Hallo.
Ich hatte mich hier schon vor ein paar Wochen angemeldet, weil ich damals schon wusste, dass es schiefgehen wird und ich hier vielleicht etwas Beistand und Hilfe bekommen könnte. Ich will es einfach nur loswerden, weil ich hoffe, dass es mir gut tut.
Also ich versuche mal, mich zu konzentrieren, denn es könnte lang werden.
Ich war bis Ende Dezember 2016 mit meinem Ex-Mann zusammen und hatte die Trennung sehr schnell überwunden. Seit Februar 2017 ging es mir dann schon wieder relativ gut. Ich habe einen Sohn, 12, mit dem ich zusammen wohne und alles war prima. Ich bin ein Mensch, der sich nach Zweisamkeit sehnt und so hatte ich mich bei einer Partner-App angemeldet. Ich war einfach neugierig. Dort habe ich dann auch nach einigen Wochen jemanden gefunden, der mir gefiel und derjenige hat mich dann auch angeschrieben. Nach ein paar Textnachrichten (über zwei, drei Tage) rief er dann auch schon an und ich hatte mich dann auch sofort in seine Stimme verliebt. Auch dass was er sagte, fühlte sich mega gut an und ich merkte dass ich auf dem sicheren Weg war, mich ernsthaft in ihn zu verlieben obwohl ich ihn noch nie gesehen hatte. Es dauerte dann auch nicht lange und wir vereinbarten unser erstes Treffen. Ich weiß noch genau wie aufgeregt ich war. Ich wusste durch die täglichen Telefonate schon viel durch seine sehr aufgeschlossene Art.
29.07.2017: Schon zum ersten Treffen kam er zu spät. 20 Uhr hatten wir vereinbart und ich hatte von ihm tagsüber nichts gehört. 19.30 Uhr schickte ich ihm dann eine Nachricht, ob er noch leben würde. 10 Minuten später rief er an und sagte, dass er gerade auf der Autobahn sei und auf der Nachhausefahrt sei. Natürlich wollte ich das Treffen absagen, aber er wollte nichts davon hören, verstand aber, dass ich sauer war. Ich ließ mich letztlich doch dazu überreden, weil ich nichts zu verlieren hatte. Ich sagte: Ok, fahr nach Hause, geh duschen und zieh dich um und gib mir Bescheid wenn du losfährst. Natürlich bin ich eher losgefahren, weil ich vor ihm da sein wollte. Als wir uns trafen, war ich ich sofort in ihn verliebt. Das was ich vor mir hatte, setzte mir sofort die rosarote Brille auf. Wir hatten dann in der Stadt beim Spanier unser erstes Date, was wie im Märchen war. Wir hatten uns von 22 Uhr bis 2:15 Uhr morgens unterhalten und spürten, dass wir uns anzogen. Aus meiner jetzigen Sicht, weiß ich, dass er sich auch verliebt hatte.
Seit dem rief er mich jeden Tag an. Da er beruflich viel unterwegs und eingespannt ist (Vertreter) haben wir uns aber nicht oft gesehen. Meist nur einen Tag am WE. Ich kann mich gut an das zweite Date erinnern, was absolut schön war. Er ist ein sehr romantischer Typ und weiß auf eine Frau einzugehen, die er haben möchte. Meine rosarote Brille wurde nur dicker und größer. Ich war von da an absolut verliebt in ihn und ihm absolut verfallen, wenn ich es aus heutiger Sicht betrachte.
Ende August wurde er dann krank, er bekam eine Thrombose im Bein und unsere Beziehung wurde gleich zu Anfang also auf die Probe gestellt. Ich fing an mich um ihn zu kümmern. Ich habe ihn zwar nie angerufen, weil er das eigentlich immer tat. Aber innerlich begann ich von da an, mich aufzuopfern. Ich bin so oft es ging zu ihm gefahren (20 min. mit dem Auto) und war einfach bei ihm. Wir haben die Zweisamkeit trotzdem genossen und ich dachte schon damals: hoffentlich schweißt uns das zusammen.
Wir verstanden uns einfach super gut und er erzählte mir immer, dass ich seine absolute Traumfrau sei und wo ich die letzten 15 Jahre gewesen sei. Er hat mir sehr viel von sich preisgegeben. Er hat eine Tocher, ect. seine ganze Lebensgeschichte, wie das eben so ist während der Kennenlernzeit.
