Hallo liebes Forum,
ich weiß nicht so genau wo ich anfangen soll. Ich bin 25 Jahre alt, mein Freund ist 33. Wir sind seit 6 Jahren zusammen und haben uns bei der Arbeit kennengelernt. In der Zwischenzeit arbeiten wir beide nicht mehr dort, ich bin schon vor einigen Jahren gewechselt.
Unsere Beziehung startete etwas schwierig. Ich wollte die ganze Zeit etwas festes, er hat sich sehr schwer getan dazu zu stehen, weil er Sorge hatte bezüglich unserer Zusammenarbeit und unseres Altersunterschiedes. Nach etwa einem Jahr haben wir uns dann aber auch unseren Familien vorgestellt und waren dann offiziell ein Paar. Nach etwa drei Jahren sind wir zusammengezogen und letztes Jahr im November sind wir nochmals umgezogen. Im Februar diesen Jahres haben wir uns einen Hund aus dem Tierheim geholt, was für uns beide eine Herzensangelegenheit ist und ein langer Traum war.
Das Problem ist, dass ich seit etwa 1,5 Jahren immer wieder an der Beziehung zweifle. Auslöser dafür war, dass mein Freund beim Feiern gehen gerne mal einen über den Durst trinkt (schon seit wir uns kennen) und es ihm dann am nächsten Tag so schlecht geht, dass er spucken muss. Ich finde das einfach nur furchtbar ekelig. Wir haben uns schon häufiger darüber unterhalten und er sagt, dass er auch gar nichts trinken braucht. Ich meinte dann aber, dass ich nicht möchte, dass er nichts mehr trinkt nur weil ich das nicht möchte, sondern wenn, dann weil ihn das selbst stört. Man muss sagen, dass es mit den Jahren immer weniger vorkam, jetzt vielleicht noch ein oder zweimal im Jahr. An einem dieser Hangover-Tage bin ich dann zu meiner besten Freundin und ihrem Freund gefahren, weil ich es Zuhause nicht mehr ausgehalten habe. Wir haben darüber gesprochen und der Freund meiner besten Freundin meinte, dass mein Freund und ich ja auch so sehr unterschiedlich sind und ich mir überlegen muss, ob ich unter diesen Gesichtspunkten die Beziehung überhaupt noch will. Bumm.
Aufgrund eines S. Übergriffes in meiner Kindheit, meiner Beziehungszweifel und meiner generellen Unzufriedenheit und Überemotionalität bin ich dann zu einem Therapeuten gegangen, zu dem ich bis jetzt auch noch gehe. Er hat damals bei mir eine mittelgradige depressive Episode festgestellt. Mein Partner hat mich währenddessen immer unterstützt, wofür ich ihm unheimlich dankbar bin. Seither war es aber ein auf und ab. Mal hatte ich wochenlang, monatelang keine Zweifel und alles war super und dann kam es plötzlich wieder wie aus dem Nichts. Ich habe in der Therapie und auch mit meinem Freund schon so oft viel darüber gesprochen. Mein Therapeut meinte, dass es ROCD sein könnte, also Zwangsgedanken, die sich auf die Beziehung beziehen. Das hängt damit zusammen, dass ich sehr sehr sicherheitsbedürftig bin und mir immer zu 100% sicher sein möchte, dass alles richtig ist, wie es ist. Nur kann mir ja niemand garantieren, dass eine Beziehung für immer hält. Ich habe also viel Kraft investiert, um diese Unsicherheit zu akzeptieren und seit wir den Hund haben, also etwa seit einem halben Jahr hatte ich dann auch praktisch keine Zweifelgedanken mehr.
Dann war ich letzten Monat für vier Wochen beruflich im Ausland. Die erste Woche war furchtbar, ich habe meinen Partner sehr vermisst. Dann habe ich dort aber Anschluss gefunden und es wurde eine wunder-, wunderbare Zeit. So wunderbar, dass ich am liebsten da geblieben wäre. Dies hat meine Zweifel bzgl. der Beziehung natürlich wieder voll angefeuert. Ich habe mit meinem Freund gesprochen und ihm gesagt, dass ich gerne für eine Zeit lang im Ausland leben würde (mit ihm!). Das kommt nur für ihn gar nicht in Frage. Das Reisen war schon immer meine Leidenschaft, er mag es auch, aber mehr so ein, zwei Wochen im Hotel. Ich fand es aber so bereichernd, fremde Menschen wirklich richtig kennenzulernen, dass mir das vielleicht nicht reicht.
Ich bin also nach Hause gekommen und habe mich so eingeengt gefühlt. Plötzlich war mir alles zu viel. Die Wohnung zu groß, der Hund zu viel Arbeit, die Beziehung zu viel. Ich wäre am liebsten abgehauen. Bin ich natürlich nicht, aber ich habe mich Montag mit zwei meiner besten Freundinnen getroffen. Sie kennen meine Zweifel und den Lauf der Beziehung und sagen, dass ich das für mich selbst herausfinden muss. Ich erzählte Ihnen von meinem Auslandsaufenthalt und sie sagten, dass sie mich seit Monaten nicht mehr so begeistert von irgendetwas reden gehört haben. Das hat mich so weit gebracht, dass ich meinem Freund im Affekt gesagt habe, dass wir besser getrennte Wege gehen. Er ist aus allen Wolken gefallen und fühlt sich unfair behandelt, weil er sich bereit erklärt hat, hier vier Wochen alleine alles zu managen und dann komm ich wieder und lege so eine 180 Grad Wendung hin. Wir haben nochmal gesprochen, gestritten und es sind Dinge auf den Tisch gekommen, die uns beide stören. Jetzt ist seit Dienstag alles in der Schwebe. Er sagt, ich soll mir Gedanken machen was ich will. Ich hab aber absolut keine Ahnung. Er war/ist 6 Jahre lang der wichtigste Mensch in meinem Leben, hat mich immer unterstützt und ich bin gerade ein absolutes Ar*******. Auf der anderen Seite belasten meine Beziehungszweifel die ganze Beziehung seit Monaten enorm und das kann auch nicht immer so weitergehen, denn Trotz Reden, Therapie und Arbeit an mir selbst drehen wir uns immer und immer wieder im Kreis. Und ich will noch so viel machen, viel erleben, auch mal was wagen und er ist eigentlich zufrieden so wie es jetzt ist.
Ich weiß, dass niemand diese Entscheidung für mich treffen kann. Aber vielleicht habt ihr ja hilfreiche Gedanken dazu.
tinythoughts
08.09.2022 15:14 •
x 1 #1