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Trennung von diagnostizierter Borderlinerin

E-Claire
Zitat von LeiderEinRetter:
Bedeutet für mich die Fähigkeit, sich in Emotionen und Gedanken des Gegenübers hineinversetzen zu können.

Ah cool, wir meinen also doch das Gleiche.

Schau, ich bin ein bissl in der Zwickmühle, weil ich Bordis auch nicht Übermaß verteidigen möchte und schon gar nicht Dir gegenüber, alles, was Dir in Deinem Heilungsprozeß hilft, ist ja grundsätzlich erst einmal auch gut.

Nun kann es natürlich sein, daß die Ex ihre fehlende Empathie so wie sie sagte, auch gemeint hat. Meinem Erleben nach ist das aber ein bißchen anderes.

Folgendes Bild:
Du und ich sehen Beziehungen und unser Leben wie ein Fluß. Nicht der größte Amazonas aber schon ne schicke Elbe oder Donau, was Größe, Wasserstand etc angeht.
Wir nehmen das auch als Fluß wahr, also mit der Fließrichtung und eben den guten und schlechten Anteilen.

So erleben wir auch Beziehungen.

BPS-Erkrankte ist der Zugriff auf diese Sichtweise nicht möglich. Die sehen eher Seen oder Pfützen. Da gibt es einen See, in dem ist/war die Beziehung zu 100% nur schön und dann gibt es einen See, in dem war die Beziehung ganz und gar schlecht. Und weil das Pfützen/Seen sind sind die auch nicht wirklich miteinander verbunden. Je nachdem in welcher Pfütze der Bordi gerade ist, gibt es nur Zugriff auf diese eine Sichtweise. Die können natürlich auch von Pfütze zu Pfütze springen und das mehrfach am Tag, so daß Dir und mir komplett schwindlig würde, aber es bleiben Pfützen.

Das beeinflusst dann eben auch deren Empathie. Je nach Pfütze sind sie schon in der Lage auch Empathie zu empfinden, aber eben nicht unbedingt immer mit Dir. Ist ja klar, wenn man gerade im See schwimmt, wo der andere zu 100% Täter ist und das schlimmste, was einem jemals passiert ist, dann hat man keine Empathie mit dem. Das sagt aber nichts darüber aus, ob man nicht grundsätzlich in der Lage ist, Empathie zu empfinden.

Narzissten wiederum leben eben auch eher am/im Fluss. Nur daß deren Fluß ein fürchterlich kleines Rinnsal ist, ständig kurz vor dem austrocknen (jedenfalls in deren Vorstellung) und deshalb brauchen sie ständig Wasser von Deinem oder meinen Fluss, damit ihrer größer wird und unserer im Vergleich kleiner. Narzissten haben einen theoretischen Zugriff auf verschiedene Aspekte der Ex-Beziehung. also sie können in schöne und weniger schöne Momente unterscheiden und haben Wissen darum, daß beides gegeben war. Narzissten aber haben aber tatsächlich wenig bzw keine Empathie, das ist eine Sprache, die sie nicht sprechen. So lange es genug Wasser zum Aufpolstern des eigenen Rinnsals gibt, ist alles fein.

Die meisten BPS haben eine gewisse Krankheitseinsicht und wichtig viele von denen leiden durchaus sehr.
Die meisten Narzissten haben die nicht und die wenigstens von denen leiden darunter, daß es ihnen verwehrt bleibt eine echte authentische Bindung herzustellen, weil sie einfach nicht wissen, was das sein soll.

All das ist natürlich viel, viel komplexer und ich bin keine Fachfrau, ich beschriebe hier nur mein Erleben und meine Wahrnehmung.

03.04.2024 15:22 • x 2 #271


Z
Vielen lieben Dank für das gebrachte Beispiel zur Veranschaulichung.

