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Vom Wirrwar im Kopf (Ein "Roman")

H
Zitat von heißerBrei:
Hallo!

Ich muss doch noch mal etwas sagen

Zitat:
Das ist alles sehr liebevoll und das meine ich ernst aber es zeigt genau das, was ich meinte: Wo bleibst das Du? Es ging immer nur um ihre Konflikte um ihre Zweifel, Unsicherheiten. Was ist mit Deinen Themen? Deinen Gefühlen? Du scheinst ganz darin aufgegangen zu sein, Dich auf sie zu konzentrieren?

Du schreibst immer nur über ihre Gefühle und Dein darauf Eingehen. Das meine ich wenn ich frage: Wo warst DU?

Es tönt wirklich so, als hättest Du es mit einem zerrissenem Menschen zu tun gehabt und hast Dich darauf eingeschossen. Sie hat ein Problem und Du reagierst. Was aber ist mit Deinem Beitrag in der Beziehung? Bist Du ein lediglich reagierender Mensch? Verstehst du es jetzt besser?

Es steht mir nicht zu, Dich zu kritisieren, ich schildere mir nur den Eindruck, den ich von Dir habe und der ist durchaus nicht negativ aber kritisch


Hallo heißerBrei,
damit magst Du recht haben und ich weiß ehrlich gesagt auch nicht so genau, warum ich mich so verloren habe. Normalerweise bin ich ein Mensch, der auf sich und seine Themen und Gefühle acht gibt und vernünftig ist. Der Mensch scheint aber an einem Punkt auf der Strecke geblieben zu sein. Den muss ich jetzt erst einmal wieder vom Straßenrand abholen. Vielleicht liebe ich einfach zu viel.
Ich habe einfach ein Idealbild einer Liebe, in der sich beide Partner wirklich offen begegnen können und dem habe ich nachgeeifert.
Meine Themen habe ich eben auch viel mit mir alleine besprochen, weil von der anderen Seite teilweise kaum Interesse kam. Ich meine jetzt zum Beispiel Interessen und Leidenschaften. Das ist ein Punkt, der mich auch zweifeln lassen hat.
Du bringst mich hier gerade echt zum Nachdenken... Und Du hast sicher mit Deiner Analyse recht, dass ich weniger ein agierender, denn ein reagierender Mensch bin. Das passt ja auch irgendwie zum ganzen Rest.


Zitat:
Warum hast Du dann das Gefühl, ihr habt euch nie wirklich kennengelernt? Sie hat Dich offenbar sehr an ihrem Leben teilhaben lassen, auch an ihren inneren Konflikten, ihr hattet viel körperliche Nähe, habt jeden Tag telefoniert...woher das Gefühl, sie nicht kennengelernt zu haben? Woher die Frage, wo Du in der Beziehung warst?


Ja, an ihrem täglichen Leben hat sie mich teilhaben lassen, aber an diesen inneren Konflikten eben nicht so wirklich. Es kam z.B. ganz selten einmal ein Rückschluss von bestimmten Lebensereignissen auf Verhaltensweisen im Jetzt. Manchmal auch nur Selbstanschuldigungen, die für mich teilweise nur schwer einzuordnen gewesen waren. Und eben diese Stimmungsschwankungen, in der ich sie nur ganz schwer einschätzen konnte. Einmal die Stärke, Selbstbewusstsein und der Aktionismus und dann wieder völlige Schwäche, Lethargie und Selbstzweifel. Also kein wirklich klares Bild. Es gab auch den Menschen in ihr, der wirklich in seiner Mitte war und unbeschwert wirkte. Das ist der, in den ich mich verliebt habe und bei dem ich mich sicher und ebenfalls unbeschwert gefühlt habe. Aber dann kamen eben wieder diese Umbrüche, die mich in Unsicherheit zurückgelassen haben.

Zitat:
Das ist viel Wert nach 7 Jahren! Ja, ich kenne beides.
Darum legte ich Deine Worte auf die Goldwaage
Überlass es nicht Gott, sondern lerne, Dich auf Dich zu besinnen. Schau, was Deine Rolle, Dein Beitrag, DEINE GEÜHLE in der Beziehung waren.


Dass mit dem Gott war eigentlich so gemeint, dass die Zeit zeigen wird, ob wir noch einmal irgendwie zusammenfinden. Jetzt ist jedenfalls erst einmal die Zeit, in der wir uns beide erst einmal wieder zurückgewinnen müssen. Uns hinterfragen können und all das erkennen, was zum Scheitern geführt hat.
Und für mich ist ganz klar die Zeit gekommen, mich zu entwickeln, die alte Stärke wiederzufinden und meinen Weg zu gehen. Erwachsen zu werden.

