Ja, Moin werte Gemeinde.
Ich wollte Euch mal unsere Geschichte erzählen, in der es viel zu Lernen gab und in der sich Dinge so schnell änderten.
Angefangen hat alles als ich vor ca. 12 Jahren mit meiner heutigen Ex-Freundin zusammengekommen bin. Es war nicht wirklich Liebe auf den ersten Blick, mehr ein sich langsam kennen, schätzen und lieben lernen. Sie war die Schwester, eines Kumpel Kumpels und wir verstanden uns von Anfang an sehr gut. Wir hatten gemeinsame Ansichten, Interessen und Ziele. Wir trafen uns oft auf Partys, weil wir einen gemeinsamen Freundeskreis hatten und hingen dabei viel gemeinsam rum. Irgendwann machten wir eines schönen Abends einfach Nägel mit Köpfen und ich blieb die erste Nacht bei ihr. Wir hatten keinen Geschlechtsverkehr, sondern lagen einfach nur sehr eng beisammen und genossen die gemeinsame Zeit. Wir genossen ab diesem Tag sehr viel gemeinsame Zeit und wussten diese auch sehr zu schätzen!
Unsere Beziehung entwickelte sich und wurde immer besser. Sie zog relativ schnell bei mir ein und wir verbrachten viele Jahre, in denen vieles passierte. Wir begannen und beendeten Schulen, Ausbildungen, Studierten, Arbeiteten, zogen gemeinsam um. Alles lief recht harmonisch und wir teilten wirklich alles miteinander. Wir kannten uns in- und auswendig. Wir stritten so gut wie nie, da wir oftmals einer Meinung waren und falls dem mal nicht so war, scheuten wir uns auch nicht vor Kompromissen. Wir redeten viel und waren uns gegenüber immer sehr offen und bemüht.
Das Ganze ging sogar soweit, dass wir irgendwann nur noch den Anderen kannten und uns leider selbst verloren. Die Kommunikation wurde schlechter und eher oberflächlicher. Irgendwie hatte uns der Alltag erwischt und irgendwie waren wir nicht mehr in der Lage das abzufangen. Wir hatten irgendwie aufgegeben und waren beide Müde. Das war genau der Moment an dem es aus den Fugen geraten war. Jeder musste irgendwie überleben, wollte es dem Anderen aber weiterhin Recht machen. Es war auch nur noch ein Recht machen und kein Gemeinsames mehr. Ihr machte es schwer zu schaffen, dass sie keinen Selbstwert mehr in sich spürte und ich war zunehmend mit meinen Problemen aus meiner Jugend beschäftigt. Unsere Psyche drehte irgendwie auf links, als wir uns nicht mehr gegenseitig stützen konnten und wir verloren nicht nur uns als Personen, sondern auch unsere komplette Beziehung.
Ich hatte die Hoffnung, dass ein Umzug in ein großes, eigenes Haus mit jeder Menge Platz uns wieder Luft zu Atmen geben würde, was sie ganz genauso sah und wir stürzten uns in das nächste Abendteuer, welches wir leider nicht gemeinsam überlebt haben, jedenfalls als Paar.
Zu unserem Alltagsstress, kam jetzt noch Renovierungs- und Umzugsstress. Das neue Haus war ca. 60km entfernt. Es sollte schnell gehen, weil wir beide merkten, dass es jetzt wirklich Ernst wurde und unsere Beziehung an einem Punkt steht, bei dem nicht mehr klar war, ob wir gemeinsam aus der Sache kommen. Wir stürzten uns voll in das Abenteuer und hatten zeitweise richtigen Spaß zusammen. Als Einzelpersonen sind wir dabei sogar zeitweise aufgeblüht und hatten wieder Pläne, jedoch redeten wir noch immer nicht richtig miteinander. Wir redeten viel, aber leider nicht über unser Innenleben. Wir verbrachten Zeit miteinander, aber waren irgendwie doch alleine mit unseren Problemen im Kopf beschäftigt und irgendwie auch wie gelähmt. Es ging nur noch nach unten, keinen Schritt hoch. Wir versuchten zu kitten wo wir konnten, bis wir merkten, dass ein Haus aus Kit nicht stehen bleibt.
Wir wohnten schließlich 2 Wochen in dem Haus, als Sie eines abends zu mir kam, mit Tränen in den Augen und total weiß, und sagte dass sie das so nicht mehr könne.
