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Trennung Achterbahn Beziehung Emotionale Abhängigkeit

B
Hallo zusammen

ich würde mich sehr freuen, wenn ich hier ein paar Meinungen zu meiner letzten Beziehung Trennung bekommen würde. Einschätzungen aus neutraler Sicht. Und ich will mir einfach den Kummer vom Herzen schreiben und schriftlich reflektieren.

Ich habe mich vor ziemlich genau 4 Wochen von meiner Ex getrennt. Zu diesem Zeitpunkt ging es mir sehr schlecht, ich hatte absolut keine Energie mehr und war extrem schwach. Es gab zwei heftige Streits die kurz aufeinander folgten, ich bin fast daran zerbrochen.
In dem ersten Streit bin ich so ausgerastet, dass ich mein Handy zerstört habe, den Kopf gegen die Wand geschlagen habe und heulend in der Ecke gesessen bin. So kenne ich mich nicht. Ich bin eigentlich ein recht kontrollierter Mensch.
So extrem habe ich noch nie reagiert in den vielen heftigen Streits die es in der ganzen Beziehung schon gegeben hat. Dieses ewige hin und her diskutieren und diese wahnsinnig anstrengenden Streitsituationen konnte ich einfach nicht mehr ertragen.

Außerdem hatte ich schon einige Zeit eine Stimme in mir, die mir sagt hör auf damit, es tut dir nicht gut, du musst dich trennen. Ich konnte diese Stimme einfach nicht mehr beruhigen. Obwohl ich mir es so sehr gewünscht hätte.

Ich habe diese Frau so unfassbar geliebt und tue es immer noch.
Die Beziehung war wahnsinnig emotional und leidenschaftlich. Und wie eine ständige Achterbahnfahrt.
Ich habe mich mit der Zeit mehr und mehr darin verloren. Mich weiter von mir entfernt und bin emotional immer abhängiger geworden. Zum Schluss bin ich ohne große Auslöser sehr eifersüchtig geworden (ich denke, weil ich gemerkt habe, dass es zerbricht). Ich habe angefangen nach Gründen zu suchen die eine Trennung rechtfertigen würden.
Ich konnte die Disharmonie immer schlechter ertragen. Es gab so oft Meinungsverschiedenheiten und meistens haben diese letztlich zu einem Streit geführt. In den letzten Monaten ging es so weit, dass ich mich immer öfter in ihrer Gegenwart berauscht habe um meine Stimmung oben zu halten.

Ich habe ihr das auch alles erzählt, dass es mir so schlecht geht und auch, dass ich glaube, das es auch mit der belastenden Beziehung zu tun hat. Sie hat sich sehr versucht um mich zu kümmern, war lieb und nett und aufmerksam. Ein harmonisches Miteinander haben wir jedoch trotzdem nicht hingekriegt.

Ich habe mich, das muss man dazu sagen, in diesem Jahr schon zwei Mal trennen wollen. Jeweils, weil wir so schlimm gestritten haben. Meistens wegen Kleinigkeiten die sich wahnsinnig hochschaukeln. Sie hatte in den Streits auch immer mal wieder Panikattacken oder ist total ausgeflippt (mitten in der Stadt heulend am Boden gesessen, sich selbst gezwickt und gebissen, usw).
Mich haben die Streits mehr und mehr ausgelaugt und ich habe immer stärker gespürt wie ich emotional abhängig werde und an nichts anderes mehr als an sie und die Beziehung denken konnte.
Ich habe einfach gemerkt, dass wir uns total kaputt machen. Deshalb wollte ich es beenden.
Sie hat mich bei den zwei Versuchen immer wieder gebeten und überredet es nochmal zu versuchen. Ich habe mich schnell darauf eingelassen, weil ich sie ja liebe und mega toll finde und so gerne eine funktionierende Beziehung mit ihr gehabt hätte.

Wir waren 3 Jahre zusammen. Haben viele wahnsinnig schöne Dinge erlebt. In den schönen Momenten war es so unfassbar schön mit ihr wie ich es noch nie zuvor erlebt habe. So eine tiefe liebevolle Verbindung hatte ich bisher noch nicht. (Meine längste Beziehung war 6 Jahre, die Frau habe ich auch sehr geliebt aber sie konnte es mir nicht so spiegeln)

Streit gab es schon in der Kennenlernphase. Anfangs war die Vermutung, dass wir uns einfach aneinander anpassen müssten und ein paar Meinungsverschiedenheiten und unterschiedliche Ansichten Grund für unsere Auseinandersetzungen wären. Im späteren Verlauf gab es immer wieder alle möglichen kleineren und größeren Gründe für heftige Auseinandersetzungen, in denen uns es nur sehr selten gelungen ist ohne große Verletzungen und riesen Drama wieder zueinander zu finden. Für mich waren diese Streits und das zueinander Finden im Nachhinein immer sehr kräftezehrend.

