Therapie noch sinnvoll?

G
Hallo ihr lieben,


ich würde gerne mal wissen, ob einer von euch eine Therapie abgebrochen hat?

Ich bin seit ca 1,5 Jahren in Therapie.
Die letzt Sitzung war für mich schlimm...
Ich hatte das Gefühl, dass die Therapeutin mich total fertig macht.
Ich bekomme mein Leben nicht wirklich in den Griff...
Da hat sie völlig recht.
Sie hat es aber so vorwurfsvoll und voller Druck gesagt, dass ich mich überhaupt nicht mehr wohl gefühlt habe.
Ich wäre am liebsten direkt rausgerannt.

Sie meinte, dass ich sie als Beratungsstelle nutze und nicht um wirklich etwas zu ändern.

Ich würde gerne etwas ändern.
Wenn uch ihr sage, dass ich es aber nicht kann, weil mir die Kraft fehlt und ich innerlich einfach leer bin.... Sagt sie, dass das eine völlig unsinnige Haltung wäre und ich das in vollem Bewusstsein tun würde und selbst schuld wäre.

Ich bin mir unsicher, ob ich diese Therapie wirklich fortführen soll...
Danach wäre ich erstmal 2 Jahre gesperrt und dürfte keine neue Therapie machen.

Danke schonmal, dass ihr alles gelesen habt.


Liebe Grüße

25.09.2015 10:46 • #1


F
Das ist für eine Therapeutin nicht normal! Ich würde beantragen, dass du den Therapeut/in wechseln kannst.
Ich bin selbst in Therapie und sie hat mich nie runter gemacht. Sie hat mir natürlich immer verdeutlicht, was wichtig ist. Sicher mag es auch drauf ankommen ob man die Kritik annehmen kann.
Aber das was deine da raushaut, ist unter aller sau!

Ich würde die Therapie nicht abbrechen, sondern mal nachhaken, ob du die Bezugsperson wechseln kannst.

25.09.2015 10:58 • #2


A


Therapie noch sinnvoll?

x 3


G
Danke für deine Antwort !

Ich nehme Kritik an.
Das ist wirklich nicht das Problem.

Ich verstehe sie ja auch irgendwie...
Ich drehe mich im Kreis.
Nach 1,5 Jahren will sie Ergebnisse sehen.

Bei mir was es aber schon schwierig überhaupt mit jemandem zu reden.
Das ist mir unglaublich schwer gefallen...

Ja und jetzt will ich nicht mehr hin...

25.09.2015 11:11 • #3


F
Bei mir ist es zB so, dass meine Krankenkasse keine Verlängerung bewilligt, solange sich bei mir nichts tut. Und ich kümmere mich jetzt schon seit längerer Zeit darum, dass ich 2016 nicht mehr zu Hause sitze, auch wenn ich mega Angst habe, dass ich alles verlieren könnte oder irgendwas nicht klappt.
Hätte so oder so also keine Wahl gehabt.

Wie gesagt: Erkundige dich ob du die Bezugsperson wechseln kannst. Denn du willst doch, dass sich was ändert oder nicht (weswegen auch immer du da bist)? Da hilft es nicht, wenn du es einfach abbrichst.

25.09.2015 11:27 • #4


K
@GTI

Wie Du schon schreibst, ist das nicht das Problem.

Kein Therapeut macht jemanden runter oder macht Vorschriften.
Das wäre völlig unprofessionell, ich kenne keine Therapieausbildung, die so etwas als Methode vorsieht.

Aber natürlich kann es sein, dass Du einfach eine andere TRherapie brauchst oder einen anderen Therapeuten, zu dem Du und der zu Dir einen besseren Zugang hat. Das solltest Du ansprechen und versuchen zu wechseln. Ich weiß, dass das schwer ist-aus vielerlei Gründen.

Natürlich muss nach 1,5 Jahren mal was weitergehen, sonst dreht sich alles im Kreis. Das hast Du selbst schon gemerkt und gespürt, der Therapeut bereitet Dir in seiner Verantwortlichkeit den Weg dazu.

Ich kenne einige Menschen im weiteren Bekanntenkreis, die sind jahrelang in Therapie- auch mit Therapeutenwechsel oder Unterbrechung.

Ich bin kein Therapeut, daher kann ich nur als Laie darüber reden.

Leider mache ich die Erfahrung, dass diese Menschen nicht aus der Jammer/Trauer/Passivphase herauskommen und dann dem Therapeuten die Schuld geben.