Ich hatte immer das Gefühl, gut aufgehoben zu sein bei ihm. Trotz, dass er krank war und später gar nicht mehr laufen konnte, versuchte er immer, sich um mich zu kümmern, so wie das eben ein Mann tut, wenn er eine Frau erobern will. Eines Abends sagte er dann plötzlich, dass er seinen Freunden von mir erzählt hat und er mich nun als seine Freundin sieht. Das hat mich natürlich unendlich glücklich gemacht und die Hoffnung, meinen Traummann gefunden zu haben, wuchs ins Unermessliche. Und meine Blindheit auch:
Ich habe übersehen wie schmutzig seine Wohnung war. Es war überall Dreck in allen Räumen und das Geschirr stand seit Wochen benutzt da. Dumm, wie ich war, habe ich die nächsten Wochen immer mal seine Wohnung gesäubert. Ich war sogar für ihn einkaufen. Damals konnte er ja noch nicht laufen und ich dachte immer: Wenn er wieder gesund ist, wird das schon wieder.
Er hatte sich zwischendurch auch mal mit einer Rose bei mir bedankt und ich war seelisch.
Anfang Oktober war er dann wieder fit und konnte wieder laufen. Von da an dachte ich, jetzt können wir endlich raus, was unternehmen, uns als Liebespaar ausleben. Aber nichts davon passierte. Was mich auch sehr störte. Ich konnte ihn zu nichts begeistern, mal mit mir weg zu gehen. Wir haben fast jedes WE nur auf seinem oder meinem Sofa verbracht und haben TV geschaut und in den Tag hineingelebt. Von da an, wurde ich immer unzufriedener. Dadurch dass er in der Woche aber jeden Tag anrief und wir stundenlang miteinander redeten, vertiefte sich unser Verbundenheitsgefühl. Anfangs überraschte er mich manchmal mitten in der Woche und kam abends und wir redeten die ganze Zeit und es fühlte sich richtig an. Wir hatten eine schöne Zeit, wie Verliebte sie sie haben.
Aber ich konnte nie etwas mit ihm planen. Er war beruflich immer beschäftigt und meinte dann immer erst freitags abends: Hey, was machst du, kommst du vorbei oder komm ich zu dir? Da er raucht, bin ich meist hingefahren. Er ist Kettenraucher und wenn wir in meiner Wohnung waren, sind wir ständig rein und raus gerannt. Das nervte mich sehr.
So vergingen die Wochen und irgendwann lernte ich auch seine Tochter kennen. Mit ihr kam ich sofort klar und sie mit mir auch. Auch zu seinem Chef nahm er mich mit und am 1. Weihnachtsfeiertag sogar mit zu seiner Mutter. Das verlief alles recht gut. Ich fragte dann, wie stellst du dir Silvester vor? Er hatte wie immer, nichts geplant. Er ist einfach so. Er ist ein mensch, der sich vorher auf nichts einstellen will. Er ist ein Freestyler, wenn es ums sein Privatleben geht. Lebt ohne jede Struktur oder Beständigkeiten. Außer, wenn er seine Tochter zur Schule fährt. Da ist er pünktlich. Sie lebt bei ihrer Mutter. Er sieht sie regelmäßig, meist bei ihr Zuhause.
Worauf ich eigentlich hinaus will, ist die schlimme Tatsache, dass ich den letzten 8 Monaten meinen Sohn vernachlässigt habe. Ich habe mich einfach zu sehr auf meinen Partner fokusiert und alles um mich herum vergessen. Diese Erkenntnis trage ich jetzt schon ein paar Tage mit mir rum und ich schäme mich sehr, habe ein schlechtes Gewissen. Mein Sohn ist zwar sehr selbstständig, geht raus, hat Freunde aber wenn er abends zu Hause auf mich gewartet hat, war ich nicht da und dafür hasse ich mich zur Zeit. Natürlich habe ich schon sehr viel mit meinem Sohn in den letzten Tagen gesprochen und ihm gesagt, dass von jetzt an, alles wieder so wird wie früher. Hinzu kommt, dass er ja ein Scheidungskind ist und seinen Vater, der keinen Draht zu ihm hat, kümmert sich leider auch nicht um ihn.
