Wie die Freundschaft retten?

Hallo ihr Lieben. Ich (21, gleichgeschlechtlich1) befinde mich momentan in einer ziemlich verzwickten Situation und bin nicht sicher, wie ich mich derzeit verhalten soll

Ich bin endlich in genau dem Beruf tätig, den ich immer wollte und bei meinem Arbeitgeber auch total zufrieden. Eigentlich alles, was ich immer wollte. Ich habe mit einem Kollegen recht schnell eine gute Freundschaft entwickelt, da wir einfach gemerkt haben, dass wir auf der selben Wellenlänge sind. Er erzählte mir dann irgendwann von seiner offenen Beziehung, und dass er darin momentan nicht mehr sonderlich glücklich sei und alles nach einer Trennung aussehe. Einige Zeit später folgten dann Nachrichten, in denen er mir sagte wie hübsch er mich finde und so. Mit seinen vorherigen Nachrichten im Hinterkopf hatte ich Angst zum ersten Mal in die Situation kommen zu müssen, jemanden mit dem man sich mittlerweile echt gut verstand und der einem auch schon ans Herz gewachsen ist in die Friendzone schieben zu müssen, denn mehr als eine (sich anbahnende) Freundschaft war da für mich nicht.

Letztlich kam es aber nicht dazu, sondern wir haben uns irgendwann sehr häufig (fast täglich) Nachrichten geschrieben. Mittlerweile hatte jedoch nicht nur er ein Verlangen nach mir entwickelt, sondern auch ich eines nach ihm. Alles driftete plötzlich langsam aber sicher Richtung Freundschaft Plus; etwas, das ich eigentlich nie wollte. Ich wollte zwischendrin mehrfach die Notbremse ziehen, da ich Sorgen hatte es könne sich einer in den anderen verlieben und das die Freundschaft zerstören, schließlich ist er in einer Beziehung, habe es aber (dummerweise) nicht getan. Und da ich ein sehr emotionaler Mensch bin, der sich sehr schnell bindet, konnte ich mir dann plötzlich tatsächlich mehr als nur Freundschaft Plus mit ihm vorstellen.

Vor kurzem hat sich seine Beziehungssituation wieder verbessert, allerdings ist er mit seinem Freund nach der Fast-Trennung in eine normale Beziehung gewechselt. Wir haben darüber gesprochen und wollen nun beide alles dafür tun, in eine platonische Freundschaft zurückzukehren, da uns unsere Freundschaft echt wichtig ist. Ich habe mich in dem Moment auch echt für ihn gefreut. Jetzt merke ich allerdings, dass mich die Sache doch deutlich mehr mitnimmt, als sie sollte und ich doch ziemlich emotional abhängig von ihm war bzw. bin, zumal ich mittlerweile weiß, dass er dem Gedanken einer Beziehung auch nicht grundsätzlich abgeneigt gewesen wäre und dass es ihm daher eventuell auch schwerer fällt, als er zugeben möchte (gut, ich habe ja auch so getan, als wäre es recht einfach für mich).

Auch wenn ich es immer verhindern wollte: Ich glaube rgendwie wird es jetzt doch kompliziert
Wir müssen auch immer eng zusammenarbeiten, also ist an eine Kontaktsperre momentan nicht zu denken. Ich würde so gerne verhindern, dass es jetzt komisch zwischen uns wird, aber ich weiß nicht, ob ich das schaffe Ich weiß gerade echt nicht mehr weiter.

Ich kann mich lediglich etwas mit dem Gedanken trösten, dass es vielleicht an dieser Stelle das beste war, das passieren konnte, da jetzt er die Notbremse gezogen hat, was ich leider nicht konnte. Für mich nur leider vielleicht schon zu spät

Zwei der klassischen und auch verheerensten Fehler:

- mit jemandem aus dem Job was anfangen
- mit jemand gebundenem was anfangen

Sorry, aber wenn du glaubst, ihr könnt wieder in eine normale Freundschaft zurück - definitiv nicht jetzt. Dafür sind die Emotionen zu präsent. Das ist derzeit nicht möglich. Du hast mit dem feuer gespielt und dein halber Körper brennt jetzt noch.

