Hallo!
Also ich muß schon sagen: Wenn hier wieder des öfteren die Rede davon ist, es wurde eine Ehe zerstört (oder gleich zwei), und die armen Kinder usw. - eine Beziehung wird nicht von jemandem zerstört, sondern die Beziehung ist bereits davor zerbrochen, sonst wäre es gar nicht möglich, daß jemand Drittes ins Spiel kommt. Unter der Voraussetzung, daß man Beziehung als eine Verbindung zweier Menschen sieht, die auf Liebe beruht - und sie nicht einfach als etwas Formelles sieht, als eine Art Geschäftsvertrag mit gegenseitigen Rechten und Pflichten, oder bestenfalls als eine Art paarhaften Kameradschaftsbund.
Mir scheint, so manche machen es sich etwas zu einfach und meinen, jemand anderer habe ihnen den Partner gestohlen, wie irgendeinen Gegenstand, den sich rechtmäßig erworben und nun in ihrem Besitz haben - vermutlich, um sich nicht eingestehen zu müssen, daß eben keine Liebe mehr da war. (Und wenn man, um sich besser zu fühlen und sein Weltbild von Gut und Böse aufrechterhalten zu können, schon einen Schuldigen braucht, dann sollte man diesbezüglich vor allem den Verführten in Verdacht haben - denn man kann einer Verführung ja auch widerstehen ... so man es eben kann, so man überhaupt Grund dazu hat.)
Im Gegensatz zu früher, wo ganz andere Verhältnisse und Voraussetzungen geherrscht haben, geht man heutzutage üblicherweise eben aus Liebesgefühlen heraus eine Beziehung ein und nicht aufgrund von Notwendigkeiten und gegenseitigen vernunftbegründeten Vorteilen. Und Gefühle gehen nun einmal ihre eigenen Wege, die lassen sich nicht festnageln wie ein Brett an der Wand, das sich dann nicht mehr bewegt. Auch lassen sie sich nicht herbei- oder wegzaubern - sondern sie sind eben, wie sie sind und was sie sind.
Bei Gefühlen geht es eben um das Leben und nicht um irgendwelche gedanklichen Konstrukte und Wunschvorstellungen, irgendwelche Formalismen und Rationalismen. Und das Leben und die Gefühle verhalten sich nun einmal nicht so, wie der Kopf sich das vielleicht vorstellt oder wie verwirrte Moralgesetzgeber es in ihrem Delirium irgendwann einmal festgeschrieben haben.
Aus diesem Grund kann ich solche Angriffe nur als Zeugnis einer erstaunlichen Ahnungslosigkeit und Realitätsverweigerung sehen, vermutlich aus einer eigenen Gekränktheit heraus.
Was sind denn Beziehungen, in denen es keine Liebe mehr gibt (oder womöglich nie gegeben hat), aus denen sich die Liebe verflüchtig hat, anderes als ein unwürdiges und lächerliches Schauspiel, das in Wahrheit gar niemandem etwas bringt - außer vielleicht viel Frust und einen latenten Liebeshunger? Sieht man in die Gesichter solcher Schauspieler der Liebe und trauten Zweisamkeit, findet man darin ja nicht Glück und Freude, sondern den Ausdruck von jemandem, der sich geschlagen gegeben und resigniert hat und vielleicht noch auf ein besseres Leben im Jenseits hofft.
Ich wünsche Dir alles Gute!
27.12.2014 18:41 •
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