Zitat von E-Claire:
Schau, ich bin ein bissl in der Zwickmühle, weil ich Bordis auch nicht Übermaß verteidigen möchte

Das kann ich verstehen. Daher bin ich ja nach wie vor der Meinung, dass eine unter einer BPS leidende Person logischerweise nichts für die Vergangenheit bzw. die Ursache kann, dennoch aber heute im hier und jetzt vollumfänglich verantwortlich für ihr eigenes Handeln ist.

Zitat von E-Claire:
BPS-Erkrankte ist der Zugriff auf diese Sichtweise nicht möglich. Die sehen eher Seen oder Pfützen.

Richtig, das wäre das klassische schwarz - weis Denken.

Zitat von E-Claire:
Die meisten BPS haben eine gewisse Krankheitseinsicht und wichtig viele von denen leiden durchaus sehr.

Dass diese Menschen leiden, daran habe ich niemals gezweifelt, im Gegenteil.

Sie scheinen ja ein erheblich gestörtes Selbstbild zu haben und leiden unter permanenter Leere.

Und sicher, Verantwortung für einen besseren Umgang damit sowohl auch für die anderen Begleiterscheinungen, würde bedeuten, sich mit Hilfe von Außen all den inneren Dämonen stellen zu müssen.

Dieses Leid ist für viele dann möglicherweise zu groß.

Somit fällt es leichter, angenehmer, tragbarer, diese innere Leere mit anderen Dingen zu füllen.

Meine war da erschreckend ein Extrem in ihren Verhaltensweisen.

Es ist grausam. Natürlich wünschte man sich, dass es so einen Mist nicht gibt.

Bin aber auch selbst schon immer ein vermutlich zu empathischer Mensch gewesen, daher gehen mir solche Geschichten generell etwas nahe.


Zitat von E-Claire:
All das ist natürlich viel, viel komplexer und ich bin keine Fachfrau

Definitiv.
Bevor ich sie damals kennenlernte, kannte ich den Begriff der Borderline Persönlichkeitsstörung, doch hatte bis auf etwas hören und sagen nichts davon an Wissen.

Die letzten 4 Monate beschäftige ich mich inzwischen damit und ja, es ist individuell, mehr oder weniger und verdammt komplex.

Bei ihr kommt noch Autismus und Verdacht auf ADHS dazu.

Mir geht's heute schon besser, aber noch lange nicht gut.

03.04.2024 16:03 • x 6 #272


A


Trennung von diagnostizierter Borderlinerin

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E-Claire
Zitat von LeiderEinRetter:
Bei ihr kommt noch Autismus und Verdacht auf ADHS dazu.

Ufff.

Autismus könnte die Kälte, die Du als fehlende Empathie wahrgenommen hast, ziemlich gut erklären.

Ehrlich und sicher auch etwas brutal: Ohne intensive und extensive Hilfe wird es Deiner Ex kaum möglich sein, ein authentisches, erfülltes Leben zu führen.
Falls für Dich irgendwann einmal Familie insbesondere Kinder ein Thema sind, dann ist zwar jetzt leiden echt mies, aber notwendig, denn mit ihr wäre das keine irgendwie gute Idee.

03.04.2024 16:19 • x 3 #273


Z
Zitat von E-Claire:
sicher auch etwas brutal:

Zu 100%!
Merke auch gerade wieder, wie mich das alles noch beschäftigt und belastet.

Wenigstens aber hat meine Therapie begonnen, das ist schon sehr viel wert.

Ohne dies wertend ihr gegenüber zu meinen (ich denke, Du weißt, wie ich das meine), aber das war insgesamt die bislang heftigste Erfahrung, die ich in Sachen Beziehungen gemacht habe.

Wenn ich gerade wieder so darüber nachdenke, was ich mir alles hab gefallen lassen, ganz schlimm.

Zitat von E-Claire:
Ohne intensive und extensive Hilfe wird es Deiner Ex kaum möglich sein, ein authentisches, erfülltes Leben zu führen.