Zitat:
Nein, mir scheint es so, als seist Du eben nur als Helfer beteiligt aber zu wenig mit eigenständigen Gefühlen.

Das Gefühl beschleicht mich gerade auch und ich schäme mich fast etwas dafür.
Zitat:
Du bist ein kluges Kerlchen und weißt sicherlich, dass man sich häufig selbst helfen möchte, wenn man anderen hilft. Das ist ja auch nicht grundlegend schlecht aber wenn eine Beziehung zerbricht oder droht, zu zerbrechen, dann wird es Zeit, sich selbst anzuschauen- damit es bei der nächsten Aschenputtel besser klappt Oder ihr sogar wieder zusammen findet

Ich danke Dir! Du hast so recht! Das ist der Knackpunkt. Ich habe meine Kraft zu sehr an der falschen Stelle eingesetzt. Zu wenig auf mich geachtet. Vielleicht war da wieder die Angst, die ja ein Teil von mir ist.

Zitat:
Lieben Gruß und ich finde es übrigens super, dass Du jetzt so viel für Dich tun willst!

Vielen, lieben Dank für die Antwort! Und ja, ich finde mich gerade auch super, weil ich endlich mal ohne Zweifel und Angst an die Zukunft gehen kann. (Das soll nicht narzisstisch klingen!)

Einen lieben Gruß zurück!

20.06.2014 11:06 • #31


H
Zitat von heießer Brei:
Ich glaub, Du bist ein feines Menschenkind Hinrich (ernst)
Und etwas zu lernen haben wir alle, darum sind wir ja hier.
Etwas zum Anstoß bringen ist gut, sich nieder machen nicht. Sorry, nur meine Meinu[n]g.


Ich danke Dir!
Ja, ich lerne hier gerade sehr viel. Über mich, über die Liebe, über den Menschen. Und dass ich nicht alleine mit meinen Gedanken, Wünschen und Zweifeln bin.
Die Meinung teile ich voll und ganz. Mit dem Dampfhammer erreicht man sicher nichts. Schon gleich gar nicht bei Menschen, die eh gerade keine Paradebeispiele für Selbstbewusstsein sind. Wir sind hier gerade alle emotional etwas dünnhäutig.

Zitat:
Ich finde, diese Thematik gehört nicht hierher. Und unsere Steuern fließen hauptsächlich und eifig in ganz andere Taschen

Stimmt schon. Ich werde jetzt auch keine politische Grundsatzdiskussion anstoßen. Dafür gibt es andere Foren.

Zitat:
Lassen wir unsere Energie wenigstens in Konstruktives fließen

Versprochen!

20.06.2014 11:12 • #32


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Vom Wirrwar im Kopf (Ein "Roman")

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Schön, endlich kommst Du mal aus der Komfortzone des Verlassenen heraus, regst Dich auf und reagierst mal emotional ( als Angegriffener) und nicht nur rational und mit großen, bedeutungsschweren Worten.

Übrigens, nur weil ich besagte Selbstdarsteller von RTL genannt habe heißt das nicht das ich die gut finde. Ich erkenne lediglich den Weg vom Jogginghosenhersteller zum Millionär völlig neidfrei an. Die scheinen immer zur richtigen Zeit die richtigen Entscheidungen getroffen zu haben.
Nach 20 Jahren Selbständigkeit in der Pflege habe ich zwar nicht immer alles richtig gemacht, aber wohl doch so viel um a) in dieser Branche überlebt zu haben und b) trotz Fehlentscheidungen mit meiner Freundlichkeit und Menschlichkeit den Weg weiter gehen zu können.

