Hallo Ihr,
ich bin so unsagbar traurig und verzweifelt und möchte Euch meine Geschichte erzählen. Seid nicht böse, aber sie wird etwas länger, aber ich glaube, man kann sie nur in ihrer Gesamtheit verstehen. Ich weiß absolut keinen Rat mehr, habe keinen Lebenswillen mehr und brauche dringend Hilfe von Außenstehenden, weil ich es alleine nicht schaffe... :-[
Meine Geschichte...:
Meine Frau und ich haben uns vor ca. 7 Jahren kennengelernt. Sie war damals 21 und ich 30 Jahre alt. Sie wohnte noch bei ihren Eltern und wir haben uns über eine Mailbox kennengelernt, uns über mehrere Wochen geschrieben und später dann auch telefoniert und uns dann getroffen.
Sie war zwar vom Aussehen her nicht meine absolute Traumfrau, aber in Anbetracht ihres super lieben Wesens und ihrer Art habe ich mich dann sehr schnell auch real in sie verliebt. Allerdings stellte es sich heraus, daß sie teilweise sehr schwierig sein konnte, sie war des öfteren sehr spontan verletzend, ohne das aber scheinbar zu wollen, sie hatte nur sehr wenig Selbstbewußtsein, andererseits war sie irgendwie von sich und ihrer Intelligenz sehr eingenommen und überheblich.
Nun, wenn man sich in jemanden verliebt hat und so viele schöne Seiten an ihm kennengelernt hat, dann denkt man, das wird vielleicht schon... Jedenfalls haben wir uns 2 Monate später verlobt und dann nach 1 Jahr geheiratet, uns eine nette Wohnung gesucht und zumindest ich habe gedacht, daß unserem Glück nun nicht viel mehr im Wege steht. Zwar hat´s es schon vor der Ehe ab und zu Zoff gegeben, aber ich dachte, daß das natürlich ist, manche Paare müssen sich halt mehr zusammenraufen, andere weiger... Zoff hatten wir natürlich nicht nur wegen ihr, sondern natürlich auch wegen meiner eigenen Macken.
Wir haben unabhängig voneiander auch immer mal wieder nachgedacht, ob das wirklich das Richtige ist mit uns beiden, haben aber immer wieder ein JA dazu gefunden. Ich jedenfalls habe ihr ihre Macken immer wieder verziehen, auch wenn sie mich schon recht oft verletzt hat. Ich habe ihre Ungezähmtheit auf ihr Alter geschoben und mir gesagt, daß sie mit der Zeit schon ruhiger, erwachsener und ausgeglichener werden wird. Und ich wollte diese Ehe, weil ich mir sicher war, daß die vielen positiven Dinge an ihr mir weit aus wichtiger waren und ich mir nichts mehr gewünscht habe, als für immer mit ihr zusammen zu sein. Nun, so haben wir dann also geheiratet.
Das mit ihrem spontanen und oft ungerechten Rumgezicke hörte allerdings nicht auf, des öfteren hat sie mich auch vor anderen offen kritisiert oder die Gelegenheit vor anderen wahrgenommen, die Dinge offen zu kritisieren, die sie an mir scheinbar nicht akzeptieren konnte. Selbst total lieb gemeinte Handlungen von mir wurden oft mit Füßen getreten, so saßen wir z.B. mal mit Freunden in der Kneipe und sie wollte gerne was Süßes, also habe ich ihr eine Tafel Schokolade organisiert, aber die Sorte passte ihr nicht und sie hat mich vor den anderen ziemlich angeraunzt dafür. Scheinbar habe ich diese Dinge aber nicht so recht ernst genommen, erst hinterher haben mich Freunde darauf aufmerksam gemacht und mir gesagt, ich solle mir nicht so viel gefallen lassen.
Natürlich habe ich meine Frau darauf aufmerksam gemacht, wenn sie mir mal wieder mit irgendetwas ziemlich weh getan hat. Daraus wurde aber fast immer das selbe Spiel: Entweder sie hatte sofort irgendeinen Grund parat, ihr Verhalten zu rechtfertigen oder sie fing sofort an verbal zurückzuschlagen und gab dabei ein Bild ab wie wie kannst Du mich nur ernsthaft kritisieren, ich habe doch gar nichts falsch gemacht!. Sehr selten kam es vor, daß sie tatsächlich einen melancholischen und selbstkritischen Moment hatte, in dem sie offen zugab, daß sie ja manchmal ganz schön schwierig sei...
Ich jedenfalls zog mich in verletzten Momenten immer öfter traurig zurück und brummelte vor mich hin, weil das Beschweren nichts brachte als endlose Diskussionen, an deren Ende dann tatsächlich auch noch meine Frau diejenige war, die heulend da saß, obwohl sie doch mich verletzt hatte... Und wegen meines Zurückziehens machte meine Frau mir dann immer öfter Vorwürfe, ich würde sie nicht lieben, denn sonst würde ich mich ja nicht so zurückziehen und sie ignorieren.