Wir hatten auch eine Zeit lang Fernbeziehung worunter ich immer stark gelitten habe, weil ich sie dann sehr vermisst habe. Das habe ich auch so kommuniziert und wir wären jetzt gerade dabei gewesen die Distanz aufzulösen.

Wir sind beide nach Jordanien gegangen (sie hat dort eine Stelle bekommen und ich wollte dort meinen Hobbies nachgehen, eine neue Kultur kennenlernen und Freiwilligen Arbeit leisten). Pläne für danach gab es natürlich auch schon. Wir haben uns immer alles schön ausgemalt, wie es mal sein könnte und wie es funktionieren könnte. In der Realität war es jedoch oft sehr anstrengend, aufreibend, kräftezehrend. Aber auch wahnsinnig liebevoll und schön (in den immer seltener werdenden ruhigen Momenten).

Paartherapie war auch schon ein Termin vereinbart, wir wollten es wirklich schaffen. Aber in dem Moment als ich mich getrennt habe, gab es kein Durchhalten mehr. Ich konnte wirklich nicht mehr.

Nun bin ich von Jordanien abgehauen, nach Indien geflogen. Will eine längere Reise machen und irgendwie noch das beste rausholen aus den anfänglichen Plänen 1 Jahr außerhalb vom deutschsprachigen Raum zu leben.

Bin jetzt zwei Wochen mit einem Freund unterwegs gewesen. Naja die beste Zeit hatten wir nicht. Ich war nicht immer so gut drauf. Sondern viel in Gedanken verloren und bedrückt. Weiß nicht wie ich klarkommen werde, wenn ich jetzt dann alleine unterwegs bin.

Ich kann aktuell kaum an etwas anderes Denken als an Ex und ob die Trennung richtig war. Ich wollte mich ja nicht trennen aber ich musste. Es ging einfach nicht mehr. Die Liebe und die Hoffnung haben mich immer festhalten lassen.
Frage mich ob es nicht doch irgendwie hätte klappen können. Vermisse ihre Nähe sehr. Frage mich wie es ihr geht. Sie hat mich nach der Trennung noch ein paar mal kontaktiert. Sie wollte sich nochmal treffen und S. haben, ein letztes mal. Ich bin bei mir geblieben und bei meiner Entscheidung. Sie meinte dann, wir können uns ja in ein paar Monaten nochmal treffen und sehen wie es uns geht. Sie wolle es einfach nicht aufgeben. Ich würde sie sehr gerne nochmal sehen und sie spüren usw. Glaube allerdings, dass es zwischen uns nie gut werden würde und ich mich für immer verabschieden sollte und alle Hoffnung gehen lassen sollte.

Frage mich ob ihr an Silvester ein gutes neues Jahr wünschen soll.

Ich habe kein Lebenszeichen mehr von mir gegeben seitdem ich die letzte Kontaktaufnahme ihrerseits beendet habe. Es gibt schon Gründe sich Sorgen zu machen, da mein letzter Zustand als ich bei ihr war wirklich sehr schlecht war. Sollte ich sie wissen lassen, dass es mir Okay geht?

Wir haben uns in dem letzten Telefonat mit den Worten, dass wir uns lieben verabschiedet. Ansonsten ging es in dem Gespräch um Trennungsgründe und eben darum ob wir in ein paar Monaten vielleicht nochmal eine Chance hätten.
Ich habe dann noch gesagt, dass sie mich bitte nicht mehr anrufen darf, da ich sie sonst blockieren müsste. (Das war das 3. Mal, dass sie mich nach der Trennung kontaktiert hat und ich habe davor mehrmals gesagt, dass wir jetzt übereinander hinweg kommen sollten)

Würde mich echt über eine Einschätzung, ähnliche Erfahrungen oder Ratschläge freuen


LG Sam

26.12.2023 03:19 • #1


Orchidee1
Zitat von bildniss:
Die Beziehung war wahnsinnig emotional und leidenschaftlich. Und wie eine ständige Achterbahnfahrt.

Zunächst mal willkommen und tut mir leid, dass Du solchen Kummer hast.
Hier fällt mir direkt auf- Achterbahnfahrt, für mich bereits eine red flag. Kannst Du beschreiben, wie sich diese Achterbahnfahrt angefühlt hat?
Zitat von bildniss:
emotional immer abhängiger geworden.

