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Trennung verstehen, verarbeiten und akzeptieren

F
Hallo zusammen,

ich habe hier schon viel gelesen und manches beruhigt mich, manches nicht.

Alle Aspekte die eventuell zur Trennung geführt haben hier aufzulisten würde sicherlich den Rahmen sprengen.

Wichtig zu meiner Person:
Ich habe einige Dinge aus meiner kindlichen Vergangenheit zu verarbeiten, was ich aktuell auch tue. Die Prägungen die ich mit ins erwachsenen Leben mitgebracht habe, haben letztendlich ihren Anteil an der Trennung. Ich habe mich sehr gut selbstreflektiert und Erkenntnisse gesammelt. Aktuell arbeite ich an der Umsetzung. Ich habe leider kein Urvertrauen (Verlassenheitsprägung) und hatte somit immer Angst meine Partnerin zu verlieren. Dadurch war ich sehr kontrollierend und auch eifersüchtig. Das hat natürlich keinen Platz in der Beziehung. Auch bin ich ein Mensch, der seine Bestätigung im Außen sucht. Ich kann mir das aktuell selbst noch nicht geben, daran arbeite ich aber auch. Dadurch hatte meine Frau immer die Verantwortung dafür wie ich mich fühle. Was sicherlich auch sehr belastend ist und auf Dauer nicht gut gehen kann, wie man sieht.

Ich bin 51 und meine Frau 49 Jahre alt.

Zum Kontext:
Meine Frau hat sich nun nach mehr 21 Jahren im Dezember/23 getrennt. Die letzten Jahre unserer Ehe haben wir nicht wirklich viel gemeinsam als Paar unternommen. Natürlich gab es den gemeinsamen Sommerurlaub, war auch immer schön. Aber der Alltag war immer gleich. Arbeiten gehen, Haushalt, Kind, am Abend Alk., Netflix auf dem Sofa. Ich irgendwann ins Bett, sie oft auf dem Sofa dann eingeschlafen.

Ich habe bemerkt, dass meine Frau immer mehr Abstand benötigte. Das ging dann soweit, dass ich ihr in der gemeinsamen Wohnung ein Zimmer eingerichtet habe, nur für Sie wohin sie sich zurückziehen konnte. Hat aber alles nichts genützt. Hier hat sich auch angefangen die Katze in den *beep* zu beißen. Sie hätte mehr Freiraum gebraucht, und ich habe dann durch meine Verlassenheitsprägung mehr Nähe benötigt. Je mehr Freiraum sie benötigte, desto mehr Nähe forderte ich ein.

Im September/23 haben wir dann gestritten und am Tag drauf hat sie mir mitgeteilt, dass Sie ausziehen möchte. Daraufhin habe ich alles getan um das aufzuhalten. Hat aber nichts genützt. Im Dezember ist sie ausgezogen und hat auch meine Tochter (15 Jahre) mitgenommen.

Am Anfang war es sehr schwer für mich alleine zurecht zu kommen. Ich habe versucht ziemlich viel Zeit mit meiner Tochter zu verbringen, habe sie im GYM angemeldet, da gehen wir immer noch regelmäßig hin. Das Verhältnis zu meiner Tochter ist wirklich gut.

In der Zwischenzeit die vergangen ist, habe ich mich bei einem Online-Coaching angemeldet, damit ich meine Persönlichkeitsentwicklung vorantreibe. Dort werden meine Prägungen aus der Kindheit bearbeitet und versucht so gut es geht aufzulösen. Meine Noch-Frau habe ich ebenfalls im gleichen Coaching angemeldet, da diese ebenso Prägungen aus der Kindheit hat und für sie es auch gut ist, diese in den Griff zu bekommen. Sie hat Probleme Grenzen zu setzen und diese auch einzuhalten. Gleichzeitig bin ich noch bei einer Psychologin (einmal pro Woche)

Als meine Frau dann ausgezogen ist, hat sie sich natürlich erst mal erleichtert gefühlt und ihren Freiraum, den ich ihr ja so nicht in der Beziehung geben konnte erst mal genossen. Sie kauft ständig ein, macht sie heute noch, hier was für die Wohnung, da noch was, es wird nie perfekt.

