Ja, was ist bzw. war dieser Mann für mich; das ist eine Frage, die ich mir bisher nicht wirklich beantworten kann.
Wir haben eine ähnliche Biographie mit Mobbingerfahrungen in der Kindheit und Jugend. Wir haben 5 Jahre in derselben Klasse gesessen und teilen auch hier diverse Erinnerungen.
Wir lesen beide intensiv und viel, ein Hobby, das von vielen Männern in meinem Bekanntenkreis nicht unbedingt gepflegt wird.
Er hat eine breite Allgemeinbildung, von Kunst, über Musik bis hin zu Literatur.
Ich bin mehr oder weniger den ganzen Tag mit der Pflege und den Angelegenheiten meiner Mutter beschäftigt; bei Pflegegrad 4 und fast völliger Immobilität ist nicht viel Zeit zum Luftholen. In meiner freien Zeit organisiere ich Rezepte, koordiniere Arztbesuche, regele die Angelegenheiten mit der Kranken- und Pflegekasse und kümmere mich um Finanzen und Steuern. Abends falle ich oft nur noch todmüde und geschafft ins Bett. Ein zuverlässiger Pflegedienst ist bei uns kaum zu bekommen, die meisten nehmen hier keine neuen Patienten mehr auf. Sogar Altverträge wurden gekündigt. In ihrem Wunsch-Pflegeheim steht meine Mutter auf der Warteliste; ich habe jahrelang ehrenamtlich neben meinem Job in Pflegeheimen gearbeitet und würde sie nicht gegen ihren Willen in ein Heim geben, nur weil dort gerade ein Platz frei ist. Dazu habe ich zu viele Missstände gesehen.
Am Willen mangelt es nicht, aber an Zeit und Kraft. Das eigene Leben ist durch die Pflege sehr fremdbestimmt.
In den E-Mails fühlte ich mich gesehen. Aber immer nur in einer Fantasiewelt zu leben, mit sehr viel könnte, hätte und rosa gezuckerten Utopien, macht auf Dauer eben auch nicht glücklich.
27.05.2024 19:30 •
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