Warum ist es so schwer ohne ihn?

E
mit dem Ex in eine Freundschaft zu wechseln? Ich bin nun seit fünf Monaten getrennt, nach gut fünfjähriger Partnerschaft, in der ich in den letzten eineinhalb Jahre einen aussichtslosen Kampf (wie ich dieses Wort inzwischen verabscheue...) um meine Ex-Freundin geführt habe. Ich weiss heute zwar genau, dass es richtig war zu gehen, weil ich es müde war, den Karren immerzu allein zu ziehen. Am Ende war ich emotional ganz einfach verblutet...
Auch glaube ich, dass wir, wieder zusammen, erneut in die gleichen Muster fallen würden. Aber ich schaffe es einfach nicht, auf die Freundschaftsebene zu wechseln. Im Gegenteil: Seit gut zwei Monaten wird es eher schlimmer und ich habe mich seither völlig von ihr abgekapselt, null Kontakt mehr, alle Telefone und SMS ignoriert....Dabei gibt es noch so viel Gemeinsames, an dem wir uns erfreuen könnten, auch wenn wir nicht mehr zusammen sind. Warum bloss kann ich einer Freundschaft keinen Wert abgewinnen? Ich weiss, dass Sie das sehr bedauert...und irgenwie tue ich das auch. Andrerseits spüre ich aber, wie ich mich immer mehr von ihr entferne und dass mir das eigentlich auch gut tut. Ja, genau genommen, habe ich wieder meine Lebensfreude zu entdecken begonnen. Und dennoch verstehe ich nicht, warum sie auf der Strecke bleiben muss, damit es mir gut geht. Ich empfinde weder Groll noch Wut oder Hass auf sie, sondern bin ganz einfach traurig, dass wir es zusammen als Paar nicht geschafft haben.


Danke

TPY

25.06.2003 15:24 • #1


E
Hallo TYP,

ich verstehe nicht, warum du darauf bestehst, eine Freundschaft mit deiner Ex zu haben. Die von dir aufgeführten Gründe lasse ich nicht gelten, Freundschaft hat mit vielen subjektiven Sachen zu tun und man wird nie jemands Freund sein können, nur weil es angebracht oder schön wäre. Es ist wie mit der Liebe, entweder gibt es sie, oder es gibt sie nicht.

Und dass man so schnell endgültig loslassen kann sagt nichts über die Qualität der Gefühle aus - das nur um dir vorzukommen - den Gedanken hast auch schon womöglich gehabt. Man kann auch Leute gernhaben, sogar lieben und dennoch spüren, dass es Zeit ist sich zu verabschieden. Ohne Groll, ohne etwas zu bezwecken. Sei froh, dass es so und nicht anders ist. Gruß, Ella.

26.06.2003 14:31 • #2


A


Warum ist es so schwer ohne ihn?

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E
Hey,

ich finde Deine Frage sehr interessant und ich denke nun schon länger darüber nach.

Leider kann ich Dir keine Ratschläge geben. Ich verstehe Deine Situation.

Ich glaube, es hat viel damit zu tun, dass man es endlich geschafft hat, nein zu sagen. Das man sich während der Beziehung 1000 mal sagte, jetzt reichts..nun gehe ich..dann aber trotzdem wieder rückfällig wurde. Das man nie die Kraft besessen hatte, wirklich Ketten zu sprengen. Dazu ständige Angst!

Nun hat man sich eine Festung gebaut. Dahinter ist es sicher. Keine Angst. Jeden Angriff kann man binnen weniger Stunden relativieren und sich klar machen, dass alles versucht wurde, aber Liebe allein nicht ausreicht. Aber ab und zu wirft dann Ex irgendwelche Dinge über diese Mauer, in der Hoffnung, das wir sie vielleicht fangen..wie schon vorher allzu oft. Ex ist ja auch gewohnt, dass wir gute Fänger sind. Wird dann auch schlecht gelaunt, wenn Ihre Aktionen nicht mehr  auf fruchtbaren Boden fallen und ruft nun böse Worte über die Mauer. Aber wir haben längst Tempos in den Ohren. Vielleicht sollten wir uns bewusst machen, dass Ex nicht ständig vor der Mauer steht, sondern das sie nur in der Gegend rumläuft und manchmal was findet, dass Sie uns gerne mitteilen möchte. Wahrscheinlich spielt auch viel schlechtes Gewissen mit hinein. Aber allein die Tatsache, dass ab und zu mal ein Häppchen rüberkommt, sollte uns doch zeigen, dass Ex nichts von dem verstanden hat, was eigentlich in uns vorging. Lieber sollte Sie, wie auch wir, endlich Respekt zeigen und einsehen, dass kein Kontakt in der gegebenen Situation besser wäre.

Du darfst auch nicht davon ausgehen, dass nur wenn Sie sich meldet, Sie gleich wieder eine Beziehung will, nein, Sie weiss nicht was sie will und das ist ja auch gut so, denn dadurch solltest Du spüren, dass Ihre Reaktionen nicht auf den Wunsch nach Freundschaft oder Kontakt basieren, sondern lediglich aus Traurigkeit und manchmal auch aus Langeweile. Aber Respekt vor Deinen Gefühlen, zeigt sie dadurch nicht.

Also ich für meinen Teil, weiss, dass ich nicht mehr möchte, bist du soweit?