Dann haben wir wieder angefangen uns näher zu kommen. Immer wenn ich meine Tochter abgeholt habe oder wieder nach hause gefahren habe, dann gab es ab und zu einen Kaffee. Wir haben uns ganz gut verstanden und uns auch ausgetauscht was die Persönlichkeitsentwicklung angeht.

Das Ganze hat sich im letzten halben Jahr eigentlich ganz gut entwickelt, jedenfalls habe ich das so empfunden. Irgendwann haben wir auch wieder gemeinsam Zeit verbracht und wir haben dann auch im Februar oder so zum ersten Mal wieder miteinander geschlafen. S. war bei uns nie ein Problem, da kam jeder auf seine Kosten.

Dennoch war es für mich immer so ein Kampf. Es gab immer dieses „Push Pull“. Mal war meine Anwesenheit ok, dann brauchte sie wieder ihre Ruhe. Unter der Woche haben wir uns meist nur kurz gesehen, wenn ich meine Tochter abgeholt habe oder so. Kurz ein Kaffee und tschüss. Wir haben uns dann meistens am WE gesehen, damit sie unter der Woche ihren Freiraum hat. Für mich war das immer ganz schwierig ihr diesen auch zu lassen. Haben dann auch immer telefoniert, oder über WhatsApp kommuniziert. Habe mich dann immer aufs Wochenende gefreut.

Ich war dann nicht immer das ganze Wochenende dort, bin halt dann am Abend gekommen und wir haben zusammen gekocht, Sofa, Netflix, knuddeln, übernachten, auch mal S.. Bin dann auch morgens nach dem Kaffee immer los, weil ich dort ja nicht wohne und ich auch immer hier und da was zu tun habe. Bin dann einfach am Abend wiedergekommen.

Oftmals war es aber auch so, wir waren für den Abend verabredet und dann wurde kurz vorher abgesagt, weil meine Frau wieder ein großes Ruhebedürfnis hatte. Mich hat das natürlich immer sehr verletzt, weil ich mich so darauf gefreut habe.

Sie hatte auch mal zwischendrin Urlaub, da war ich eine ganze Woche immer über Nacht da. Nach dem Urlaub hat sie gesagt wie ungewohnt es wäre nicht neben mir aufzuwachen.

Dennoch war da immer irgendwas. Als ob jeder versuchen würde es dem anderen Recht zu machen. Also sie hat versucht mehr Nähe zuzulassen, und ich habe versucht ihr ihren Freiraum zu geben. Doch keiner von uns konnte irgendwie seine Bedürfnisse befriedigt bekommen.

Dann vor ca. 2-3 Wochen hat sich irgendwie die Dynamik verändert. Sie fing wieder an sich zurück zu ziehen was mich wiederum veranlasst hat, mehr Nähe zu suchen. Ein Teufelskreis. Es gab auch weniger Telefonate und WhatsApp, meistens auch nur von mir aus.

Hier noch ein Hinweis:
Ich habe schon verstanden, dass ich ihr mehr Freiraum geben sollte, oder mich auch mal zurückziehen damit sie auch mal von sich aus auf mich zukommen kann. Aber meine Emotionen haben mir da leider ein Bein gestellt.

Jetzt ist sie am letzten Samstag, wir wären eigentlich von Sa. auf So. bei mir verabredet gewesen, hier aufgetaucht und hat unter Tränen gesagt, dass sie das so nicht mehr kann und möchte und hat die Beziehung beendet.

Ich bin natürlich tottraurig, habe das aber auch irgendwie kommen sehen. In meinem Tagebuch habe ich eine halbe Stunde vorher einen Eintrag gemacht, dass ich das Gefühl habe, die kommt nachher und macht Schluss. Der Versuch sie umzustimmen ist mir nicht gelungen.