Nun, vieles hat sich natürlich im Lauf der Zeit zumindest etwas gegeben und ich fühlte mich bestätigt darin, daß sich das schon geben würde.
So lebten wir zusammen und hatten gute und auch schlechte Tage. Meine Frau war zu dieser Zeit in ihrem 2. Studium und ich muß an dieser Stelle zum besseren Verständnis meiner geschichte erzählen, daß sie absolut kein konsequenter Typ ist, weder was Ihr Studium betraf, das sie immer mal wieder hinwerfen wollte, noch was ihre Vorlieben und Hobbys betrifft, die sie sehr oft wechselt und schnell die Lust daran verliert, dann mit großer Begeisterung etwas neues beginnt usw. usw.
1998 entschloß sie sich dann, das mit dem Studieren ganz zu lassen und lieber zu arbeiten. Kurz vor Antritt ihres neuen Jobs machte sie noch einen 4-wöchigen Studienurlaub im Jemen, zusammen mit einer Studentengruppe. Als ich sie nach 4 Wochen endlich wieder in den Arm nehmen durfte, war sie zu meinem großen Erschrecken total verändert und ich merkte, daß etwas mit ihr absolut nicht stimmte. Doch erst, als ich durch eine dummen Zufall ein Telefonat mitbekam, merkte ich, daß die anscheinend im Urlaub jemanden kennengelernt und sich in ihn verliebt hatte.
Als ich ihr meine Vermutung mitteilte, leugnete sie das vehement, aber in den darauffolgenden Tagen kamen für mich immer mehr Indizien zusammen und so ließ ich mich dazu herab, ihr EMails heimlich zu lesen. Alle meine Verdächtigungen bestätigten sich... Sie hatte jemanden kennengelernt, sich in ihn verliebt und anscheinend auch längere Zeit Zärtlichkeiten ausgetauscht, wobei es aber ziemlich sicher nicht zum S. kam. Jedenfalls dauerte es mehrere Wochen, bis sie alles langsam zugab, sie log mich sehr oft an, versprach mir den Kontakt abzubrechen und nicht mehr mit ihm zu telefonieren, tat es dann aber trotzdem heimlich. Getroffen haben sie sich nicht, denn er wohnt in der Schweiz. Das ganze ging jedenfalls so über ca. 2 Monate und ich war seelisch und körperlich fast am Ende. Wenn ich sie fragte, warum sie sich denn verliebt habe, dann beteuerte sie mir, sie würde mich zwar sehr sehr lieben, aber irgendetwas ganz Tiefes würde ihr in unserer Beziehung fehlen und auch die ganzen Streitereien wären ihr zuviel geworden.
Wir redeten sehr viel miteiander, über unsere Probleme, wie sie entstehen und was wir tun könnten. Dann, einige Wochen später sagte sie mir, sie habe sich entschlossen zu unserer Ehe zu stehen und gemeinsam mit mir daran zu arbeiten. Zwar bat sie sich aus, sich mit ihrem Urlaubsflirt wenigsten ab und zu schreiben zu können, sie versprach aber hoch und heilig, daß das wirklich nur rein freundschaftlich sein, weil sie halt gut schreiben könne mit ihm und außerdem wohnte er ja sowieso im Ausland und sei keine echte Gefahr.
Vo da an ging unsere Beziehung sehr sehr steil bergauf, es folgten 3 wunderschöne Jahre mit vielen Gemeinsamkeiten, Unternehmungen, Urlauben, irgendwie wurde alles total toll und selbst Ihre zickige Art lies bis fast auf null nach. Ich muß gestehen, daß vieles auch einfach deshalb besser wurde, weil ich alles aus mir herausholte um so zu sein, wie sie sich das vorstellt. Aber ich glaube auch meine Frau gab sehr viel von sich, und so schafften wir es hin zu einer guten, meißtens ausgeglichenen Ehe, in der natürlich auch mal gestritten wurde, aber das bleibt wohl nie aus... Auch unser S., was vor dem Knall nicht so doll war, wurde viel besser und auch meine Frau sagte, daß sie es ehrlich genieße und es sehr schön geworden sei.
Alles schien so schön zu sein, bis.......... wir vor einigen Monaten eine Internet-Flatrate bekamen und meine Frau, die genau wie ich öfter gerne am Rechner sitzt, plötzlich nur noch vor der Kiste hockte und in ihrer Freizeit ziemlich viel surfte und in der Weltgeschichte rumchattete. Zuerst dachte ich mir nichts dabei.
