Hallo Ihr Lieben,
muß jetzt dann doch mal meine Geschichte posten. Ist zumindest im Moment gar keine Trennungsgeschichte, die war es irgendwie vergangenen Freitag, am Sonntag danach habe ich mich im trennungsschmerzen.de-Chat ausgeschüttet und sofort viel Hilfe bekommen. Danke noch mal an alle, die da mit dabei waren, allen voran Micha #61514;. Aber da alles noch so unklar ist und ich sowieso gerne Rückmeldungen von Leuten hätte, die dergleichen schon erlebt haben, schreibe ich auch gerne mal alles hier rein.
Also, von Anfang an. Ich war verheiratet, zwei Kinder (heute sieben und neun Jahre alt) sind mit im Spiel. Die Beziehung war nicht gut, im Laufe der Zeit zum Erliegen gekommen, viele viele Differenzen und Schwierigkeiten, na, einige von euch kennen das. Und dann lernte ich SIE kennen. Der Treffer, der Glücksfall, die Frau. Es gab kein Halten mehr, und trotz allen damit verbundenen Elends trennte ich mich von meiner Frau. Es waren sehr harte Zeiten, vor allem wegen der Kinder natürlich, aber das ist eine andere Geschichte, nicht die, wegen der ich jetzt hier im Forum bin und schreibe. Ich kürz es mal ab und sage nur, dass die ganzen Schmerzen und Schwierigkeiten und Unklarheiten letztlich zu bewältigen waren (zumindest, was mich und meine Trennung von meiner Ex-Frau angeht, und den Umgang mit den Kindern, und deren Leid und all diese Dinge). Ich kann nun aus eigener Erfahrung bestätigen, was man manchmal in den entsprechenden Quellen liest: Scheidung mit Kindern, wenn man alles einigermaßen vernünftig macht, dann beruhigen sich die Wogen nach etwa zwei Jahren wieder. So ist es auch in meinem Fall. Ich bin ein sehr aktiver Vater, die Kinder sind etwa die Hälfte der Zeit bei mir, wohnen also auch richtig hier (bin in eine genügend große Wohnung gezogen), die Beziehung zu beiden ist sehr fest und intakt (bitte merken, wird noch wichtig). Um die Dinge einfach zu halten habe ich eine Wohnung genommen, die nicht weit von der meiner Ex-Frau entfernt ist. Dadurch sind die ganzen organisatorischen Abläufe, Schulwege etc. kein Problem. Aber bitte auch merken, wird noch an anderer Stelle zum Problem.
Die Beziehung zu meiner Freundin war von Anfang an herausragend. In der ersten Zeit war es auch so, dass wir uns durch die heftigen Situationsschwierigkeiten immer noch enger zueinander bewegt haben. Außendruck = Nähe und Zusammenhalt. Wir wohnen übrigens nicht in derselben Stadt, sondern 60km entfernt voneinander. Ich arbeite aber die halbe Woche in ihrer Stadt. Anfangs war es dann auch meistens so, dass wir diese erste Wochenhälfte in ihrer Wohnung verbracht haben, in der zweiten Wochenhälfte, als dann auch die Kinder bei mir waren, fand das Leben hier statt. Zu ihrer Situation: sie hat keine Kinder, ist auch einige Jahre jünger als ich.
Mit der Zeit kamen dann die Probleme. Die betreffen verschiedenste Aspekte, und mir war schon klar, als ich das erste Wort in diesem Beitrag geschrieben habe, dass es mir garantiert nicht gelingen würde, das hier wirklich verständlich zu machen. Aber versuch ich´s halt.
Also, ein Punkt betrifft das Thema „Zukunftsplanung“. Für meine Freundin ist es gelinde gesagt ein Absturz des ursprünglichen Lebenskonzeptes, plötzlich mit einem Mann zusammen zu sein, der verheiratet war und schon Kinder hat. Ihre Vorstellung war – wen wundert es, ist ja auch klar -, dass ihre ersten Kinder auch die ersten Kinder ihres Mannes sein würden. Und überhaupt Kinder. Will ich überhaupt noch Kinder? Welchen Stellenwert würden die dann bei mir haben, im Vergleich zu meinen beiden (siehe dazu eben oben, sehr enge Beziehungen zwischen meinen und mir)? Wieviel Platz ist da noch?