Zitat von bildniss:
Ich habe mich, das muss man dazu sagen, in diesem Jahr schon zwei Mal trennen wollen

Du hast Dich in der Beziehung verloren, wie kam es denn dazu? Und was war es, dass Dich dazu veranlasste, Dich zwei Mal trennen zu wollen? Du benennst zwar heftige Auseinandersetzungen, aber was kann man sich konkret darunter vorstellen?
Zitat von bildniss:
Ich habe einfach gemerkt, dass wir uns total kaputt machen. Deshalb wollte ich es beenden

Zitat von bildniss:
Wir waren 3 Jahre zusammen

Hier kommen wir der Sache schon etwas näher. Ihr habt Euch gegenseitig kaputt gemacht, wie kam es so weit? Immer wieder hattest Du Trennungsgedanken innerhalb Eurer dreijährigen Beziehung- für mich ein deutliches Indiz dafür, dass diese Dich ausgelaugt hat, das spürt man auch beim Lesen jeder Deiner Zeilen, meinem Empfinden nach, und dafür, dass ihr Euch, wie Du bereits geschrieben hast, vermutlich gegenseitig nicht gut getan habt.
Zitat von bildniss:
Streit gab es schon in der Kennenlernphase.

Das verstärkt meine Vermutung noch zusätzlich, dass es von Anfang an nicht gepasst hat zwischen Euch. In der Kennenlernphase sollte eigentlich alles noch sehr unbeschwert sein, man entdeckt jeden Tag immer was Neues über sein Gegenüber und sollte Streit das frische Glück trüben, so wäre ja jene Kennenlernphase eben dazu da, um zu prüfen, ob das Ganze Potenzial hat. So viel Streit wäre doch eher ein Grund, die Kennenlernphase zu beenden, wieso ist das hier nicht geschehen?
Zitat von bildniss:
Im späteren Verlauf gab es immer wieder alle möglichen kleineren und größeren Gründe für heftige Auseinandersetzungen

Da Du zwar öfter von Euren Auseinandersetzungen berichtest, aber nicht so sehr ins Detail gehst, wäre es vielleicht von Vorteil, wenn Du ein wenig konkreter werden würdest, damit man Dir eventuell eine genauere Einschätzung zur Situation geben kann.

Meine Meinung, nachdem ich Deinen Text gelesen habe- die Beziehung liest sich alles andere als gesund. Vor allem deine Reaktion nach Euren letzten beiden Streits lässt darauf schließen, dass Du fix und fertig mit den Nerven warst und Dir in dem Moment nicht anders zu helfen wusstest. Ich finde es richtig, dass Du Dich getrennt hast. Wobei ich auch der Meinung bin, dass es sich von Anfang an bei Euch so angedeutet hat.
Es klingt auch so, als hätte diese Beziehung Dir jegliche Energie entzogen.

Wenn Du Dich fragst, ob Du Dich bei ihr melden sollst, um ihr zu signalisieren, dass es Dir gut geht, würde ich höchstens eine Nachricht schicken, in der ich sie das wissen lasse- mit der Bitte, Dich dennoch in Ruhe zu lassen.

26.12.2023 03:49 • x 3 #2


A


Trennung Achterbahn Beziehung Emotionale Abhängigkeit

x 3


Libellenfrau
@bildniss
Zitat von bildniss:
(mitten in der Stadt heulend am Boden gesessen, sich selbst gezwickt und gebissen, usw).

Ich bin keine Therapeutin und zu keiner Diagnose gerechtigt: Aber selbst wenn es sich nur nach Borderline anfühlt, durchleidest du ja das gleiche. Ist sie in therapeutischer Behandlung?

26.12.2023 05:53 • x 1 #3


Charla
@bildniss
Hallo Sam
Zitat von bildniss:
Dieses ewige hin und her diskutieren und diese wahnsinnig anstrengenden Streitsituationen konnte ich einfach nicht mehr ertragen.

Eure Streitkultur und Reaktionen sind sehr toxisch und destruktiv.

Ich würde euch beiden jeweils eine therapeutische Begleitung empfehlen, damit ihr an euch arbeiten könnt, eure Trigger erkennen und damit besser umzugehen lernen und euch selbst regulieren könnt.

Zitat von bildniss:
Mich weiter von mir entfernt und bin emotional immer abhängiger geworden.

Dann empfehle ich dir wieder bei dir selbst zu sein und zu bleiben, dich bewusst mit all deinen Gefühlen, die dann zu Vorschein kommen, auszuhalten und diese zu durchleben, weil es dann überwiegend Schmerz und Ängste sein können wäre eine Begleitung angemessen, zumindest am Anfang.
Erst wenn du mit dir selbst eine Zufriedenheit und kleine Glücksmomente erleben kannst, bist du unabhängiger von anderen und stehst nicht so unter Stress.