Wenn ich als Zuhörer dann unbequeme Antworten oder Fragen gebe, reagieren diese Mensch oft sehr empfindlich. Ich sage dann, ich bin Zuhörer, Freund, usw. aber kein Therapeut. Und ich stelle immer die Frage, warum sie nichts gegen ihren Zustand tun. M.E. gibt es immer Auswege, man muss aber auch bereit sein sie zu gehen und darf nicht passiv die Verantwortung dem Therapeuten zuschieben. Therapie muss einen in einem geschützen Rahmen dazu bringen, einen passenden Weg zu wählen und ein Stück begleiten.
Ähnlich wie ich beim Bergsteigen mit einem Bergführer erst herausfinde, wie Klettern geht, dann im geschützen Gelände übe, abgesichtere Touren gehe, Irgendwann muss ich aber den Weg selbst gehen. Ich kann nicht erwarten, dass der Bergführer mich auf dem Rücken trägt, mir was vorklettert und ich schau zu und beschwere mich hinterher, dass ich das nicht selbst machen konnte.
Ein Bergführer, der 1,5 Jahre lang versucht, seinen Schützling für den Bergweg zu rüsten und dann feststellt, dass dieser zwar auf den K2 will, aber nichts dafür tut um seine Höhenangst zu überwinden oder sich die notwendigen Klettertechniken und Bergsteigererfahrungen aktiv anzueigenen, muss in seiner Verantwortung dem Schützling gegenüber auch mal sagen, dass es keinen Sinn macht.
Es bringt Dich keinen Schritt weiter, der Therapeut tut Dir nichts Gutes, wenn sich nichts bewegt.

Dass sich nichts bewegt, ist nicht (allein) dem Therapeuten und seinen Methoden anzulasten. Aber das weißt Du ja selbst. Du musst Dich fragen, was Du für einen Vorteil hast, dass Du Deinen Zustand nicht änderst/ ändern willst/ nicht ändern kannst. Dafür gibt es viele Gründe.

Vielleicht bist Du noch nicht so weit und brauchst Zeit, dann kann es ein Schutz sein. Nicht der Beste, aber kann sein.
Vielleicht hast Du Angst, was zu ändern, weil das Deine vertrauten Muster sind. Und immer andere da sind, die dann helfen.
Vielleicht weißt Du nicht, was die Alternative zu dem Zustand ist, weil Du nicht genügend Selbstvertrauen hast, um Deinen Handeln und Entscheidungen zu vertrauen. Und gibst dann lieber die Verantwortung an andere ab.
Und vielleicht ist Dein Leidensdruck nicht groß genug, um selbst was zu ändern, weil die anderen (und der Therapeut immer für ein gewisses sicheres Wohlfühlklima sorgen). Insofern finde ich es gar nicht schlecht, wenn der Therapeut Dich einer unbequemen Auseinandersetzung aussetzt. Natürlich kannst auch davor flüchten und zu einem anderen Therapeuten gehen und das Spiel fängt von vorne an. So kann man auch sein Leben rumbringen.
Aber wie heißt es so schön: Es gibt kein Leben zwischen den Zeiten!

Es ist Dein Leben, Du hast die Verantwortung, es zu leben. Wie Dein Weg ist, kann keiner beurteilen.

Ich kenne Deine Geschichte nicht, das ist an diesem Punkt auch nicht erforderlich. Die hast Du bereits vielen erzählst und es hat sich nichts verändert.
Bei vielen psychischen und physischen Erkrankungen ist es selbstverständlich unerlässlich, eine Therapie und Hilfe von außen in Anspruch zu nehmen. (Ohne Karabiner, Bergstiefel, Helm, Seil und Sicherung geht man auch nicht in die Berg)

Aber Deine einzige Verantwortung besteht darin,zu schauen, wo Du aktiv mitwirken kannst. Und nicht aufzugeben, sondern immer wieder die Energie aufzubringen, um was Neues auszuprobieren, damit es ein Stück weitergeht.

Vielleicht ist nicht der K2 Dein Ziel, sondern der Ameisenhügel hinter dem Haus. Dafür brauchst dann auch kein Seil und kein Steigeisen, sondern einen Perspektivwechsel. Eine Lupe und einen Hocker, um die Ameisenwelt zu beobachten. Dazu musst Du nicht gleich eine Forschungsstation ins Auge fassen. Zu ehrgeizige Ziele schaden.

Oft ist es auch so, dass man sich zu hohe Ziele setzt. Hat auch was für sich. Da unerreichbar, kann man lamentieren, Hilfe holen, passiv bleiben. Das Ziel ist ja unrealistisch.

