Fragen wie Du sie Dir stellst. Manchmal denke ich, dass diese Form der Beziehung ein gar nicht so schlechter Kompromiss ist zwischen den zwei Extremen, die ich bisher kennengelernt habe - weder der 100% Alltag im Zusammenleben in der gemeinsamen Wohnung, noch der 0% Alltag einer heimlichen Affaire.
Ich bin jemand, der auch sehr gut mal allein sein kann, ohne sich deswegen gleich einsam zu fühlen, ich kann mich problemlos selbst beschäftigen, und hab besonders nach einem stressigen Arbeitstag auch erst mal eher das Bedürfnis nach Zurückgezogenheit und Ruhe, als nach Gesellschaft. Es gibt allerdings immer wieder auch Abende, an denen ich meinen Freund sehr vermisse und mir wünsche, wir könnten uns öfter sehen als nur an den Wochenenden.
Ich hab das Gefühl, dass ein gewisses Maß an unabhängigem Alltag und sich vermissen müssen der Beziehung gut tut, sie frisch hält. Aber mit einer reinen Wochendbeziehung würde ich glaub ich auf Dauer trotzdem nicht wirklich glücklich werden. Da ist die Distanz doch einfach einen Ticken zu groß.
Also doch wieder zusammen ziehen (längerfristig gesehen, wenn es in den nächsten Monaten weiterhin so gut mit uns läuft)? Da hab ich dann wieder Sorge, dass uns all zu schnell das Alltagsleben einholen würde. Zwar ist mein jetziger Partner mir vom Temperament sehr viel ähnlicher als mein Ex-Mann, so dass es wahrscheinlich weniger Reibungspunkte gäbe... aber vielleicht würde dann statt dessen eben die Langeweile einziehen?
Und so grüble auch ich darüber nach, welche Alternativen es noch gibt... Ob die Lösung darin bestehen könnte, dass ich zwar näher zu ihm hin, aber eben nicht bei ihm einziehe. Also jeder sein eigenes Reich behält, man sich aber trotzdem auch unter der Woche öfter mal sehen kann, ohne dafür 2 Stunden pro Strecke im Auto zu sitzen. Und dann frag ich mich wieder, ob das nicht dazu führen würde, dass man doch wieder die meiste Zeit zusammen ist, mal in der einen, mal in der anderern Wohnung, man zu dem Punkt kommt wo es unsinnig scheint, zwei Wohnungen zu unterhalten und dann letzlich wieder bei der gemeinsamen Wohnung landet.
Bin gespannt, was hier an Ehrfahrungsberichten über alternative Paarlebensformen zusammenkommt
01.04.2015 21:42 •
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