Hallo ihr lieben Leidenden,
ich bin bis dato stille Beobachterin eurer Geschichten gewesen und möchte nun aber auch meine loswerden. Ich bin weiblich, 31 Jahre alt und alles begann im Juli des letzten Jahres.
Mein Exfreund (was für ein schmerzhaftes Wort) und ich waren zu dem Zeitpunkt vier Jahre zusammen. Er hat bereits einen Sohn aus seiner vorherigen Beziehung - ich bin kinderlos. Zu Anfang gestaltete sich dieser Umstand als nicht gerade einfach für mich, da ich schon einmal in einer Beziehung war, die ein Kind beinhaltete und in dieser Beziehung von meinem Partner mit der Mutter des Kindes betrogen wurde.
So gestaltete es sich also als schwierig für mich, darauf zu vertrauen, dass mir das mit IHM nicht noch einmal passieren würde. Die erste Zeit war dementsprechend für uns beide nicht leicht, weil viele Ängste meinerseits im Spiel waren. Nach einer kurzen Beziehungspause, in der sich für uns beide herausstellte, dass wir diese Herausforderung annehmen möchten, da wir uns nun mal sehr liebten, kamen wir wieder zusammen. Er zog dann nach einem Jahr zu mir und alle vierzehn Tage waren wir mit seinem Sohn zu dritt, den ich irgendwann immer mehr annehmen konnte und letztlich auch zu lieben begann. Es war für mich ein harter Kampf, aber ER war es mir wert und so hatte ich diesen Kampf gegen meine Ängste gewonnen. Wir führten bis zum Sommer des letzten Jahres eine sehr harmonische Beziehung und auch sein Sohn kam sehr gerne zu uns und ich hatte ihn gerne bei uns.
Als wir damals zusammen kamen, führten wir -wie es normalerweise so üblich ist- in den ersten Tagen der Beziehung ein Gespräch darüber, wie wir uns unsere jeweiligen Leben so vorstellen und besprachen Ziele und Wünsche - Werte, die für uns im Leben wichtig sind. Glücklicherweise waren wir auf einer Wellenlänge, denn wir wünschten uns beide Familie - zumindest zu dem Zeitpunkt noch.
Ich persönlich bin nun einmal sehr für Kinder und es ist meine persönliche Erfüllung, irgendwann eine Familie zu haben.
Nachdem wir ca. zweieinhalb Jahre zusammen und inzwischen auf's Land in eine Wohnung mit Kinderzimmer gezogen waren, sprach ich erstmals das Kinderthema an. Ich wollte einfach wissen, was er so denkt, wann man diesen Schritt planen könnte und er meinte, dass er gerne finanziell noch etwas besser dastehen würde, bevor man diesen Schritt macht. Dazu muss man sagen, dass wir beide nicht gerade schlecht verdienen und ich mich damals schon fragte, was er genau meinte. Da ich aber auch merkte, dass er das Thema irgendwie zügig wieder vom Tisch haben wollte, drängte ich nicht weiter und verhielt mich still. In der nächsten Zeit wurde dann mein Kinderwunsch immer stärker, so dass ich alle paar Monate auf das Thema zu sprechen kam, aber er hatte immer andere Gründe, warum es jetzt noch nicht an der Zeit ist. Er wollte erst nochmal reisen, noch was sparen, ein neues Auto usw. Letztendlich blieb er aber untätig - plante keine Reise, zahlte nichts auf das Sparbuch ein, das ich daraufhin eröffnen ließ und schaute auch nicht nach einem neuen Auto. Im Juni bekam ich dann die Nachricht von meiner besten Freundin, dass sie schwanger sei. Es war nicht geplant und passte eigentlich gar nicht so recht in deren aktuelles Konzept. Der Heiratsantrag folgte auf dem Fuße. Sie bekam also all das, was ich mir so erträumte ohne es aktiv zu wollen.
Für mich bedeutete das den totalen Frust und mein Wunsch nach dem Ganzen wurde stärker denn je.
Also sprach ich das Thema erneut an bzw. wollte nun endlich wissen, wann es bei uns soweit wäre und wieder stieß ich auf Ausflüchte. In meiner Enttäuschung sagte ich dann zu ihm: Du willst das doch alles gar nicht, gib es doch zu, und dann kam der Hammer: Er bejahte dies. Er sagte, er möchte keine Familie, er fühle sich als Vater nicht tauglich (dabei macht er seine Sache super, sonst hätte ich mit ihm ja kein Kind gewollt). Er brauche seine Ruhe und will nicht tagtäglich das Gequengel und Geschreie. Ich würde ihm reichen, er könne sich ein Kind und die damit verbundene Verantwortung nicht vorstellen. Er habe sich nie getraut es mir zu sagen aus Angst, mich zu verlieren.
Für mich brach eine Welt zusammen - ich konnte einfach nicht verstehen, wie er plötzlich so reden konnte, wo er mir doch immer vorgemacht hatte, er möchte auch eine Familie.
Es folgte dann zunächst meinerseits die Verdrängung, ich dachte er kriegt sich schon wieder ein, aber er blieb dabei. Man muss dazu sagen, dass er selbst eine sehr schwierige Kindheit hatte und seine Eltern keine wirklichen Eltern waren, weshalb es auch seit Jahren keinen Kontakt mehr gibt.
Wie dem auch sei - die nächsten Monate waren grausig. Wir wussten beide nicht, was zu tun ist, da wir uns liebten, aber plötzlich vollkommen verschiedene Vorstellungen von essentiellen Dingen hatten. Im Dezember dann gingen wir zur Paartherapie in der Hoffung, dass die Therapeutin ihm vielleicht ein paar seiner Ängste nehmen kann, aber auch das half nicht. Ich haderte mit mir, was ich nun tun soll, wo es doch immer mein Traum war, eine Familie zu gründen. Andererseits war er -bis auf dieses Thema- der perfekte Partner für mich - ich hätte mir keinen besseren Mann an meiner Seite vorstellen können.
Trotzdem fühlte ich mich von ihm betrogen und dass er mich vier Jahre lang im Bezug auf so ein wichtiges Thema angelogen hat, hat natürlich seine Spuren hinterlassen.
Das Ende vom Lied ist, dass ich vor zwei Wochen ausgezogen bin -in die Stadt, in der ich auch arbeite, damit die Pendelei von drei Stunden täglich wegfällt- und ich fühle mich dort überhaupt nicht wohl. Ich kann die neue Wohnung überhaupt nicht annehmen und mein Leben ist das reine Chaos. Ich vermisse ihn ohne Ende und stelle meine Entscheidung mehr als in Frage. Ich habe ihm bereits geschrieben und gefragt, ob ich wieder zurück kommen darf, aber er meinte, dass die Wohnung bereits neu vermietet ist und er auch bald umzieht. Weiterhin möchte er wenigstens jetzt so fair sein und mir die Chance auf eine Familie nicht nehmen - ich solle mir einen Mann suchen, der mich wirklich glücklich machen kann.
Liebe Leute... Ich weiß, dass man da wahrscheinlich keinen wirklichen Rat geben kann, aber ich musste meine Geschichte einfach mal loswerden und hoffe auf ein paar warme Worte.
Liebe Grüße und vielen Dank für's lesen
Feenstaub
07.05.2016 19:40 •
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