Und weiter: wie ist das überhaupt mit der zukünftigen Lebenssituation, dem Setting? Wo soll das Leben stattfinden? Sie erlebt es hier als das Territorium meiner Ex-Frau, wo ich auch noch so nahe bei ihr wohne. Wie soll das funktionieren? Wie soll unser Raum entstehen?
Dazu ein anderer ihrer Gedanken: sie steht auf dem Standpunkt, dass wir erst einmal als Paar etwas aufbauen müssten und dann dort hinein meine Kinder integrieren. Sie erlebt aber das Gegenteil: ich lebe hier im Grunde genommen mein übliches Ding weiter, bin mit den Kindern eine Einheit, in die ich sie jetzt hineinfriemeln möchte. Bei Aufrechterhaltung aller alten Annehmlichkeiten.
Ich habe jetzt bei weitem nicht alle relevanten Punkte aufgelistet, aber wenn ich das täte, dann würde das Posting hier wahrscheinlich 30 Seiten lang…
Unter den genannten Schwierigkeiten und noch anderen mehr hat sich die Beziehung jedenfalls in den letzten sagen wir einmal eineinhalb Jahren nach und nach verändert. Besonders deutlich wurde es in den letzten beiden Monaten. Da habe ich ihrerseits eine deutliche Abkühlung erlebt. Diese besondere und heftige Liebe, die uns so auszeichnete, war für mich von ihrer Seite auf einmal nicht mehr zu spüren. Die Intensität war irgendwie raus, was mich zu einiger Panik brachte. Es kam immer wieder zu Gesprächen darüber, in denen sie das dann auch bestätigte. Die Begründung lag dabei dann auch nicht in meiner Person an sich begründet, sondern eher in einer Resignation über die Situation und ihre Ausweglosigkeit. Wir hatten ja oft genug über die ganzen Schwierigkeiten gesprochen, aber es ist uns nicht gelungen, dabei einen brauchbaren Ausweg, brauchbare und machbare Veränderungen zu finden.
Mitte August gab es dann einen Urlaub zu viert, mit den Kindern, eine Woche. Na ja, nicht unbedingt die beste Situation dafür, schon klar, war aber lange anberaumt. Es lief durchwachsen, gab einen größeren Krach im Urlaub, und nach wie vor war deutlich spürbar, dass die Intensität raus ist. Aber es gab auch schöne Zeiten, ich würde also nicht von einem schei. sprechen. Eine Woche nach dem Urlaub hatte ich dann einen Hörsturz. Ist eigentlich ne andere und längere Geschichte, ich bringe die jetzt aber nicht auch noch in ihrer ganzen Breite mit hier rein. Jedenfalls war ich die ersten drei Tage im Krankenhaus, da war sie auch ganz viel dabei, hat sich gekümmert, habe ich auch gebraucht, war nämlich in ziemlicher Panik (und bin es gerade wieder, ist nämlich heute wieder ganz schlecht #61516;). Dann noch eineinhalb Wochen ambulante Behandlung, ich krankgeschrieben und viel zu Hause, und in dieser Zeit war sie so gut wie gar nicht bei mir. Das hatte auch zumindest zum Teil durchaus einsehbare Gründe, zum Teil aber auch für mich nicht nachvollziehbare, und ich habe mich schon ziemlich allein gelassen gefühlt in dieser Zeit. Darunter war das vorletzte Wochenende, da war der Hörsturz eine Woche her und es ging mir sehr schlecht, weil sich nach anfänglicher Verbesserung das Ohr wieder sehr verschlechtert hatte und ich Panik schob, dass das nix mehr wird. Da gab es am Sonntag morgens ein ungutes Telefonat, weil ich sehr schlecht drauf war und sie gar keine Möglichkeit gefunden hat, mich zu trösten bzw. sie das Gefühl hatte, dass ich gar nichts von ihr annehmen könne. Das an sich wäre ja noch nicht so schlimm, aber bei ihr ist das so eingeschlagen (weil es ihr selbst nicht gut ging gesundheitlich, und das schlägt oft auf die Psyche, und leider ist sie gesundheitlich nicht die Stabilste), dass sie bis zum Abend ihrerseits katastrophal drauf war und wir ein richtig mieses Telefonat hatten. Tja, da saß ich also, total angeschlagen, sehr hilfebedürftig, und bekam noch einen ordentlichen Genickschlag, war dann noch „alleiner“ als zuvor.
