ich bin vor einigen Monaten Mutter geworden und hatte bis jetzt aus dem Grund wenig Zeit, mich mit all dem auseinanderzusetzen, was in 2012 passiert ist und was letztlich auch zur Schwangerschaft und dazu geführt hat, dass ich heute hier als alleinerziehende Mutter eines wundervollen kleinen Kindes sitze. Nun kehrt langsam Ruhe in unseren gemeinsamen Alltag ein und ich spüre, wie extrem ich unter all dem leide, was 2012 passiert ist... und dass so gut wie nichts davon verarbeitet ist, weil Schwangerschaft und Mutterschaft mir kaum Gelegenheit dazu gegeben haben.
De facto bin ich seit 14 Monaten vom Vater meines Kindes getrennt und der Schmerz schwappt jetzt gerade hoch als sei alles erst gestern gewesen... und manches - denn es gab nicht nur eine Ent-täuschung - ist in der tat noch recht frisch...
ich versuche mich kurz zu fassen, weil es ansonsten ein Roman würde...
- kennengelernt Anfang 2012, beide noch in langjährigen, totgelaufenen Beziehungen, einander als Absprungbrett aus diesen betrachtet
- zunächst über gewisse Zeit Techtelmechtel im Verborgenen, keine ganz saubere Geschichte, dann von langjährigen Partnern getrennt und das Ganze offiziell gemacht
- ich hatte wesentlich länger und stärkere Zweifel als er, spürte dass wir aus sehr unterschiedlichen Lebenswelten kommen, war sehr unsicher, ob das gut gehen könne. Er hat mich über Wochen bekniet und bearbeitet, stets versucht all meine Zweifel zu zerstreuen, immer auf unsere Gemeinsamkeiten verwiesen und (so sehe ich es heute) sehr viel von dem, wovon er ahnen könnte, dass genau das die Punkte sind, die ich schwierig finde, beschönigt, verharmlost oder ganz unter den Tisch fallen lassen... ergo: Er hat alles getan, um mich in die Beziehung hineinzureden (Sein liebster Satz, tausendmal gehört: Glaubst Du nicht an unsere Liebe?!?), hatte ein sehr gutes Gespür dafür, wie er sich präsentieren muss und was er besser verschweigen sollte damit es dazu kommt... ich bin noch nie so umworben, verehrt, bekniet worden und irgendwann hatte er mich soweit, ich erinnere den Tag noch wie heute an dem ich vor ihm saß und fix und fertig war und sagte Ich glaube, ich verliebe mich richtig und ernsthaft in Dich...
- dann eine zeitlang absoluter Rausch, getrennt von unseren vorherigen Partnern (meine Trennung friedlich und im Guten, da mein Ex-Partner auch schon lange unzufrieden war, seine eine Katastrophe mit totunglücklicher Exfreundin, die alles aus ihrer Sicht eiskalt erwischte) absolute Glücksseligkeit, nach (zu) kurzer Zeit gemeinsame Wohnung gesucht und bezogen und seit dem Abend an dem er seine letzten Sachen von seiner Ex holte und diese ihm offenbar nochmal eine Riesenszene hingelegt hat war alles anders... Er, der kaum die Finger von mir lassen konnte, mich immer wieder befleht und bekniet hatte, von großer Liebe usw gesprochen hatte.... eiskalt distanziert nicht mehr erreichbar für mich. Zwei Tage lang. Dann ist er mit seinem Rollköfferchen von dannen gezogen, raus aus der gemeinsamen Wohnung, zurück zu dem Freund, bei dem wir übergangsweise nach Auszug aus unserer beider Pärchen-Wohnungen untergekommen waren. Er könne das so nicht...