Mit dem anecken ist das so eine Sache. Nur mit Mitleid kommt man im Leben nun mal nicht weiter, und jeder der sich hier mit seiner Geschichte öffnet, sollte damit rechnen, dass ein neutraler Mensch auch andere Sichtweisen hat. Wir schauen alle nur hin, stecken aber in dieser Geschichte nicht persönlich drin. Das was wir an Informationen erhalten können wir auswerten um sie dann zu kommentieren und zu interpretieren.
Im wahren Leben ist es doch so, was nützt mir der beste Freund wenn er mir nur das sagt was ich hören will. Ein wahrer Freund sagt mir auch das was ich nicht hören und schon gar nicht wissen will. Was vorgaukeln kann man sich selbst, vielmehr ist es wichtig auch mal andere Meinungen zu zulassen und über sie wertfrei nachzudenken. Auch wenn sie weh tun oder einem mächtig stinken.
Wir sind hier keine Freunde, wir sind Menschen die im Schutz der Anonymität ihr Leid austauschen (den Teil habe ich hinter mir, übrigens mit erfolgreichem Neustart der kränkelnden Beziehung), wir verbringen sehr viel Zeit in dieser virtuellen Welt aus Gleichgesinnten, und finden dann irgendwann wieder den Absprung.
Mein Weg war auch geprägt von einem Therapeuten. Und bei dem habe ich u.a. gelernt, dass die meisten Menschen heute zu viel von einem Partner erwarten, ihre eigene Identität von diesem abhängig machen, und ganz oft leider auch zu viel geben. Alle sind wir Individuen, über Jahre hinweg geht man als Single durchs Leben und es lebt sich auch nicht schlecht. Und dann trifft man jemanden und es findet eine emotionale Verschmelzung statt, die ab einem Gewissen Punkt zur Folge hat, dass das eigen Selbstwertgefühl und die eigene Identität gen Null rauscht. Und dann verlässt uns dieser Mensch, zurück bleibt ein hilfloser und gebrochener Verlassener, der glaubt nie mehr lieben zu können.
Ist es da hilfreich, immer nur Mitleid und Streicheleinheiten zu erfahren?

Ich wollte jemanden verlassen, und fast jeder im Forum inclusive. Therapeut haben mir geraten es auch zu tun. Meine Selbstachtung war am Boden. Aber schlussendlich wollte ich nicht gehen, 14 Jahre sind eine lange Zeit.
Mein Partner und ich wussten, wir haben nur eine Chance wenn wir uns beide massiv ändern. Sehr harte Arbeit, die auch Rückschläge mit sich bringt.
Aber, bis jetzt, sieht es wieder besser aus. Wir sind noch nicht wieder in trockenen Tüchern, wenn einer wieder ausreißt und wir uns wieder verzetteln kann die Geschichte auch noch scheitern. Grundsätzlich sagt man das jeder eine 2. Chance verdient hat, aber nach Meinung der meisten hätte mein Partner sie nicht verdient gehabt weil er sich wahrscheinlich nicht ändern wird. Er wird sich verbiegen und irgendwann tut es wieder einen Schlag und dann trennt er sich von mir. Vielleicht, vielleicht auch nicht.

Ich bin durchaus zufrieden mit mir, ich mag mich mehr denn je, ich kenne mich besser den je, ich höre mehr auf mich denn je, ich bin konstruktiver, offener aber auch härter in meiner Beziehung. Das verdanke ich einerseits dem Therapeuten, guten Freunden und ganz vielen Kopfwäschen hier im Forum.
Also, was spricht dagegen meine Erfahrungen der letzten Monate und insbesondere die Reflektion aus 14 Jahren Beziehungen weiter zu geben?
Ich kann und will niemanden verletzen und runter machen. Das kann man nur wenn man ihm persönlich gegenüber steht. Und was hätte ich davon? Außerdem gibt es schöneres bei diesem Wetter als Beiträge in einem Forum zu schreiben.

Und das mache ich jetzt auch. Schönes Wochenende.

20.06.2014 13:30 • #33


H
Na das alles klingt doch schon viel entspannter und wohlwollender. Ich freue mich. Danke!

Es freut mich, dass Du in der Branche angekommen bist und Dich wohlfühlst. Ich werde hoffentlich an den gleichen Punkt gelangen. Wünsch mir Glück!
Ich will kein Mitleid, ich will Verständnis und Akzeptanz für das, was mich gerade umtreibt und worauf ich mir versuche einen Reim zu machen.

Zitat:
Im wahren Leben ist es doch so, was nützt mir der beste Freund wenn er mir nur das sagt was ich hören will. Ein wahrer Freund sagt mir auch das was ich nicht hören und schon gar nicht wissen will. Was vorgaukeln kann man sich selbst, vielmehr ist es wichtig auch mal andere Meinungen zu zulassen und über sie wertfrei nachzudenken. Auch wenn sie weh tun oder einem mächtig stinken.

Merkste was? Genau das ist das, was ich mir gewünscht hätte.

