Hallo ihr Lieben,
ich hoffe ihr könnt mir in meiner Situation etwas Mut machen.
Ich war ca. 9 Monate mit meinem Exfreund zusammen. Wir hatten eine Fernbeziehung, weil wir in unterschiedlichen Städten studieren, sind aber im gleichen Ort zu Hause, haben dort zusammen Abitur gemacht vor drei Jahren und waren immer sehr gut befreundet.
Irgendwann hat das angefangen, dass auf einmal mehr wurde. Er hat mich gefragt, ob er mich küssen darf, wir haben Händchen gehalten solche Sachen. Die Sache war immer nur die, wir hatten schon immer ein sehr verschmustes Verhältnis und haben gern gekuschelt miteinander und manchmal wenn wir etwas betrunken waren, gab es auch mal so ein 1Sek. Kuss mit ganz gespitzten Lippen:D manchmal haben wir uns im Spaß auch Schatz oder so genannt, so war's halt. Jede Freundschaft ist eben besonders. Im Januar ist er aber eines Nachts im Regen vor meinem Balkon gestanden, nach einer Party und so hat das alles angefangen. Rückblickend ist er aber schon seit September damals in mich verliebt gewesen. Er ist sehr schüchtern und ein kleiner Nerd wie man sagen würde, 0,9 Abi, keine Erfahrung mit Frauen, ein unglaublich lieber Kerl, aber doch auch sehr männlich. Eigentlich war er nicht mein Typ und ja auch nur ein guter Freund. Ich wusste bis März/April nicht so richtig, was ich wollte, aber er war immer soooooooo krass bemüht, er wollte mich so sehr haben, schlussendlich hat mich das total verzaubert. So hatten wir eine wunderschöne Beziehung und er hat selbst oft gesagt, er kann sein Glück kaum fassen. Nur die Entfernung hat natürlich genervt. Ich wollte eh schon immer in die Stadt ziehen, in der er studiert, unabhängig von ihm, aber meine Noten hatten damals nicht gereicht.
Im November hab ich ihn dann mal darauf angesprochen, mit meinem Uniwechsel, wie es weitergehen sollte, weil er auch mal von Ausland sprach. Sein Studium ist ihm sehr sehr wichtig und er macht dann jetzt im kommenden Semester seinen Bachelor. Da hat er für mich überraschend damals schon sehr überfordert und fast abweisend reagiert, ganz ängstlich, wenn ich jetzt die Uni wechsle und zu ihm komme und es irgendwann nicht mehr laufen sollte, dass ihm das Angst macht. Ich hab ihm dann eine Woche später mal einen Brief geschickt und ihm erklärt, dass ich den Uniwechsel für mich möchte und die Entfernung uns einfach kaputt macht (ihn mehr als mich übrigens) und mir unsere Beziehung zu viel wert ist, als sie an der eh nicht andauernden Entfernung zerbrechen zu lassen.
In den Weihnachstferien ist er wieder einmal so im nachts im Regen vor der Tür gestanden wie als du dich damals in mich verliebt hast, hat er gesagt und wie froh er ist, dass wir uns haben.
Kurze Zeit später hat er sich dann getrennt, weil er mir gesagt hat, er hat immer furchtbar depressive Löcher wenn wir uns länger nicht sehen und wenn wir uns dann haben, ist es fast zu schön und intensiv um wahr zu sein, das kann er so nicht mehr aushalten. Das war ein Tag vor Silvester. Ein Tag später war er doch nicht mehr ganz so sicher mit seiner Entscheidung, wir haben uns kurz gestritten, abends an der Silvesterparty haben wir uns geküsst mehrere Male, Arm in Arm das Feuerwerk angesehen, immer Händchen gehalten, wollten im neuen Jahr nochmal reden. Das haben wir gemacht und da ist er unter Tränen zusammengebrochen, dass er momentan einfach eine so heftige Lebenskrise hat und mit allem überfordert ist, nichts mehr hinkriegt. Er hat ADHS und im Erwachsenenalter gehört diese Symptomatik dazu. Er will mit mir zusammen sein und liebt mich so sehr, aber er muss erst selbst wieder sein Leben hinkriegen, bevor er eine Beziehung führen und Liebe geben kann. Das alles war hart, mir gings so dreckig, zwei Wochen hab ich GAR nichts auf die reihe gekriegt, dann musste ich Prüfungen schreiben.
