Zitat von wantocry:Vor ca. 4 Wochen hat meine Frau (37) mir gebeichtet, dass sie sich in ihren Chef (50) verliebt hat. Es hat sich einfach so entwickelt, sie arbeiten in einem kleinen Team sehr eng zusammen, und aus guter Freundschaft ist nun eine emotionale Affäre geworden. Sie hat es mir gebeichtet, weil sie mit der Lüge nicht leben konnte und wollte. Es hängt auch einiges dran, wir haben vor 7 jahren geheiratet, waren davor aber schon 7 Jahre ein Paar. Haben zwei Kinder 3 und 5 und haben vor 2 Jahren ein Haus gebaut.
O.k., laß uns dieses erste Zital mal dezidiert aufdröseln:
1.
Deine Frau hat sich verliebt. Das heißt, sie ist derzeit - rein biochemisch gesesehen - in einem Zustand, wo sie ihre Hormon- und Gefühlswelt tatsächlich nur noch schwer kontrollieren kann. Dieser Zustand kann mehrere Tage, Wochen oder auch Monate anhalten - spätestens nach 2 Jahren ist er für die meisten Menschen in der akuten Form vorüber. Wenn Du Dir Geliebtenthreads in diesem Unterforum anschaust, wirst Du rasch erkennen, daß er durchaus die Züge einer Sucht annehmen kann - übrigens nicht nur bei Frauen.
Mit allzuviel Vernunft würde ich bei jemand in
der Matrix erst mal nicht rechnen.
Soll keine Entschuldigung für irgendwas sein - ich konstatiere erst mal nur die Fakten - mehr nicht.
2.
Das Ganze ist am Arbeitsplatz passiert und dort wird sie diesem Mann täglich begegnen. Das macht ein Entlieben umso schwerer. Bildlich gesprochen ist das so, als würde die Arbeitsagentur von einem notorischen Brandstifter erwarten, bei der Feuerwehr anzufangen und das über bis zu zwei Jahre hinweg, ohne je was anzuzünden.
Fakt ist, daß damit eher nicht zu rechnen ist - es sei denn, die Arbeitsagentur sieht von diesem Schwachsinn ab.
(Achtung: Das Bild zielt in Richtung Arbeitsplatz Deiner Gattin.)
3.
Natürlich kann man das Aufkommen von Gefühlen für andere Menschen nur bedingt steuern. Dennoch nehme ich Deiner Frau das einfach so nicht ab.
Der Affairenmann ist also nicht nur verheiratet, sondern auch ihr Vorgesetzter und das in einer kleinen Firma?
Fakt ist, daß solche Geschichten in so einem Rahmen nicht nur eher im Kollegenkreis auffliegen, sondern sich im Trennungsfall auch schlechter bewältigen, als in einem Großkonzern, wo einer von beiden sich im Trennungsfall (zumindest vielleicht) in eine andere Abteilung versetzen lassen und so dem anderen eher aus dem Weg gehen kann - so daß niemand die Stelle unbedingt wechseln muß.
Fakt ist, daß sowohl Deine Frau, als auch ihr Vorgesetzter hier eine Lücke an Professionalität offenbaren, die einfach nur erschütternd ist. Vor allem in seinem Fall, denn solche Affairen können den Betriebsfrieden erheblich stören, woran er als Manager kein Interesse haben sollte - Deiner Frau wiederum kann es den Ruf so derart ruinieren, daß sie kollegialen Anfeindungen ausgesetzt wird - spätestens, sobald jemand meint, sie erlange berufliche Vorteile durch dieses Verhältnis.
Vielleicht hilft es, wenn Du ihr das nochmal deutlich vor Augen führst?
4.
Was meinst Du mit Freundschaft - verbringen
die etwa nach der Arbeit noch ihre Freizeit miteinander, während
Du daheim nach den Kindern schaust?
Fakt ist, daß Deine Frau dann auch voll arbeiten könnte - also wenn sie ihren freien halben Tag eh nicht mit der Familie verbringt, sondern sogar mit Chef bzw. KollegInnen, hat sie offenbar zuviel Freizeit.
Immerhin würde das ihre Chancen auf eine andere Stelle am Arbeitsmarkt deutlich erhöhen.
5.
Du schreibst, daß Deine Frau es Dir gebeichtet hat, weil
sie es mit der Lüge nicht mehr aushalten konnte.
Offenbar ist auch ihr Verhältnis nicht wirklich geklärt - ähem: Wo bleiibst Du denn bei alldem?
Fakt ist doch wohl, daß Du und die Kinder durch diese Beichte erheblich in Mitleidenschaft werden. Deine Frau hat diese Ehe- und Familienkrise verursacht - wie gedenkt sie denn jetzt damit umzugehen? Was ist ihr Plan, welche Zeitschiene schwebt ihr dabei vor? Oder will sie Euch alle jetzt etwa solange am ausgestreckten Arm verhungern lassen, bis ihre Hormone sich wieder beruhigt haben oder der Typ sie abserviert und gefeuert hat (oder beides)?
Wo bleibt Ihr denn alle dabei?
Zitat von wantocry:In den vergangen Wochen haben wir schon viel gesprochen, mal gute mal weniger gute Gespräche. Sie sagt sie hat sich schon die vergangenen Jahre von mir entliebt, wir haben aber nie darüber gesprochen.
Fakt ist: Wenn
sie sich entliebt, muß sie auch darüber reden und nicht wir.
Zitat von wantocry:Nun hat sie das Problem, das der Bauch sagt sie will zur neuen Beziehung aber der Kopf sagt sie will der alten eine Chance geben.
