Hallo Ihr da draußen,
ich bin Rajuna und 41 Jahre alt. Ich war verheiratet und habe drei Kinder.
Jetzt nur mal kurz zu meiner Geschichte. Ich hoffe, dass Ihr mir helfen könnt. Der Anfang ist schon 16 Jahre her.
Ich - damals recht jung, war bereits verlobt mit meiner Jugendliebe. Diese Beziehung war aber eigentlich schon am Ende, da er einfach nicht zu mir passte.
Damals musste ich zwischen zwei Städten pendeln.
Auf der Heimfahrt, saß nun K. auf dem einen Bahnhof und schaute mich einfach nur an. Meine Knie wurden weich und ich dachte, wow, der sieht mal echt gut aus. Aber ich bin ja verlobt und kann doch jetzt nicht andere toll finden. Also achtete ich nicht weiter drauf.
Nun aber fuhr er mit dem gleichen Zug und der Zugführer redete irgendwas, wo der Zug nicht hält. Diese Bahnhöfe kannte ich nicht und dachte ich sitze jetzt im falschen Zug. Also versuchte ich die Passagiere zu fragen, aber die reagierten nicht. Ich drehte mich nach hinten und - da saß wieder dieser K. - mein Magen rebellierte - aber ich riss mich zusammen und fragte, ob der Zug dahin fährt, wo ich hin wollte. Der nun mit einer sehr tiefen Stimme: Na, das will ich doch wohl mal hoffen. Ich war so geflasht, konnte mich nicht auf mein Buch konzentrieren, dachte nur über ihn nach. Mist. Das geht doch nicht. Du darfst dich nicht verlieben.
Am Bahnhof angelangt, er stieg natürlich auch dort aus, rannte ich vor ihm weg, vor diesem Gefühl. Die ganze Erde donnerte. Ich hoffte, dass mein Bus kommt und wusste, ich darf ihn niemals mehr wieder sehen. Ich konnte nicht schlafen. Es war zum verrückt werden.
Am anderen Tag, morgens stieg er in den gleichen Pendelzug ein, in den gleichen Waggon, in dem ich bereits saß. Ich sah ihn und wechselte das Abteil. Am Umsteigebahnhof kam er mir direkt an der Treppe entgegen. Ich tat so, als würde ich ihn nicht sehen.
Und dann von hinten die Stimme: Aber, wenn man sich so oft sieht, kann man ja wohl mal Guten Morgen sagen, oder
Alter...neee...das ging gar nicht. Ich wollte im Erdboden versinken und auf der Stelle verschwinden.
Soviel zum Eingang. Diese Episode hat sich in mir so verankert. Wie kann jemand so viel auslösen, nur mit einem Satz, einem Blick?
So, der Verlauf der weiteren Ereignisse war der, dass wir uns jeden Morgen auf ne Tasse Tee trafen uns unterhielten, ich mich über meine Beziehung beklagte und er nur einmal sagte: Aber, dir muss doch was an ihm liegen, wenn du noch mit ihm zusammen bist! Klar - stimmt - wieso bin ich da nicht selbst drauf gekommen. Mir lag gar nichts mehr an dem Menschen, dem ich die Stullen morgens schmierte, der nicht danke sagte dafür, der einfach nur seine Prollschiene fuhr.
Also - Trennung - natürlich insgeheim in der Hoffnung, vielleicht doch mit K. ? Aber nein, der würde mir sicher nur weh tun. Wir trafen uns auch einmal in seiner Wohnung und hatten ordentlichen Spaß. Ihr wisst, was ich meine
Nach der ganzen Geschichte, suchte ich mir eine Wohnung in P. und sagte K., der sich irgendwie gar nicht bemühte, mit mir zusammen zu kommen, dass ich mich auch gar nicht wegen ihm getrennt habe, sondern tatsächlich Zeit für mich brauche und gerne allein sein wollte. Seine Reaktion: Ja, ich glaube, ich hätte dich momentan auch nicht glücklich machen können.