Ja, womöglich ist es Angst vor dem Bauchgefühl. Angst davor, die Festung aufzugeben.
Wir sehen nicht immer klar. Aber trotzdem halten wir auch dann an unserer Mauer fest, weil wir in vergangenen Zeiten ein tiefes Gefühl der Schutzsuche entwickelt haben. Es war einfach zu viel...

Durch Reaktionen von Deiner Ex, sei es in Form von SMS, Tel. etc wird man leicht aus der Bahn geworfen. Fragt sich dann selbst, ob man alles zu sehr ins negative gezogen hat. Aber nein...man muss sich selbst sagen können, es wurde alles versucht, ich habe gelitten, auch wenn ich es jetzt nur die guten Eigenschaften sehe, obwohl alles andere dagegen sprach.

Ich glaube daran, dass Du bald aus der Festung heraus und dich frei mit Ihr bewegen kannst. Ohne Angst vor Rückfällen.

Es gibt ja auch Schutzsicherewesten  ;)

mmhhh ich hoffe zu diesem Thema wird noch bisschen mehr geschrieben...!?

LG
Timeless

27.06.2003 07:53 • #3


E
Hi Timeless,

danke für Deine ausführliche Antwort. Ich denke zum Teil ähnlich wie Du. Ja, ich habe mich hinter einer Mauer verschanzt - aus Furcht, erneut enttäuscht zu werden, zumal ich spüre, wie viel Herzblut in dieser Beziehung verloren ging...und das, was mir noch geblieben ist, brauch ich momentan für mein eigenes Leben. Es fehlt mir nicht nur die Kraft und Energie, ihr irgendwas zu geben, schlimmer noch ist, ich scheine zusehends mein Grundvertrauen in sie zu verlieren.

Wenn ich mir unsere Geschicht vor Augen Revue passieren lasse und mich frage, welche Big points für eine Freundschaft sprechen, finde ich erstaunlicherweise immer weniger. Verletzungen, die ich schon lange begraben glaubte und die ich ihr während der Beziehung nie vorgehalten habe, reissen nun noch tiefere Wunden als zuvor. Ich habe bis zuletzt an diese Liebe, an diese Parnterschaft geglaubt und über vieles hinweggesehen...ich dachte immer, wow, was für ein grosses Herz ich doch habe - und dennoch bin ich am Schluss vor ihr geflohen, aus reinem Selbstschutz. Rückblickend meine ich zu spüren, dass ich nur mehr geklammert habe an etwas, das schon lange zuvor verloren gegangen war...auch die Freundschaft???

Ich weiss nicht warum, aber ich stelle jetzt Rechungen auf, ziehe Bilanz... und sie sieht erschreckend einseitig aus. Bin ich also doch nachtragend, obwohl ich das von mir nie geglaubt habe. Zertrümmere ich jetzt, damit Neues wachsen kann? Oder zetrümmere ich bloss die letzten Ruinen einer Freundschaft??? Ich weiss es nicht. Und ich frage mich, tue ich ihr recht, wenn ich sie aus meinem Leben ausgrenze? Wenn mein Wunsch sie nicht glücklich machen kann, wie kann ich dann glücklich mit ihr sein - und umgekehrt? Besteht wahre Grösse nicht darin, die Wege eines jeden zu respektieren und seine Wünsche zu tolerieren? Habe ich nun ein Problem... oder sie?

Grazie mille

TPY

27.06.2003 13:06 • #4


E
Hallo,

leider habe ich wenig Zeit, da ich über das WE verreise.

Besteht wahre Grösse nicht darin, die Wege eines jeden zu respektieren und seine Wünsche zu tolerieren? Habe ich nun ein Problem... oder sie?

Natürlich bekommst du auf lange Sicht nur Frieden, wenn Du respektierst, dass auch sie nur menschlich ist und ihrem Drang folgt. Nächstenliebe heilt. Aber bedenke, Du hast alles getan.

Ein Problem hast Du nicht, Du bist ausgebrannt...denke Du genauso an Dich, wie Sie es oft getan hat. Zu Deinem eigenen Schutz darfst Du Dinge tun, die sie nicht verstehen wird. Deine Zurückhaltung entsteht ja nicht Durch Egoismus, sondern durch Verzweiflung, durch die tiefe Erkenntnis, das Liebe nunmal nicht ausreicht, um eine funktionierende Partnerschaft zu führen. Was ist mit Deinen Wünschen? Hätte Sie Dein Gefühl gesehen, wärst Du heute glücklich....

nein, Liebe allein reicht nicht aus...es gehört viel viel mehr dazu...

weiterhin viel Stärke und ein ruhiges WE...
LG
Timeless

27.06.2003 13:42 • #5


E
- Die Personen, von deren sympathischem Verhalten wir nicht unter allen Umständen überzeugt sind, während uns irgend ein Grund verpflichtet, den Anschein der unbedingten Sympathie unsererseits aufrecht zu erhalten, quälen unsere Phantasie viel mehr, als unsere Feinde.

-Wer viel denkt, und zwar sachlich denkt, vergisst leicht seine eigenen Erlebnisse, aber nicht so die Gedanken, welche durch jene hervorgerufen wurden.

(Nietzsche: Menschliches Allzumenschliches)


Ciao

TPY

27.06.2003 14:24 • #6




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