Eines Morgens vergaß meine Frau ihr Handy und kurz bevor ich zur Arbeit ging kam eine SMS. Ich dachte, das sei vielleicht was Wichtiges für sie und schaute nach und fiel rückwärts zurück als ich las Guten Morgen mein Schatz, ich hoffe Du hast gut geschlafen! Ich liebe Dich, Dein ..... Noch am gleichen Tag stellte ich sie zur Rede, was das bedeute. Sie sagte mir, scheinbar sehr ehrlich, das sei ein Typ aus ihrem Chat, dem sie wohl versehentlich Hoffnungen gemacht habe. Sie versprach mir, ihm noch am gleichen Tag zu schreiben und ihm zu sagen, daß er sowas gefälligst lassen solle. Ich glaube sie hat das dann auch getan... Jedenfalls nahm ich es als Ausrutscher hin und vergaß es.
Einige Wochen später bemerkte ich dann aber, daß meine Frau sehr oft mit einem ungewohnt süßen Lächeln in ihren Monitor blickte beim Chatten. Mir gegenüber wurde sie innerhalb kurzer Zeit ziemlich komisch und ich hatte gefühlsmäßig ein ziemliches Dejavu... Irgendwie war das alles wie damals, nach ihrem Urlaub... Nun ließ es mir keine Ruhe mehr und ich begann, wie schon 1998, in ihren Emails zu stöbern und stellte zu meinem Entsetzen und zu meinem Schmerz fest, daß sie sich wenige Tage vorher wohl mit jemandem getroffen hatte, mit ihm spazieren gegangen war, ihn auch geküßt hatte, und daß sie sich nun seit Tagen Mails schrieben, in denen sie sich gegenseitig sagten, daß sie sich sehr lieb haben...
Wiederum stellte ich meine Frau zur Rede ( sorry, zur Rede stellen hört sich so hart an, ich habe sie halt gefragt...). Sie gestand mir, daß sie sich nun wieder in einen anderen aus dem Chat verliebt habe, es tue ihr alles so leid, sie sehe ja, daß sie mir damit sehr weh tue, aber sie sei da so reingerutscht. Sie habe den Typen nur einmal gesehen und sich hinterher selbst sehr darüber geärgert. Aber scheinbar würde ihr bei uns noch immer irgendetwas fehlen und sie suche ganz unbewußt nach diesem Etwas... Was ihr fehlt, das konnte sie nicht so recht beschreiben, es scheint ihr so etwas wie eine tiefe Verbundenheit eine absolutes Glücksgefühl und die 100%ige Gewißheit unserer Beziehung zu fehlen. Gleichzeitig betonte sie aber immer wieder, daß sie in der überwiegenden Zeit sehr glücklich mit mir sei, daß unser Alltag sehr schön sei, wir viele Gemeinsamkeiten hätten, unser S. so toll geworden sei, sie sich sehr geborgen bei mir fühle und sich überhaupt nicht vorstellen könne das zu verlieren... Andererseits fühle sie, daß sie aus unserer Beziehung ausbrechen wolle, auch wenn dieser Gedanke eben nur manchmal durchkomme.
Wieder sprachen wir sehr viel miteinander, versuchten viele Tage lang zu analysieren ob und was ihr denn fehlt bei uns und immer wieder sagte sie von sich selbst, daß es vielleicht nur unerreichbare Sterne seien, nach denen sie suche...
Ich machte ihr den Vorschlag in eine Partnerberatung zu gehen und sie stimmte zu, zwar war sie nicht so ganz happy mit diesem Gedanken, aber es fällt ihr halt sehr schwer mit Kritik umzugehen, und ich denke sie weiß, daß wenn wir in eine Beratung gehen würden, dann müßte sie sich möglicherweise auch kritisch mit sich selbst auseinandersetzen oder sich Dinge anhören, die sie nicht so gerne hören möchte. Aber vielleicht war sie auch nur deshalb am Zweifeln, weil sie sich sehr unsicher war, ob ihr das überhaupt noch was bringt.
Dann, vor 3 Wochen, bevor wir das mit der Therapie in Angriff nehmen konnten, sagte sie plötzlich zu mir, daß sie sich viele Gedanken gemacht habe und es mit aller Kraft weiter versuchen wolle. Sie bat mich, ihr vielleicht etwas mehr Freiraum zu geben, da sie spüre, daß sie im Moment einen sehr großen Freiheitsdrang habe. Sie bat mich auch, ihr das Chatten weiter zu erlauben und versprach mir sehr glaubhaft, nur noch ganz normal und unverfänglich zu chatten. Und auch zu dem Typen, in den sie sich verliebt habe wolle sie den Kontakt abbrechen.
