Ihr Lieben,
schön, dass sich vielleicht jemand in diesen womöglich langen Textbeitrag verlaufen hat...
Ich würde gerne mein Geschichte erzählen. In den letzten Wochen habe ich festgestellt, dass es mir sehr hilft, immer und immer wieder über dieses Thema zu sprechen. Aber natürlich verschleißt man seine Familie und Freunde auch irgendwann... Vielleicht finde ich hier Gleichgesinnte/Leidensgenossen/innen und kann vielleicht auch anderen mit meiner Geschichte zumindest das Gefühl geben, mit diesem Schicksal nicht alleine zu sein.
Ich bin vor kurzem 31 Jahre geworden.
Mein Expartner (alleine das Wort macht mich noch immer zittrig) waren fast 5 Jahre zusammen. Wir lernten uns über das Internet kennen und führten zunächst ein paar Monate eine Fernbeziehung. Dann zog ich wieder zurück in meinen alten Heimatort (nach dem Studium), so wohnten wir ganz nah beieinander.
Unsere Beziehung lief immer wunderbar. Es gab nie große Streitthemen, oder fast überhaupt keine Streits.
Wir liebten uns tief und ehrlich, allerdings ohne dem anderen seinen Freiraum zu nehmen. Wir hatten keine gemeinsamen Hobbys, aber viele gemeinsame Themen.
In den letzten 2 Jahren hatte ich dann leider stark mit einer Angsterkrankung zu kämpfen. Und ja, auch wenn ich das möglichst weit von ihm fernhalten wollte, habe ich mich bestimmt verändert.
Plötzlich konnten wir nur noch sehr wenig unternehmen, und an manchen Abenden habe ich mich extrem eingeigelt und ihn kaum noch an mich herangelassen. Einfach weil ich so unglaublich viel mit mir selbst zu tun hatte. Und ich wollte ihn nicht in den Abgrund schauen lassen... Er suggerierte mir durch sein Verhalten und seine Worte in jeder Sekunde die wir uns sahen, dass er bereit ist diese Zeit mit mir zu tragen und zu warten, mir zu helfen.
Nichtsdestotrotz lief unsere Beziehung ansonsten normal weiter. Wir waren im engen Kontakt, sagten uns häufig ehrlich wie sehr wir uns lieben - und das war auch von ihm nicht gespielt. Nach so vielen Jahren sieht man das.
Irgendwann kam es dann zu dem Tag, als wie aus dem Nichts die Nachricht kam: Ich weiß du wirst mich hassen, aber wir müssen reden. Kannst du heute vorbei kommen!
Ich fiel aus allen Wolken, am Abend zuvor kamen noch die liebevollsten Nachrichten der Welt!
Natürlich fuhr ich zu ihm, und er servierte mich innerhalb weniger Minuten ab.
Aus im Nachhinein fadenscheinigen Gründen... (Distanz zwischen uns - gab es nicht / ich hätte keine Freunde - stimmt nicht, auch wenn es tatsächlich sehr wenige sind / ich hätte Flugangst und somit wäre das Reisen so schwierig - muss ich ihm Recht geben, ist aber sicherlich kein Trennungsgrund... / und ich hätte keine Hobbys - richtig. Zumindest sofern es Sportvereine betrifft...)
Nach diesem Abend brach er quasi nahtlos in einen geplanten Urlaub nach Afrika auf. Für mich war er somit fast gar nicht mehr zu erreichen.
Das war schrecklich, weil in mir immer mehr die Gewissheit wuchs, dass wir es durchaus verdient hätten, an unserer Beziehung zu arbeiten, vielleicht sogar insbesondere ich selber.
Allerdings war ich ob der seltsamen Trennungsgründe misstrauisch, ausserdem war er selbst in Afrika sehr oft online, das fand ich auch seltsam.
Ich bat ihn dann per SMS mehrfach mich nicht zu vergessen, sich nicht von mir zu entleben, wir hätten noch so viel zu besprechen.
Darauf ließ er sich dann auch ein.
So trafen wir uns nach seiner Rückkehr erneut. Er ließ mich bestimmt 1 1/2 Stunden reden, mich selbst kasteien und die Fehler bei mir suchen. Nickte all die Dinge ab, an die ich als wunderschöne Zeiten erinnerte und bestätigte, wie toll alles gewesen wäre.