Anstatt zu flüchten und dich abzulenken kann es hilfreich sein, mehr in die Stille zu gehen und in dich hineinzuhorchen und herauszufinden was in dir vorgeht. Wenn du bei dir bist, kannst du dich nicht einsam fühlen, denn du bist ja da und kannst deine Ängste selber zähmen, dir Gutes tun.

Tut mir leid, was du ja schon länger durchmachst, aus meiner Sicht hast du die richtige Entscheidung getroffen, ich würde auch keinerlei Kontakt mehr zu ihr aufnehmen um mehr Abstand zu bekommen, auch wenn es dir wie ein Entzug vorkommt und die Ängste zunehmen können.

Viel Glück und alles Gute !

26.12.2023 06:57 • x 4 #4


OxfordGirl
Zitat von bildniss:
Sie wollte sich nochmal treffen und S. haben, ein letztes mal.

Ich vermute mal ganz stark, dass das euer Klebstoff war? Nach jedem Streit, Drama , kurz vor dem Zusammenbruch, die erlösende Vereinigung, die so perfekt war, dass alles andere wieder in den Hintergrund geschoben wurde? Ein Blick in meine Glaskugel: dies wäre vermutlich der beste S., den ihr jemals hattet, weil die ultimative Verzweiflung über die Trennung die Leidenschaft in ungeahnte Sphären treiben würde .

Zitat von bildniss:
Die Beziehung war wahnsinnig emotional und leidenschaftlich. Und wie eine ständige Achterbahnfahrt.

Wahnsinn kommt mir auch in den Sinn, wenn ich eure Geschichte lese.
Zitat von bildniss:
Ich habe mich, das muss man dazu sagen, in diesem Jahr schon zwei Mal trennen wollen. Jeweils, weil wir so schlimm gestritten haben. Meistens wegen Kleinigkeiten die sich wahnsinnig hochschaukeln. Sie hatte in den Streits auch immer mal wieder Panikattacken oder ist total ausgeflippt (mitten in der Stadt heulend am Boden gesessen, sich selbst gezwickt und gebissen, usw).


Zitat von bildniss:
In dem ersten Streit bin ich so ausgerastet, dass ich mein Handy zerstört habe, den Kopf gegen die Wand geschlagen habe und heulend in der Ecke gesessen bin.

Paartherapie? Ihr habt glaube ich beide genug Themen, die ihr unabhängig voneinander bearbeiten solltet. Ansonsten kann man dir nur raten, den Kontakt zu ihr komplett abzubrechen. Immerhin hattest du noch die Kraft, die Trennung einzuleiten. Jetzt heißt es für dich durchhalten!

Zitat von bildniss:
Wir haben uns in dem letzten Telefonat mit den Worten, dass wir uns lieben verabschiedet.

Panikattacken, Ausraster, Zerstörungswut, Selbstverletzung. Das ist nicht Liebe. Was ihr da aneinander auslebt sind tiefe kindliche Wunden, die ihren jeweiligen Gegenpart gesucht und gefunden haben. Wenn du magst, lese dich zum Thema inneres Kind ein. Vielleicht erkennst du euch wieder. Ansonsten: Alles Gute und viel Kraft für dich

26.12.2023 08:52 • x 5 #5


B
@Orchidee1

Vielen Dank für deine Antwort. Ich will gern darauf eingehen. Ich bin im ersten Post nicht ins Detail gegangen, weil der Text eh schon so lang geworden ist.

Ja, es gab Red-Flags. Diese habe ich ignoriert. Dass es vermutlich nicht passt habe ich tatsächlich schon von Anfang an gespürt. Trotzdem gab es eine wahnsinns Anziehung und gemeinsame Hob[QUOTE][/QUOTE]bies und Interessen. Das hat auch viel Spaß gemacht und gut getan, sich toll angefühlt...
Anfangs konnte ich den Stress den die Beziehung erzeugt hat noch einigermaßen gut wegstecken und habe das Aufregende irgendwie auch genossen. Habe Entwicklungsspielraum und viel Potential gesehen.

Achterbahnfahrt kann ich wie folgt beschreiben.

Wir hatten immer sehr intensive Momente und viel Spaß miteinander. Darauf folgte dann oft Drama.

In der Anfangsphase war das geprägt davon, dass ich Ansichten hatte oder Aussagen machte die in ihren Augen falsch waren. Das wurde dann stark kritisiert ihrerseits. Sie beschäftigt sich viel mit Feminismus und Diskriminierung im Allgemeinen. Ist Politikwissenschaftlerin.