Was dann folgte, würde ich fast als die 3 schönsten Wochen unserer ganzen Ehe beschreiben, wir waren sehr intensiv zusammen, hatten so tollen S. wie noch nie zuvor und ich hatte keinerlei Zweifel daran, daß sie es nun endlich mal bitterernst mit uns meint.
Um so mehr bin ich dann letzte Woche in ein Loch ohne Boden gestürzt, als sie plötzlich, von einer Stunde auf die ander sagte, daß sie der Gedanke ans Weggehen nun doch nicht mehr loslasse. Daß sie nicht weiß, was sie sucht, aber spürt, daß sie es suchen muß. Daß sie sich nicht sicher ist, ob sie mich jemals so richtig geliebt hat und, oh nein, daß sie sich vor einigen Tagen nochmals in einen neuen, anderen Typen verknallt hat und nun sicher ist, daß es so nicht weitergeht mit uns und sie sich überlegen will, ob sie eine Weile provisorisch auszieht, vielleicht wenigstens für eine Weile, um sich endlich mal im Klaren darüber zu werden was sie eigentlich will. Zu dieser Entscheidung hatte sie sich eine Bedenkzeit bis gestern abend erbeten.
So dreckig wie in dieser letzten Woche ging es mir noch nie in meinem Leben, ich habe in kürzester Zeit tierisch abgenommen, so gut wie nichts mehr gegessen und mich auch ziemlich oft betrunken, weil ich diese Ungewißheit nicht ausgehalten habe. Ich habe noch nie in meinem Leben so viel und so bitterlich geweint (worauf meine Frau nur recht wenig reagiert hat) und mich sogar mit idiotischen Selbstmordgedanken beschäftigt.
Gestern, am Abend aller Abende habe ich all meinen Mut zusammengenommen und ihr, bevor sie mir ihre eigene Entscheidung mitteilen konnte, gesagt, daß ich mir nicht länger weh tun lassen werde von ihr, weil ich kurz vor dem letzten Zusammenbruch stehe. Ich habe ihr gesagt, sie soll ganz ausziehen, nicht nur provisorisch, soll sich überlegen was sie von ihrem Leben erwartet und was sie hier zurückläßt und ob es ihr das wert ist. Ich habe ihr aber auch gesagt, daß ich nicht mehr auf sie und ihre Entscheidungslosigkeit warten werde und das es gut sein kann, daß, falls sie doch eines Tages zurückkommen will, ich das nicht mehr möchte.
Sie hat es einigermaßen nüchtern aufgenommen, dennoch sah man ihr aber an, daß sie mit so einer Entschlossenheit meinerseits nicht unbedingt gerechnet hatte.
Heute hat sie sich dann sofort eine Zeitung geholt und sich sogar schon Wohnungen angesehen, eben ist sie wieder zurückgekommen und telefoniert jetzt gerade nebenan verdächtig leise, scheinbar mit dem letzten Typen...
Nun sitze ich hier. Ich habe meiner Frau, die ich auch heute, nach all dem Schmerz noch immer abgrundtief liebe, tatsächlich gesagt sie soll gehen. Und ich weiß nicht, was mir im Moment mehr tiefen Schmerz bereitet: Daß ich das selbst getan habe oder daß ich wahnsinnige Angst davor habe, ohne sie zu sein. Ohne sie ist mein Leben leer, ich habe 7 Jahre lang für diese Beziehung gelebt und alles an Kraft in sie hineingesteckt, habe meiner Frau jeden Wunsch von den Lippen abgelesen und nun will sie weg von mir, weil sie sich nach Sternen reckt, die sie meiner Meinung nach nie erreichen wird... Ich bin so wütend auf sie, für all das was sie mir angetan hat, dafür, daß sie mir diesen Schmerz bereitet. Und doch liebe ich sie so sehr, habe Angst, daß Ihr Weggehen für immer ist und sie nicht zurückkommen wird, was ich mir andererseits aber doch wünsche. Ich habe nicht sehr viele Freunde und leider auch keine eigene Familie mehr, die Familie meiner Frau war dafür mein Ersatz, und auch die werde ich nun möglicherweise verlieren. Und ich habe schon heute tierische Angst, wenn ich an Weihnachten denke, daran, wie ich dies mit meiner geliebten Frau verbracht habe und daß ich das vielleicht nie mehr erleben darf.
Was soll ich tun? Gibt es einen realistischen Grund noch zu hoffen? Kann es sein, daß meine Frau nach einer Zeit der Besinnung doch noch zurückkommt? Kann eine Trennung auf Zeit generell etwas bringen? Oder muß ich mich doch damit abfinden, sie für immer verloren zu haben, vielleicht schon seit einer ganzen Weile...?
Bitte sagt mir ehrlich Eure Meinung, ich bin so verzweifelt.... :'( :'(
17.11.2001 16:55 •
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