Fakt ist, daß nicht nur sie ein Problem damit hat, sondern Eure ganze Familie grad' mal vor dem Aus steht deswegen.
Zitat von wantocry:Sie ist sich klar, dass egal welche Entscheidung sie fällt, jemandem das Herz brechen wird.
Fakt ist, daß diese Entscheidung nicht nur bei ihr liegt, sondern auch bei Dir. Warum also gestehst Du ihr hier ein Monopol zu?
Zitat von wantocry:Letzte Woche ist herausgekommen, das die Frau der Affäre seid 3 Jahren auch eine Affäre hat. Somit scheinen die Fronten auf der Seite geklärt. Ich scheine der einzige dumme in dieser konstellation zu sein, dem Werte und seine Frau etwas bedeuten. Ich will unsere Ehe nicht einfach aufgeben.
Was die Frau Deines Nebenbuhlers macht, geht weder Dich, noch Deine Frau irgendetwas an und gehört nicht hierher.
Was die hohen Werte (hier: Ehe, Lebensbund) betrifft, so bin ich der Meinung, daß man sie auch mit Füßen treten kann, indem man die Zügel allzu locker läßt. Und mal ehrlich: Ist das wirklich noch die Frau, die Du mal geheiratet hast?
Fakt ist, daß Du womöglich nichts mehr aufgeben würdest, was derzeit noch existiert. Das tat es vielleicht mal, ist aber zumindest momentan nicht gegeben und ob es zurückkommt, steht in der Glaskugel.
Mein Rat: Definiere doch mal ganz für Dich allein, was genau die Frau ausmacht(e bisher), die Du nicht aufgeben willst. Dann vergleiche diese Definition mit dem, was aktuell und ganz real davon übrig ist. Abschließend entscheide selbst, ob Du diesen Rest wirklich unbedingt festhalten willst oder nicht.
Fakt ist übrigens auch, daß man Menschen nicht besitzen kann. Dem Wollen steht das aber natürlich nicht im Weg und wer nicht mal weiß, was er will, der erreicht natürlich per sé rein gar nichts.
Zitat von wantocry:Sie hatte sich wohl erhofft das nun die Gefühle zu mir wieder zurück kommen, kommen sie aber wohl nicht (oder nicht so schnell wir wollen). Sie kann auch immer noch nicht von ihrer Affäre loslassen.
Fakt ist, daß es Dich nicht kümmern muß, was Deine Frau jetzt noch alles will und was nicht. Worum es hier geht ist vielmehr, was Du eigentlich willst (siehe oben) und welchen Preis Du dafür zu zahlen bereit bist.
Denkbare Szenarien reichen von einer generellen Öffnung Eurer Ehe (damit auch Du Dir mal ein wenig Abwechslung verschaffen darfst, ist ja schließlich keine Einbahnstraße), über eine vorübergehende, zeitlich fest definierte und auch räumlich durchgezogene Trennung (= einer von Euch beiden zieht aus - klär aber bloß vorweg mit einem gescheiten Familienanwalt, was für rechtliche Konsequenzen es für Dich haben kann, wenn Du derjenige sein solltest, welcher - ehe Du ihr das auch nur anbietest!), bis hin zu einem endgültigen Cut nach dem Motto: Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.
Für welchen dieser Weg Du Dich entscheidest, hängt von Deinen persönlichen Befindlichkeiten ab, da rede ich grundsätzlich niemand rein. Allerdings sei noch eines dazu gesagt: Es sollte nicht in eine Richtung gehen, wo Du am Ende den eigenen Anblick im Spiegel nicht mehr ertragen kannst, nur weil
Du Dir die alleinige Verantwortung dafür aufbürdest, was
sie da gerade vom Zaun gebrochen hat.
Klar kann es jeden mal heiß erwischen, was das Verlieben betrifft. Aber dann auch noch dabei den Ton angeben zu wollen, steht Deiner Frau längst nicht mehr zu. Sie ist kein erstverliebter Teenie, sondern eine Mittdreißigerin, die das (angeblich) nicht zum ersten Mal erlebt und sie ist kein Single, sondern hat ebenso Verantwortung Dir und den Kindern gegenüber, wie Du. Wenn hier derzeit jemand dabei ist, was aufzugeben, ist sie das - bitte laß Dir nichts anderes einreden, auch nicht von Dir selbst.
Zitat von wantocry:Sie hat mir versprochen zu sagen wenn etwas passiert ausser Gespräche und Umarmungen. Sie will aber auch gerade nicht ihren Job kündigen und sich ganz auf die Ehe retten konzentrieren, weil es ihr nicht gut tun würde.
Entschuldigung: An dieser Stelle habe ich mich ernsthaft gefragt, wer von Euch beiden seine Position mehr verkannt hat.
Zitat von wantocry:Und hier stehe ich nun, mit einer Frau die sich nicht ganz für mich entscheiden kann, meinen Gefühlen für sie, dem willen um sie zu kämpfen aber dem großen Fragezeichen wie ich mich richtig verhalten soll.
Wie steht es denn mit Deinem Willen, um Dich selbst zu kämpfen?
Zitat von wantocry: Denn das wird mir immer klarer, ein lass uns Freunde bleiben werde ich zumindest mittelfristig nicht können.
Wer sagt denn, daß Du das sollst?
Sorry für die Länge und den nüchternen Ton nimm bitte nicht persönlich. Ich bemühe mich lediglich, Dein Anliegen so sachlich zu beleuchten, wie's mir möglich ist und nehme eigene Emotion dabei bewußt raus - nicht aus Mangel an Empathie, sondern um den Focus auf das zu legen, worüber Du selbst stolpern, nachdenken und Entscheidungen finden solltest.