Hallo zusammen,
vielen lieben Dank für's Nachfragen. Ich habe in den letzten Wochen mehrmals versucht, etwas zu schreiben, bin aber immer wieder daran gescheitert.
Ich bin eher suboptimal ins neue Jahr gestartet. Hatte 'nen Kontroll-CT-Termin im Krankenhaus, wo zumindest der Blinddarm unauffällig war. Ist trotzdem nicht alles verheilt. Was sie machen, wenn es nicht besser wird...ich hab was von größerer OP gehört, aber daran will ich gar nicht denken.
Wie vorgenommen habe ich meinem NM dann gesagt, dass er jetzt endlich gehen muss. Es gab ein Weihnachtsgeschenk für mich, das allerdings
so unpersönlich austauschbar war, dass es wieder ein Schlag ins Gesicht war.
Danach war der Januar bei mir vollgepackt mit Aktion. Nur nicht nachdenken. Nur auf mich fokussieren. Ich war viel schwimmen, hatte ein Vorstellungsgespräch. Hab jemanden online kennengelernt, der sich mit mir treffen wollte (er wusste von meiner Situation, da war ich offen und ehrlich). Und obwohl mein NM noch immer nicht ausgezogen war, ging es mir wirklich gut. Ich dachte, ich sei auf einem guten Weg. Er ist dann irgendwann nur noch 2x die Woche abends hier aufgeschlagen und war morgens wieder weg, das war dann auch ertragbar. Man hat sich kaum gesehen. Es wurde kaum miteinander geredet und über ihn bei Freunden und Familie dann auch nicht mehr. Ich dachte, ich bin wirklich dabei, abzuschließen.
Dann kam der Februar und alles ist irgendwie zusammen gekracht, wie ein Kartenhaus. Plötzlich konnte ich mich zu nichts mehr aufraffen, meine Energie war auf einmal weg. Das Vorstellungsgespräch im Januar war fachlich top, aber zwischenmenschlich nicht. War ne Enttäuschung, weil es wirklich gut gepasst hätte – auch von der Lage. Meine Bekanntschaft hat sich als No Go herausgestellt, also gab es kein Treffen. Ich habe mir richtig schön den Rücken verrenkt, sodass ich ne Woche kaum gehen konnte. Also auch nichts mit Sport.
Und gestern suchte dann mein NM das Gespräch mit mir und offenbarte, dass er jetzt endlich ausziehen will. Als hätte ich ihn in den letzten Monaten daran gehindert...
Er hat angeblich ein möbliertes Zimmer gefunden und will hier aus der Wohnung nichts mitnehmen, nicht mal den Fernseher, keine Küchengeräte. Nichts. Das wäre ja so auch für mich viel entspannter.
Mal davon ab, dass ich denke, dass er direkt zu seiner Neuen zieht (spielt ja auch keine Rolle mehr), habe ich ihm diesen Zahn dann gezogen, dass er sich einfach mit einem Koffer hier aus dem Staub machen kann. Einige Möbelstücke sind von seinen Eltern, die wollte ich eh nie haben. Das Schlafsofa, auf dem er die letzten Jahre geschlafen hat, muss weg. Sein ganzes altes Geschirr. Geschenke von seinen Eltern. Das wird er alles mitnehmen. Fand er glaube ich nicht so toll, aber er hat's verstanden und zumindest gesagt, dass er sich dann auch darum kümmert, dass das weg kommt.
Er will sich um den Termin beim Vermieter kümmern, damit er aus dem Mietvertrag kommt. Mal sehen, wann er das angehen wird, das nehme ich ihm nicht ab. Aber bevor er sein Zeug nicht entsorgt hat, braucht er damit nicht kommen.
Er hat dann gestern großen Abwasch gemacht, so, als hätte er ne magische 5-Monats-Frist abgewartet. Er will mein Geld bei der Scheidung nicht und ich seins nicht. Soll alles ganz gesittet ablaufen. Jeder geht so aus der Ehe, wie er reingegangen ist. Waren dann am Ende ja auch nur 3 Jahre. Sollte mit einem Anwalt passen. Ich vermute, er hat trotz allem ein viel zu schlechtes Gewissen, da jetzt hinterrücks noch irgendwas anderes zu fordern.
