Liebe Papillon,
bei mir ist es ein Auf und Ab. Habe recht viel in Memis Thread geschrieben (Sein Trauma hat unsere Beziehung zerstört), falls du den liest. Habe mir viele Gedanken übers Verzeihen gemacht und dass er für sich gerade nicht anders handeln kann und versuche, die Trennung nicht mehr so sehr auf mich zu beziehen. Aber ich kann nicht leugnen, dass es mich nach wie vor sehr traurig macht. Manchmal hab ich gute Tage, manchmal eher nicht. Kennst du ja
So, nun aber zu dir:
Zitat: Er hat mir jetzt allen Ernstes gesagt, dass er nicht mehr über sich und uns nachdenken, sondern einfach nur verdrängen möchte. Es ist ja schön für ihn, dass er meint, damit sei das Problem aus der Welt geschafft, aber ich hänge halt auch noch mit dran und ich finde nach fünf Jahren glücklicher Beziehung kann man nicht einfach eben noch sagen, dass man den anderen liebt und dass man die Beziehung als wetvoll erachtet und dann einfach wortlos gehen.
Ja, ich finde auch, dass du Antworten verdient hättest. Ich glaube aber leider, dass du sie dir diesem speziellen Fall selbst suchen musst. Ganz einfach aus dem Grund, weil er die Antworten selber nicht so richtig kennt. Ich habe bei mir die Erfahrung gemacht, dass ich meinen Ex und seine Problematik wesentlich schneller analysiert hatte, als er das selbst konnte. Was ja auch irgendwie klar ist. Wenn man selbst drin steckt, dann sieht man meist den Wald vor lauter Bäumen nicht.
Der Vorteil daran, dass du dir die Antworten selbst suchen musst, ist, dass du so sehr viel über dich, über Beziehungen und über den Menschen lernst und mit großer Wahrscheinlichkeit etwas für die Zukunft rausziehen kannst.
Das ist nur ein schwacher Trost, wenn man ja eigentlich die Beziehung wieder haben will. Aber wenigstens hatte dann alles ein bisschen Sinn.
Ich habe sehr viele Antworten gefunden und ich glaube das meiste davon trifft wirklich zu. Mir hat dabei sehr das Forum geholfen aber auch, mal die Beziehung rückwirkend zu betrachten und zu sehen, an welchen Punkten ich z.B. weggeschaut habe und nicht wahrhaben wollte, dass vielleicht was schief läuft.
Zitat:Aber ICH habe verstanden, dass ich ihm nicht helfen kann, weil er von Niemandem Hilfe möchte.
Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass wir noch eine riesen Chance hätten. Das da auf beiden Seiten noch genug Gefühle wären, um daran zu arbeiten und es wieder hin zu kriegen. Aber sein Selbsthass überlagert momentan ALLES. Von daher bleibt mir wohl erstmal nur der eine Weg: Abschließen. Egal was wird.
Ich war auch überzeugt, dass wir noch eine Chance gehabt hätten, wenn er einfach geredet hätte. Leider kann man niemanden dazu zwingen, Hilfe anzunehmen und an sich zu arbeiten. Ich dachte auch lange, dass ich das von meinem Ex ja wohl verlangen könnte, das sei er mir ja quasi schuldig.
Aber unsere Exen müssen selbst an den Punkt kommen, wo sie das kapieren. Und es kann auch gut sein, dass sie nie an den Punkt kommen und sich ihr Leben lang ablenken und alles verdrängen.
Ich möchte das für mich nicht. Ich bin froh, dass ich mich mit mir selbst auseinandersetzen und auch ganz ganz ätzende Gedanken zulassen kann. Weil die nämlich nur so weggehen...wenn man sie mal durchlebt hat. So schätze ich dich auch ein, liebe papilllon.
Und ja, um deiner selbst willen bleibt dir wirklich nur, abzuschließen. Und du bist auf dem Weg dorthin, denn deine Verarbeitung hat schon begonnen!
Zitat:Ich habe eine enorme Wut! Nicht so sehr darauf, DASS er mich verlassen hat, sondern darauf, wie er damit umgeht und wie er mit sich selbst umgeht. Es macht mich wahnsinnig, dass es so sinnlos erscheint.
Du bist wütend, das gehört dazu und das ist erstmal gut so. Dieser Satz, den du geschrieben hast, er könnte von mir sein. Ich habe mir wirklich genau und exakt das gleiche gedacht.
Vielleicht beruhigt es dich, wenn ich dir sage, dass diese Phase, in der man so wütend ist über diesen unglaublichen Vollidioten der alles kaputt gemacht hat,vorbei geht. Wie gesagt, deine Geschichte ist meiner wirklich sehr ähnlich, nur, dass mein Ex noch einiges mehr gebracht hat, um sich das Leben schwer zu machen und eine richtig starke Depression hatte. Das Grundgerüst ist aber das gleiche.
Auch er konnte mir nicht sagen, was ihn gestört hat. Nämlich weil ihn an mir nichts gestört hat.
Das Problem ist nur, er fühlt sich nicht gut genug, denkt, er kann dir nichts bieten, dir nicht das geben, was du brauchst. Er weiß nicht, was mit ihm los ist. Er hat wahrscheinlich das Gefühl, ein Versager zu sein. Jetzt noch mehr, weil er ja merkt, wie sehr er dich verletzt hat.
Er hat gerade keine Kraft und keinen Mut mehr, diese Beziehung zu führen und ich glaube, dass er es eigentlich gerne anders gehabt hätte. Ich glaube, dass ihm das auch alles weh tut. Und deswegen will er sich auch nicht mehr damit konfrontieren und einfach nur weglaufen.
Ich finde es gut, dass du dich jetzt um dich selbst kümmern willst. Ich denke, das ist das beste, was du tun kannst. Ich glaube, du solltest dir aber schon bewusst machen, dass es vielleicht kein Zurück mehr für euch gibt. Denn es geht ja nicht nur darum, dass er keine Beziehung mehr will, sondern auch, dass du ihm jetzt nicht mehr vertrauen kannst. Und dass du Angst haben wirst, dass er sowas nochmal macht, solltet ihr wieder zusammen kommen.
Es ist gut, dass du jetzt 1,5 Monate Zeit hast, dir deine Gedanken zu machen. Denn vielleicht kommst du auch zu dem Schluss, dass du so eine Beziehung nicht willst. Er will und kann im Moment nicht an sich arbeiten. Er wählt ganz bewusst den Weg der Verdrängung. So kannst du eigentlich auch nicht mehr mit ihm zusammen sein. Ich denke, das wird dir aber noch bewusst werden.
Versuche, mal zu überlegen, ob es vielleicht Momente oder Punkte gibt, wo du ohne ihn besser dran sein könntest. Vielleicht fällt dir ja was ein.
Du siehst das alles eh schon so reflektiert. Ich glaube, du bist auf einem guten Weg.
Und ich kann dir echt empfehlen, viel zu schreiben. Tagebuch, Forum, was auch immer. Hilft.
Fühl dich gedrückt.
Ava
Wut gehört