Hallo,
wie bei vielen…. Mein Mann hat sich vor ein paar Monaten für mich völlig überraschend nach knapp 30 Jahren getrennt. Wir haben Kinder im Alter von 20 bis 25 Jahre.
Leider hat er die Trennung sehr unschön ausgesprochen. Er war sehr gereizt und verletzend. Ich stand ziemlich unter Schock und dem Ganzen sehr hilflos gegenüber. Die Trennungsgründe bestanden nur aus Schuldzuweisungen. Sein Vorschlag war, das wir beide im Haus wohnen bleiben - er ist zu den Kinder in die Wohnung gezogen. Er wollte auch, dass wir den Kindern zuliebe Freunde bleiben. Nach einer Woche hat er mir gestanden, dass er vor zwei Monaten eine Frau kennengelernt hat, in die er sich verliebt hat. Er hat ihr seine Gefühle erst nach der Trennung gestanden. Das glaube ich ihm auch, er ist da sehr gradlinig. Leider hat sie seine Gefühle erwidert…. Ich habe ihm unter Tränen gesagt, dass ich es nicht ertragen kann, wenn er hier wohnen bleibt und ich zusehen muss, wenn er zu ihr fährt bzw. von ihr kommt. Er fand meine Reaktion übertrieben und unverständlich, da ich doch jetzt wüsste, dass es jemand gibt und es doch egal wäre, ob ich mitbekomme, wo er ist. Da auch die Kinder in dieser Zeit kaum mit ihm gesprochen haben und die ganze Situation sehr angespannt war, ist er dann direkt bei ihr eingezogen.
In meinen Augen hatten wir eine gute Beziehung. Unser Freundeskreis und auch die Nachbarn waren sehr schockiert, weil wir in deren Augen immer eine Vorzeigefamilie waren. Ich habe immer hinter meinen Mann gestanden, auch zu seinen, in den Augen anderer, ungewöhnlichen Lebensentscheidungen. Auch seinen Hang zum Alk. und den damit verbundenen Aggressionen mir gegenüber habe ich ausgehalten. Meine Vorstellung war immer ein harmonisches Familien- bzw. Eheleben, bis dass der Tod uns scheidet. Dafür habe ich einiges getan. Ich fand es auch wichtig, uns auch Freiheiten zu lassen. Dazu gehörten auch Hobbys, die man nicht unbedingt teilen muss, auch mal ein Urlaub nur mit Freundinnen bzw. er mit seinen Kumpels usw. Leider bin ich immer davon ausgegangen, dass er mir sagen würde, wenn ihm an mir etwas nicht passt bzw. dass mit der Beziehung etwas nicht stimmt. Das es Menschen gibt, die das nicht tun, habe ich jetzt schmerzlich lernen müssen.
Zu meinem Gefühl versagt zu haben - Lebensplan nicht gelungen - kommt die wahnsinnige Enttäuschung, dass er sich nicht mehr, wie der verständnisvolle Partner verhalten hat, der er immer war. Die Einsamkeit, trotz aller Ablenkung, macht mich wahnsinnig. Besonders Morgens beim wach werden, leide ich unter Depressionen.
Meine Fragen richten sich vor allen an Betroffene, deren Kinder auch aus dem Alter raus sind, wo man zwangsläufig noch guten Kontakt zum Ex-Partner haben muss. Auch stellt sich bei mir - noch - nicht das Problem finanzielles klären zu müssen. Das Haus wollen wir auch erst mal so lassen, um es den Kindern zu erhalten.
Ich werde nicht damit fertig, wie mein Mann mit mir umgegangen ist. Ich kann ihn zur Zeit nicht sehen, Familienfeiern besuchen wir getrennt. Er hat, wie schon erwähnt, kein Problem damit, mit mir freundschaftlich an einem Tisch zu sitzen. Aber da bin ich jetzt natürlich diejenige, die alles kompliziert und schwierig macht. Ich kann nicht verstehen, warum er die Folgen einer einseitigen und unschönen Trennung für mich nicht sehen will. Ist es denn zuviel verlangt, für den Partner Verständnis zu zeigen, statt Verachtung? Wie hat sich denn Euer Verhältnis zu den Ex-Partnern entwickelt? Wenn es tatsächlich ein freundschaftliches Miteinander gibt, wie habt Ihr Verlassenen das für Euch geschafft? War das ohne ein versöhnliches Gespräch möglich? Außerdem würde mich wirklich interessieren, ob Eure Ex-Männer bzw. Frauen noch in der Beziehung geblieben sind, wegen deren sie sich getrennt hatten. Mir wird nämlich oft gesagt, dass so etwas nicht lange halten kann…… Ich frage das jetzt nicht, mit dem Hintergrund, dass ich Hoffnung auf ein zurück habe. Nein, diese Hoffnung habe ich nicht, will es auch selbst nicht mehr. Aber trotzdem würde mich interessieren, ob das Gras tatsächlich bei Neuen Partner, mit denen man nicht ein halbes Leben geteilt hat, grüner ist. Klar in der rosa Phase sicherlich, aber danach? Lohnt es sich wirklich diese Energie in etwas Neues zu stecken anstatt in die "alte" Beziehung, die es vielleicht auch wert gewesen wäre?
Vielen Dank für Eure Antworten!
19.09.2022 17:42 •
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