Hallo Sickboy,
Dein Schmerz tut mir sehr leid... aber ich fühle auch bei Deiner Ex mit.
Bei meinem Ex-Mann und mir gab es das Kinderthema auch. Er wollte welche, ich nicht. Geheiratet haben wir trotzdem, in der Hoffnung, dass die Liebe stark genug ist, damit klar zu kommen. Er wohl auch in der Hoffnung, der Kinderwunsch würde doch noch kommen bei mir. Wir haben beide die Sprengkraft dieses Konflikts unterschätzt... wobei Sprengkraft das falsche Wort ist, es war eher ein schleichender Zersetzungprozess. Wie stark es unsere Beziehung beeinflusst hat, ist mir auch erst im Nachhinein, mit Abstand betrachtet, so richtig bewusst geworden.
Beispielsweise hab ich mich in unserem Freundes- und Bekanntenkreis zunehmend unwohler gefühlt, als um uns herum alle Kinder bekommen haben. Oft ein schlechtes Gewissen gehabt, wenn ich meinen Mann mit seinen Nichten, Neffen, Patenkindern gesehen hab... Wenn ich sein Gesicht gesehen hab als sein bester Kumpel ihm freudestrahlend erzählt hat, dass seine Kleine gestern die ersten Schritte gemacht hat oder ähnliches... Dieses besch... Gefühl, ihm das alles vorzuenthalten. Ich hab mich zunehmend zurückgezogen, er war dann öfter allein mit den Freunden unterwegs... glücklich waren wir damit beide nicht.
Diese Schuldgefühle haben auch dazu geführt, dass ich beruflichen Veränderungen von ihm zugestimmt hab obwohl ich gar nicht überzeugt davon war - aber ich habs nicht fertig gebracht, mich ihm da auch noch in den Weg zu stellen. Solte er sich wenigstens diesen Traum verwirklichen können. Aber gut gings mir damit nicht... und letztlich hat es auch der Beziehung nicht gut getan.
Insgesamt waren wir 12 Jahre zusammen, davon 9 verheiratet. Mit 40 ist ihm klar geworden, er kann so nicht mehr. Er will nicht auf eine eigene Familie verzichten. Und ich konnte mich immer noch nicht dazu durchringen... Also Trennung... Das tat weh, verdammt weh. Meinem Verstand war klar, es ist besser so. Aber das Herz wollte das erst mal gar nicht verstehen...
Reue darüber, dass wir es miteinander versucht haben, spüre ich keine. Dazu hatten wir trotz allem zu viele schöne und gute Zeiten miteinander, die ich nicht missen wollte und für die ich dankbar bin. Dieses Gefühl kommt aber sicher zu einem nicht unerheblichen Teil auch daher, dass wir es geschafft haben, uns ohne Rosenkrieg zu trennen. Und dass wir beide wieder in neuen Partnerschaften sind, die sich bislang sehr gut entwickeln. Er ist inzwischen sogar stolzer Papa, und ich freu mich ehrlich für ihn.
Es hat also keiner von uns das Gefühl, als Verlierer dazustehen oder durch unsere Beziehung einer Chance beraubt worden zu sein, Lebenszeit vergeudet zu haben. Aber es hätte auch anders ausgehen können...mit sehr viel Frust, Reue, Hass und Verbitterung. Wohl genau das, wovor Deine Ex Angst hat. Ich kanns nachfühlen...
Und ich denke auch eher nicht, dass es ihrer Beziehungsangst geschuldet ist, dass sie kein Kind mehr will. Ich kenne einige Frauen, die ihre Kinder über alles lieben und es für eine wunderbare Erfahrung halten und trotzdem ganz klar sagen: noch mal eins bekommen, das alles noch mal von vorn - nein danke.
Ihre Kälte jetzt Dir gegenüber... das könnte zu einem gutem Teil Selbstschutz sein. Und der Wunsch, Dich vor falscher Hoffnung zu schützen. Dass sie Dir bewußt nicht zeigen will, dass sie selbst auch mitgenommen ist von der Trennung. Um stark zu sein für ihre Tochter. Und um Dir keinen Ansatzpunkt zu bieten wo Du einhaken und sie doch noch zu überreden versuchen könntest. Um zu vermeiden, dass Du Dir noch Hoffnung machst wo sie keine mehr geben will.
Sie scheint sich sehr sicher zu sein, dass sich ihre Ansicht bezüglich Kind nicht mehr ändern wird, und hat die Konsequenz daraus gezogen. Vermutlich in dem Gedanken, dass es Dich NOCH härter und schmerzhafter getroffen und enttäuscht hätte, wenn ihr zusammen ein Haus bezogen, für die Sicherheit gesorgt hättet, Du voller Vorfreude, dass jetzt alles so weit ist für ein Kind - und sie Dir DANN eröffnet hätte, dass sie das immer noch nicht will, trotz allem was Du dafür getan hast.
18.06.2016 17:30 •
x 1 #3