Wer aber hindert Dich daran, Deine Ziele so zu setzen, dass Du sie selbst erreichen kannst. Eigentlich-wenn Du ehrlich bist, nur Du selbst!

Wie gesagt, für Krankheiten sind Ärzte und Therapeuten zuständig. Aber für Deinen Aktionsspielraum bist auch Du zuständig.

Und vielleicht wollte Dir Dein Therapeut genau das vermitteln.

Denk darüber nach. Vielleicht helfen Dir meine Zeilen. Wenn nicht, dann vielleicht morgen oder in einiger Zeit .

Und zieh Dir den Schuh nicht an, jetzt wärst Du wieder an allem Schuld....

Das ist kein Schuh, mit dem man Berge besteigen kann! Das ist nicht einmal der Schuh, mit dem man es bis zum Ameisenhügel schafft.

Liebe Grüße

Kreistänzer

26.09.2015 12:58 • #5


G
danke falling,
Ich habe mich erkundigt.
Man könnte wechseln. Denn die Stunden sind genehmigt. Und das wäre unabhängig von dem Therapeuten.
Klar will ich das sich was ändert.
Aber ich weiß nicht wie.

Kreistänzer,
Danke, dass du dir so viel Zeit genommen hast !

Du hast völlig recht.
Deswegen sagte ich ja, dass ich die Therapeutin verstehe.
Sie sagt, dass ich nicht vorwärts komme. Das stimmt.
Wenn ich sage, dass ich eine völlige leer habe und überhaupt keine Kraft... Dann sieht sie das aus Ausrede.
Ist es aber nicht.
Ich würde doch wirklich gerne mein Leben wieder in den Griff bekommen !
Ich gebe ihr nicht die Schuld dafür. Echt nicht!
Ich habe das alles selbst in der hand. Das weiß ich.

Das mit dem Bergsteiger ist ein super Beispiel.
Danke dafür.

Ich vertraue mir nicht. Da hast du recht. Ich sehe keine weg. Keine Zukunft.
Ich fühle mich als wäre ich in einem Schwebezustand.

Wenn ich es schaffe mich aufzuraffen gelingt es mir nur für paar tage. Dann wird mir alles wieder zu viel.
Ich fühle mich blöd und will nur noch alleine sein.

Ich weiß, dass es alles klingt wie ausreden.
Und genau das ist das problem.
Ich kann nicht dagegen tun.

Mir hat vor allem zugesetzt, dass sie gerade die Schuld bei allem an mir gesehen hat.
Ich hatte eine blöde kindheit. Selbst daran wäre ich selbst schuld, da man mit mir hätte so umgehen müssen, da ich sonst völlig aus der Bahn geraten wäre. Dabei habe ich keinerlei Probleme gemacht.
Nach diesem Satz war für mich irgendwie klar, dass ich da nicht mehr hin kann.
Denn ich war ein Kind/ Jugendlicher. Da kann ich doch keine Schuld daran haben, wenn man mich schlägt.

Ich werde mit ihr nächste Woche nochmal reden.
Vielleicht vin ich wirklich noch nicht soweit, dass man mir helfen kann.

Danke für Deine Worte !

27.09.2015 09:32 • #6


K
@GTI

Liebe GTI, Du machst einen entscheidenden Denkfehler!

Wenn Du im Moment nicht bereit wärst, aktiv was zu tun oder Dich nicht in der lage dazu fühlst, dann hättest Du nicht so ausführlich und reflektiert auf meinen Beitrag reagiert.

Die normale Reaktion wäre dann gewesen: Entweder gar keine oder Zurückweisung meiner Argumente und Jammern.

Das hast Du nicht getan, also hast Du bereits Energien, die Du für Dich investieren kannst. Du schreibst ja auch, es geht eine kurze Zeit, dann ist wieder Stillstand oder Rückfall. Da nehm ich wieder mein Bergsteigerbeispiel her: Wenn ich zuviel Kraftaufwand für ein Stück steilen Weg benötige, gibt es 2 Erklärungen/Konsequenzen: Entweder war der Berg einfach noch zu schwer oder falls ich den Berg doch geschafft habe, muss ich mich danahc logischereise erholen. Je mehr Übung und Erfahrung ich habe, desto besser geht es. Das muss ich einfach realistisch einschätzen.