So geht es mir nun ziemlich mies und ich hatte gestern Abend endlich das Gespräch mit meinem Ex-Partner, was ich eigentlich schon vor Monaten hätte mit ihm führen sollen. Ich habe ihm gesagt, dass es ein Fehler von mir war, ständig so für ihn da zu sein und immer zu ihm zu fahren und meinen Sohn allein zuHause gelassen habe. Ich wollte wissen, was seine Vorstellungen von einer Beziehung sind und ob er überhaupt mal das Ziel im Leben hat, nochmal mit einer Frau (und Kind) zusammen zu wohnen, wie eben fast jeder sich das wünscht. Er hat mir seine Vorstellungen genannt. Sie stimmen nicht mit meinen überein. Er kann sich nicht vorstellen zu uns zu ziehen und was eine Wohnungssuche betrifft meinte er nur, dass er nichts überstürzen möchte.
Das Gespräch gestern dauerte fast 2 Stunden und ich weiß er war sehr ehrlich. Aber ich habe gemerkt, es passt nicht, was mich natürlich sehr ernüchtert, weil ich sehr verliebt in ihn war. Trotz, dass ich eigentlich ständig Bedenken und Zweifel hatte. Die ganzen 8 Monate. Aber ich wollte vieles nicht wahrhaben und habe es verdrängt. Seine ganze Lebensweise. Er raucht ständig, ernährt sich ungesund, bewegt sich kaum, spuckt sogar Essenreste in der Wohnung aus. Jede Frau kriegt da die Krise. Aber ich war blind. Blind vor Liebe. Er hat mir den Kopf verdreht mit seiner romantischen Ader und Art und Weise, auf mich einzugehen. Ich bin absolut drauf angesprungen. Ich habe ihn als Mensch immer auf ein Podest gestellt.
Er hat auch relativ wenig mit mir geschlafen. Er hatte mir gleich zu Anfang Dil. geschenkt und war mit mir einen Vibr. kaufen. Obwohl der das wirklich nicht nötig hätte. Ich weiß nicht wie ich das deuten soll. Ich weiß, dass er sich etwas zu dick fühlt, aber ist das für einen Mann ein Grund, nicht mir seiner Frau zu schlafen?
Nun will ich erstmal wieder zu mir selbst finden und den Schmerz der Erkenntnis überwinden, verarbeiten, loswerden.
Eine Pro-Contra-Liste möchte ich noch schreiben. Ich glaube das wird mir auch helfen.
Er ist ein sehr phegmatischer Mensch, zwar auch sehr sensibel und klug und bei seinen Kumpels recht angsehen. Er kann sich gut ausrücken und ist beruflich erfolgreich. Aber ob er ein Beziehungsmensch ist, so wie sich das die meisten vorstellen, das wage ich zu bezweifeln. Vor mir hatte er 5 Jahre lang immer nur kurze Beziehungen, die nicht länger als 8 Wochen gingen. Schon das fand ich damals seltsam. Aber die Verliebtheit war stärker.
Ich habe mich emotional total abhängig von ihm gemacht und war dadurch die ganzen 8 Monate eigentlich unglücklich. Nicht nach außen hin, nur innerlich. Ich habe ihn nie beklammert, angerufen oder gar kontrolliert. Im Gegenteil, manchmal habe ich mich sogar rar gemacht, weil ich sehen wollte was passiert. Ich hatte ihm immer vertraut. Zum Valentinstag hatte ich noch seinen Wohnungsschlüssel bekommen. Er mag es nicht, wenn Leute ihn einfach besuchen. Seine vier Wände ist sein Rückzugsort.
Nun möchte ich mich endlich wieder auf meinen Sohn fokusiern! Ich möchte wieder eine gute Mutter sein und ihm Sicherheit geben. Alles nach und nach wieder aufbauen. Ich habe viel geweint in den letzten Tagen und werde sicher noch öfter weinen.
Aber nun kann ich endlich aufhören, zu warten, dass er anruft, oder dass er mich eventuell überrascht und vor meiner Tür steht. Auf jedes Auto auf der Straße zu schauen, welches mit seinem Ähnlichkeit hat. Ich habe schon krankhafte Verhaltensweisen angenommen. Sogar meinen eigenen Haushalt habe ich zwischenzeitlich vernachlässigt, obwohl ich sehr häuslich bin. Ich werde sicher noch viel darüber lesen, wie man loslässt und sich emotional wieder unabhängig macht. Mir werden jetzt im Nachhinein noch viele Dinge einfallen, die ich verdrängt habe. Ich werde vieles wahrscheinlich noch hier nachtragen.
06.04.2018 22:12 •
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