Und das hier ist auch ein Punkt, den ich sehr schlimm und schade zugleich finde. Sie sagte mal, sie war schonmal in Therapie und hätte das nun besser im Griff.

Nun ja, was ich in den wenigen 4 Monaten erlebt habe, nein - das hat sie definitiv nicht im Griff.

Man liest so viel dazu, dass Betroffene dieser Störung jahrelange bis ein Leben lang therapeutische Unterstützung benötigen und selbst dann ich nicht gewährleistet, dass es sehr viel besser wird.

Die impulsive Handlungen war sehr schlimm. Es reichten Kleinigkeiten, von mir gut gemeinte Situationen und irgendwas muss sie getriggert haben, dann ging es rund...

Zitat von E-Claire:
Falls für Dich irgendwann einmal Familie insbesondere Kinder ein Thema sind, dann ist zwar jetzt leiden echt mies, aber notwendig, denn mit ihr wäre das keine irgendwie gute Idee.

Das Thema eigene Kinder ist für mich eigentlich abgehakt, so sehr ich Kinder wirklich liebe.

Aber dass die Dame kein Beziehungsmaterial langfristig mit brachte, ist definitiv klar für mich gewesen.

Habe selbst eigene Baustellen, da war das ziehen der Reißleine nach jetzigem Stand gefühlt lebenswichtig für mich.

Um eines dennoch niemals außer Acht zu lassen, sie war für mich dennoch kein von grundauf schlechter Mensch.

Ich mochte manche ihrer Seiten wirklich sehr.

Doch sie gibt es nun mal nur so als ganzes. Für sie ist all ihr Verhalten auch vollkommen normal.

Ich wünsche ihr, dass es ihr eines Tages besser geht, sie einen Weg in Richtung Besserung im Umgang mit alledem einschlägt.

03.04.2024 16:36 • x 2 #274


E-Claire
Zitat von LeiderEinRetter:
Ich wünsche ihr, dass es ihr eines Tages besser geht, sie einen Weg in Richtung Besserung im Umgang mit alledem einschlägt.

Das wünsche ich ihr auch.

Aber ohne dies hier:
Zitat von LeiderEinRetter:
Man liest so viel dazu, dass Betroffene dieser Störung jahrelange bis ein Leben lang therapeutische Unterstützung benötigen und selbst dann ich nicht gewährleistet, dass es sehr viel besser wird.

wird das zumeist sehr schlecht ausgehen.

An der Stelle ärgert mich dann immer ungemein, daß die Menschen, die am nötigsten langjährige Unterstützung brauchen, sie eigentlich selten bekommen. Gerade eben auch weil es solchen Menschen kaum möglich ist, daß System zu navigieren.

Finde ich aber super, daß Du jetzt Unterstützung bekommst und hoffe sehr, daß Du findest, wonach Du suchst!

03.04.2024 16:40 • x 2 #275


Zweizelgänger
Zitat von LeiderEinRetter:
Daher bin ich ja nach wie vor der Meinung, dass eine unter einer BPS leidende Person logischerweise nichts für die Vergangenheit bzw. die Ursache kann, dennoch aber heute im hier und jetzt vollumfänglich verantwortlich für ihr eigenes Handeln ist.

Naja, wenn du genau darüber nachdenkst, ist das ein sehr schwieriger Punkt.

Zitat von LeiderEinRetter:
Nun ja, was ich in den wenigen 4 Monaten erlebt habe, nein - das hat sie definitiv nicht im Griff.

Genau das zeigt es eigentlich ja recht deutlich.
Die Wahrnehmung ist hier komplett anders.
Ich kann das kaum beschreiben, aber teilweise bekomme ich schon nen Knoten im Kopf wenn ich nur darüber nachdenke.

