Danke für den Tipp. Ich habe mal reingeschaut und obwohl mich dieser us-amerikanische Perfektionismus nicht anspricht, ist es ein interessantes Experiment. Zunächst denke ich, dass es zeigt, wie vermeintlich willkürlich zusammen gebrachte Menschen sich ineinander verlieben können. Das Setting erinnert mich an das Experiment mit der Hängebrücke auf der sich Menschen ineinander aufgrund des Settings verliebten. Die Aufregung, der Nervenkitzel, Angst und das Ausgeliefertsein verband die Menschen und ließ den anderen als so etwas, wie einen Seelenpartner erscheinen.
Hier fungiert das Setting wie eine Therapie. Die Protagonisten hätten ebenso mit einem Therapeuten zusammensitzen können, nur mit dem Unterschied, dass in solch einer Situation ein professioneller Abstand besteht und verlieben nicht beabsichtigt ist.
Ich denke was offensichtlich wird, ist dass sich alle danach sehnen gesehen, erkannt zu werden als das, was sie sind. Im Grunde kann das Setting das nicht leisten, auch wenn sie sich ohne sich vorher gesehen zu haben, kennen lernen. Für mich macht es, nachdem ich mir das ganze angesehen habe, gar nicht so einen großen Unterschied, dass sie sich jetzt gesehen haben oder nicht. Es ist eben eine zusätzliche Ebene, die an der Art und Weise, wie und was wir auf den anderen projizieren, nicht viel ändert.
Für mich war das Äußerliche immer ein Teilaspekt der Anziehung für den anderen, aber nicht ausschlaggebend. Ein schöner Teller macht mich nicht glücklich, wenn ich davon nicht essen kann. Ich glaube dennoch nicht, dass wir nur aufgrund eines anderen Settings des Kennenlernens mehr Chancen auf eine erfolgreiche, funktionale, liebende, erfüllende Beziehung haben.
Es zeigt sich immer erst langfristig (in the long run), wie gut zwei Menschen zusammenpassen. Wenn es wirklich nur vom dem ersten Kennenlernen, von dieser ersten Phase abhängen würde und möglichst viele Übereinstimmungen in Werten, Persönlichkeitsmerkmalen, Interessen, also die Passung wäre, dann hätten Datingplattformen, die auf Persönlichkeitstests setzen, eine weitaus höhere Erfolgsquote beim Matching. Aber es ist bisher keiner Plattform gelungen, das Rätsel der Liebe, sofern eines existiert, wirklich zu entschlüsseln.
Auch dieser Moment der Verbindung (connection) also dieser Funken (spark), sagt nicht viel über die Funktionalität zweier Menschen miteinander aus (rational formuliert). Partnerschaft hat etwas mit Bereitschaft zu tun, mit Investition, Kompromissbereitschaft, mit Liebe, weniger Verliebt sein, Wachstum. Natürlich ist Anziehung nicht unwichtig, aber Partnerschaft wächst darüber hinaus.
Ich finde die Serie insgesamt interessant, um ein therapeutisches Konzept daraus entwickeln zu können. Ein Setting, dass es Menschen ermöglicht ihre emotionalen Rucksäcke zu bearbeiten. Da denke ich an Vivian Dittmar, die das Konzept der emotionalen Entladung entwickelt hat. Das finde ich spannend und kann mir vorstellen, dass mit jemanden zu unternehmen, den ich weder sehe, noch kenne. Jedoch nicht unter dem Aspekt sich in diese Person zu verlieben.
Dieses Experiment würde ich sofort mitmachen. Geniale Geschäftsidee