Hallo Harald,
ob's Dir was hilft, wenn ich Dir schreibe, dass zum falsch machen immer zwei gehören? Tatsache ist, dass ich in dem ich Deinen Beitrag gelesen habe, spontan das Gefühl hatte, das hat was mit Abhängigkeit und dem Wunsch nach Selbständigkeit zu tun. Aber im Grunde genommen ist das nur Rätselraten meinerseits. Denn auch wenn Du viel geschrieben hast, alles entspringt Deiner Wahrnehmung, die Warte Deiner Frau kenn ich nicht. Ich habe nun drei längere Beziehungen hinter mir und kenne den Zustand des Sich-Auseinander-Lebens ganz gut, wenn ich ihn auch meistens zu spät bemerkt habe. Menschen entwickeln sich, und dummerweise über die Jahre oft in andere Richtungen. Da kann's noch so schön am Anfang gewesen sein.
Aber, das wird Dir jetzt nichts helfen. Du willst ja wissen, was Du tun sollst. Also ich hab immer um den Bestand meiner Beziehungen gekämpft, auch wenn's leider zu spät war. Das kämpfen um die Beziehung gehört dazu, wie die Schmetterlinge am Anfang. Kämpfen hilft auch, die Trennung zu überwinden. Denn irgendwann muß jedem klar werden, dass der Zeitpunkt gekommen ist, den Kampf zu beenden. Alle meine früheren Beziehungen haben bei mir einen Anteil im Herzen für sich behalten, das hat mir immer geholfen. Mit der Zeit blieb immer das Schöne an der Beziehung zurück im Herzen. Trotzdem, ich habe immer für mich gewußt wann der Kampf zu Ende war. Das letzte Ende war Samstag vor Pfingsten!
Liebst Du sie auch noch so sehr, so mußt Du ja nun trotzdem für Dich entscheiden, wann's endgültig zu Ende ist. Ich habe für mich folgenden Grundsatz gefunden. Wenn ich das Gefühl hatte, ich richte mich selber zu Grunde, ich mach mein eigene Lebensgrundlage kaputt wenn ich so weiter mache, dann war's klar, jetzt muß der Schlussstrich her. Wenn Du das Gefühl hast, Du kannst das Alles noch durchstehen, dann kämpfe! Aber vielleicht mit angezogener Handbremse, denn es sollte Dich nicht zerstören. Wenn's irgend geht, bau Dir Deine eigene Existenzgrundlage auf, mach ihr das deutlich. Das könnte vielleicht so funktionieren, indem Du nicht in der Firma fest arbeitest, sondern schließe so eine Art zeitlich beschränkten Beratervertrag ab, mit dem Hinweis, Du müßtest Deine eigene Unabhängigkeit wieder aufbauen. Dann könntest Du ihr helfen, ohne selber in Abhängigkeit zu geraten und hättest Zeit Dich um Deine Belange zu kümmern. Tu's aber nur, wenn Du das unbedingte Gefühl hast, weiter kämpfen zu müssen. Schlecht wäre es, wenn Du selber nicht davon überzeugt wärst. Sonst passiert es am Ende noch, das zunächst alles klappt, aber einer von Euch beiden verkümmert in der weiteren Beziehung. Ansonsten, gehe Deinen eigenen Weg ! Mein Vater hat früher zu mir immer gesagt, andere Mütter, haben auch schöne Töchter oder besser noch Zu neuen Ufern, lockt ein neuer Tag. Das hat mir immer geholfen.
Sollet ihr beide wirklich zusammen gehören, werdet Ihr Euch wieder finden, auch wenn die Wege einmal getrennt laufen. Dann gibt's da noch eine alte Weisheit, die manchmal auch hilft, Lieben heißt auch, den anderen gehen zu lassen und wenn's noch so weh tut, denn ihn gehen lassen, ist ein Zeichen für den Respekt vor dem geliebten Individuum.
Ob Dir das hilft?
Viel Glück!
Reinhold
09.06.2002 18:07 •
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