Einen Tag später habe ich nochmal um ein Telefonat gebeten, weil ich noch ein paar Fragen zum Verständnis hatte. Sie hat sich dann gemeldet und wir hatten ein ganz nettes Gespräch. Da kam heraus, dass sie gerade durch die Persönlichkeitsentwicklung so viel über sich in Erfahrung gebracht hat und auch noch so viel an sich arbeiten muss (das muss ich auch), und sie erst mal wieder zu sich selbst finden muss und daher die Beziehung nicht weiterführen kann. Da war sie auch sehr emotional und hat fast geheult.

Mir fällt es unheimlich schwer das hinzunehmen und nicht weiter zu kämpfen, aber ich kann nicht für beide Kämpfen. Gefühle sind noch von ihrer Seite da, aber sie kann aktuell die Nähe nicht ertragen, oder sie weiß auch nicht genau was sie eigentlich will. Auf der einen Seite bin ich sehr stolz, dass sie für sich eingestanden ist, ihre Grenze gesetzt hat und ich muss jetzt damit leben, ob es mir passt oder nicht.

Sie hat mir auch noch eine WhatsApp gemacht, darin stand:

dass ich wissen sollte, dass ich die Liebe ihres Lebens „war“. Und das es scherzt wie der Tod. Und man natürlich zurück möchte, zurück zu alten Zeiten, zurück zum Vertrauten. Die Zukunft Angst macht. Sie meint wir hätten es versucht. Es müsste jetzt jeder an sich arbeiten und mit sich selbst vorwärts zu kommen. Darum würde es jetzt Sinn machen sich zu trennen.

Das hatten wir im letzten Telefonat auch besprochen. Ich sehe das ja selber ein, ich bräuchte mehr Nähe, sie mehr Distanz. Keiner bekommt seine Bedürfnisse befriedigt. Auch kann man ja erst die Bedürfnisse des Partners befriedigen, wenn die eigenen Bedürfnisse befriedigt sind. Das ist echt ein Dilemma.

Ich habe hier viel gelesen, kommt die Ex nochmal zurück oder nicht, wie lange braucht es, was braucht es, usw. Ich mache mir da aber keine großen Hoffnungen mehr. Wenn die Frau sagt, sie geht, dann geht sie. Eigentlich war mit dem Auszug schon Schluss. Frauen sind nun mal emotionale Wesen. Die Liebe ist noch sichtbar bei Ihr da, aber die Anziehung scheint verloren gegangen zu sein. Sie hat mir als wir noch zusammen waren deutlich gesagt, dass ich was gegen meine Prägungen aus der Kindheit unternehmen solle. Ich habe es einfach zu spät verstanden. Und jetzt wo ich das endlich eingesehen habe und in die Handlung gehe, raus aus der Komfortzone, bringt es halt nix mehr. Also mir schon und eventuell meiner nächsten Beziehung.

Im letzten halben Jahr hat sie mir oft gesagt, dass sie sehr stolz auf meine Entwicklung ist und wie ich an mir arbeite. Meine Tochter habe ich die Woche zum GYM abgeholt, da hat sie mir noch Unterwäsche mitgebracht, die meine Frau erst vor kurzem gekauft hat. Sie hat sich am WE auch immer sichtlich gefreut wenn ich da war. Es war eher so, dass ich oft hinterfragt habe, ob ich erwünscht bin oder nicht.

Ich kann die Einzelteile noch so lange versuchen zusammenzulegen, es ergibt für mich einfach keinen Sinn.

Im Moment versuche ich den Tag irgendwie rumzukriegen. Bin selbstständig, werde also nicht zum Arbeiten gezwungen. Es fühlt sich so an als ob ich ums Überleben kämpfe, wie wenn ich nicht existieren könnte ohne sie.

Ich komme überhaut nicht mehr mit mir zurecht.

Ich schlafe schlecht, ich esse schlecht (hab nach der Ankündigung der Trennung ganz schnell 12kg Gewicht verloren, jetzt geht das wieder los), bin sehr unruhig, kann mich nicht konzentrieren, bin ohne Rast und Ruh.

