Hallo liebe Community.
Ich bin momentan sehr ratlos in meiner Situation und würde mich daher über Meinungen o.ä. von euch freuen, die weder mich noch ihn kennen. Denn das persönliche Umfeld ist doch oftmals ein schwieriger Ratgeber, da es ebenfalls irgendwie betroffen war/ist.
Dies ist meine Geschichte (ich bemühe mich, die Sache so kurz wie möglich und ausführlich wie nötig zu halten):
Im Sommer 2020 lernte ich einen Mann kennen, der mich einfach in seinen Bann geschlagen hat. Da es ihm wohl nicht anders ging, trafen wir uns; er war zu der Zeit noch in einer Beziehung und ich wusste dies, allerdings gab es nach unserem Treffen an, die Beziehung beendet zu haben. Wir trafen uns über vier Wochen, es war sehr intensiv, aber dann sagte er, er könne momentan keine Beziehung führen, weil er zu viele eigene Probleme habe (Geldprobleme, weshalb er keine eigene Wohnung hatte; persönliche Probleme damit, dass er in seinem Alter (Mitte 30) nicht an dem Punkt angekommen sei, an dem er eigentlich sein wollte - er war von Anfang an sehr ehrlich mit all diesen Dingen und ich habe diese akzeptiert). Mich hat das getroffen, weil bei mir tatsächlich schon Gefühle vorhanden waren. Ich beschloss, um meinetwillen keinen Kontakt mehr zu haben, um nicht unnötig zu leiden. Doch er suchte immer wieder den Kontakt und wir trafen uns einfach so, gingen essen, ins Kino, sahen auch zusammen bei mir Filme. Das brachte mich alles sehr durcheinander und ich sagte ihm immer wieder, das nicht mehr so zu wollen, doch er meldete sich immer wieder und ich war zu schwach, um dem zu widerstehen, denn die Gefühle waren weiterhin da. Nach einigen Monaten begannen wir dann wieder miteinander ins Bett zu gehen, aber ich hatte immer das Gefühl, dass wir uns nur sahen, wenn es ihm gerade passte, und das tat ziemlich weh, obwohl er dies natürlich betritt. Zwei Monate später sagte ich ihm dann deutlicher als zuvor, dass ich nicht der Typ für so eine Art Beziehung sei - entweder ganz oder gar nicht. Einige Zeit kam dann auch nichts mehr, und dann legte er sich richtig ins Zeug und gab mir zu verstehen, dass er zwar immer noch denke, es sei nicht der richtige Zeitpunkt, mich aber auf keinen Fall verlieren wolle und daher richtig mit mir zusammen sein wolle.
Und damit begann das eigentliche Chaos. Über Monate wurde es zu einer On-Off-Beziehung, weil er sich ständig so komisch verhielt, mich niemandem aus seinem Leben vorstellen wollte (immer mit dem Argument: da ist doch keiner) und wütend wurde, wenn ich mich deswegen unverständig zeigte. Es war eine sehr anstrengende Zeit. Er hatte nicht viel Zeit für mich und gab mir auch nicht das Gefühl, dass er sich nach mir sehne oder es kaum erwarten könne, mich wiederzusehen. Nach jedem Schlussstrich, den ich zog, kam er wieder, schrieb mir Briefe, rief mich an, versprach Besserung und alles ging wieder von vorne los. Die Zeiten, in denen ich keine schlechten Gedanken hatte, waren wenige, aber sie waren schön, weil er doch trotz allem das war, was mein Herz wollte.