Auf meine Frage warum wir uns dann nicht noch einmal 3 - 4 Monate geben würde, sagte er immer nur nein.
Für mich gab es allerdings nur 2 Gründe, weshalb das nicht möglich sein sollte
1. Er liebt mich nicht - das konnte er nicht bestätigen.
2. Er hat eine andere.
Den Satz Ich wollte nicht, dass du das weißt... werde ich wohl nie vergessen können... =(
Die folgende Nacht war schrecklich! Ich blieb bei ihm, wollte ihm das Drama das er angerichtet hat nicht ersparen. Ich weinte unglaublich viel, er jedoch noch mehr.
Am nächsten Morgen sagte er, dass er uns beide lieben würde. Aber sie eben mehr. (Nach dieser kurzen Zeit...)
Ich erfuhr dann, dass er schon mit ihr geschlafen hatte, als wir noch zusammen waren. Zu dieser Zeit lag ich krank im Bett. War rücksichtsvoll in meine eigene Wohnung gefahren um ihn nicht anzustecken, damit er nicht krank nach Afrika fliegen muss.
Er hatte seine Neue an Altweiber wiedergetroffen, eine Cousine seines besten Freundes. Seit diesem Tag schrieben sie sich. Da ich den Karneval hasse, zog ich mich zu dieser Jahreszeit immer extrem zurück, arbeite extra viel, damit er nicht in einen Interessenkonflikt gerät. Ich bombardierte ihn nie mit SMS und Fragen wo er sei, und mit wem.
Ich habe ihm einfach unendlich vertraut.
Ihm Nachhinein sagt er mir, dass ich dort besser hätte aufpassen sollen. Lustig, wie er mir den schwarzen Peter zuschieben will.
Jetzt sind wir 1 1/2 Monate nicht mehr zusammen, seit einem Monat weiß ich, dass er eine Neue hat, bei der davon sprach, sie bereits nach einer Woche geliebt zu haben...
Und ich komme nicht weiter.
Ich finde mich selber so erbärmlich, weil ich ihn immer noch so unglaublich liebe! Ich kann es nicht abstellen.
Ich vermisse ihn so sehr, und die Zukunft die wir planten (wir suchten bereits nach Häusern, standen kurz davor zu versuchen ein Baby zu bekommen, wohnten quasi zusammen, auch wenn ich meine eigene Wohnung noch hatte - ein Glücksfall, wie ich ich heute weiß...)
Ich habe das Gefühl jetzt nichts mehr zu haben. Ich war nie so einsam in meinem Leben...
Noch dazu habe ich generell schon einiges durch...
Ich habe durch den Krebstod meiner Mutter gelernt, dass Menschen einfach gehen. Dass man daran nichts ändern kann. Darum habe ich in den Beziehungen davor immer versucht eine Hintertür offen zu lassen, damit der Schmerz nicht zu groß wird, falls es doch auseinander geht.
Und dann habe ich mich zum ersten Mal komplett auf eine Beziehung eingelassen, einen Mann absolut und komplett in mein Herz gelassen, ihm zu 100% vertraut, und dann das!
Was soll ich nun daraus lernen?
Soll ich meine Rüstung wieder anlegen? Ich hatte sie doch gerade erst mühsam abgelegt...
Ich bin so traurig wie nie, so müde und so leer.
Ich will ständig Kontakt mit ihm, und würde ihm gerne minütlich schreiben.
Aber ich weiß, dass ich das nicht darf.
Trotzdem schreiben wir ab und an über irrelevante Themen.
Ich überlege ständig, wie ich ihn wohl wiederbekommen könnte. Und weiß genau, was ich mir selber raten würde, wenn ich nicht in meiner Situation wäre.
Nämlich: Lass das ruhen! Er wird sehen was er davon hat. Was willst du mit einem Mann, der dich so dreist belügt, und für sein Glück über Leichen geht? In diesem Fall sogar über die Leiche der Frau, von der er geschworen hat, dass er sie liebt?
Es ist wirklich schwierig, nur noch zu existieren, und seinen Freunden, der Familie und den Kollegen vorspielen zu müssen, dass man noch lebt.
Ich würde so gerne wieder leben...
Schafft man es je, dies zu verarbeiten, ohne dass es einen zerstört?
Danke fürs Lesen!
Wilhelmina
02.05.2017 15:24 •
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