Ich hatte mich davor kaum mit diesen Themen beschäftigt und bin so entsprechend oft in Fettnäpfchen getreten. Ich habe dann angefangen mich mehr und mehr mit diesen Themen auseinander zu setzten und mein Verhalten und Denkweisen in Frage zu stellen. Das hat mich auf jeden Fall auch weiter gebracht und mir teilweise die Augen geöffnet. Ich bin dankbar für diese Bereicherung, jedoch war die Beziehung deshalb von Anfang von viel Kritik an mir geprägt. Ich bin wirklich ein sehr friedvoller und geerdeter Mensch. Ich will niemandem etwas böses. Meine Denkweisen die politisch womöglich nicht immer ganz korrekt gewesen sind, waren somit unbewusst, hatten keine böse Absicht. Deswegen hab ich mich damals auch schon immer sehr angegriffen und verletzt gefühlt.

Später ging die Fernbeziehung los und es entstand für mich ein Wechselbad der Gefühle, das von Vermissen und unbefriedigten Bedürfnissen, zu super intensiver gemeinsamer, ach so wertvoller begrenzter Zeit, geprägt war.

Wir hatten immer mal wieder um die 1000km zwischen uns und allein die Reise war schon schwierig alle paar Wochen hinzubekommen. Trotzdem haben wir es geschafft uns alle 3-4 Wochen zu sehen.

Diese Treffen war dann natürlich super leidenschaftlich, es musste einiges aufgeholt werden. Wir sind aneinander geklebt. Haben zu wenig geschlafen, weil die Zeit so kostbar war. Liebesbekundungen noch und nöcher.
Und es wurde gestritten. Super viel Spannung und Anziehung die sich entladen musste auf verschiedene Art und Weisen schätze ich. Sprich durch S.. oder Streit.

Emotionale Abhängigkeit

Dadurch, dass die Beziehung mir immer wieder Schmerz und Leid zugefügt hat und ich trotzdem geblieben bin, ist diese Abhängigkeit entstanden glaube ich.
Das Thema ist einfach zu groß für mich geworden und hat zu viel Raum in meinem Leben eingenommen. Ich habe ständig versucht, alles richtig zu machen und Lösungen zu finden.
Sie hat auch weiterhin viel an mir herum kritisiert. An meinem Plänen und Herangehensweisen usw. Dadurch bin zunehmend unsicherer geworden.
Habe mich viel auf ihre Vorschläge und Pläne eingelassen. Kompromisse zu finden war immer sehr mühsam. Deshalb habe ich oftmals einfach nachgegeben anstatt eine anstrengende Diskussion anzustoßen.

Die zwei Trennungsversuche

Es stand schon mehrmals das Beziehungsende im Raum bei Streitereien in den ersten zwei Jahren. Das war aus der Eskalation heraus und waren eher Kurzschlussreaktionen. Aber resultiert hat es bestimmt auch daraus, dass ich schon wusste, dass wir nicht zueinander passen. Und die Streits waren einfach so aussichtslos verfahren. Unglaublich.

Ich gehe mal nur auf die zwei ernsthafteren Versuche ein in diesem Jahr.

Im Juni hatte sie ihre Masterarbeit geschrieben. War deshalb schon seit Anfang des Jahres sehr unter Druck.
Ich musste sie oft beruhigen und unterstützen. Das hab ich mega gern gemacht.
Die Zeit war belastend aber okay.
Als es dann in die Schlussphase ging war ich bei ihr in Frankreich (sie hat da in einer Elite-Uni studiert). Die Zeit (ca. 1 Woche) war von ihren Nervenzusammenbrüchen geprägt.
Meine Versuche ihr zu helfen, haben ihren Zustand nur verschlimmert. Ich hatte zu der Zeit auch eine fiese Verletzung am Knie (definiere mich viel über meinen Sport und auch über meine körperliche Leistungsfähigkeit) und war deshalb auch nicht in der besten Verfassung.
Außerdem waren ja die Monate vorher schon schwierig, da sie extrem überarbeitet war. Mein Leben war nebenbei, auch nicht grade anspruchslos. Bin leitender Angestellter gewesen und hatte mehrere Umzüge.

Nach ca. 1 Woche Streit und riesen Drama (mehrere Zusammenbrüche, auch an öffentlichen Orten, viel Weinen etc.) bin ich auch meine Grenzen gekommen. Hab ihr in den Tagen auch gesagt, ich könne das nicht mehr auffangen, sie solle in Betracht ziehen eine Therapie zu machen. Wir haben wieder gestritten und es ist total eskaliert. Einen Tag vor ihrer mündlichen Prüfung. Ich dachte mir nur es kann so nicht weitergehen. Wir tun uns nicht gut. Ich kann ihr nicht helfen und ich komme auch so sehr an meine Grenzen. Da habe ich einen Abschiedsbrief formuliert und wollte mich trennen. Sie hat dann das Ruder rumgerissen und gesagt ich solle bleiben es wäre alles nicht so schlimm. Ich wollte sie eigentlich auch in dieser schwierigen Phase nicht allein lassen und hoffte, wenn die Masterarbeit erledigt wäre, würde sich alles bessern.