Die anschließende Woche ging es mir zum Glück mit dem Ohr wieder bessser, aber natürlich blieb ich unruhig. Und die Beziehung ging weiter den Bach runter. Wir haben uns kaum gesehen, sie war immer wieder anderweitig unterwegs, für mich sah es so aus, dass so ziemlich alles andere wichtig war, nur ich nicht. Hinterher erfuhr ich, dass sie die Wahrnehmung hatte, mir ohnehin nicht helfen zu können sondern sogar nur noch mehr Belastung für mich zu sein, weshalb sie es für besser hielt, sich rar zu machen. Mag man sehen wie man will.
Na ja, und jetzt sind wir beim letzten Freitag angekommen. Da ist sie dann noch mal gekommen. Die Vorzeichen waren schon äußerst übel, und ich hatte auch Phantasien davon, dass es jetzt richtig hart wird. War dann auch so. Wir haben uns um Kopf und Kragen geredet, die Schwierigkeiten wurden noch mal so richtig in ihrer ganzen Hoffnungslosigkeit und Unlösbarkeit auf den Tisch geknallt, und am Ende sprachen wir dann beide unsere Resignation aus und saßen vor dem Scherbenhaufen. Mehr oder weniger war die Trennung ausgesprochen. Wir konnten es dabei sichtlicherweise beide nicht fassen. Wie konnte das sein? Wir? Getrennt? Unmöglich, wir lieben uns doch so! Können uns beide nicht vorstellen, ohne einander zu leben. Wie sollte das sein? Und wieso konnte es dabei denn sein, dass die Dinge nicht lösbar waren? Zum aus-der-Haut-fahren!
Irgendwie haben wir dann doch wieder zu einander gefunden, weiß der Teufel wie, und sie hat hier übernachtet. Der Zustand war aber sehr merkwürdig, wir waren zwar wieder zusammen, aber alles war so unklar, so schwankend, so wund und labil. Ich hatte keine Ahnung, woran ich war. Außerdem hatte sie mir am Donnerstag bereits am Telefon und dann am Freitag noch mal hier während des Gesprächs mitgeteilt, dass sie für das folgende Wochenende schon langfristig eine Einladung zu einer Party über das gesamte Wochenende bekommen und dass sie nun kurzfristig entschieden habe, dort auch hin zu fahren (von Freitag bis Sonntag). Mitgrund für diese Entscheidung sei auch gewesen, als sie erfahren habe, dass die Kinder von Freitag bis Samstag Mittag bei mir sein würden. Das war mal wieder so eine Keule, ich sags euch…
Na ja, Freitag morgen war dann eigentlich gut, aber ich war noch total aufgewühlt, völlig verwirrt, und konnte mir ehrlich gesagt dann auch nicht vorstellen, dass sie wirklich fahren würde. In so einer Situation könne sie doch unmöglich für ein ganzes Wochenende verschwinden! Tja, Irrtum. Sie sagte mir beim Abschied, dass sie sich es dann überlegen würde, ob sie wegfahre oder nicht und mir noch Bescheid gäbe. Ich war zu stolz (dämlich, aber ihr kennt bestimmt auch das…), irgendwas zu sagen, sondern dachte mir, Nein!, das kann sie doch nicht bringen. Sie muss doch merken, und zwar von selber, dass das jetzt wirklich nicht geht. Die ganzen vergangenen zwei Wochen war jetzt schon trotz meines Hörsturzes alles andere wichtiger als ich, wir haben so gut wie keine Zeit miteinander verbracht, jetzt auch noch dieses Fast-Trennungsgespräch, nach dem auch alles überhaupt nicht klar ist, keine Ahnung wie es weitergeht, UND TROTZDEM SOLL SCHON WIEDER WAS ANDERES WICHTIGER SEIN! Gibt’s doch nicht! Und „Abstand brauchen“ kann es doch auch nicht sein, davon hatte sie doch jetzt wirklich mehr als genug.
