Hallo an alle,
ich habe dieses Forum – natürlich aus gegebenem Anlass – vor ein paar Wochen gefunden und die Geschichten die man hier liest, können einem ganz schön an die Nieren gehen...
Und seit mir meine Ex-Freundin vor drei Monaten gesagt hat, daß sie mich nicht mehr liebt bin ich ziemlich am Ende. Wir waren zwar nur recht kurz zusammen (9 Monate) und mußten auch eine extreme Distanz-Beziehung führen, aber trotzdem waren die (anfangs) gegenseitigen Gefühle sehr intensiv und aufrichtig.
Ich will mich kurz halten, deshalb nur schnell die äußeren Umstände: ich lebe zur Zeit in den USA, habe hier studiert und meine Ex-Freundin an der Uni kennengelernt. Zusammengekommen sind wir aber erst nach Ende des Studiums, und zwar zwei Wochen bevor sie wieder in ihre Heimat (Puerto Rico) zurück mußte. Diese ersten Wochen (ich habe sie dann auch bald besucht) waren unglaublich schön, wir haben es beide genossen, endlich wieder jemanden gefunden zu haben und waren überzeugt, daß wir es schon schaffen würden.
Der Grund ihrer relativ überstürzten Abreise war ihr damals einjähriger Sohn, den sie (ungewollt) aus einer früheren Beziehung (eher Affäre) hatte. Der Vater des Kindes hat ihr mit einem Sorgerechtsprozess gedroht, was ihr natürlich panische Angst eingejagt hat. Ich wußte von ihrem kleinen Sohn und habe mir auch vorher gut überlegt, ob ich mir eine Beziehung mit ihr vorstellen könnte. Und ihr Kind habe ich absolut nicht als Hinderungsgrund gesehen, im Gegenteil, ich hatte den Kleinen richtig ins Herz geschlossen. Ich habe Kinder sowieso gerne und fühle ich mich langsam einer so verantworungsvollen Aufgabe auch gewachsen.
Naja, jedenfalls haben wir sehr schnell gemerkt, daß unsere Beziehung sehr, sehr schwierig werden würde. Es war ihr natürlich wichtig, daß ihr Sohn Gelegenheit hat, seinen Vater zu sehen und in einer stabilen Umgebung aufzuwachsen. (d.h. in der Großfamilie auf Puerto Rico; in spanischsprechendem Umfeld). Deshalb hat sie die Entscheidung getroffen, auf Puerto Rico zu bleiben, was von meinem Wohnort sechs Flugstunden entfernt ist. Diese Entscheidung hat mich schon Böses ahnen lassen, ich konnte aber verstehen, daß das Wohlergehen des Kleinen für sie Priorität hat. Ich bin dann so oft es mir meine Arbeit und das Geld erlaubt hat zu ihr geflogen und wir haben alle zwei Tage telefoniert.
Mit der Zeit ist ihr aber alles über den Kopf gewachsen. Allein die Aufgabe, Job und Kind unter einen Hut zu bringen war gigantisch, obendrauf hat ihr der Vater des Kindes (den sie schon seit Langem verabscheut) nichts Besseres zu tun, als ihr ständig Steine in den Weg zu legen. Und ich konnte nicht bei ihr sein um ihr beizustehen!!! Diese täglichen Kämpfe haben sie soweit zermürbt, daß von ihrer Liebe zu mir nichts mehr übriggeblieben ist. Das ist am schwersten zu verstehen, denn am Anfang war ich von ihrer Leidenschaftlichkeit und Zuneigung manchmal sogar etwas überrascht...
Davon ist nichts geblieben, stattdessen ist in ihr die Angst, wieder ungewollt schwanger zu werden immer größer geworden. Natürlich kann man sich dagegen schützen, haben wir auch getan, das Problem war aber eher psychischer Natur. Intimität war für sie irgendwann fast nicht mehr möglich und zum Schluß hat sie mir gesagt, daß sie einfach nicht in der Lage ist, eine Beziehung zu führen, noch dazu eine, die mit solchen Schwierigkeiten zu kämpfen hat.
Wir haben uns nicht im Streit getrennt, sie hat genausoviele Tränen vergossen wie ich selbst. Ich habe 6 Wochen lang versucht, um uns zu kämpfen, bin natürlich auch noch einmal zu ihr geflogen, letzen Endes hat es aber alles nichts mehr genützt. Wir haben dann einvernehmlich beschlossen den Kontakt abzubrechen, es war (ist) für mich nicht möglich einfach nur ein guter Freund zu sein, und mich leiden zu sehen hat ihr auch sehr weh getan.
Ich bin nicht wütend auf sie, sie hat mich nie hintergangen oder betrogen oder schlecht behandelt, da ist kein Hass sondern nur diese unendliche Traurigkeit. Zur Zeit funktioniere ich so vor mich hin, ich fühle mich wie ein Roboter, der die täglichen Aufgaben mechanisch abarbeitet aber ausser Trauer fühle ich mich wie betäubt.
Ich könnte noch viel mehr schreiben (werde das bei Fragen natürlich gerne tun), will es aber erst einmal damit bewenden lassen... Für sämtliche Tips, wie ich aus diesem Loch wieder rauskomme bin ich sehr dankbar, genauso wie für Meinungen und Kommentare.
Obwohl ich eigentlich recht pragmatisch bin, war ich bisher doch immer der Überzeugung, daß Liebe auch die größten Hindernisse überwinden kann. Was jetzt bleibt, ist die Erkenntnis, daß Liebe allein manchmal eben nicht reicht. Und das macht mich ganz schön fertig.
Liebe Grüße,
P.
24.06.2005 16:33 •
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