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Unerwartete Trennung nach 15,8 Jahren - war es das?

A
Hallo Ihr Lieben,

nachdem ich nun einige Zeit hier mitgelesen habe, möchte auch ich euch mal meine Geschichte erzählen:

Mein Exfreund hat sich vor 1,5 Wochen nach 15,8 Jahren Beziehung von mir getrennt...

Wir sind zusammengekommen als ich 16 und er 18 Jahre alt waren. Wir haben nach der Schule und in der ersten Studienzeit zusammen in einer WG gewohnt, haben dann beide unser Studium geschmissen und jeder hat eine Ausbildung angefangen. Wir sind in unsere erste gemeinsame Wohnung gezogen, später noch zweimal umgezogen. Wir sind durch dick und dünn gegangen und sind zusammen erwachsen geworden. Jetzt stehen wir beide im Berufsleben - er hat einen guten Job und ich auch.

Reibereien gab es in unserer Beziehung oft wegen Geld. Ich habe mir oft gedacht, dass er mit Geld nicht umgehen kann, weil er viele Schulden hatte/hat und sich die Rechnungen bei ihm manchmal nur so stapeln. Ich bin da anders eingestellt. Ich gebe zwar auch gerne Geld aus und überziehe mal mein Konto, aber alles in einem Rahmen, der für mich persönlich überschaubar und mit etwas Verzicht auch wieder abzuarbeiten ist. Ich bin einfach ein Mensch, der auf Nummer sicher geht.

Ich habe ihn wegen Gelddingen oft kritisiert, hatte auch oft Bauchschmerzen und Zukunftsängste (dass er nicht mehr zahlen kann, wir die Wohnung verlieren etc.). Schlimm war es, als er ein paar Jahre selbstständig war. Eines Tages – ich hatte an diesem Tag Urlaub – stand ein Gerichtsvollzieher vor unserer Tür und wollte eine Hohe Summe von meinem Ex. Ich bin aus allen Wolken gefallen!

Das Problem ist, dass er mir von all diesen Dingen nie erzählt hat bzw. sie einfach verschwiegen hat, aus Angst vor Konfrontation mit mir bzw. dass ich ihn wieder kritisiere. Ich habe dann die Augen verschlossen und mir gedacht, naja, wird schon passen…

Enttäuscht und verletzt war ich dann jedes Mal wieder, wenn ich einmal doch zum Briefkasten gegangen bin (was ich aus Vermeidung und Angst oft nicht getan habe), und dann lag da wieder eine förmliche Zustellung vom Gericht drin oder etliche Mahnungen in farbigen Umschlägen – das war für mich ein krasser Vertrauensbruch.

Ich habe zwar gemotzt, ihm aber sogar geholfen. Z.B. habe ich ihm das Geld für den Gerichtsvollzieher ausgelegt –damit wir damit keine weiteren Scherereien haben und natürlich auch, damit mein Sicherheitsbedürfnis befriedigt wurde. Das Geld habe ich ja von ihm auch – wenn erst spät – wieder bekommen.

Letztes Jahr, als klar war, dass seine Selbstständigkeit nicht mehr geht (die Kunden zahlen schlecht, zu viel Arbeit für ein ein-Mann-Unternehmen) hat er sich anstellen lassen und einen – wie er erzählt - sehr tollen Job bekommen, in dem er auch zufrieden ist. Aus seiner Selbstständigkeit (und noch woanders her – ich weiß es nicht genau) sind jedoch Schulden übrig geblieben, die er tilgen muss – kurz nach der Selbstständigkeit hat ihm aber keine Bank einen Kredit gegeben, wie das immer so ist – also habe ich für ihn einen fünfstelligen Kredit aufgenommen… der Kredit läuft also auf mich und die Raten zahlt er direkt an die Bank. Auch da habe ich es wieder für ihn und für mich und mein Sicherheitsdenken gemacht…

Ein anderes Problem, dass ich erkannt habe ist, dass ich mich und mein Leben zu sehr auf in fixiert habe – ich habe meine Freunde vernachlässigt bzw. keine eigenen Bekanntschaften geschlossen. Ich bin ein eher nicht so offener Typ – er kann mit allen Menschen gut. Deswegen hat auch er meistens neue Leute angebracht, die dann in unserem (oder soll ich sagen seinem?) Freundeskreis waren.

Ich wollte ihn immer einfach nur für mich in der Freizeit – ich habe oft gemurrt, wenn er was mit anderen machen wollte, habe gesagt, dass ich keine Lust habe und lieber auf der Couch bleiben will.