Also wartete ich den Freitag über, und wartete, und wartete, auf die Nachricht, die doch kommen musste. Aber – ihr wisst es schon – es kam keine Nachricht. Abends um 20 Uhr hielt ich es dann nicht mehr aus und rief an – Handy ausgeschaltet. Anrufe im 10-Minuten-Takt, Handy immer aus, Nerven blank und blänker. SMS-Nachrichten geschickt, damit sie dann wenigstens sofort was sieht, wenn sie das Handy wieder einschaltet und sich eine 10-Minuten-Schicht vielleicht verkürzt. Keine Antwort. Irgendwann dann – inzwischen war es 22 Uhr oder so – war das Handy wieder an! Unfaßbar. Niemand geht ran. Ungläubig den SMS-Speicher noch mal geprüft, nein, wirklich keine Nachricht da. Eine inzwischen dann schon mit leichtem Kontrollverlust geschriebene und gepfefferte Nachricht hinterher geschickt. Dann, um 22.45 oder so, endlich die Message. Sie ist gefahren, aber das hätte ich ja gewußt, und gerade Action, sie kann nicht anrufen. Weitere Worte dazu erspare ich euch, ich war jedenfalls jenseits von gut und böse, habe aber dann irgendwann in der Nacht sogar noch Schlaf gefunden, reichlich Highland Malt wusste dabei zu helfen.
Das Wochenende war dann so ziemlich der größte schei., den ich in letzter Zeit erlebt habe. Dieses beschissene Einsamkeitsgefühl! Zum Kotzen. War natürlich auch keiner da, zu dem man hätte gehen können, habe also so richtig schön im eigenen Saft schmoren können. Zumindest bis Sonntag, als ich dann diesen Chat hier fand und neben dem Chat noch drei Stunden mit Micha am Telefon gemeinsam über unsere Geschichten quatschen konnte. Noch mal Danke, Micha!!!!!! Mit meiner Freundin klappte die Kommunikation über dieses Wochenende hinweg nicht, weil die SMS nicht ankamen (das war übrigens auch am Freitag schon so; sie teilte mir mit, dass sie mir sehr wohl eine SMS geschickt habe, in der sie mir gesagt habe, dass sie jetzt tatsächlich fahre; die ist bei mir nie angekommen). Anrufen klappte auch nicht, zum Teil, weil sie ständig in Action war, zum Teil aber auch, weil ich das Handy ausgemacht habe, weil ich das Warten nicht mehr ertragen konnte und auch, weil ich nicht riskieren wollte, dass wir ein ganz beschissenes Telefonat haben. Sie hat es zwei Mal versucht an diesem Wochenende hier anzurufen, das muss ich sagen. Na ja, am Sonntag abend ist sie dann wieder zurück gekommen und auch hierher. Es gab wieder einiges Theater, und wenn alles nicht so beschissen wäre, dann könnte ich schon fast darüber lachen, dass alles auf einem fetten Missverständnis beruhte. Sie fiel aus allen Wolken, als sie hörte, wie es mir ergangen war, wie schockiert ich über ihre Abfahrt gewesen sei, sie hatte nicht mitbekommen, dass das jetzt für mich ziemlich schei. gewesen war. Na ja, es gab noch mal haufenweise Tränen, dann aber auch eine schöne Versöhnung, und das ist jetzt dann endlich so mehr oder weniger der Stand der Dinge.
Wahrscheinlich hat schon gar keiner mehr zu Ende gelesen und ihr seid längst eingeschlafen, weil das eine viel zu lange Geschichte ist, aber ich habe Thilde und der Gräfin versprochen, sie zu erzählen. Das habt ihr jetzt davon!
Und, kapiert wenigstens jemand, worum es hier geht? Ich selber nämlich oft genug gar nicht mehr. Kennt jemand derartige Schwierigkeiten aus der eigenen Geschichte? Stief-Paare, her mit euch!
Ich habe bestimmt 1000 Sachen vergessen, aber ich kann jetzt einfach nicht mehr. Das muß erst mal reichen. Mal sehen, ob das hier jemanden interessiert. Wenn es Antworten gibt mit Zusatzfragen, dann werde ich ergänzen, so gut ich kann.
Und jetzt chattet und schreibt gut, ihr Lieben, viele Grüße und bis bald
Euer Siron
15.09.2004 21:21 •
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