Hallo,
ich bin ganz neu hier und möchte meine Geschichte erzählen. Ich hoffe, dass ihr die Geduld habt, bis zum Ende zu lesen, ich versuche es zu straffen. Also: ich bin 50 Jahre alt, mein Mann 51. Seit 20 Jahren verheiratet, seit 27 Jahren kennen wir uns. Zwei Söhne, 17 und 20 Jahre alt. Glückliche, wohlbehütete Jungs, die beide eine Ausbildung begonnen haben. Eigenes, schuldenfreies Haus. Materiell hat es noch nie an etwas gefehlt. An sich ein gutes Leben. Angefangen hat die Krise mit der Geburt der Jungs, die mich sehr in Anspruch genommen haben. Ich hatte keine Hilfe. Der ältere hat viel geweint. Musste 12 Stunden am Tag unterhalten werden. Keine Unterstützung. Auch nicht von meinem Mann. Wenn er von der Arbeit kam, hatte er nur Zeit für Haus und Garten (er räumt heute ein, dass er Fehler gemacht hat und mich in gewisser Weise im Stich gelassen hat). Gemeinsame Interessen haben wir so gut wie keine und er ist nie mir zuliebe irgendwohin mitgegangen, was ihn nicht interessiert hat (Theater, Fasching, Veranstaltungen von Vereinen im Dorf…) ich war fast immer alleine da. Mit einer Freundin und deren Mann. Wir haben uns total auseinandergelebt. Und auch die Liebe blieb auf der Strecke. Es war nur noch Gewohnheit. Wir haben versucht unsere Ehe zu retten, auch mit Hilfe einer Eheberatung. Haben es aber letztendlich nicht geschafft. Die Gefühle füreinander sind weg. Gegenseitig. Mein Mann liebt mich auch nicht mehr, ist aber trotzdem verletzt. Der Anstoß und die Unzufriedenheit gingen von mir aus. Er hätte einfach so weiter gemacht.
Seit Oktober letzten Jahres habe ich einen Freund. Von Anfang an mit Wissen meines Mannes. Aus Respekt kam es mir nie in den Sinn zu lügen. Er ist zehn Jahre älter als ich und seit 35 Jahren verheiratet. Seine Geschichte gleicht der meinen. Gutes Leben, wohlhabend, trotzdem unglücklich. Kurzum, mein Mann ist vor gut einer Woche ausgezogen, hat eine Freundin und richtet sich in seinem Leben ein. Wir verstehen uns einigermaßen gut und gehen fair miteinander um. Mein Freund ist ebenfalls in der Trennungsphase. Wer jetzt denkt alles gut und ich jubiliere, falsch gedacht...
Kein warmer Wechsel. Obwohl ich meinen Mann nicht mehr liebe, sagt man nach so vielen Jahren nicht einfach Tschüss und fertig. Die ganze Familie und das ganze Leben fällt schließlich auseinander. Wenigstens scheinen meine Söhne besser klar zu kommen, als ich gedacht habe.
Und was aus meinem Freund und mir wird steht in den Sternen, das ist alles noch ein sehr langer Weg, falls das überhaupt mal gut wird. Er hat momentan so gut wie keine Zeit für mich. Ist beruflich sehr eingespannt, renoviert für seine Frau ihre neue Wohnung (ist auch völlig in Ordnung!), kauft neue Möbel mit ihr etc. Alles gut soweit. Er wohnt 50 km von mir entfernt und wir werden wohl noch ein paar Jahre getrennte Wohnungen haben. Er wohnt in seinem Elternhaus, an dem er emotional hängt. Er hat es mit viel Liebe und Aufwand renoviert und möchte von dort nicht weg und ich bleibe bei meinen Söhnen noch mindestens drei Jahre in unserem Haus (bis sie ihre Ausbildung beendet haben, dann sieht man weiter).
Ich weiß nicht, ob man Verständnis für meine Gefühlslage aufbringen kann. Aber ich weine viel, bin sehr oft allein. Die ganze Situation tut weh. Die Trennung, das neue Leben, dass mein Freund kaum Zeit hat, dass es ihm auch nicht gut geht. Jeder von uns hat so viele Altlasten im Gepäck. Meine Söhne wissen bisher noch gar nicht, dass es ihn gibt. Er kommt bisher nicht in mein Haus und ich nicht in seins. Da ist noch so viel ungeklärt. Es fühlt sich gar nicht wie ein Neustart an, da sind so viele Schmerzen auf allen Seiten...
Ich weiß nicht, ob das jemals gut wird.
24.05.2016 11:23 •
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