Toll, das war genau das, was ich hören wollte, aber ich war ja vorbereitet und auch nicht wirklich zutiefst traurig. Das Leben fing ja grade an. Ich lernte neue Leute kennen, machte Abi und studierte. Wir liefen uns ab und an auf Parties über den Weg. Jedes Mal - ich schwöre - jedes Mal gab es auf beiden Seiten extreme Anziehung und jedes Mal lief es übers Knutschen auf der Parkbank nicht hinaus! Jedes Mal brauchte ich Tage, um wieder von ihm weg zu kommen und jedes Mal dachte ich, ey der muss doch mal den Schuss hören.
So - irgendwann offerierte er mir, er hätte endlich eine Freundin gefunden. Ich freute mich für ihn, aber innerlich war ich unglaublich traurig. Er hat sogar um sie gekämpft. Sie war übrigens auch vorher in einer Beziehung - na, wer sagt's denn?
Ein Jahr später traf ich ihn dann in der Unibibliothek, er meinte, er wird jetzt Vater und freut sich wie verrückt. NEIN! Da ist doch alles schei.! (innerlich) nach außen: Toll -herzlichen Glückwunsch Was wird es denn?
Irgendwann habe ich dann auch meinen Mann gefunden, geheiratet, Kinder. Ich war in ihn verliebt,kleiner Franzose, zuckersüß und redete mit einem Akzent. Hach wunderbar. Er hatte den gleichen Sprachwitz wie ich.
Nach zwei Jahren, der Franzose und ich waren noch nicht verheiratet, stand K. nachts um vier plötzlich vor meiner Tür! zu meiner Geburtstagsfeier! Meine Beine knickten fast weg. War doch nicht zu fassen!
Verzweifelt, seine Beziehung sei furchtbar. Seine Freundin verlange so viel und er müsse sich verbiegen und so weiter. Wir redeten eine Weile, ich musste mich echt zusammen reißen. Wieder ging das los. Körperliche Anziehung. Ich schickte ihn nach Hause.
Danach Hochzeit, Kinder. Er ebenfalls zwei Kinder. Im Jahre 2011 trennten wir uns unabhängig voneinander von unseren Partnern -freundschaftlich. Gleiche Art mit den Kindern umzugehen. Sehr souverän. K. und ich hatten zwischendurch kurz e-mail-kontakt, der aber auch 2011 einschlief.
Ich zog in die Nachbarstadt. Vier Jahre kein Kontakt. K. geisterte zwar noch in meinem Kopf rum aber alles war gut. Meine Arbeit - super- Kinder-super-ich super-. Dann lernte ich H. kennen - Künstler. Wir zogen ein Jahr später zusammen. Dann Wohnungskündigung wegen Eigenbedarf. H. schon immer etwas depressiv, fällt komplett in die Depression. Redet nicht mehr, lässt sich nicht mehr aufmuntern. Ich fand eine Wohnung für unsere kleine Patchworkfamilie, in der Hoffnung, dass alles besser wird.
Zur Einweihungsfeier luden wir alle Freunde ein. Ich dachte, na lad doch K. auch ein. Der freut sich, ich bin ja bestimmt drüber hinweg.
Ha. Der meldete sich tatsächlich am Tag der Einweihungsfeier. Ich freute mich wie bekloppt. Er konnte nicht kommen. Aber wir verabredeten uns auf ein Gläschen Wein. Dieser Abend war wundervoll: ich konnte endlich wieder lachen und er auch und alles war schön. Er meinte, er hätte oft an mich gedacht und ihm wäre klar, dass da mehr war als nur Flirt. Sonst hätte man ja nicht 16 Jahre lang diese Gefühle, die immer wieder hochkommen, oder?
Dann küsste er mich. Ich dachte, ey mann, ich bin in einer Beziehung und bis auf die kleinen Depris, is H. voll in Ordnung. Nimmt er mich nicht ernst? (Das war wohl die Vernunft)
Das Herz schrie: Hej, du bist jetzt erwachsen, trau dich doch endlich mal, sag es ihm, dass du seit 16! Jahren eigentlich immer nur ihn willst. Ohhh, nein, das darf ich nicht. Ich bin doch in einer Beziehung!