Je nachdem, wie sehr du unter der Situation leidest, würde ich einen Arbeitsplatzwechsel in Betracht ziehen und den Kontakt meiden. Er ist in einer komfortablen Position - er hat einen Partner und ist zumindest nicht alleine mit seinen Gefühlen, Gedanken und Sorgen.
Du schon - alleine mit Liebeskummer zu sein ist ein fieser Cocktail. Dann noch das verlieren des Menschen den man will an eine andere Person, inkl. Kopfkino. Heftiger Tobak.
Du kannst die Kommunikation auch auf ein Minimum runterfahren ihm gegenüber.
Wichtig ist aber dass du begreifst, dass derzeit keine Freundschaft bei euch möglich ist. Versuch es erst gar nicht, es wird dir nur noch mehr weh tun und dein Leid verlängern.

Eine alternative zu dem beschriebenen Weg bestünde darin, ihm ehrlich zu sagen, was du hier aufgeschrieben hast (wieso denn nicht?). - Und ihm dabei klar machen, dass du den Kontakt daher soweit wie möglich reduzieren wirst, nicht weil du ihn haßt, sondern weil du aus der Bahn geraten bist. Ihm das ehrlich zu erläutern, erfordert allerdings etwas Mut von dir.

Viel Kraft!

Zitat von Dankbarkeit:

Eine alternative zu dem beschriebenen Weg bestünde darin, ihm ehrlich zu sagen, was du hier aufgeschrieben hast

Das finde ich auch gut. Gleichgeschlechtliche Liebe kann ich jetzt so nicht beurteilen, aber du scheinst sehr in deinen Gefühlen aufzugehen. Ich würde deine Situation als Prüfung für das real live sehen, die man auch zu bestehen hat. Dein Freund in spe ist abgesichert, hält sich an die Vorgaben (job correctness, platonischer Ansatz). Der kann damit umgehen. Für dich ist es ungleich schwieriger, deshalb solltest du deine Schritte/Verhalten vorsichtig planen.
Im Job kann man sehr wohl eine pikante Situation (hier: zu nahes Verhältnis zum Arbeitskollegen) zufriedenstellend klären; muß man sich eben die Mühe machen. Das Angebot mit dem eher freundschaftlichen Umgang wurde von deinem Kollegen schon gemacht, bzw. besprochen. Es spricht nichts dagegen, wenn man in der nächsten Zeit ruhig bleibt u. auf Abstand geht.
Du solltest deinerseits aufpassen, daß du nicht das Kind mit dem Bade ausschüttest. Sonst machst du am Ende mehr kaputt, als allen lieb ist. Ich meine, für dich ist wichtig daß du dich mitteilst. Damit du verstanden werden kannst, solltest du das auch tun. Du mußt dich nicht mit deinen Gefühlen verstecken. Auch wenn du weißt, daß deine Liebe/Zuneigung nicht im gleichen Maße erwidert wird, ist es doch schön wenn man jemand liebt und weiß, derjenige weiß es auch.

Danke für eure Hilfe schonmal.

Ich habe ihm tatsächlich gestern gesagt, wie es ist. Wenn wir eine Freundschaft behalten wollen, dann geht es für mich auch nur auf der Basis, dass wir weiterhin so ehrlich zueinander sind, wie wir es bisher waren.
Was soll ich sagen, es hat das Problem natürlich nicht gelöst, ich fühle mich aber trotzdem auf eine Weise bereits etwas besser dadurch. Er hat es auch voll verstanden und sich gefreut, dass ich so ehrlich zu ihm bin; und das wollen wir auch beide weiterhin zueinander sein. Ich muss jetzt mal schauen, wie sich meine Emotionen in den nächsten Wochen entwickeln und dann sehen wir weiter.