Guten Abend liebe Community,
ich bin zwar erst ein paar Stunden Mitglied Eurer tollen Gemeinschaft, traue mich aber trotzdem meine Situation, meine Ängste und Sorgen zu teilen. Irgendwie weiß ich gerade nicht wohin damit. Aber vielleicht fange ich einfach mal an, mir alles von der Seele zu schreiben.
Vor einer Woche hat mir meine (Ex)Partnerin mitgeteilt dass sie auszieht und sich trennen wird. Wir waren 8 Jahre zusammen, haben eine kleine gemeinsame Tochter (3,5 Jahre und ein Sonnenschein) und haben zusammen in meinem Haus gelebt. Ganz unvorbereitet kam es nicht für mich, was es aber trotzdem nicht einfacher macht, da ich die letzten Jahre sehr viel um unsere Beziehung gekämpft habe. Angefangen hat alles eigentlich schon im Jahr 2018. Wir hatten eine schwere Zeit. Sie war Schwanger und der Frauenarzt hatte uns beim zweiten Ultraschall gesagt, dass unser Baby schwerste Fehlbildungen hätte. Es folgten Wochen mit unendlich vielen Untersuchungen, Tränen und am Ende eine harte Entscheidung für uns beide. Nachdem uns der Arzt sagte, dass unser Bay wahrscheinlich nicht Lebensfähig oder wenn doch, dann nur mit riesigen Schmerzen, haben wir uns schweren Herzens zu einem Abbruch in der 27 SSW entschieden. Zwar hat es dann später im vierten Anlauf geklappt und wir haben mittlerweile eine tolle Tochter aber der Schmerz von damals ist wohl immer geblieben. Um ehrlich zu sein, habe ich nie richtig getrauert. Ich glaube ich habe automatisch die Starke Rolle übernommen und war einfach nur für meine Partnerin da. Im Nachhinein wohl ein großer Fehler, denn ich hätte mir und uns Hilfe holen sollen.
Kaum war unsere Tochter dann im November 2019 geboren, kamen auch die Probleme. Ich hatte es am Anfang schwer eine Bindung aufzubauen und erst als die Kleine Maus dann zunehmend an Bewegungsfreiraum gewonnen hat, ging es besser. In dieser Zeit hab ich meine Partnerin wohl ziemlich alleine gelassen.
Es folgten Monate in denen wir uns immer weiter entfernt haben. Im Grunde schlafe ich seit 4 Jahren alleine in unserem Bett und mein Wunsch an Sie war, dass sie auch mal für mich da ist bzw. ich für sie alleine da sein kann. Kurz ausgedrückt, hab ich mir einfach mehr Liebe gewünscht. Es klingt vielleicht doof, aber seit die Kleine da ist, fühlte ich mich praktisch nicht mehr existent. Immer war ich es, der versucht hat, Gemeinsamkeit zu schaffen, für gemeinsame und schöne Familienmomente zu sorgen. Umgekehrt hatte ich eigentlich immer das Gefühl, dass sie froh ist, wenn sie alleine ist, am Handy spielen kann oder oder oder.
Immer wieder habe ich versucht mit Gesprächen meinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Habe versucht zu ergründen was in ihr vorgeht und für einen gemeinsamen Weg gekämpft. Wahrscheinlich habe ich bis zum heutigen Tag nicht geschafft, zu einhundert Prozent zu verstehen, was in ihr vorgeht und warum sie sich so verändert hat. Bitte versteht mich nicht falsch, ein Kind wirft alles durcheinander und ich sehe (vielleicht erst jetzt) was meine Partnerin da geleistet hat und wo ich nicht genug mitgeholfen habe. Trotzdem war ich immer dafür, dass wir Dinge gemeinsam regeln und uns helfen. Von Ihrer Seite kamen Verbesserungsvorschläge eigentlich immer nur in Streitsituationen als Retourkutsche, nicht ein einziges mal proaktiv und mit dem Willen, wirklich etwas zu bewegen und sich aufeinander zuzubewegen.
Jetzt ist es dann letzte Woche soweit gewesen. Sie sagt mir, dass sie schon seit langer Zeit keine Gefühle mehr für mich hat und ich bin total am Ende und weiß nicht wohin mit meinen Gedanken. Zum einen glaube ich es ihr ehrlich gesagt nicht und zum anderen liebe ich sie noch. Ich liebe unsere Familie und hatte immer den Wunsch, unserer Tochter ein gut behütetes Zuhause in einer Intakten Familie zu schenken. Vielleicht ist es mittlerweile nicht mehr modern, sich in schweren Zeiten an einen Tisch zu setzen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Vielleicht ist es nicht mehr modern, nach einem Streit aufeinander zuzugehen und Kompromisse zu suchen.
Jetzt ist sie weg und hat unserer Tochter auch gleich mal mitgenommen. Ich bleibe zurück mit meiner Wut und Enttäuschung. Komme von der Arbeit heim (wenn ich mich mal aufraffen kann hinzugehen) und finde ein leeres Haus vor. Sehe meine Tochter nicht weil ich Idiot ihr zugestanden haben, dass die Mutter erstmal wichtiger für unserer Tochter ist als der Vater. Was mich ehrlich gesagt noch mehr wütend macht ist, dass man als Vater eigentlich keine Chance hat da mitzureden. Am Ende wird das Kind immer bei der Mutter bleiben wenn sie es will und sie bestimmt wie oft ich die Kleine zukünftig sehen darf. Sie sagt mir, dass unsere Tochter jetzt einen festen Fixpunkt braucht, zieht aber von Freundin zu Freundin und ich frage mich wo da der Fixpunkt sein soll? Besser wäre gewesen, die Kleine wohnt hier im gewohnten Umfeld und wir beide arrangieren uns entsprechend drumherum. Dem hat sie aber nicht zugestimmt.
Jetzt bin ich hin und hergerissen zwischen Verzweiflung, Verlustängsten und dem Willen um meine Partnerin und damit auch um unsere Familie zu kämpfen. Natürlich habe ich auch viele Fehler gemacht und wir haben beide unseren Anteil. Aber ich habe immer versucht FÜR uns zu kämpfen und nicht gegen UNS. Das macht mich ehrlich gesagt ziemlich fertig. Schlaflose Nächte, Heulanfälle und und und. Im Moment weiß ich nicht mehr weiter und auch im Freundeskreis (der eh überschaubar ist) gibt mir im Moment eigentlich niemand das was ich gerade bräuchte. Liegt vielleicht auch daran, dass ich es selbst nicht weiß was ich gerade brauche und was mir gut tut. Kann man das verstehen?
08.08.2023 19:41 •
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