Hallo,
Ich lese nun schon 3 Wochen hier im Forum und es gibt so viele Geschichten, die meiner ähneln. Viele Meinungen habe ich schon gelesen und trotzdem muss ich mir meinen Schmerz von der Seele schreiben.
Mein ehemaliger Partner und ich kennen uns seit fast 16 Jahren. Am Anfang hatten wir eine Fernbeziehung über 400 km. Er ist selbständig und hätte nicht umziehen können. Ich bin angestellt, aber damals war es in meiner Branche schwer, eine Stelle zu finden. Und so blieb jeder, wo er war und wir haben uns an den Wochenenden gesehen. Dazu muss man vielleicht noch sagen, dass er 14 Jahre älter ist als ich.
2007 bin ich schwanger geworden. Anfang 2008 kam unsere Tochter zur Welt. Er bezeichnete sie als Geschenk des Himmels und sie war sein ein und alles. In dieser Zeit ist er mehr zu uns gefahren als umgekehrt, hat mehr als einen Punkt in Flensburg gesammelt und war immer zuverlässig und für uns da.
Im Januar 2011 rief er mich aufgeregt an und mailte mir eine Stellenanzeige, die perfekt für mich passte und meinte, ich müsse mich unbedingt bewerben, ich solle die Unterlagen fertig machen, er nähme sie dann am Wochenende mit und würde sie persönlich abgeben. Gesagt, getan und was soll ich sagen, ich habe die Stelle bekommen. Im April zog ich also um, im Mai 2011 habe ich dann bei meinem jetzigen Arbeitgeber angefangen.
Wir zogen aber nicht zusammen, er kümmerte sich um eine Wohnung für meine Tochter und mich, wollte aber seine eigene nicht aufgeben. Er ist ein Freigeist, braucht auch viel Freiraum. Er wohnte nicht weit weg. Ich hatte nie den Eindruck, ihm nicht vertrauen zu können oder hatte Zweifel an seiner Ehrlichkeit.
Kurz nach Ende der Probezeit bin ich dann erneut schwanger geworden und Mitte 2012 kam unser Sohn zur Welt. Mein Arbeitgeber zählt zum öffentlich-rechtlichen Dienst, also war mein Arbeitsplatz sicher. Sein Job ist ein ständiges Auf und Ab. Sehr abhängig von äußeren Faktoren wie Konjunktur etc. Als unser Sohn zur Welt kam, verhielt er sich direkt nach der Geburt seltsam, kam immer nur kurz ins Krankenhaus, war abwesend. Ich dachte, dass ihm das zweite Kind zu viel ist. Ich befürchtete, dass er uns verlässt. Was habe ich lautlos in mein Kissen geweint, habe meine Tränen vor dem Krankenhauspersonal verborgen, ich hatte Angst, dass sie mir eine postnatale Depression unterstellen und ich dadurch Probleme bekomme. Erst später stellte sich heraus, dass er einen seiner größten Auftraggeber in dieser Zeit verloren hatte. Das war durchaus existenzbedrohend, die Finanzkrise von 2008 hatte ihre Spuren hinterlassen. Er stand damals kurz vor der Insolvenz.
Wir haben uns da durch gekämpft. Und hatten immer wieder auch schöne Zeiten, Kurzreisen, Konzertbesuche. Er ist sehr musikbegeistert über viele Genres, ob klassisch, modern, viel Musik aus seiner Zeit, aber auch aus meiner. Wir hatten es wirklich gut und ich war glücklich mit ihm. Er hat immer viel gearbeitet, 12 bis 14 Stunden am Tag waren normal. Ich habe ihm den Rücken frei gehalten, habe mich um die Kinder gekümmert, 2013 wieder angefangen zu arbeiten, nicht mehr in Vollzeit aber immerhin 80%.
Die Freiräume, die er brauchte, habe ich ihm immer gewährt. Er ist auch schon mal allein irgendwo bei einem Konzert etc. gewesen oder musste lange arbeiten. An seiner Ehrlichkeit musste ich nie zweifeln. Aber die Doppelbelastung für mich, anspruchsvoller Job und die Kinder und praktisch mehr oder weniger allein damit, weil ich nie wusste, wann er da sein wird, wurde mir sukzessive zu viel. Sein Zeitplan war ging immer vor. Ich arbeite nicht bei einer Behörde, habe zum Teil auch lange Arbeitszeiten. Zeit, um in einer fremden Stadt Kontakte zu knüpfen, blieb für mich kaum. Entweder habe ich gearbeitet oder habe mich um unsere Kinder gekümmert.
