Dass Vereinbarungen gebrochen wurden moniert immer der, dem sie nützen. Auf der anderen Seite soll sich der andere dann nicht so haben und flexibler reagieren. Gerade so, wie es jeweils passt.
Einigen kann man sich dann nur auf das Kindeswohl.
Das Kindeswohl ist nur leider kein objektiv absoluter Wert.
Papa denkt, dem Kindeswohl ist besser gedient, wenn die Animositäten zwischen den Eltern nicht vor ihren Augen stattfinden - Übergabe bei SchwiMu entspricht dem Kindeswohl.
Mama denkt, dass den Kindern an einer schnellen Übergabe ohne viel Hin und Her gelegen ist, damit sie mehr Zeit mit Spielen als mit Begrüßung und Abschied zu tun haben - Übergabe an der Tür des Ex.
Er denkt, sie soll auf seine Befindlichkeiten Rücksicht nehmen. Sie denkt vermutlich, er soll sich mal nicht so anstellen.
Beide haben Recht und Unrecht. Die Kinder fragt keiner, denn es ist nicht deren Verantwortung, dass Mama und Papa nicht mehr miteinander können.
In meinem Fall entspräche es sowohl dem Kindeswohl, dann loszufahren, wenn es gerade passt, ohne den Druck sich an eine konkrete Uhrzeit halten zu müssen. Aber es dient auch dem Kindeswohl, die Kindsmutter nicht den halben freien Tag auf Abruf rumhocken zu lassen, sondern einen für alle verlässlichen Ablauf zu haben.
10.30 Uhr bedeutet bei der anderen Streitereien eine halbe Stunde mehr Zeit mit dem Papa. Aus Papas Sicht ist damit dem Kindeswohl mehr gedient, als 11.00 Uhr mit einer halben Stunde mehr Zeit mit Mama. Sie hat die Kinder schließlich die meiste Zeit, da kann sie doch wohl mal... Und aus Mamas Sicht hat er die Kinder schon mehr als genug, da muss er doch nicht noch an Weihnachten zusätzlich...
Je länger ich das Spiel mitmache, umso mehr denke ich, dass zunächst ein Nestmodell, und falls eines oder beide Elternteile das nicht wollen oder ordentlich umsetzen können, ein striktes Residenzmodell mit einem Umgangstag pro Woche Gesetz werden sollte. An diesen Umgangstag wäre ein fester prozentualer Betrag des Einkommens als Unterhaltsbeitrag geknüpft. Residenz wäre dann bei dem Elternteil, das die Elternzeit genommen hat. Das Umgangselternteil darf sich aussuchen, ob er/sie immer mittwochs oder immer samstags von 9 Uhr morgens bis zum nächsten Tag 9 Uhr das Kind hat. Dann herrschten klare Verhältnisse und jeder wüsste ab Tag 1 der Schwangerschaft, was auf ihn und sie zukommt.
Wer es anders haben will, schließt einen Ehevertrag ab oder (sofern unverheiratet) einigt sich während der Schwangerschaft oder bekommt das Kind allein und zieht es allein groß.
Leute zu zwingen, gemeinsam Kinder aufzuziehen, nachdem sie ausdrücklich nicht miteinander klar kommen und sich daher trennen, ist absurd. Genauso wie die Konstellationen, dass jemand das Kind finanziell mitträgt, aber es nicht sieht. Oder es regelmäßig sieht, aber sich nicht an den Kosten beteiligt. Das Wechselmodell bevorzugt einseitig den, der sich zuvor weniger für das Kind eingeschränkt hat und macht die Kinder zu Nomaden ohne feste Identität. Daher Nestmodell für alle, die aus der Trennung noch als Freunde herausgehen können. Und klar definiertes Residenzmodell für alle anderen. Dann hat dieses Hickhack um Tage, Uhrzeiten, erweiterten und verhinderten Umgang ein Ende und man kann sich nur noch über vergessene Socken in der Umgangstasche oder den Gesichtsausdruck des/r Ex aufregen.
26.12.2018 15:11 •
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