21. Dezember 2011
Liebe Bettina,
Tage sind es her, aber was sind schon Tage gegen zehn Jahre. Das was Du gesagt hast hat mich überrascht, es hat mich überfahren, seither verfolgt mich dieser Geist.
Ich bin zerrissen, oder ich sollte besser sagen hin und her gerissen. „Zeit heilt alle Wunden“, sagt der Volksmund. Mag sein. Ich hoffe es.
Wir hatten ein Gespräch, ich habe Dich überfordert. Ich weis, wenig war auf Deiner Wellenlänge. Zudem schlecht verpackte Kritik. Doch es war nur der Bruchteil eines Ganzen das für mich ansonsten sehr harmonisch auch weiterhin auf eine gemeinsame Zukunft gerichtet ist.
Bettina es tut mir leid wenn ich Dich angefahren habe und auch überfordert habe, es war nicht meine Absicht. Was ich auf keinen Fall damit wollte: Ich stelle unsere Ehe nicht infrage.
Ein paar Tage später habe ich mich im Bett verkrochen und geweint, Du hast mich erwischt und hast meine Hand gehalten. Gott ich wie hatte diese Geste die letzten Tage vermisst.
„Vielleicht sollte ich mir das ganze noch mal überlegen“, waren Deine Worte. Seiher klammere ich mich daran.
Meine Arbeit ist für dieses Jahr erledigt, ich kann mich eh nicht konzentrieren, ich sitze in meinem Zimmer, tue etwas Hausarbeit, versuche etwas zu lesen, aber die Seite ist zu ende und ich weis nicht was drinstand, ich versuche einen Film zu schauen, aber Du spielst die Hauptrolle und wenn Du nach Hause kommst freue ich mich, Du lässt es zu das ich Dich kurz umarmen darf. Wirklich nur „darf“?
Ich lese aus dem Kaffeesatz. Interpretiere. Richtig? Falsch? Das Kästchen für „Dazwischen“ fehlt.
Du sagst Du brauchst Zeit. Du sollst sie bekommen. Doch:
Maus ich drehe am Rad. Jeder Tag ist der vorhergehende Tag. Wir stehen auf und ich muss stark sein, ich versuche mir nichts anmerken zu lassen. Ich versuche fröhlich zu sein. Sieht so aus als gelingt mir das.
Aber nur nach außen. Ich reiße mich zusammen und während ich diese Zeilen schreibe läuft mir eine Träne die Backe runter und der Kloß im Hals wird mein Begleiter.
Zeit wofür frage ich mich immer wieder. Vielleicht Zeit die Dir Klarheit verschafft. In welche Richtung auch immer.
Doch diese Zeit ist meine Zeit. Zeit die an meiner Seele nagt. Zeit die mich von innen auffrisst.
Und doch gebe ich diese Zeit.
Ich bin angespannt. Ich warte auf Worte die mir sagen „es wird wieder mit uns“.
Ich möchte kämpfen, aber wogegen?
Ich möchte etwas tun, aber was?
Es ist die Angst etwas Falsches zu tun. Die Angst zu drängeln. Die Angst vor weiteren Worten die ich nicht hören möchte. Die Angst zu zeigen was wirklich in mir vorgeht. Die Angst endgültig zu verlieren.
Ich habe für Heiligabend, gestern, einen kleinen Baum gekauft. Es ist unser zehntes gemeinsames Fest. Wir wollten uns das Geld zwar sparen. Doch denke ich, der Baum gibt mir halt. Aber auch dass mag ich Dir nicht sagen.
Eine Weihnachtsgeschichte habe ich geschrieben und wollte sie vortragen…..
Nächstes Jahr wäre unser zehnter Hochzeitstag. Den möchte ich mit Dir zusammen feiern.
Ich wünschte Du würdest diese Zeilen lesen, doch erreichen werden sie Dich nie.
Du tust mir weh.
21.12.2011 13:05 •
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