- Mir hat das so unglaublich den Boden unter den Füßen weggezogen - ich hatte Zweifel, ja. Ich hatte Bedenken. Aber die hatte er inzwischen alle, in monatelanger eifriger Arbeit und Bemühen, zerstreut, mir immer wieder beteuert dass das das Richtige sei, er und ich ... Glaubst Du nicht an unsere Liebe?... und dann, konfrontiert mit dem (verständlichen) Schmerz seiner Ex, erstmals bewusst werdend dass Handlungen und Entscheidungen auch Konsequenzen nach sich ziehen, knickt er komplett ein, ist plötzlich im wahrsten Sinne des Wortes von einem Tag auf den anderen ALLES ANDERS.
Vier Wochen später hielt ich, Leichtsinn lässt grüssen, einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand...
war inzwischen damit befasst die schweineteure frisch angemietete Wohnung nachzuvermieten (er war kaum mehr greifbar für mich, inzwischen auch auf eine Art ins großstädtische Partyleben eingestiegen, die er a) vorher mir gegenüber immer kritisiert und b) als eindeutig seiner Vergangenheit zugehörig beschrieben hatte... Exzess-Saufen, Dro. usw..., schlief bei besagtem Freund auf dem Sofa, eigene Wohnung hatte er ja nicht mehr)
Ich muss der Fairness halber sagen dass unmittelbar nach dieser Offenbarung ich eine sofortige Re-Union angesichts seines Lebenswandels zu dem Zeitpunkt und b) auch angesichts meines völlig am Boden liegenden Vetrauens ihm gegenüber ausgeschlossen habe. Er behauptet heute, dass sei damals sein Wunsch gewesen, hat dies aber nie so ausformuliert. Es folgte ein Kontaktabbruch seinerseits (nachdem ich Abtreibung endgültig ausgeschlossen hatte) für ca 1,5 Monate und dann gegen Ende 2012 erneute Kontaktaufnahme.
Inklusive großartiger Versöhnungsszene auf dem Sofa, Knutschen, S., wieder wie ein Paar händchen haltend durch die Gegend laufen, Du bist die Mutter meines Kindes!, strahlen, Vorfreude, alles unter der Überschrift Wir lassen es langsam angehen (nicht sofort wieder gemeinsame Wohnung sondern erstmal weiteren Verlauf der SS abwarten etc...)
Dieser Zustand hielt dann für ca 3 Wochen und änderte sich plötzlich und kontinuierlich nachdem ich ihm (der immer noch bei dem Kumpel im Wohnzimmer hauste) angeboten hatte, zunächst übergangsweise mit in die kleinere Wohnung zu ziehen, die ich inzwischen angemietet hatte, ohne offiziell in den Mietvertrag einzusteigen, einfach um zu sehen wie es im Alltag klappt. Von da an wurde plötzlich wieder alles anders.
Immer weniger Berührungen, immer mehr Party (die es in den 1,5 Monaten Kontaktsperre wohl auch zuhauf gegeben hatte), immer weniger Treffen, so dass irgendwann ganz deutlich war: Wir sind definitiv nicht mehr zurück auf dem Weg zum Paar. Wieder hatte er die Kehrtwende beschlossen, wieder musste ich, inzwischen im letzten Drittel der SS angekommen, seines Sinneswandel hinnehmen und schlucken.
Ich hab mir häufig gewünscht, er hätte sich nie mehr zurück gemeldet. Es war hart als er verschwand, aber nach kurzer zeit auch befreiend, da die Zeit davor und seine Versuche, mich zur Abtreibung zu bewegen, wirklich hammerhart war. Kurz nachdem er weg war war ich wie befreit. Hab mir die kleine Wohnung gesucht und mein Leben mit unterstützung von Freunden und Familie geplant. Aber er musste ja wieder auftauchen...
Der Rest der SS war Horror, ich inzwischen emotional so bedürftig, so am Ende meiner Kräfte, so sehr Sehnsucht nach der kurzen Zeit der Nähe, die wir Ende 2012 hatten, nach dem Gefühl als Paar Eltern zu werden...
nichts hat ihn interessiert, gesehen haben wir uns in den letzten drei, vier Monaten exakt 2mal. Bzgl Kinderzimmereinrichtung, Erstausstattung weder einen Cent noch einen Handschlag investiert. Ich war nur noch traurig, hysterisch, fertig mit den Nerven, hab ihn zigmal auch auf andere Frauen angesprochen, immer verneint...