Ich hatte jetzt ein dreiviertel Jahr wirklich schlechte Gefühle, die wenn man sie reduziert auf Angst basieren. Trennungsschmerz = Todesangst. Ich halte das einfach nicht mehr länger aus.

Hat irgendjemand einen Tipp wie ich das alles besser akzeptieren und damit verarbeiten kann.

Grüße,

Feuerball

07.07.2024 18:50 • x 5 #1


-Ronja-
@Feuerball

Es ist gut, dass du dich austauschen möchtest.
Ich schreibe einfach mal, was ich so rausgelesen habe.
Ich finde es immer ganz toll, wenn jemand an sich arbeitet, Coaching macht und sich reflektieren kann. Das bringt wirklich viel und auch deine Frau macht das... Super. Momentan braucht sie viel Zeit. Man reflektiert sein Leben etc. Das ist anstrengend und was ich ich ich meinem Coaching seit fast 3 Monaten begriffen habe: man muss loslassen!
Das ist ein Problem für dich. Verständlich mit Verlustängsten, die hatte ich auch. Da kann man nur eins machen: durchgehen. Den Schmerz nehmen und nicht los haben wollen.

Alles annehmen, was da ist(Meditation bzw Hypnose halt mir).
Wenn ihr noch eine Chance haben könnt (Liebe ist wahnsinnig vielfältig zu erklären und es gibt immer wieder Wege, die zueinander führen können) dann, lass sie erstmal los , kümmere dich um dich, sie um sich.
Alles andere wird sich zeigen. Mir helfen aufgrund meines Glaubens Gebete (nicht für den Ex, das ist nicht mehr aktuell - ehr für mich und meine Entwicklung).

Ich bin durch extreme Verlustängste inklusive Panikattacken durch und das beste, was ich machen konnte ist Zulassen und Loslassen. Wenn man da durchgeht verändern sich auch die Muster im Gehirn (Glaubenssätze etc).


Ich wünsche dir viel Mut und Kraft auf deinem Weg
LG

07.07.2024 20:13 • x 4 #2


A


Trennung verstehen, verarbeiten und akzeptieren

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F
Hallo Ronja,

vielen Dank für Deine Gedanken.

Loslassen, genau das muss passieren, ich weiß aber aktuell noch nicht, wie ich das anstellen soll. Ist ja auch ein Prozess und keine kurze Aktion, nach dem Motto, ich lass dann mal los.

Zitat:
Den Schmerz nehmen und nicht los haben wollen

Das habe ich jetzt nicht ganz verstanden?!?!

Für mich fühlt sich dieses ganze Thema so an, wie wenn man jetzt auf biegen und brechen alles kaputt macht, obwohl es vielleicht doch noch eine Chance gegeben hätte. Ich habe jetzt ein dreiviertel Jahr meines Lebens investiert, ich kann das nicht mehr.

Was will ich mit einem Menschen, egal wie sehr ich ihn liebe, der aktuell nicht mit mir zusammen sein möchte.

Vielleicht bringt es auch die Zeit mit sich, wer weiß.

Vielen Dank nochmals für Deine Worte,

Feuerball

08.07.2024 11:41 • x 1 #3


M
Zitat von Feuerball:
Ich habe jetzt ein dreiviertel Jahr meines Lebens investiert, ich kann das nicht mehr.



Dann lass' es ! -Man kann sowieso niemanden zwingen!

Zitat von Feuerball:
Das habe ich jetzt nicht ganz verstanden?!?!


Ich glaube @-Ronja- meint
den Schmerz nicht zur Seite zu schieben,
sondern ihn anzunehmen und ihm Raum zu geben.

Wenn ich zu spät bin sorry,
aber etwas in mir hatte sich immer gegen Deinen langen Text gesträubt,
eben hab' ich's überwunden.

20.07.2024 03:01 • x 1 #4




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