Ich wollte früher nicht gerne mit zu seiner Familie gehen – fragt mich nicht warum, das sind liebe Menschen – aber irgendwie kam ich mir trotzdem immer fremd und ausgegrenzt vor…wenn er seine Familie / oder Freunde zu uns nach Hause eingeladen hat, bin ich auch immer mürrisch geworden und wollte nicht ,dass jemand kommt. Oft habe ich auch den blöden Gedanken in mir gehabt, dass dann unsere Wohnung schmutzig wird oder was auch immer – ich kann nichts für diesen Gedanken – ich weiß, dass er blöd ist und schädlich, aber er ist in mir verankert…

In den letzten Jahren hat es sich so eingeschlichen, dass wir täglich in der Arbeit oder mittags telefoniert haben- aber oft habe ich ihn angerufen und nicht umgekehrt. Wir haben dann geredet, was wir abends essen und wann er nach Hause kommt (ich bin meist zuerst daheim gewesen)… Am Wochenende wollte ich gerne mit ihm zusammen Dinge unternehmen wie gemeinsam in der Sauna chillen, wandern, bummeln etc. Oft hat er sich Samstags aber in sein früheres Büro aus der Selbstständigkeit verzogen, weil er angeblich noch was erledigen musste – ich glaube aber, dass er einfach Zeit für sich gebraucht hat. Sonntags haben wir dann gefrühstückt und sind aber oft zuhause geblieben und haben nichts gemacht. Ausflüge etc. waren in letzter Zeit eher selten…

Wie gesagt, ich habe mich auf ihn konzentriert und mich selbst irgendwie gar nicht ohne ihn wahrgenommen…

Letztes Jahr im November hatten wir unsere erste große Beziehungskrise, die von ihm ausging. Er sagte mir eines Abends, dass er sich in unserer Beziehung nicht mehr wohl fühlt und dass er nicht weiß, ob er mich noch liebt.

Er begründete das mit meinem zuvor geschilderten Verhalten (Geld/Freunde/Familie) und sagte, dass er sich eingeengt fühlt. Der S. sei nicht mehr häufig genug und langweilig. Außerdem wolle er Kinder und ich nicht…

Ich war damals sehr geschockt – mir hat es schlicht den Boden unter den Füßen weggerissen – ich habe am nächsten Tag erst einmal krank gemacht und habe mich von meinem Vater abholen lassen – das ganze Wochenende habe ich damals bei meinen Eltern heulend verbracht – es war wirklich die Hölle, weil ich dachte es sei aus…

Als ich Sonntags wieder nach Hause kam, lief Musik, er hatte für uns gekocht. Er nahm mich in den Arm – wir sprachen über die Sachen und ich sagte, dass ich an mir arbeite. Er versicherte mir, das mit dem Geld in den Griff zu bekommen…

Wir sind zwei Wochen später in einen schönen Urlaub gefahren. Haben uns im Frühjahr diesen Jahres ein kleines Einfamilienhaus gemietet – ein Haus war sein und mein Traum – haben die alte Wohnung komplett selbst renoviert, den Umzug gemacht, das neue Haus eingerichtet. Waren noch mal in einem schönen Urlaub in Griechenland… es schien mir, als ob alles gut werden würde und wir langsam dort ankommen würden wo wir hinwollten – ich begann, mich mit dem Kinderthema auseinander zusetzen. Tief in mir drin möchte ich schon ein Kind - aber nicht jetzt – ich möchte beruflich noch etwas wuppen – ich bin 31 und der Meinung, dass ich auch in zwei drei Jahren noch ein Kind haben kann…

Anfang Oktober hatte ich eine Woche Urlaub und er auch – er machte Tour an den Gardasee – er hat mich auch gefragt, ob ich ihn begleiten möchte, aber ich wollte nicht, weil da Leute mitgefahren sind, die ich nicht kannte – ich wollte einen erholsamen Urlaub haben, denn den hatte ich nötig und ich hatte Angst, dass mir die Leute nicht passen und der Urlaub dann stressig werden würde – also bin ich zuhause geblieben…er ist gefahren…

Über Facebook habe ich herausgefunden, dass eine Arbeitskollegin von ihm auch mitgefahren ist – er hat mir das aber nicht erzählt – ich weiß, dass diese Kollegin in einer schlechten Ehe lebt und bereit für OneNightStands ist. Da kam bei mir natürlich Eifersucht auf…ich habe ihn zur Rede gestellt, warum er mir nicht gesagt hat, dass sie mitkommt…daraufhin sagte er mir nur, dass ich dann wieder „ausflippen“ würde…er habe nichts mit ihr und meine Eifersucht sei vollkommen unberechtigt…

Seit diesem Abend habe ich gemerkt, dass er sich von mir distanziert. Er kuschelte sich nicht mehr an mich, vermied Zärtlichkeiten. Auf die Frage was los sei, sagte er „Nichts ist los“…ich habe diese Woche kaum ausgehalten.