In einem Urlaub vor 5 Jahren haben wir uns dann einmal ausgesprochen. Ich dachte, er hätte verstanden, war wieder mehr da. Bis es 2016 an meinem Arbeitsplatz zu einem Vorfall kam. Mich traf absolut keine Schuld, aber trotzdem wurden eine Kollegin und ich zwangsversetzt. Wir konnten unsere Unschuld nicht beweisen und ich schwöre heute noch bei allem, was mir heilig ist, dass ich meinen linken Arm dafür geben würde, wenn ich wüsste, was damals wirklich passiert ist.
Das war der Anfang vom Ende. Diese Sache belastet mich bis heute. Dazu kommt noch eine Vorbelastung durch ein mehr als schwieriges Verhältnis zu meiner Mutter, die mich als Kind immer klein gehalten hat und rückwirkend betrachtet, mich wohl auch psychisch misshandelt hat. Leider war ich zu bequem, aber auch zu eingespannt, um mir in dieser Situation professionelle Hilfe zu suchen.
Also schlich sich wohl eine Depression ein. Dazu der Alltag, immer funktionieren müssen, immer für alle da sein müssen. Im Job gute Ergebnisse abliefern . Das volle Programm. Wieder habe ich meine Bedürfnisse hintenan gestellt, nicht auf mich geachtet. Wurde auch verschlossen, im letzten Jahr abweisend zu meinem Partner, war oft in meinem Gedankenkarusell gefangen. Aber ich liebe ihn, ich brauchte nur mal endlich mal wieder Zeit auch nur für mich.
Die Quittung habe ich Anfang November bekommen. Er hat mich verlassen, für eine Frau in seinem Alter, ohne Kinder. Und seitdem belügt er mich ständig, vermutlich auch vorher. Sie treffen sich seit September, sie ist wohl eine alte Schulkameradin. Sie wohnt ca. 140 km entfernt und auf einmal hat er Zeit für lange Wochenenden, hält sich nicht an Zusagen, vernachlässigt unsere Kinder. Wie oft hat er an den Wochenenden auch gearbeitet, hatte keine Zeit für uns.
Er müsse seine Existenz aufrecht erhalten. Auf einmal geht doch ein freies Wochenende - für diese Frau
In der Regel bringt er morgens unseren Jüngeren zur Schule. Für heute hat er mich gebeten, das zu übernehmen, er wolle gern zum Sport gehen. Das wäre völlig ok, wenn er denn überhaupt heim gekommen wäre. Da wir zwar eigene Wohnungen haben, aber nur 2 Eingänge entfernt wohnen, sein Parkplatz praktisch vor meiner Haustür ist, weiß ich, er ist nicht hier. Und habe auch keinen Zweifel, wo er ist. Warum belügt er mich so dreist?
Ich erkenne den Mann, den ich zu kennen glaubte, nicht mehr wieder. Er lügt, er setzt seine Arbeit aufs Spiel, er ist ein völlig anderer Mensch. Wie konnte ich mich so sehr in ihm täuschen. Seit 3 Wochen weine ich fast ununterbrochen, kann nicht schlafen, kann nicht essen, muss den Kummer der Kinder auffangen. In seinen Augen wäre bei denen alles ok. Er ist ja nie da, wenn sie traurig sind. Und immer sage ich ihnen, der Papa liebt euch, seid ihm nicht böse. Gerade bei unserer Tochter, die ein absolutes Papakind ist, hinterlässt das alles Spuren. Aber auch der Kleine leidet auf seine stille, verschlossene Art. Dann spreche ich mit ihm darüber, er sagt zu, sich zuverlässiger zu verhalten. Und was passiert? Nichts.
Und trotz alledem. Ich liebe diesen Ar. Er ist die Liebe meines Lebens. Aber wie kann er sich denn einfach so ein neues Glück aufbauen, das auf dem Leid, Kummer und Unglück der Menschen, die ihn am meisten lieben, basiert?. Warum ist er auf einmal so kalt und herzlos? Und so falsch. Das ist einfach nicht der Mann, den ich mal kannte.
Wie soll ich denn je damit fertig werden? Ich bin wirklich am Ende meiner Kräfte und habe hier nicht wirklich viele Freunde, die mir zur Seite stehen. Ich stehe das einfach nicht mehr durch. Ich war doch immer für ihn da, habe ihm den Rücken frei gehalten. In wenigen Tagen werde ich 46 und stehe jetzt vor den Trümmern meines Lebens. Ich kann einfach nicht mehr.
27.11.2019 05:01 •
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