Und obwohl ich damit ja gerechnet habe, dass er mal irgendwann gehen wird, setzt das dem Februar jetzt nochmal die Krone auf. Ich hatte echt gedacht, ich wäre schon weiter und dass mir das jetzt nicht mehr so viel ausmacht. Aber natürlich habe ich mich die letzten Wochen daran gewöhnt, dass er trotz allem hier aufschlägt. Ich ihn sehe, wenn auch nur für 5 Minuten. Und wenn er dann jetzt auszieht, wegzieht, 50 km entfernt, dann ist er weg. Nach jetzt 15 Jahren, die man sich kennt. Und ich hasse die Vorstellung daran, dass er, wie so viele andere in meinem Leben auch, dann nur noch eine Erinnerung ist.
Ich hoffe, dass das dann alles jetzt hoffentlich schnell über die Bühne geht. Ich denke, bis April hat er dann hier alles geregelt. Im März bin ich zum Glück 2 Wochen weg
Tja, und dann sitze ich hier mit 37 und stehe wieder ganz am Anfang. Vor knapp 8 Monaten haben wir über nen tollen Neuanfang und Kinder geredet. Jetzt hocke ich hier, an allen Ecken Baustellen (Job, Ehe, Gesundheit), und zwar alleine. Natürlich sind meine Eltern immer für mich da und natürlich kann ich jederzeit zu meiner Freundin düsen, aber dennoch...meine Eltern wohnen weiter weg und meine Freundin hat mit ihrem Baby zu tun. Und ich bin auch nicht gerne der Typ, der sich permanent aufdrängt. Zumal sie mir passenderweise gerade geschrieben hat, dass sie bald das zweite Kind plant. Ihre Schwester bekommt jetzt bald nen Heiratsantrag. Und ich muss mich dazu zwingen, mich für sie zu freuen, ohne dabei an meine eigene Hochzeit zu denken, die so perfekt war, aber am Ende offenbar null Bedeutung hatte.
Ich bin nicht der Typ, der permanent jemanden um sich herum braucht. Ich kann mich gut mit mir selbst beschäftigen, konnte ich schon immer. Aber ich habe trotzdem das Bedürfnis nach Nähe. Nach Berührungen. Zuneigung. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich da jetzt wieder ewig drauf verzichten muss.
Ich weiß, dass es gut ist, dass er jetzt geht und dass es viel zu lange gedauert hat. Aber es tut trotzdem noch immer weh, weil ich viel in der Vergangenheit lebe. Ihn selbst, so wie er jetzt ist, möchte ich nicht zurück. Aber ich vermisse die Zeit, wie sie vor einem Jahr noch war. Ich vermisse so vieles, was ich nicht mehr wiederbekommen werde. Sich nur von dem Menschen alleine lösen ist gar nicht mal das Schwierigste, wie ich finde. Aber sich von der Lebensvorstellung zu lösen, von der Zukunft, in der man sich gesehen hat, das ist unfassbar schwer. Jahrelang habe ich auf den Moment hingefiebert, in dem mein Mann mit der Uni fertig ist. Habe auf ihn gewartet und gewartet und gewartet. Jetzt ist er fertig und weg. Was wollten wir reisen, die Welt sehen. So viel erleben.
Alleine mache ich das in 1000 Jahren nicht. Also alles auf Eis legen und auf die Person warten, mit der ich das gemeinsam machen kann. Wie lange das auch immer dauern mag...
Ich kann und möchte ihm nicht alles Schlechte der Welt wünschen. Ich hoffe für ihn, dass sein Leben und seine Entscheidungen ihm das verschaffen, was er sich gewünscht hat und dass er glücklich ist. Ich möchte wirklich, dass er glücklich ist. Wie vergeudet wäre das alles, wenn wir am Ende beide leiden würden.
Trotzdem hoffe ich dennoch auf Karma. Der Fairness halber. Ich möchte nicht, dass er vollkommen auf der Nase landet, aber ich wünsche mir, dass er irgendwann eines Morgens wach wird und ihn nochmal mit voller Härte trifft, was er getan hat – und vor allem, wie. Wie sehr er Menschen verletzt hat und was er ihnen genommen hat, dabei hätte es andere Wege und Möglichkeiten gegeben. Ich hoffe, dass es ihm irgendwann auf die Füße fallen wird, dass er stets nur den Weg des geringsten Widerstandes gegangen ist. Ich hoffe, dass ihm irgendwann bewusst wird, was er hatte und was er aufgegeben hat - einfach so, ohne zu kämpfen. Ich hoffe, dass er mich vermissen wird, wie ich ihn jetzt schon vermisse. Ich hoffe, dass er reflektiert und dass es ihm dann genauso schlecht geht, wie es mir die letzten Monate gegangen ist.
Davon werde ich dann wohl nichts mehr mitbekommen, aber der Gedanke daran ist tröstlich.
Gestern 15:07 •
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