Freitags habe ich dann für ihn gekocht – wir haben eine Flasche Wein aufgemacht und gegessen. Ich habe ihm erzählt, dass ich wegen meinem „Freundeproblem“ zu einer Therapeutin gehe, weil ich es selbst nicht mehr aushalte und daran arbeiten möchte…ich habe ihn noch mal gefragt, was los ist mit ihm und dass er mir distanziert vorkommt…

… da brach es aus ihm raus:

Er sagte, dass sich für ihn seit der letzten Novemberkrise nichts geändert hätte. Er fühle sich eingeengt und ich würde ihm die Luft zum atmen nehmen. Unser Haus sei unpersönlich eingerichtet. Man merke nicht, dass wir darin wohnen, sondern man könnte auch ein x-beliebiges Paar hineinsetzen und würde den Unterschied nicht merken…

Ich habe ihn gefragt, warum er denn in den ganzen 11 Monaten nichts gesagt hätte und mich in dem Glauben gelassen hat, dass alles gut ist zwischen uns?

Er sagte nichts…nur, dass er mich nicht verletzen wollte…

Er sagte, dass sein Bauch „nein“ zu unserer Beziehung sagt und sein Kopf „ja“ – aber er hat immer mehr das Gefühl, unsere Beziehung nicht mehr zu wollen…

Ich habe ihn gefragt, warum wir dann jetzt noch in das Haus gezogen sind – das hätten wir uns schließlich alles sparen können…keine Antwort von ihm…

Ich war dann das Wochenende über wieder wie im November bei meinen Eltern – derselbe Schock, derselbe Schmerz, dieselbe Angst…

Als ich ihn montags danach abends gesehen habe und wir noch mal redeten, trennte er sich endgültig von mir mit der Aussage, dass er nicht mehr kann.

Er sagte, er weiß nicht, was in 1-2 Jahren ist. Er sagte, vielleicht müsse er sich jetzt erst einmal austoben, seinen Marktwert bei anderen Frauen checken.

Er sagte, dass er das Gefühl hat, sich die letzten Jahre nur für mich verbogen zu haben, um mich glücklich zu machen – dass er aber das Gefühl hat, dass er mich nicht glücklich machen kann.

Er will sich jetzt aber nicht mehr für mich verbiegen…der Widerstand in ihm sei nun zu groß.

Ich solle erst einmal zu mir selbst finden und mir selbst genug sein, bevor ich wieder für eine Partnerschaft bereit wäre…

Ich sei materialistisch, weil ich unser Haus so perfekt eingerichtet habe und es gerne sauber halte…

Ich sei immer unzufrieden…

Er bräuchte das, was wir haben eigentlich alles gar nicht und hätte es nur für mich gemacht…

Meine Hilfe für ihn bei Gerichtsvollziehersachen und Schulden sein nur für mich gewesen, um nur mein Sicherheitsdenken zu beruhigen. Ich hätte das nicht in erster Linie für ihn oder die Beziehung getan…

Meine Aussage, dass ich mir ein Kind erst in 1-2 Jahren vorstellen könnte, sein nur Hinhaltetaktik von mir… er glaube mir nicht, dass ich wirklich ein Kind haben möchte. Mein Sicherheitsdenken sei zu groß und das Materielle sei mir zu wichtig. Ich könne nicht mit weniger auskommen, wenn ein Kind da ist. Er will nicht warten und dann feststellen, dass ich doch kein Kind will – dann sei er vielleicht schon zu alt für Kinder…

Er käme sich wegen meiner Therapie nun verarscht vor – warum ich die Therapie jetzt erst mache anstatt nicht schon viel früher…




Was haltet ihr von der ganzen Sache?

Denkt ihr, wir brauchen vielleicht jeder einfach mal Zeit für sich, um mit sich selbst ins Reine zu kommen?

Glaubt ihr, es wäre es wert, diese Beziehung irgendwann einmal weiterzuführen?