Es ist also schwierig jemanden für voll verantwortlich zu erklären und ihn gleichzeitig als krank einzustufen.
Irgendwie muss man sich da innerlich schon entscheiden.
Das soll nicht heißen, dass die Krankheit ein Freifahrtschein ist, aber im Rückblick ist es für alle heilsamer, wenn man die Krankheit nicht dann ausklammert wenn es gerade passt, sonder als das sieht was es ist - eine sehr traurig Krankheit, die durch schreckliche Umstände entstanden ist.
Eigentlich geht es darum geliebt zu werden, aber leider nicht in der Lage zu sein, diese ersehne Liebe stabil zu spüren und sie auch nicht zulassen zu können, mit der Trauer nicht geliebt zu werden, selbst wenn man es wird.
Da merkt man ja schon wie kompliziert hier Gefühle wahrgenommen werden.

Zitat von LeiderEinRetter:
Ich wünsche ihr, dass es ihr eines Tages besser geht, sie einen Weg in Richtung Besserung im Umgang mit alledem einschlägt.

Das ist eigentlich das beste was man daraus machen kann.
Loslassen in Liebe.
Damit haben vermutlich alle eine Chance irgendwann glücklich zu werden und jeder für sich zu heilen.
Vielleicht kann man sich dann irgendwann auch auf anderer Ebene begegnen, aber dafür ist viel Zeit und viel Wasser in unseren Flüssen notwendig.

03.04.2024 20:09 • x 3 #276


E-Claire
Zitat von Zweizelgänger:
Es ist also schwierig jemanden für voll verantwortlich zu erklären und ihn gleichzeitig als krank einzustufen.
Irgendwie muss man sich da innerlich schon entscheiden.
Das soll nicht heißen, dass die Krankheit ein Freifahrtschein ist, aber im Rückblick ist es für alle heilsamer, wenn man die Krankheit nicht dann ausklammert wenn es gerade passt, sonder als das sieht was es ist - eine sehr traurig Krankheit, die durch schreckliche Umstände entstanden ist.
Eigentlich geht es darum geliebt zu werden, aber leider nicht in der Lage zu sein, diese ersehne Liebe stabil zu spüren und sie auch nicht zulassen zu können, mit der Trauer nicht geliebt zu werden, selbst wenn man es wird.
Da merkt man ja schon wie kompliziert hier Gefühle wahrgenommen werden.


Hm, aus Opfern werden Täter, gibt halt nur nach wie vor Menschen, die das aus persönlicher Geschichte heraus anders für sich SELBST aufgelöst sehen wollen.

03.04.2024 20:17 • x 2 #277


Zweizelgänger
Zitat von E-Claire:
Hm, aus Opfern werden Täter, gibt halt nur nach wie vor Menschen, die das aus persönlicher Geschichte heraus anders für sich SELBST aufgelöst sehen wollen.

Ich sag ja, dass es schwierig ist.
Und die Tätergeschichte ist hier gleich noch schwieriger.
Es ist ja nicht so, dass der Gegenüber völlig aus der Verantwortung raus ist.
Eigenverantwortung ist ja auch ne Verantwortung.

Aber wie hier jemand für sich selbst aufgelöst sehen möchte, verstehe ich nicht ganz - glaube ich.

03.04.2024 20:45 • x 2 #278


Z
Und zack ist es schon wieder fast Juli.

Die Gelegenheit nutze ich mal eben kurz für folgendes.

Mir geht's wieder gut, sehr gut

Habt alle ein schönes, sonniges Wochenende und genießt das Leben.

28.06.2024 14:12 • x 7 #279


Vienne
Zitat von Zahlenversteher:
Und zack ist es schon wieder fast Juli. Die Gelegenheit nutze ich mal eben kurz für folgendes. Mir geht's wieder gut, sehr gut Habt alle ein schönes, sonniges Wochenende und genießt das Leben.

Das ist eine super Ansage , ebenfalls, vielen lieben Dank!

28.06.2024 17:02 • x 1 #280


Z
Zitat von Vienne:
Das ist eine super Ansage , ebenfalls, vielen lieben Dank!

Dankeschön, Du lieber Mensch

28.06.2024 17:04 • #281


A


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