Der zweite Versuch war im Oktober.

Es hat sich nichts gebessert.
Wir hatten jetzt beide seit 2 Monaten Urlaub. Freiheit. Ich hatte meinen Job gekündigt und konnte nun 1 Jahr frei sein. Was für ein Privileg!
Ich dachte es steht mir die beste Zeit im Leben bevor.
Ich hab einen Van gekauft und wir wollten durch Europa reisen, bevor wir nach Jordanien gehen. Das haben wir auch gemacht, aber es war geprägt von Uneinigkeiten und Streitereien. Ich bin immer unausgeglichener und unzufriedener geworden.
Nach dem ersten Trennungsversuch haben wir vereinbart eine Paartherapie zu nehmen. Das haben wir herausgetrödelt und einfach naiv weiter gemacht.
Es kam dann wieder zu mehreren Streits innerhalb kurzer Zeit. Alle meine Energie war weg. Ich hatte intensive Trennungsgedanken. Und hab es dann ausgesprochen.

Ich dachte jetzt wäre es erledigt gewesen. Der Schmerz kickte ein und ich fuhr zu meiner Familie. Ex hat mich dann angerufen und gebettelt und gefleht ich solle es mir nochmal überlegen, wir hätten ja noch nicht mal eine Therapie versucht etc. Ich habe dem 10 Tage Bedenkzeit gegeben.

Dann haben wir uns getroffen. Als wir uns getroffen haben habe ich eine Beziehungspause vorgeschlagen.
Sie wollte das nicht und meinte, da sie jetzt eh schon 6 Wochen vor mir ins Ausland geht, hätten wir ja genug Distanz.
Erschien mir logisch (Meine Meinung, ist ja schon seit längerem immer schwächer geworden in dieser Beziehung). Aber ich hab mich nicht gleich von meinem Plan abbringen lassen.
Wir haben dann jedoch angefangen uns zu küssen, zu umarmen. Hatten wahnsinnig guten S.. irgendwo in der Natur. Alles hat sich toll angefühlt. Eine Trennung so falsch... Ich bin schwach geworden und wieder der Liebe verfallen...
Kann ich mir irgendwie auch nicht verübeln aber leichter hat es das jetzt nicht gemacht.

Kontakt reduzieren oder sonst was hat dann natürlich doch nicht geklappt. Ich war in den 6 Wochen geplagt von Vermissen und großen Zweifel.

Anschließend bin ich zu ihr ins Ausland gekommen.

Ich hatte ihr gesagt, dass ich erwarte, dass sie sich die ersten 2 Wochen Zeit für mich und für uns beide nimmt. Meine Bedürfnisse konnte sie absolut nicht erfüllen.
Ich war nur noch enttäuscht. Sie war ziemlich ausgebucht. Hatte Sprachkurse an den Feierabenden oder immer noch andere Leute zu unseren Plänen mit eingeladen.
Ich hätte mir einfach Quality Time zu zweit gewünscht. Habe ich ja auch so angemeldet.
Außerdem hat sie mich dann noch zwei mal fies verarscht. Was mich ziemlich verletzt hat (War schon ziemlich sensibel zu dieser Zeit und psychisch angeschlagen wg. den schwierigen Monaten davor).
Ich hab das ruhig angesprochen und wie es immer so gelaufen ist konnten wir eben nicht zueinander finden, sondern haben dann stundenlang hin und her diskutiert bis zu eben diesem Ausraster von mir den ich im ersten Post beschrieben habe.
Danach ging es mir unterirdisch schlecht. Konnte mich zwei Tage kaum aus dem Bett bewegen.
Nur um ein neues Handy zu kaufen. Sie hat mich getröstet und war lieb und so. Ein paar Tage später hatten wir vereinbart gemeinsam Essen zu gehen.
Daraus wurde dann: Lass uns bitte gleich um 5 los, ich will später noch mit Freundinnen telefonieren und früh zuhause sein. Ich war wieder enttäuscht. Wollte einen ganzen Abend mit ihr. Vielleicht nach dem Date mit ihr im Bett landen usw.

Einer neuer Streit begann. Stundenlang. In einem ruhigen Moment hab ich einen Spaziergang gemacht und in meinen Gedanken gab es nur eine einzige Lösung. Die Trennung. Ich konnte mir auch gar keine positive Zukunft mehr mit ihr vorstellen.