Ich wohne zurzeit bei einem meiner sehr wenigen Freunde…nächste Woche ziehe ich aus dem Haus in eine eigene Wohnung…danach werde ich absolute Kontaktsperre einhalten – momentan ist das noch schwer, weil wir einiges zu regeln haben bzgl. Gemeinsamen Hausrat, Geld, Haustiere, die momentan auch noch krank sind, etc.

Ich danke euch schon mal für eure Geduld, diesen langen Text hier zu lesen und zu beantworten!

Liebe Grüße

25.10.2012 13:24 • x 1 #1


A
Ich kann deinen Freund irgendwo verstehen. Es geht auf Dauer nicht gut, wenn man immer nur aufeinandergluckt und der Eine nichts anderes im Leben will und braucht, als eben seinen Partner. Wäre ich dein Freund (und jetzt kommen wieder meine Ich-Botschaften, wie ich denke, dass dein Freund empfindet), hätte ich das Gefühl, eine riesige Verantwortung mit dir als Partnerin tragen zu müssen, da ich merken würde, dass du dein Leben wegen mir aufgibst, im Gegenzug an meinem Leben aber nicht teilhaben willst. Das suggeriert: Ich will nur DICH und das nonstop rund um die Uhr 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr. Wo bleibt der Freund in der Rechnung, der eben vielleicht keine Glucke ist, die vollkommen damit zufrieden ist, nur im eigenen Nest zu hocken?

Wo ist die Pause, die man als Partner braucht? Das eigene Leben? Die eigenen Hobbies und Interessen? Die eigenen Freunde? Da will ich keinen Hehl draus machen, das IST einengend und das geht auf Dauer einfach nicht!

Wenn nichtmal Besuch kommen darf, weil dann die Wohnung schmutzig wird... Ich glaube, ich hätte mit allem, was ich tue, ständig das Gefühl, etwas zu tun, was meine Partnerin im Grunde schei. findet und nicht will. Und irgendwann, wenn dieses Ungleichgewicht richtig schön an die Substanz geht, würde ich vermutlich schon anfangen, mich für mich selbst zu entschuldigen, wenn ich gerade etwas anderes brauche, als meine Partnerin.

You see?
Das, was dein Freund da gerade tut, ist ausbrechen. Deshalb rate ich dir, ihm eine Menge Zeit zu geben, damit er mal ohne schlechtes Gewissen tun kann, wonach ihm ist und mal für dich selbst schauen, wie weit ihr euch entgegenkommen könnt.

Gute Besserung an die Tierchen.

25.10.2012 14:22 • #2


A


Unerwartete Trennung nach 15,8 Jahren - war es das?

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A
Danke, alex.

Das sind harte Worte - aber vermutlich hast du Recht damit...

Ich muss wohl rausfinden, warum ich mich so auf ihn fixiert habe...denn eigentlich mag ich gerne selbst Freunde, Hobbies und Interessen haben - ich weiß nicht, warum ich mich nicht darum gekümmert habe in der Beziehung...

... das hat sicherlich vieles kaputt gemacht...

aber ich möchte nicht alle Schuld auf mich nehmen - dass er seine Schulden und Geldprobleme verschwiegen hat war und ist ein krasser Vertrauensbruch, den es eigentlich in einer Beziehung nicht geben sollte - zumal ich ja bereit war/bin, ihm zu helfen...dass man nicht begeistert ist und mürrisch ist darüber, ist auch nur natürlich...das ist aber kein Grund alles so zu verschweigen und eskalieren zu lassen...

25.10.2012 14:35 • #3


A
Naja, harte Worte ... Es gibt einfach viele Dinge, da muss man einfach hinschauen, um den Hasen im Pfeffer zu sehen.

Ja, du musst rausfinden, warum du dich so auf ihn fixiert hast. Diese Fixierung ist nämlich ziemlich schädlich. Letztendlich braucht der Mensch Abwechslung, er braucht Dinge, die er für sich selbst tut, er braucht einfach Möglichkeiten - und diese soll er auch tun dürfen, ohne schlechtes Gewissen, ohne, dass sich jemand zurückgesetzt fühlt. Und wäre ich dein Partner, dann würde ich genau das immer denken, wenn ich mal etwas für mich mache: Sie fühlt sich jetzt wegen meiner Aktivität zurückgesetzt und ich bin jetzt schuld, dass sie sich die Zeit vertrödeln muss, bis ich wiederkomme.

Und ich rede auch nicht von Schuld, sondern zeige dir nur auf, woran du selbst arbeiten kannst, da du ja hier schreibst - denn dein Freund ist nicht hier

25.10.2012 15:13 • #4




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