Hallo ihr Lieben,
Meine Tochter ist anderthalb, ihr Vater ist gebürtig aus Ecuador und lebt auch dort. Wir waren im Grunde nie wirklich ein Pärchen, auch wegen der Distanz, emotional war die Zeit vor der Schwangerschaft voller Höhen und Tiefen. Kennengelernt hatten wir uns 2017 auf der Hochzeit einer Freundin.
Er steht voll hinter seiner Tochter, war zur Geburt einen Monat in Deutschland und im Coronawinter 2020/21 zweieinhalb Monate hier, um zu probieren, ob eine Beziehung oder ein Leben mit uns in Frage käme. Er hat sich dagegen entschieden. Im Grunde denke ich auch, dass er langfristig in Deutschland nicht glücklich wäre, da er sein Land liebt und dort alles was er hat aufgebaut hat. Er meint aber auch, dass er nicht genügend Gefühle für mich hat und wir zu unterschiedlich wären um eine Beziehung zu führen. Falls jetzt jemand überlegt, ob es irgendwie eine Lösung für uns wäre nach Ecuador zu gehen: Er möchte lieber, dass seine Tochter in Deutschland aufwächst.
Jedenfalls haben wir regelmäßigen Kontakt über Videoanrufe (ca. 3x die Woche) und ich denke ehrlich gesagt, was das Familienleben angeht, geht es mir besser als ihm. Ich denke er vermisst seine Tochter arg und er beneidet uns um unsere gemeinsame Zeit.
Ich selber vermisse ihn grundsätzlich auch, denke aber manchmal auch darüber nach, dass vieles komplizierter war, als er hier in Deutschland bei uns war und wahrscheinlich auch nicht gleich einfacher geworden wäre. Er hatte auch bei uns in der Wohnung gelebt.
Wobei mich das nicht von einer Beziehung mit ihm abgehalten hätte, da ich ihn auch immer noch sehr toll finde (Irgendeinen Schuss hat ja letzlich jeder ) und ihn auch noch liebe (Auch wenn er sagt, dass das ja nicht geht, weil Liebe ja keine Einbahnstraße wäre - also, wenn er mich nicht liebt, kann ich ihn ja auch nicht lieben).
Wir sind auf einer Basis respektvollen Umgangs verblieben und unser dauerhaftes Ziel wäre es, zumindest befreundet zu bleiben, körperlich finden wir uns aber immer noch sehr anziehend.
Ich tue mich aber schwer damit, auf die Freundesebene zu wechseln, und die Mentalität von Lateinamerikanern ist oft so, dass regelmäßig Komplimente gegeben werden, viel Nähe statt findet und ich als kühle Deutsche dann nicht einordnen kann, was jetzt wie gemeint ist. Manchmal habe ich auch den Eindruck, dass er genauso wenig loslassen kann wie ich, aber wie gesagt, das realistisch einzuschätzen ist schwierig für mich. Dieses emotionale Hin und Her macht mich ziemlich mürbe auf Dauer, auch wenn ich grundsätzlich mal dankbar dafür bin, dass es bei uns keinen Rosenkrieg gibt.
Kann mir jemand einen Rat geben, wie ich evtl. auf Dauer mehr Distanz in die Beziehung bekommen kann, ohne dass es dabei kaputt geht? Oder wie kann ich besser loslassen? Ich will halt grundsätzlich nicht mehr Distanz, ich hätte mmer noch dran geglaubt, dass eine Beziehung mit uns funktioniert hätte. Aber ich glaube auch, dass es besser wäre, ihn gehen zu lassen, um das Leben weiter zu leben. Irgendwann hätte ich ja gern schon wieder eine richtige Beziehung, und wenn er sagt, er will nicht, dann macht es ja eigentlich keinen Sinn, weiter dran festzuhalten.
Ich habe auch das Gefühl, dass ich allgemein ein Problem damit habe, wenn es niemanden in meinem Leben gibt, an den ich mich emotional "hängen" kann. Ich war seit meiner Teenagerzeit immer in einer Beziehung und kann mir gar nicht vorstellen, wie es ist, wenn "niemand" da ist. Meine Tochter ist ja kein Ersatz für einen Partner. Ich hatte gestern den Gedanken, ob es Sinn macht, sich dafür vielleicht professionelle Hilfe zu holen, aber ich weiß nicht, ob das nicht übertrieben ist.
Danke für eure Aufmerksamkeit
26.05.2021 10:16 •
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