Und trotzdem (man glaubt kaum wenn man das liest dass ich eine eigentlich nicht ganz blöde, beruflich erfolgreiche und eigentlich mit beiden Beinen im Leben stehende Frau bin...) hab ich ihm erlaubt bei der Geburt und in der Zeit danach ganz nah bei uns zu sein, mein letzter rettungsanker, mein letzter Hoffnungsschimmer, ich weiß, wenn ich es so schreibe kommt es mir selbst irre vor... hab gedacht wenn er sieht wie ich unser Kind auf die welt bringe, wie ich kämpfe und was ich dafür durchmache, dass das irgendwas in ihm auslösen würde, Respekt, Liebe, Bewunderung, Zuneigung zurück holen würde... tatsächlich sagte er irgendwann Wochen nach der sehr schweren Geburt, die letztlich im Kaserschnitt endete, weil nichts mehr ging ich hätte ruhig noch ein bischen länger durchhalten können (bis die entscheidung Kaiserschnitt fiel=). Soviel zum Thema Respekt, Anerkennung... ich hätte noch ein bischen länger durchhalten können!
Schlief in der Woche nach der Geburt hier mit in der Wohnung, wäre ich doch nicht so blöd gewesen... wir alle drei in einem Bett, auf Familie gemacht und ich immer und immer wieder in dem Glauben, der schalter ließe sich noch umlegen... er wollte bis sonntag bleiben, es schien Idylle pur, und Samstag Nachmittag sagt er wie aus dem Nichts für mich Du... ich glaub ich fahre heute schon zurück nach Hause. Muss ja auch Montag wieder arbeiten und heute bischen feiern gehen und so, war ja jetzt auch die ganze Woche hier.
Klappe die Dritte.
Dreimal hat dieser Mann mir zugemutet, seine für mich völlig unabsehbaren Stimmungswechsel, die für mich ja mit essentiellen Dingen, Plänen, mit meiner ganzen Zukunft zu tun hatten, hinzunehmen, dreimal aus dem Nichts heraus ... äh... ne! Jetzt doch nicht mehr!
Dreimal ein Luftschloss gebaut, dreimal zusammenstürzen lassen.
Im Hintergrund, inzwischen weiß ich auch das, ein Partyleben wie es exzessiver nicht sein könnte, diverse Frauen schon während meiner Schwangerschaft. Er lebt und lebte genau das Leben, das er mir zu Beginn unserer gemeinsamen Zeit immer nebulös als dunkle Vergangenheit, mit der er ja sowas von abgeschlossen hat, verkauft hatte (und das ihn zB bei seiner Ex angeblich so störte...)
Ich hoffe, aus all dem da lässt sich irgendwie ein Tenor, ein roter Faden herauslesen...
ich habe ein Kind mit diesem Mann.
Mit der größten Täuschung und Ent-Täuschung meines Lebens, mit dem Mann, mit dem ich die schmerzhaftesten Kränkungen in meinem ganzen Leben erlebt habe. Ich kann ihn nicht streichen, hier geht kein Null Kontakt!, wie gerne würde ich genau diese Taktik anwenden, mit der man sich so schwer tut, wenn man sie anwenden kann... und ich KANN nicht.
Ich bin gezwungen ihn zu sehen, ich bin gezwungen mit ihm zu sprechen, ich werde nie (zumindest nicht in den kommenden zwei Jahrzehnten) seine Nummer aus meinem Handy löschen können ...
wie kann der schmerz trotzdem vergehen. Ich spüre ihn erst jetzt so richtig und kann seinen Auslöser doch nicht verbannen.
Wie kann das dann jemals enden, wie und wann kann Heilung beginnen...
und wie kann man sich verzeihen, sich (mehrfach) so unglaublich getäuscht zu haben....?
Liebe Grüße
Blanche
26.10.2013 20:11 •
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