Also- ich war wieder mittendrin. K. wirbelte mein Leben durcheinander. Schrieb irrwitzige Sachen. Ich musste so viel lachen, er tat mir gut. Aber auch wieder nicht. Denn ich musste mich entscheiden.
Zwei Monate später und 8 Kilo weniger - Trennung von H. , der litt wie ein Hund. Briefe über Briefe. Er machte ne Therapie er bettelte und flehte, aber meine Liebe war weg. Mein Herz besetzt. Bis heute.
Aber nun kommt's: Nachdem ich mich von H. getrennt hatte, hatten K. und ich noch genau 6 Wochen eine herrliche Beziehung. Er stellte mir seine Kinder vor. Ich dachte, na, wenn er das jetzt schon macht, dann meint er es ernst und wirklich er umgarnte mich, er liebte mich, er war soo sehr verliebt, dass er alles vergaß. Seinen für einen Industriekletterer wichtigen Klettergurt. Er vergaß, sein Fahrrad abzuschließen, bevor er damit losfuhr und fiel fast hin. Er schickte mir Lieder, Blumen, kam für eine Stunde nach B. zur Mittagspause. (Dafür musste er mit kaputter Hüfte eine Stunde lang Zugfahren)! Also ich war mir sicher, er ist wirklich dolle verliebt. Ich darf mich öffnen und ihm meine Liebe zeigen. Und ich zeigte.
Und dann, plötzlich und unerwartet kam von ihm: Ich muss dir was sagen, ich kann dir das Gefühl des Verliebtseins nicht mehr zurückgeben.
Das konnte doch jetzt nicht wahr sein! Fluchtartig machte ich mich auf den Weg nach Hause. Heulte und fluchte. Er mir hinterher. Wollte nochmal reden. Ich niemals! Niemals. Nieeeee mehr.
Und dann kam, zwei Tage später per Whatsapp: Du hast mir das Leben erhellt.
Ich dreh durch. Den Sommer über näherten wir uns wieder an. Vorsichtig. Beim ersten Treffen fuhr ich brav nach Hause. Er wollte mich umarmen und wir lachten wieder. Ein wundervoller Abend.
Danach von ihm nur sporadische Nachrichten, Bilder und irgendwie nicht mehr so richtig viel aber fast täglich. Dann drei Wochen später wieder ein Treffen - von ihm iniziiert. Einladung mit Bildchen und reine Romantik. Ich ließ mich auf ihn ein.
Am nächsten Tag schwang ich mich auf mein Rad, wollte ne Radtour machen - alleine - er blieb im Bett, verabschiedete sich mit den Worten: War schön, dass du da warst. Ich glaubte, mir rammt jemand ein Messer in den Bauch.
Von Unterwegs schrieb ich ihm, dass ich den Abend schön fand. Mehr nicht.
ZWEI TAGE keine Nachricht von ihm. Ich rief an, sagte ihm, dass mich das sehr verletzt, gerade in so einer brisanten Situation, gar nichts mehr von ihm zu hören. Er meinte, er hätte den Kopf voll und so und, er dachte für mich wäre das in Ordnung so. Dass man sich ein Mal im Monat trifft, n schönen Abend hat. Da sei doch nichts gegen einzuwenden, oder?
Ok. Ich beendete das ganze dann auch ganz souverän mit den Worten, ich stünde nicht auf halbe Sachen und wenn er Freundschaft Plus will, soll er sich Frauen auf Singleseiten suchen bzw. niemals, niemals mit verliebten Frauen solche Spielchen spielen.
Er fragte ganz eingeschüchtert: Bleiben wir denn wenigstens in Kontakt?
NEIN! ich muss das erst verarbeiten.
Puh. Wann werd ich den los? Aus dem Herzen, aus dem Sinn? Ich will nicht mehr an ihn denken.
Ich lenke mich mit Arbeit ab, mit Sport, gehe tanzen, habe mich mit meinen Freundinnen verabredet, ich spiele mit meinen Kindern - alles, alles. Und immer sitzt er mir im Nacken und geht nicht weg.
Menno !
Bin ich bescheuert?
06.09.2015 11:38 •
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