Für uns Beide ist eine Welt zusammengefallen und wir lagen beide am Boden und suchten nach Kit. Wir redeten danach sehr viel, aber wir merkten dass unser Vertrauen irgendwie erschüttert war. Sie gestand mir dann auch, dass sie irgendwie Gefühle für ihren Arbeitskollegen habe und sie das zusätzlich verwirre. Als sie mir das offenbart hatte, war irgendwie mein Vertrauen komplett dahin. Ich dachte, jetzt haben wir doch den Grund warum es nicht mehr funktionierte und meine Psyche drehte ein wenig ab. Nein, nicht meine Psyche drehte ab, sondern ich drehte ab. Mein vertrauen war dahin und ich war ab da ein neurotischer Haufen! Ich habe versucht ihr alles Recht zu machen und sie komplett in Watte gepackt und in Zucker getunkt, was ich aber tat, weil ich Angst hatte sie einfach so an jemand Anderen zu verlieren. Ich verkrampfte täglich mehr und suchte ihre Nähe. Sie verkrampfte genauso und ging auf Abstand.
Sie sagte immer wieder, dass sie nicht mehr genau wüsste ob sie mich noch lieben würde, oder ob sie sich nur an mich gewöhnt hätte. Irgendwann packte ich nachts meine Sachen und zog am nächsten morgen aus. Noch am selben Abend rief sie unter Tränen an und bat mich darum wieder heim zu kommen und dass sie sich jetzt sicher sei, dass sie nur mich wolle und ihr das alles so leid täte. Ich kam am nächsten morgen wieder nachhause und es war maximal 2 Tage schön. Danach wiederholte sich alles, nur locker doppelt so schnell.
Eines Abends beschlossen wir uns zu trennen. Einfach so beim Abendbrotessen. Wir waren einfach beide am Ende mit unseren Kräften. Sie traf sich in der Zeit zwei mal privat mit ihrem Arbeitskollegen, was sie mir aber auch immer sagte. Zwei Tage später zog ich zunächst aus unserem gemeinsamen Schlafzimmer aus und dann komplett. Wir nahmen uns in den Arm, als ich gegangen bin und weinten beide. Ich sagte, ich glaube dass muss jetzt erstmal ein Ende haben, damit wir überhaupt wieder anfangen können, was sie mit Tränen in den Augen bejahte. Wir waren beide am Ende und gingen beide für Tage nicht aus dem Haus.
Wir schrieben danach vielleicht ein mal pro Woche. Sehr kurz, aber dennoch sehr interessiert auf beiden Seiten. Wir waren beide nicht glücklich, aber merkten dass wir die Ruhe brauchten und nutzten sie auch. Wir haben beide viel geweint in dieser Zeit und täglich an den Anderen gedacht. Wir telefonierten manchmal miteinander, aber sind uns einfach nicht mehr näher gekommen. Sie wirkte sehr kalt und abweisend und ich war weinerlich am betteln. Unterm Strich haben wir uns beide nicht mehr vertraut. Sie hatte mir das mit ihrem Arbeitskollegen anvertraut, damit wir es besprechen konnten und im Nachhinein sehe ich das als einen eigentlich großen Liebesbeweis und auch Hilferuf, den ich damals einfach gar nicht verstanden habe. Das hatte ihr Vertrauen noch mehr erschüttert. Ich habe mich einfach hintergangen gefühlt, obwohl ich das eigentlich gar nicht wurde. Natürlich ist sowas auch aufwühlend, trotzdem gebe ich mir da eine große Schuld. Hätte ich mich auch vorher nicht von dem Alltag so zuballern lassen, wäre es auch nicht soweit gekommen und wenn doch, dann wäre es wohl trotzdem anders verlaufen.
Nach irgendeinem Telefonat, bei dem sie mir eigentlich nur erzählte, dass sie mit ihrem Arbeitskollegen unterwegs war, bin ich abgedreht und danach haben wir bestimm 2 Monate fast gar nicht miteinander kommuniziert. Organisatorisches und sonst nichts. Jedoch rollte dann mein Geburtstag an und sie schickte mir eine selbst gemalte Karte, die mich seit langem wieder ihre Wärme hat spüren lassen. Sie hatte einfach echt gewirkt und ich hatte in diesen 2 Monaten auch sehr viel Zeit um mich mit mir selbst zu beschäftigen. Was sie ebenfalls tat. Unsere Kommunikation wurde wieder mehr und wir schrieben uns täglich. Anfangs 5-10 Sätze, bis hin zu 15 minütigen Audios. Wir lachten wieder miteinander, wenn auch nur über das Telefon. Wir konnten uns irgendwie wieder öffnen und merkten dass wir eventuell doch mehr Probleme als Einzelperson hatten, als miteinander. Wir schrieben uns irgendwann auch wieder morgens direkt und wünschten uns einen schönen Tag und abends dann eine gute Nacht.
