Ich habe ein Problem und vielleicht kann mir hier jemand helfen.
Seit einigen Tagen muss ich ständig an die Ex-Freundin denken mit der ich vor 37 Jahren (!) zusammen war. Nachts kann ich kaum einschlafen, im Büro kann ich mich schlecht konzentrieren, beim Autofahren sind die Gedanken immer in der Vergangenheit eine enorme Einschränkung. Die Suche bei Facebook, Google und Stayfriends blieb erfolglos. 28 Jahre hatte ich Ruhe und nur gelegentlich kurz über die Zeit gegrübelt und nun dies! Was war damals passiert?
Damals war ich 20 und Student, Sie 18 und Schülerin. Es war die erste Beziehung für beide. In den ersten beiden Jahren waren wir glücklich und ich dachte, wir seien für die Ewigkeit bestimmt. Aber dann kamen Veränderungen in unseren Leben. Für mich baute sich ein Berg von Problemen auf.
Meine Geschwister machten Sorgen wegen gesundheitlicher Probleme. Für mein Universitäts-Studium hatte ich wohl noch nicht die soziale Reife und fühlte mich unsicher. Das konnte ich gut verdrängen ich hatte ja eine Freundin. Das Studienfach Mathematik war zu weltfremd. Als die Bemühungen scheiterten, etwas anderes anzufangen fühlte ich mich sicher bei Ihr. Mein Bekanntenkreis verkümmerte, aber auch das war kein Problem für mich ich hatte ja sie.
Ihr Leben veränderte sich in die andere Richtung. Durch den Wechsel von Schule zur Berufsausbildung kam sie mit dem richtigen Leben in Berührung. Sie war beliebt bei den Kollegen und anderen Berufsschülern. Sie war jung, attraktiv, neugierig - und begehrt. Und das hatte sie natürlich genossen.
Wenn sie mir davon erzählte, konnte ich mich nicht darüber freuen sondern empfand es wie eine Anklage. Für meine Probleme fand ich dann auch keinen richtigen Halt mehr bei ihr und die Beziehung veränderte sich. Bald fühlte ich mich ihr gegenüber klein und nicht gut genug. Ich schlug ihr die Trennung vor, aber sie lehnte ab mit den Worten "Ich kann ohne dich nicht leben!". Wir waren so aneinander gewöhnt, dass wir die Beziehung nicht in eine Freundschaft retteten.
Es kam wie es kommen musste. Nach vier Monaten eröffnete sie mir, dass sie keine Zeit mehr für mich habe, weil sie nun mit einem Frank zusammen sei. Dabei empfand ich keine Wut oder Zorn, nur Schmerz. Schmerz über den Verlust. Die Beziehung war zu Ende. Natürlich hoffte ich, dass ich ihr noch etwas bedeuten würde. In den folgenden Wochen sahen wir uns noch, vermieden es aber über unsere Zukunft zu sprechen. Trotzdem fragte sie mich am Ende ruhig, wen ich nun umbringen würde: Ihn, sie, mich ich fand das blöd und antwortete nur: "das muss ich wohl". Sie wollte mich anscheinend als Problemfall sehen. Danach kamen Monate, in denen ich nur Schmerz kannte und mich in meinem Loch verkroch.
Zu ihrem Geburtstag gab ich ihren Eltern ein kleines Geschenk für sie. Ein paar Tage später klingelte sie spät abends an der Tür. Zuerst freute ich mich, weil ich ihr offensichtlich etwas bedeuten würde. Aber ich hatte mich getäuscht. Sie wollte nicht mit mir reden, nur eine gemeinsam gekaufte Luftmatratze abholen. Offensichtlich glaubte sie, ich sei über die Trennung hinweg und es wäre eine belanglose Begegnung. Die Matratze wollte ihr dann nicht geben und sie ärgerte sich über mein Gezicke. Als Reaktion fragte sie, ob ich sie für ein Monster halte, was ich vehement bejahte. Ich glaube, da entschloss sie sich, mich zu vergessen.
Hier wäre die Geschichte zu Ende und ich wäre wahrscheinlich nach einiger Zeit über die Trennung hinweg gekommen. Aber es kam anders.
Endlich hatte ich in einer Studentenpinte Anschluss gefunden, kam langsam aus meinem Loch hervor und gefiel mir in der Rolle des Verlierers. Wer verliert, muss zumindest etwas gehabt haben In genau diese Pinte kam sie nun mit ihrem Freund. Mit dem gab sie sich betont verliebt, für mich hatte sie noch nicht einmal ein "Hallo". Das gab mir den Rest. Meine Hoffnung, mein Wunsch, nach der Beziehung eine Freundschaft zu halten war dahin. Ich hatte auch nicht die Kraft, mich bei ihr zu melden, ich war für sie nur der "Problem-Ex".
Leider wiederholte sich diese Situation noch einige male und ich war jedes mal fertig. Bis heute habe ich nicht verstanden, warum sie das tat. Vergessen und höchstens belächelt zu werden war die Höchststrafe für mich.
Der Rest ist schnell erzählt. Seit dem wirke ich auf Frauen besonders unattraktiv. Ich kann sie nicht mehr ansprechen, noch nicht einmal flirten. Und das würde ich so gerne. Die Neugierde auf das andere Denken, sprechen und Verhalten von Frauen ging verloren. Da ging etwas in mir kaputt, was bis heute vernarbt, aber nicht geheilt ist.
Die Jahre vergingen ohne dass das Selbstvertrauen zurück kam und es fand sich keine neue Partnerin. Nach 10 Jahren hatte ich meine beruflichen und familiären Probleme im Griff und konnte mit den sozialen Defiziten leben. Aber eine Partnerin fand sich nicht, erst Bekanntschaftsanzeigen brachten Erfolg. So eine Beziehung ist zwar haltbarer weil es beide wollen, aber sie ist nie so intensiv wie eine normale Beziehung.
Soviel zu der Geschichte. Mit der traurigen Stellung gegenüber Frauen hatte ich mich abgefunden und musste über Jahrzehnte kaum an die Ex denken. Und nun seit Tagen dies! Leider kann ich das - coronabedingt - nicht mit einem Freund beim B. bequatschen. Gibt es für mich Hilfe?
30.01.2021 13:40 •
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