hi timo,
lange geschichte, erstmal hut ab wie und dass du das alles so niederschreibst. ich hab das nur quer durchgelesen, ich möchte dir auf die letzten zwei einträge hin meine geschichte schildern, um dir vielleicht ihre seite etwas aufzuzeigen.
ich habe mich vor ein paar monaten von meinem partner getrennt, wir waren knapp ein jahr zusammen. nach etwas mehr als einem eigentlich sehr schönen monat beziehung kamen seine verlustängste, eifersucht und depression zum vorschein, mit voller wucht. selbstmorddrohungen, ewige zweifel, kontrolle, eifersucht auf alles, was mich in anspruch nahm und meine zeit stahl (inkl meiner kinder...), er hat sich komplett an mich geklammert, jede minute liebesbeweise gefordert und panik gekriegt, wenn ich mal nicht erreichbar war oder auch mich nur um die kinder kümmern musste.
nun bin ich nicht ein unterrfahrenes schulmädchen und hab in meinem leben schon so einiges erlebt, und dennoch habe ich nicht früh genug reagiert, hab mich von seiner liebeswerten art täuschen lassen und wie ich halt bin nur erklärungen und rechtfertigungen für sein verhalten gesucht, mitgefühlt und mitleid empfunden für seine schwierige situation. schlussendlich hatte auch ich einfach die kraft nicht mehr, diese ungleiche - ich zögere gerade beziehung zu schreiben - dieses abhängigkeitsverhältnis weiterzuführen, es kam mir vor als hätte ich noch ein kind mehr, und hab die konsequenzen gezogen.
dass ich auf dieses forum gestossen bin zeigt, dass ich mich aber immer noch damit auseinandersetze, nicht weil ich die trennung bereue, im gegenteil, ich fühle mich von der last und all der verantwortung befreit, die ich für ihn übernommen hatte.
der grund, warum ich geschichten wie deine lese ist, dass ich eine unsägliche wut in mir habe, und ehrlich gesagt nicht recht weiss wohin damit. wut auf ihn, weil er mich so behandelt hat, und wut auf mich, weil ich das so lange mitgemacht habe. um diese wut zu überwinden, versuche ich zu verstehen, zu analysieren wie ich es überhaupt so weit hab kommen lassen können.
und leider ist es so, dass auch die schönen erinnerungen in diesem rückblick und im vollen wissen um seine krankheit nicht mehr so schön aussehen, sondern sich z.b. über all seine liebesschwüre, komplimente, mails und sms seine verlustangst, die kontrolle, die eifersucht wie ein schwarzes tuch drüberlegt, um es in einem bild auszudrücken.
und ich bin inzwischen so weit, dass ich denke, dieses damit auseinandersetzen abbrechen zu müssen, bevor ich die gesamte beziehung unter einem schwarzen tuch begrabe.
ich kann nur für mich sprechen, und wie ich es empfinde, ich fühle mich rückblickend gesehen ausgenutzt, emotional erpresst, und vor allem in all meinen bedürfnissen übergangen. es ging immer nur um ihn, um seine krankheit, seine situation, so als hätte ich in der beziehung als person überhaupt nicht existiert. ich war eben die traumfrau, die lösung all seiner probleme, sein neues leben, die sein bisher leeres leben füllen sollte. ich war die starke, die ihr leben im griff hat, und ich durfte keine probleme haben, im vergleich zu seiner krankheit existierten die nicht.
die trennung war für mich also auf der einen seite ein befreiungsschlag, aber eben auch ein schlag, weil ich endlich zeit fand, zu analysieren. DAS hätte ich schon viel früher tun sollen, aber dazu hatte ich während der beziehung keine zeit, weil ich ja ständig mit ihm zusammen war, oder damit beschäftigt, sein verhalten zu verstehen und zu rechtfertigen.
ich habe deshalb nach der trennung auch mit wut und kälte reagiert, einerseits weil ich mich abgrenzen musste, bewusst kein mitleid mehr haben wollte, aber vielleicht auch, weil ich das gefühl hatte, endlich keine rücksicht mehr nehmen zu müssen, da ich die verantwortung über ihn an ihn zurückgegeben hatte. und so war ich wohl auch sehr hart und eben unnahbar, egoistisch vielleicht auch, aus dem grund, dass ich mich endlich wieder auf mich konzentriere.
so, ich hab mir das alles jetzt einfach von der seele geschrieben, vielleicht gibt das ein wenig einblick in ihre seite.
lg gali