Liebe Leidgenossinnen und -genossen,
meine große Liebe hat mich vor 11 Wochen nach 8 Jahren per E-Mail verlassen. Wir hatten von November bis Ende Januar eine Krise, waren dann nach einem klärenden Gespräch auf einem guten Weg. Dachte ich jedenfalls. Zwei Tage bevor er Schluss machte, hatten wir noch ein wundervolles Telefonat und dann komme ich montags ins Büro und finde diese E-Mail. Es hat mir völlig den Boden unter den Füßen weggezogen und auf Anrufe und E-mails reagierte er nicht. Irgendwann schrieb er, ich solle ihm Zeit lassen, die ich ihm auch gab, litt aber jeden Tag wie ein Tier und habe natürlich wie alle in meiner Situation, jeden Tag meine Mails gecheckt, den Briefkasten belagert und dann erhielt ich tatsächlich einen Brief. Doch dieser hat mich kein Stück nach vorne gebracht, denn es gab keine richtige Erklärung. Er schrieb, dass ich nach wie vor die Liebe seines Lebens sei, dass er dankbar ist, für diese wundervolle Erfahrung, für all das Erlebte, das ich morgens der erste und abends der letzte Gedanke sei, dass er sich wünsche aus diesem Albtraum aufzuwachen, da ich ihm Fehlen würde ohne Ende, er mich gerne in die Arme nehmen wüde, aber sein Weg sei sein Weg und es gebe kein Zurück. Ich verstehe es immer noch nicht. Letzten Montag hat er seine restlichen Sachen geholt und wir haben beide viel geweint, er hat mich immer wieder in die Arme genommen, mir das Gleiche gesagt, wie er geschrieben hatte und es war einer der schlimmsten Tage meines Lebens, weil ich es nicht verstehe, wenn noch soviele Gefühle da sind, warum wir dann diesen großen Fehler zulassen. Der Satz diese Trennung ist schlimmer als der Tod meiner Eltern hat mich so umgehauen und als ich dann sagte, dann solle er doch zurückkommen, kam ein Nein. Am nächsten Tag habe ich auf dem Laptop, den wir uns immer geteilt haben, seine Lesezeichen gelöscht, weil ich beim Hochfahren nicht immer an ihn erinnert werden wollte und dabei habe ich sein Postfach geöffnet und eine Mail von ihm gefunden, die mit Hallo Liebes begann und an eine Frau gerichtet war, auf die ich ihn Anfang des Jahres schon angesprochen hatte, weil ich ihren Namen gefunden hatte. Damals sagte er, dass es sich um die Schwester eines Skifreundes handeln würde, die sich beruflich verändern wolle und er sehen sollte, ob er sich für sie verwenden kann. Doch nun muss ich erfahren, dass es alles andere als eine Schwester eines Freundes ist. Natülich habe ich ihn ihm daraufhin geschrieben, warum er mich so eiskalt angelogen hat, warum er am Montag nicht gleich reinen Tisch gemacht hat, gerade auch weil ich da fragte, ob es schon eine Andere gebe. Ich schrieb aber auch, dass ich es der Neuen gegenüber unfair fände, denn wenn sie wüßte, was er mir alles noch gesagt und geschrieben hat, wäre das seiner nicht würdig. Darauf bekam ich die Antwort, dass es nicht so sein würde, wie es sich für mich darstellen würde, dass er diese Frau kennengelernt habe, sich aber nicht das daraus entwickelt habe und bla und dass er all das, was er geschrieben und gesagt hat, nicht zurücknehmen würde, weil es so wäre. Er habe eine fette Depression, er habe sich Hilfe gesucht und dabei diese Frau kennengelernt. Ich verstehe all das nicht. Was ich überhaupt nicht verstehe, ist die Trennung, denn unsere Probleme waren banal und wenn noch so viel Gefühl seinerseits da ist, warum dann das alles? Ich weiß, jeder glaubt eine einzigartige Beziehung gehabt zu haben und das war es auch, für jeden auf seine Art und Weise. Zu unserer Geschichte ist zu sagen, dass wir uns schon vor über 20 Jahren kennengelernt hatten, er damals aber verheiratet und Vater zweier kleiner Kinder war und wir uns aufgrund dessen schweren Herzens getrennt hatten, weil wir mit der Schuld, die wir auf uns geladen hatten, nicht leben konnten. Ich bin dann 2 Jahre danach in eine andere Stadt gezogen, mit einem Kleinkind, habe dort versucht ein neues Leben aufzubauen. Doch ich habe ihn nie vergessen und er war jeden Tag in meinem Kopf und bei jeder anstehenden Entscheidung habe ich mich gefragt, wie er darüber denken würde und was er mir raten würde. Es gab viele Abende, an denen ich unsere Musik von früher hörte, seine Brief las und wenn ich in der Heimat war, all unsere Erinnerungsorte abfuhr. Ein neuer Mann an meiner Seite gab es nie dauerhaft, weil ich jedem mit ihm verglich. Dann nach 14 Jahren fand er mich wieder, von da an schrieben wir uns 3 Jahre, dann überraschte er mich an meinem Geburtstag im Büro und von da an stand fest, dass wir dieses Mal zusammenbleiben würden. Er reichte die Scheidung ein, wir überstanden all diese Zeiten, da auch mein Sohn ihm das Leben nicht leicht machte und dann zog ich vor 5 Jahren zurück und wir hatten eine wundervolle Zeit, und all die Hürden, die es zu bewältigen gab, haben wir gemeistert. Wir sind beide nicht mehr jung, ich bin 54 und er 59 und ich verstehe es nicht, wie man in diesem Alter so leichtfertig mit einer Beziehung umgehen kann. Ich glaube ihm, dass er eine Depression hat, er war schon immer ein wenig sensibler, aber ich weiß nicht, ob sie es rechtfertigt. Ich weiß eigentlich gar nichts mehr, ich bin leer, ich kann nicht essen, nicht schlafen, ich bin für meine Mitmenschen zur Belastung geworden, weil ich jederzeit in Tränen ausbreche und immer wieder das Gleiche erzähle, ich würde mir auch schon nicht mehr gerne zuhören wollen. Ich dachte, schlimmer kann es nicht kommen, aber ich werde jeden Tag eines Besseren belehrt. Ich schaffe es nicht einmal wütend auf ihn zu sein, auch wenn ich mich frage, wer dieser Mensch ist, mit dem ich alles geteilt habe, für dessen Kinder ich genauso da gewesen bin, wie für meinen eigenen Sohn, mit denen wir viele, viele Erlebnisse hatten und die immer meinen Rat gesucht haben, genauso wie er. Ich weiß, das klingt jetzt alles wirr, bekloppt und nicht nachvollziehbar, aber ich komme nicht darüber hinweg. Deshalb bitte ich um Eure Hilfe. Herzlichen Dank.
10.05.2015 11:24 •
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