Ja, that's it.

Wenn ich das so schreibe, ist mir schon klar, dass das alles richtig ist. Trotzdem zweifle ich, vermisse ich, leide ich... Bin gerade vorhin wieder heulend aufgewacht, weil ich von ihr geträumt hab...

26.12.2023 09:32 • #6


B
Zitat von Libellenfrau:
@bildniss Ich bin keine Therapeutin und zu keiner Diagnose gerechtigt: Aber selbst wenn es sich nur nach Borderline anfühlt, durchleidest du ja das gleiche. Ist sie in therapeutischer Behandlung?

@Libellenfrau

Ja, bin ich auch nicht. Habe ihr aber mehrmals vorgeschlagen, sich Hilfe zu suchen, da mir das auch schon etwas heftig vorkam.

In den letzten Monaten ging es mir so schlecht, dass sie es mir dann auch vorgeschlagen hat.

Ich werde mich auch in Therapie begeben sobald ich wieder in der Heimat angekommen bin...

26.12.2023 09:37 • #7


B
Zitat von Charla:
@bildniss Hallo Sam Eure Streitkultur und Reaktionen sind sehr toxisch und destruktiv. Ich würde euch beiden jeweils eine therapeutische Begleitung empfehlen, damit ihr an euch arbeiten könnt, eure Trigger erkennen und damit besser umzugehen lernen und euch selbst regulieren könnt. Dann empfehle ich dir wieder ...

@Charla

Vielen Dank für die einfühlsame Antwort. Ja, das ist zunehmend immer toxischer geworden. Ich wollte es nicht wahrhaben.

Therapeutische Begleitung will in Anspruch nehmen, sobald ich wieder in der Heimat bin. Diese Beziehung hat mich wirklich stark mit meinen Schattenseiten konfrontiert und einiges zum Vorschein gebracht.

Das es Baustellen gibt an denen ich zu arbeiten habe, wusste ich. Aber bisher konnte ich gut damit umgehen.

Wahrscheinlich war das eine Art Weckruf für mich um mich wirklich ernsthaft damit auseinander zu setzten.
Ich werde, so lange ich jetzt auf Reisen bin viel Tagebuch schreiben und sobald ich wieder zurück bin nach einer Therapie suchen.

26.12.2023 09:42 • x 2 #8


Libellenfrau
@bildniss Das wäre wohl das Richtige, wenn sich jeder von euch um sich selbst kümmert und Hilfe sucht. Der räumliche Abstand ist schon mal gut für dich, du solltest dich komplett fernhalten, damit deinen Wunden heilen können. Damit du wieder zu dir selbst findest. Selbst wenn deine Ansichten nicht politisch korrekt sind, sind es deine Ansichten. Natürlich ist es gut, sich zu hinterfragen und zu reflektieren. Es müssen dann aber auch keine radikalen Positionen dabei herauskommen. Das wichtigste für dich ist, deine Psyche zu stärken und gut zu dir selber zu sein.

26.12.2023 09:52 • x 1 #9


B
Zitat von OxfordGirl:
Ich vermute mal ganz stark, dass das euer Klebstoff war? Nach jedem Streit, Drama , kurz vor dem Zusammenbruch, die erlösende Vereinigung, die so perfekt war, dass alles andere wieder in den Hintergrund geschoben wurde? Ein Blick in meine Glaskugel: dies wäre vermutlich der beste S., den ihr jemals hattet, weil die ultimative Verzweiflung über die Trennung die Leidenschaft in ungeahnte Sphären treiben würde .

Hi @OxfordGirl

Vielen Dank für deine Antwort

Ja, das war bestimmt ein elementarer Bestandteil
Naja, ich glaub nicht, dass ich da was verpasst habe. Den besten S. hatten wir am Anfang würd ich sagen.
Zum Glück hatte ich schonmal die Erfahrung S. mit der Ex sodass ich den gleichen Fehler nicht nochmal gemacht habe.


Zitat von OxfordGirl:
Paartherapie? Ihr habt glaube ich beide genug Themen, die ihr unabhängig voneinander bearbeiten solltet. Ansonsten kann man dir nur raten, den Kontakt zu ihr komplett abzubrechen. Immerhin hattest du noch die Kraft, die Trennung einzuleiten. Jetzt heißt es für dich durchhalten!

Ja. Ich habe dann auch schon vermutet, dass eine Paartherapie nicht reichen würde. Sondern jeder für sich parallel auch noch eine Therapie machen müsste und dass sich dann nur langsam was verbessern würde. Also auch diese Hoffnung ist geschwunden.