Wir hatten in der Zeit immer wieder Kontakt. Sein Vater hat auch mal meiner Mutter erzählt, dass er ihn jeden Tag anruft und weckt und mit ihm den Tag plant und ihm da durch hilft.
Letzte Woche haben wir uns mal getroffen und er war die ganze Zeit so komisch gut drauf, hat mir erzählt wie toll bei ihm alles gerade läuft, wie er seine Bachelorarbeit gerade mit fünf Frauen vorbereitet etc etc. Am Ende hab ich ihn dann gefragt, was das jetzt war und wie es jetzt aussieht. Er war sofort wieder abblockend, wollte nicht darüber reden, wurde komisch. Es geht ihm gerade gut, er will keine Beziehung mit gar keiner und er möchte, dass jeder von uns jetzt mal eine Zeit einfach ohne den anderen lebt und was dann kommt, kann er nicht sagen. Warten soll ich nicht, das setzt ihn wieder unter Druck, er will mir nicht weh tun etc.
Als ich ins Hotel gegangen bin, hat er mir dann noch geschrieben, ob ich gut im Zimmer angekommen bin und dann, dass es ein schöner Abend war.
Ich bin jetzt wieder bei Punkt Null, bin nur am heulen, unglücklich. Ich muss meine Hausarbeit schreiben und kriege kaum was hin, ich hab seine Nummer, alle Bilder etc gelöscht, alles, was mich an ihn erinnert, verbannt. Ich kann nicht schlafen, fühle mich so einsam, habe ständige Angstzustände.
Der Punkt ist ja auch, der Grund für die Trennung war seine Krise. Die ist jetzt vorbei. Warum wir jetzt getrennt sind, konnte er mir auch nicht wirklich sagen. Ich weiß es doch auch nicht
Der Grund für die Trennung war eben doch genau, dass du wieder dein Leben auf die Reihe kriegen wolltest, bevor du wieder eine Beziehung führen kannst.
Die Frage die sich stellt, ist: ist es das wert uns hinzuschmeißen, weil es ihm gerade gut ohne mich geht? Ist es nicht etwa so, dass Leute in langjährigen Beziehungen nicht auch mal das Gefühl haben, es könnte gerade auch ganz gut ohne den Partner sein oder mal das Bedürfnis haben, gerade keine Beziehung führen zu wollen? Die Sache ist nur die, dass man sich überlegen muss, deshalb so etwas Wertvolles hinzuschmeißen. Uns verbindet so viel mehr als uns trennt. Und außerdem gibt es eine Menge Dinge, die bei uns gut gelaufen sind, die gerade in ner Fernbeziehung alles andere als selbstverständlich sind. Dazu gehören zum Beispiel Vertrauen, Eifersuchtsprobleme, Treue etc.
Für „Du bist die wichtigste Frau in meinem Leben“ hat er mich ziemlich schnell abgeschoben. Wenn er das so gemeint hat, würden wir jetzt nicht hier stehen. Ich habe mich immer so geliebt gefühlt von ihm, ganz ernsthaft und tief geliebt.
Ich habe ihn auch noch gefragt, ob er mich denn noch liebt und vermisst. Die Antwort war: darauf antworte ich dir jetzt nicht, weil wir dann immer an den Punkt gelangen, warum wir denn jetzt getrennt sind und er doch gerade dabei ist, sich selbst kennen zu lernen. (was auch immer das heißen mag)
Übrigens wechsle ich wirklich die Uni in seine Stadt und das weiß er auch.
Meine Eltern sind jetzt seit diesem März 42 Jahre zusammen. Ich habe viel gelernt von ihnen. Mir kommt es geradezu lächerlich vor, eine Beziehung wegen so etwas hinzuwerfen. Hab ich da irgendwo einen Denkfehler?
Ich will hier gar keine Tipps, ihn zurück zu kriegen. Ich wollte mir nur mal den Kummer von der Seele schreiben und ein bisschen Trost finden, danke.
19.03.2015 11:53 •
#1