Dann, als ich nach dem letzten Schlussstrich dachte, jetzt wäre es endgültig vorbei, schrieb er mir, dass er in meine Stadt ziehen würde, um mir zu zeigen, wie ernst es ihm sei. Mein Vertrauen war sehr angeschlagen, aber ich wollte mich ein letztes Mal darauf einlassen, um zu sehen, ob er diesmal bereit sein würde, etwas zu ändern und zu unserer Beziehung zu stehen. Dann, letztes Jahr, eine Woche vor Weihnachten, überkam mich ein solch schlechtes Gefühl, dass ich in sein Handy sah. Und feststellen musste, dass er dort noch seine Exfreundin gespeichert hatte, obwohl er mir versichert hatte, dass es keinen Kontakt mehr gebe. Ich speicherte die Nummer ein, und als er weg war, schrieb ich ihr. Sie rief mich kurze Zeit später an und erklärte mir, dass die beiden seit drei Jahren (ebenfalls On-Off) zusammen seien und er aktuell noch bei ihr wohne. Wir haben uns sehr ausführlich ausgetauscht und sie schmiss ihn noch am selben Tag aus ihrer Wohnung. Ich schrieb ihm eine böse Nachricht, woraufhin er mich blockierte - und gleichzeitig alles daran setzte, die andere Frau zurückzugewinnen (sie und ich tauschten uns sehr ausführlich über unsere Erlebnisse aus, um zu begreifen, was uns da geschehen war, denn auch sie wusste natürlich nichts von mir, kannte aber, im Gegensatz zu mir, sein gesamtes Umfeld). Er schreckte nicht davor zurück, mich als Verrückte, Stalkerin und gefährliche Lügnerin hinzustellen, er postete wochenlang Fotos von ihr in seinem Status, schrieb ihr Briefe, stand weinend vor ihr. Ich war vergessen, verraten, gedemütigt.
Und dann, vor drei Wochen, schrieb er mir einen Brief. Er entschuldigte sich seitenweise für alles, was er mir angetan hat, wie er sich während der Beziehung verhalten habe und insbesondere auch danach. Er teilte mir mit, dass er jetzt eine Therapie mache und ihm klar geworden sei, dass er versuche zu ergründen, warum er sein bekanntes, schädliches Umfeld (er meinte damit sie) immer wieder aufgesucht habe, obwohl ich diejenige sei, die er aufrichtig liebe. Er schrieb mir Nummern von allen möglich Freunden, Familienmitgliedern usw. auf, an die ich mich wenden solle. Ich solle mir seine neu gewonnene Erkenntnis von seinem Therapeuten bestätigen lassen.
Ich war so wütend, dass ich ihm tatsächlich schrieb, denn im Gegensatz zu ihr hatte ich nie die Chance bekommen, ihm alles zu sagen, was mir auf der Seele lastete. Ihn anzuschreien, ihn mit seinen Taten zu konfrontieren. Ich tat dies in einem persönlichen Gespräch und irgendetwas passierte da mit mir. Ich wollte das nicht, aber ich merkte, dass da noch Gefühle sind, eigentlich ohne Berechtigung, unerklärlich. Aber ein winziger Teil von mir begann plötzlich zu überlegen, wie es wäre, wenn er tatsächlich die Wahrheit sagte. Ich kann ihm kein Wort glauben, aber ich merke selber, dass ich noch lange nicht durch bin mit dem Thema. Er sagt immer wieder, wie sehr er sich schämt, wie sehr ihm das leid tut, dass er sich selbst nicht erklären könne, wie er zu so etwas fähig gewesen sein könne. Aber eine Woche, bevor er mir den Brief schrieb, postete er noch immer ihre Fotos im Status.
Ich weiß nicht, was ich damit anfangen soll. Gestern habe ich ihn wieder mit allem möglichen konfrontiert und er hat nichts vernünftiges zu sagen gehabt. Daraufhin habe ich ihm gesagt, er soll nochmal ganz tief in sich gehen und sich melden, wenn er etwas besseres zu sagen hat. Ich merke, dass mich das alles wieder viel mehr aufwühlt als mir lieb ist und dass ich jetzt wieder in dieser Klemme stecke, hin- und hergerissen zwischen einem endgültigen Schlussstrich und dem Versuch, mir doch noch eine Weile mitanzusehen, ob er sich wirklich geändert hat, wie die Therapie funktioniert und so etwas.
Und da ich gerade so verwirrt und aufgewühlt bin, habe ich nicht einmal eine konkrete Frage an euch. Aber über eure Meinungen freue ich mich sehr.
Ich danke euch für's Lesen 3
30.03.2022 14:18 •
#1