Moin
Nun, so wie sie es darstellt, hat sie nicht AGIERT, sondern RE-agiert. Sie hat nicht so gehandelt, weil sie das so wollte, sondern sie hat so gehandelt, weil sie die Suizidandrohung ihres Partners ernst genommen hat. Dafür wird sie Gründe haben, weil sie ihn schon lange kennt. Und weil sie möglicherweise sehr verantwortungsbewusst ist, möchte sie für seinen Tod diese Verantwortung nicht übernehmen.
Unbeschadet davon sind solche Drohungen natürlich Ultima Ratio eines verzweifelten Menschen mit einer psychischen Auffälligkeit. Er sieht sich als Opfer ihrer Liebe zu dir und möchte aus diesem Opferstatus Vorteile ziehen. Das ist in aller Regel nicht von Dauer, denn man kann zur Liebe nicht erpressen. Es steht also zu erwarten, dass diese Frau sich noch mal neu orientiert, das ist dir sicher bewusst. Die Zeitspanne in der das passieren könnte, wird wohl von dem gemeinsamen Urlaub mit ihrem Partner vorgegeben.
Bevor du dich also innerlich ganz darauf einstellst, dass diese Trennung endgültig ist, würde ich noch einige Wochen warten. Außerdem würde ich an deiner Stelle auf einem ausführlichen Gespräch (an einem neutralen Ort) bestehen, bei dem du dann herausfinden wirst, wie wichtig die einzelnen Komponenten, die sie genannt hat, sind. Ich kann nicht klar erkennen, ob der Termin am Dienstag bereits ein solcher Gesprächstermin ist, oder ob sie sich nur mit der gemeinsamen Freundin treffen will. Da muss ein Fuß in die Tür. Das ist wichtiger als eine Kontaktsperre. Kontaktsperren können zwei wichtige Gründe haben. Erstens die Möglichkeit eines Partners, sich ungestört noch einmal Gedanken zu machen, ob die Trennung nun wirklich endgültig sein muss und zweitens die Möglichkeit, nach einer endgültigen Trennung nicht mehr immer wieder neu die Gefühle sortieren zu müssen. Denn jeder Kontakt wirft dann zurück.
Es wird ja vor allem die Tatsache, dass dein Sohn bei dir wohnt, von ihr genannt. Wenn diese Tatsache unveränderbar ist, weil das nicht anders möglich ist, müsst ihr darüber reden, ob das wirklich der entscheidende Punkt ist. Die Erpressungsversuche ihres Partners werden sie auf Dauer wohl kaum von der Trennung abhalten.
Ich würde also auf jeden Fall auf einem persönlichen Gespräch bestehen. Um ihr gegenüber fair zu sein, kannst du es auch als Trennungsgespräch bezeichnen und nicht in den Vordergrund stellen, sie noch mal umstimmen zu wollen. Aber wenn man den anderen nicht verstehen kann, muss ein solches Gespräch stattfinden, eine Trennung per Handy-Nachricht ist unangemessen und eine schreckliche Zeiterscheinung, die man nicht akzeptieren muss. Da wäre dann wenigstens ein Telefonat angesagt.
Aber noch ist nicht aller Tage Abend.
05.01.2020 08:00 •
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