Danke für die guten Ratschläge!
Zitat von OxfordGirl:
Panikattacken, Ausraster, Zerstörungswut, Selbstverletzung. Das ist nicht Liebe. Was ihr da aneinander auslebt sind tiefe kindliche Wunden, die ihren jeweiligen Gegenpart gesucht und gefunden haben. Wenn du magst, lese dich zum Thema inneres Kind ein. Vielleicht erkennst du euch wieder. Ansonsten: Alles Gute und viel Kraft für dich


Ja, ich habe mich da bereits vor einiger Zeit eingelesen. Und klar, gibt es da Themen, wie bei jedem. Ich muss das denke ich mit einem Profi besprechen, da ich in Eigenregie nicht wirklich weiter gekommen bin. Danke für den Tipp und die Wünsche!

26.12.2023 09:53 • x 1 #10


H
Zitat von bildniss:
. Sie hatte in den Streits auch immer mal wieder Panikattacken oder ist total ausgeflippt (mitten in der Stadt heulend am Boden gesessen, sich selbst gezwickt und gebissen, usw).

Derartige Menschen, die glauben anderen zeigen zu müssen wie schlecht es ihnen geht und das mit theatralischen Darstellungen, möchten Aufmerksamkeit, und die mit allen Mitteln.
Endlich konntest du dich distanzieren, sie hätte dir weiterhin deine Gelassenheit genommen.
Atme jetzt wieder durch, eine Last weniger.
Lass sie ruhig ausflippen, diese Leute inszenieren wenn Menschen um sie sind ihre Zusammenbrüche, das ist deren Sache, ich persönlich finde derartiges Verhalten einfach nur ungehörig.
Jeder hat mal eine schlechte Zeit, damit geht man nicht hausieren, sondern versucht sich abzulenken, keinesfalls braucht es theatralische Darbietungen.
Mein Rat, Distanz, durchatmen, nach vorne schaun.

26.12.2023 09:54 • x 1 #11


Charla
@bildniss
Zitat von bildniss:
Das es Baustellen gibt an denen ich zu arbeiten habe, wusste ich. Aber bisher konnte ich gut damit umgehen.

Hey Sam
Ich finde alles macht Sinn, auch dass ihr zueinander gefunden habt, ihr habt euch gegenseitig aufgezeigt wo es Baustellen gibt, die bearbeitet werden können.

Niemand ist perfekt, wir haben alle unsere Sonnen- und Schattenseiten, beide gehören zu uns und wollen zunächst angenommen und integriert werden. Da wo es beziehungsstörend oder -schädlich ist kann versucht werden etwas daran zu ändern.

Dafür alles Gute für dich !

26.12.2023 09:59 • x 1 #12


B
@bildniss
Zitat von bildniss:
Würde mich echt über eine Einschätzung, ähnliche Erfahrungen oder Ratschläge freuen

Zitat von bildniss:
So extrem habe ich noch nie reagiert in den vielen heftigen Streits die es in der ganzen Beziehung schon gegeben hat.

Zitat von bildniss:
Dieses ewige hin und her diskutieren und diese wahnsinnig anstrengenden Streitsituationen konnte ich einfach nicht mehr ertragen.

Zitat von bildniss:
Es gab zwei heftige Streits die kurz aufeinander folgten, ich bin fast daran zerbrochen.
In dem ersten Streit bin ich so ausgerastet, dass ich mein Handy zerstört habe, den Kopf gegen die Wand geschlagen habe und heulend in der Ecke gesessen bin. So kenne ich mich nicht.

Zitat von bildniss:
Ich habe mich mit der Zeit mehr und mehr darin verloren. Mich weiter von mir entfernt und bin emotional immer abhängiger geworden

Zitat von bildniss:
In den letzten Monaten ging es so weit, dass ich mich immer öfter in ihrer Gegenwart berauscht habe um meine Stimmung oben zu halten.

Zitat von bildniss:
Ich habe einfach gemerkt, dass wir uns total kaputt machen. Deshalb wollte ich es beenden.

Zitat von bildniss:
Es ging einfach nicht mehr.




Zitat von bildniss:
Sie hatte in den Streits auch immer mal wieder Panikattacken oder ist total ausgeflippt (mitten in der Stadt heulend am Boden gesessen, sich selbst gezwickt und gebissen, usw)



Trennung beste Entscheidung.

26.12.2023 11:38 • x 1 #13


alleswirdbesser
Zitat von bildniss:
Glaube allerdings, dass es zwischen uns nie gut werden würde

Davon bin ich überzeugt. Die Art eurer Beziehungsführung würde niemand freiwillig haben wollen. Trennung ist hier tatsächlich die beste Lösung.

26.12.2023 14:07 • #14


A


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