Die Urlaubszeit war gekommen und wir fuhren seit Jahren an den gleichen Ort. Wegen Gründen, die hier aber egal sein sollen. Sie wollte nicht dorthin alleine fahren und nahm ihren Arbeitskollegen kurzentschlossen mit. Sie hatte mir das aber nicht gesagt, erst nachdem sie am zweiten Tag dort war, musste sie mir das irgendwie sagen, wie sie sagte. Wir hatten in unseren Gesprächen zuvor festgehalten, dass wir uns alles sagen können, wenn es nur ehrlich ist. Wir merkten irgendwie, dass wir einfach nur ohne Rücksicht auf Verluste raushauen mussten, damit wir dem Anderen wieder vertrauen konnten und das half erstaunlich gut. Sie war jetzt also mit ihrem Arbeitskollegen im Urlaub und hatte mir das aber nicht verraten und konnte als sie die 1100km gefahren war, auch nicht so mit mir schreiben, wie es sich entwickelt hatte. Sie sagte nur, dass sie müde wäre und für mich war die Sache geritzt, als sie diese 2 Tage eher weniger kommunizierte.
Am zweiten Morgen schrieb sie mir, dass sie im Urlaub ist, an unserem Ort, mit ihm. Ich war stinksauer! Ich habe ihr eine 20 minütige Audio geschickt und ihr komplett meine Meinung gesagt. Ich war so sauer und enttäuscht und sie hat sich das alles tapfer angehört und es ehrlich kommentiert. Dabei kam raus, dass sie nicht alleine fahren wollte, weil sie sich das nicht zugetraut hatte und ihr ihr schlechtes Gewissen jetzt aber so auf den Kopf geht, dass sie am liebsten zuhause geblieben wäre und dass ich ihr fehle und dass der Arbeitskollege irgendwie ja halt nett ist, sie da aber wohl irgendwie mich rein projiziert hatte und ihr jetzt aber klar würde, dass ich das nicht bin.
Als ich verstanden habe, wie schwer ihr das alles gefallen sein muss und mit welchen Erinnerungen und sonstigen Umständen sie dabei gekämpft haben muss, konnte ich ihr schlagartig nicht mehr böse sein. Ich hab das als ersten Liebesbeweis seit langem gewertet, weil sie sich komplett geöffnet hatte und sie wusste dass das auch eskalieren kann und für immer das Ende hätte sein können, sie sich aber das neu verdiente Vertrauen nicht zerlegen wollte. Das war ihr die Sache im Ernstfall Wert und ich hab geheult wie ein Baby!
Sie schrieb mir in diesem Urlaub jeden Tag sehr viel! Sie lies mich irgendwie dran teilhaben, ohne es mir schwerer zu machen, dass ich dieses mal nicht dabei war. Wir kamen schließlich zu dem Entschluss, dass wir uns endlich mal wieder sehen wollen. Wir hatten uns ca 4 Monate nicht mehr gesehen und verabredeten uns für kurz nach dem Urlaub. Drei Tage nach dem Urlaub trafen wir uns und gingen spontan Klamotten shoppen, 50km entfernt. Am Tag danach lud sie mich zu Kaffee ein und seitdem treffen wir uns so regelmäßig wie möglich (1-2 mal pro Woche). Wir schreiben uns täglich und führen endlich wieder tolle Gespräche miteinander. Wir reden über uns, aber auch darüber wie wir uns entwickelt haben. Wir wollen unsere alte Beziehung auf keinen Fall aufwärmen, sind aber für neue Entwicklungen offen. Nach meinem letzten Besuch bei ihr haben wir beide gesagt, dass irgendwie die Liebe wieder da ist und sie irgendwie über den Dingen steht. Sie ist nicht zweckgebunden, wie sie sagte. Irgendwie eine tolle Entwicklung. Mal sehen was passiert. Danke fürs Lesen. Sorry für alles!
04.10.2020 14:24 •
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