Sorry, das wird lang.
Ich habe ähnliche Erfahrung gemacht.
Ich versuche mal, unseren Weg zu analysieren, aber manches bleibt mir auch ein wenig unerklärlich- es bleibt an dem ein oder anderen Punkt eine Ambivalenz.
Allerdings war ich nicht wirklich souverän, sondern völlig geschockt-das kann nicht sein, nicht meine x.. .
Also habe ich gekämpft, wollte diese Frau rückerorbern.
Ich hatte nahezu alles akzeptiert, was sie vorgab. Und auf jede Stimmungschwankung verunsichert reagiert. Sie hatte die Liebe verloren, ok, aber da muss doch noch etwas sein, wie lange wird das denn dauern, was muss ICH tun, damit SIE sich wieder zu mir hingezogen fühlt.
Gespräche. Stundenlang. Sie immer wieder Rücksprache mit Ihm, er feuerte sie an, sich wieder mir zuzuwenden.
Erste vorsichtige Näherungsversuche, dann Gespräche mit unseren Therapeuten. Unsere S. haben wir in einem Tant. wiederentdeckt. Aber immer noch er im Hintergrund. Nach ein paar Monaten hatte ich im Gespräch gesagt, dass mich dieser Kontakt stört und verletzt. Mit mäßigem Erfolg. Bis dann eine Bombe platzte, weil der Kontakt immer noch bestand, obwohl wir ausgemacht hatten- Funkstille.
Und da bin ich zum ersten Mal so richtig wütend geworden, all meine Wut über alles brach aus mir heraus und ich bin ausgezogen.
Das war mMn der Halo-Wach Effekt. Für beide. Meiner Frau wurde schlagartig klar, dass sie jetzt eine Entscheidung treffen muss.
Wir haben uns zum ersten mal so richtig gestritten dass die Funken flogen. Mensch tat das gut. Sie war allerdings verunsichert, ob sie mit mir ihr Leben teilen könnte und zog sich noch einmal in ein Kloster zurück- die Leute dort haben ihr klar gemacht, welche zukünftigen Optionen sie so hat.
Und ich auch. Endlich konnte ich frei und stark ihr gegenübertreten- Entweder sie kann mit meinen Bedingungen leben- oder nicht.
Sie nahm mein Angebot an und verbannte den AM aus ihrem Leben. Glaubhaft.
Nun endlich nahm die Sache Fahrt auf- uns spülte es auf eine neue Ebene der Partnerschaft. Jetzt konnte meine Frau auch wirklich den anderen loslassen und sich völlig auf mich einlassen. Sie wurde nun endlich selbstbewusst um auf eigenen Füßen zu stehen-genau wie ich.
David Schnarch nennt diesen Prozess Differenzierung er bedeutet sinngemnäß, dadurch, dass man je mehr man sich wahrnimmt, kann man sich gleichzeitig inniger dem anderen zuwenden und hingeben.
Das Verzeihen ist so eine Sache- jeder versteht da etwas anderes. Aber im eigentlichen Wortsinne, läuft es auf das hinaus, was leonhard schrieb:
Zitat von Leonhard: Das Verzeihen half im Endeffekt mir selbst, weil es mir beim Loslassen half.
Das war mir von Anfang an klar, aber wie zum Geier fängt man das denn an? Also hatte ich meine Frau an die Hände gefasst und gesagt: Ich verzeihe Dir.
Erledigt? Nein, das war wirkungslos. Ich hatte gar nichts.
Ich habe letztlich ein Jahr gebraucht, um zu verstehen, was denn das Ziel ist. Letztlich war es eine Predigt, die mir den Weg gezeigt hat. Aber das muss jeder für sich so finden. Am Ende geht es nur darum, loszulassen und die Verletzung vernarben zu lassen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Viele schreiben von Reue. Hmmm, das ist so eine Sache. Bei uns muss man da unterscheiden: Das was was meine Frau an neuen Erfahrungen gesammelt hat brachte sie natürlich auch ein Stück in ihrer Entwicklung weiter. Das zu bereuen? Schwierig. Allerdings brauchte sie gut ein weiteres Jahr, um zu realisieren, was sie mir angetan hat. So richtig im Herzen. und das hat sie bereut.
Für mich führte der Weg weiter mit meiner Frau, aber das ist ganz und gar nicht notwendig.
Verzeihen bedeutet auch nicht: Vergessen-oh nein. Als Gewohnheitstiere gerät man sonst zu leicht wieder in einen Schlamassel.
Zitat von Leonhard: Ich bin zwar nicht mehr so blauäugig, doch das Leben macht Freude.
Das geht mir genauso. Auch hier stimme ich mit Leonhard komplett überein:
Zitat von Leonhard: Ich habe zu viele Berichte mitbekommen, in denen -trotz konsequenter Trennung- die Betrogenen verbittert und nicht mehr richtig bindungsfähig sind.
Das lese ich immer wieder hier und mir fällt auch ehrlich schwer, manch andere Partnerschaften zu verstehen- die Betroffenen sind mMn keinen Schritt weiter gekommen, weil sie sich nie, mit ihrer Historie auseinander gesetzt haben, sondern alles unter den Teppich gekehrt haben.
Stand heute sage ich: Ich habe fast komplett verziehen- ich betrachte den Prozess als abgeschlossen, wenn ich völlig entspannt auf unsere turbulente Jahre zurückblicken kann. Viel fehlt nicht mehr.
So retrospektiv betrachtet bleibt natürlich die Frage- haben wir es uns besonders schwer gemacht, war das Pferd wirklich tot und wir haben ein künstliches Herz, und ein Exoskelett montiert, oder hat es nur gedauert, bis unsere Ehe wie Phönix aus der Asche neu erstrahlt.