Na klar sind wir determiniert, was unser Bild von der Liebe angeht. Da spielen Literatur und Film eine große Rolle. Und auch gesellschaftliche Normen tun etwas dazu. Ich will mich da nicht ausnehmen, mit meinem Glauben an die romantische Liebe.
Ich weiß aber auch, dass ich allein leben kann und das Singledasein durchaus seine genussvollen Seiten hat. Schließlich war ich auch nicht mein ganzes Leben in festen Partnerschaften. Aber ich hatte ja schon gesagt, dass ich mich für die Selbstaufgabe bzw. das Aufgehen im Gegenüber fast ein wenig schäme, weil es eigentlich nicht mir entspricht. Es ist schon komisch, welche Eigendynamik die Liebe entfalten kann.
Nach der Trennung sind Mitleid und Streicheleinheiten sicher erst einmal wichtig, damit der Mensch sich nicht komplett verlassen fühlt. Ich finde das nicht schlimm. Natürlich muss danach auch die Analyse und Reflexion folgen. Ganz klar.
Ich freue mich, dass Du und ein Partner diesen Weg geht und nicht gleich aufgegeben habt. Ich wünsche euch ganz, ganz viel Erfolg! Ehrlich!
Bei mir ist es halt so, dass ich mich jetzt für mich verändern will und nicht für irgendjemand anders auf der Welt. Ich will zu mir finden und den Weg gehen, den ich für richtig halte.
Ich weiß auch, dass ich Dir ganz tief drin dankbar für Deine Kopfwäsche bin. Gib mir noch ein wenig Zeit, ja?

Ich danke Dir jedenfalls schon mal für die Antwort und wünsche Dir einen entspannten Resttag! Meine Schwester kommt mich gleich besuchen und danach gehe ich noch zu meinem ältesten Freund Musik machen. Ich muss ja auch mal kurz weg von hier und den Kopf freibekommen.

20.06.2014 13:57 • #34


H
So, jetzt melde ich mich noch mal.

Wo warst Du in der Beziehung?

Ja, das ist die Kernfrage und je mehr ich darüber nachdenke, desto klarer sehe ich, dass ich eigentlich überhaupt nicht vorkam. Weder mit meinen Leidenschaften, noch mit meinen Bedürfnissen. Im Grunde - und das ist ein hartes Resümee - war ich eine Befriedigungsmaschine auf verschiedenen Gebieten, die man je nach Lust und Laune eingeschaltet hat ohne ihr ab und zu ein wenig Öl zufließen zu lassen.
Ich merke auch gerade, dass ich eigentlich nie ein wirkliches Kompliment bekommen habe. Das sie mich liebt, hat sie zwar gesagt, aber das WARUM kam eigentlich nie zur Sprache. Ich hätte so gern einmal gehört, dass sie mich als mitfühlenden, ehrlichen, liebevollen Menschen erlebt, der ihr wichtig ist und ihr Halt gibt. (Ich bekomme gerade viele solcher Komplimente hier im Forum und merke, auf welch ausgedörrten Boden sie fallen.) Stattdessen sah ich nur gut aus, roch gut und war toll im Bett. Irgendwie ein bisschen wenig für Liebe. Ohne Dich wäre ich ganz schön aufgeschmissen ist auch kein Kompliment, selbst wenn es so klingen mag.
Ich war zwar auch sparsam mit Komplimenten, weil ich sie sehr bewusst einsetze, aber ich habe ihr mal gesagt, dass ich es bewundernswert finde, wie grundehrlich sie ist und das sie sich niemals für irgendwas verbiegen würde, hinter dem sie nicht steht. Ihr kamen damals die Tränen. Und auch, dass ich sie liebe, weil sie eben ist wie sie ist und irgendwie der vernünftigste Mensch in ihrer Familie ist.
Ja, ich habe mich mit der Zeit immer mehr emotional nicht mehr wahrgenommen gefühlt und hätte viel eher abspringen oder zumindest klar äußern müssen, was mir nicht gefällt. Das ist meine Schuld, wenn man so will. Ich habe nur noch geduldet und ertragen, aber auch genossen. Und mich einer Liebe hingegeben, die letztlich einseitig war. Sie hat mich zu ihrem Trabanten gemacht, der um sie kreisen durfte. Langsam finde ich wieder meine eigene Umlaufbahn und erkenne meine eigentlichen Werte wieder, die solange unterdrückt oder ignoriert wurden.

Ich wollte euch für eure klaren Worte danken. Es hat eine Zeit gedauert bis sie bei mir angekommen sind, aber letztlich sind sie wahr und hilfreich. Wie auch das, was ich in der Zwischenzeit über die tieferen Gründe für das Scheitern der Beziehung herausgefunden habe. Es musste so kommen, und viele Mechanismen konnte ich nicht steuern.

Auch meine Schuld durch fehlendes Engagement für mich und meine Zukunft erkenne ich an und gehe jetzt den Weg, den ich für den richtigen halte. Ich möchte wieder glücklich werden und mein Lächeln zurückgewinnen.

Danke! Ich wünsche euch und mir eine schöne Zeit!

22.07.2014 18:50 • #35




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