Aktuell geht es mir so, dass ich tatsächlich nächste Woche mit einer Gruppe eine Wanderung mitmachen soll mit einem kleinen Berg dazwischen. Bei der letzten Wanderung habe ich mich davor gedrückt. As alle mit glücklichen Gesichtern zurückkamen, empfand ich das als beschämend für mich, weil ich nicht mitgemacht habe. Jetzt bin ich gerade hin-und hergerissen, was ich machen soll. NIchtmitgehen oder es versuchen. Ich habe große Angst, dass ich es nicht schaffe und alle auf mich warten müssen oder keiner auf mich wartet. Ich kann niemanden bitten, auf mich zu warten ohne Gesichtsverlust. Das verstärkt meine Angst. Gehe ich wieder nicht mit, schließe ich mich wieder aus, was wiederum meine Beschämung verstärkt. Deshalb hab ich jetzt beschlossen, den anderen zu sagen, eine kleine Strecke mitzugehen, um dann wieder umzukehren.

Man muss einfach kleine Schritte wagen und sich auch den Fragen der anderen stellen. Ich kann Dir danach von den Reaktionen berichten.

Ich selbst kenne allerdings das lähmende Gefühl, dass scheinbar gar nichts weitergeht, nicht. Ich hatte zwar in meinem Leben eine Zeit von ca. 3 Monaten, in der ich von heute auf morgen völlig hilflos und ohne Energie war. Kein Arzt konnte mir sagen, was ich hatte. Es ist auch völlig egal, ich glaube, ein Körper und meine Psyche brauchten einfach eine Auszeit. Die Auswirkungen spürte ich ca. 10 Jahre. Ich konnte keinen Sport mehr machen (vorher Extremsportler), nahm 25 kg zu, bei großen Anstrengungen war ich wochenlang danach noch müde. Aber trotzdem war ich psychisch so stabil, dass ich das konsequent und gut durchstand. Und es ging kontinuierlich aufwärts.

Ich denke, genau das wünscht Du Dir. Dass es endlich mal Klick macht und Du Fortschritte verzeichnest.

Da das nicht der Fall ist, drehst du dich im Kreis.

Ich kenne das von der Tochter meines besten Freundes. Sie hat soviele Begabungen und kann sie nicht nutzen, weil es ihr genau so geht wie Dir. Inzwischen macht sie nichts mehr, wenn sie nicht von außen einen Schubs bekommt. Ich persönlich halte es für völlig falsch, ich glaube, sie müsste in eine Situation gebracht werden, wo sie keine Hilfe mehr bekommt.
Es läuft immer das gleiche Muster ab. Jemand tutwasfür sie, besorgt ihr z.B. einen Job. Sie gibt 180%, hält eine Weile durch, alles lobt sie. Nach einiger Zeit kommt der Alltag. Sie hat ihre Energie verpufft, keiner lobt, sie zweifelt an ihren Fähigkeiten und wirft alles hin. Tiefe Trauer, lähmendes Nichtstun. Dann kommt wieder wer, hilft ihr, das selbe Spiel wieder. Seit Jahren geht das so, die Phasen der Traurigkeit werden immer mehr. Sie war in Therapie, hat diese dann beendet-aus den gleichen Gründen wir Du. Jetzt will sie keine mehr, weils nichts bringt, wie sie sagt.
Der Grund liegt in ihrem hohen Anspruchsdenken an sich selbst. Sie hat sich gegenüber einen unbarmherzig hohen Anspruch, den sie niemals erfüllen kann. Hält sie für den totalen Versager, ein Teufelskreis. Im Grunde genommen weiß sie das auch alles, kommt aber nicht da raus.

Aber sie muss selbst den Teufelskreis durchbrechen. Alle Hilfen nützen nichts, wenn sie nicht selbst den ersten Schritt macht. Leider tragen die anderen sie immer wieder über die Schwelle. Logisch, dass sie sich zurück in ihren gewohnten Kreis flüchtet. Nur wer die Schwelle mit seinen eigenen Füßen übertritt, den Boden spürt, der vergisst niemals wie sich das anfühlt.

Ich wünsche Dir von Herzen, dass Du diesen Schritt immer wieder machen kannst. Irgendwann wirst Du dann den Kreis verlassen können.

Übe diesen Schritt über die Schwelle in Deinen Gedanken und dann auch in der Realität. Versuche immer wiedr Dich zu überwinden und Deine ganze Energie darauf zu verwenden. Aber begehe den Fehler nicht, dann Wunder zu erwarten. Wenn Du Deine Energie für diesen Schritt verbraucht hast, musst Du erst wieder neue sammeln. Als sein nicht enttäuscht, wenn das dann wieder eine Zeit dauert.

Das ist-glaube ich-Dein Schicksal: Ertragen zu können, dass Deine Energie begrenzt ist (wie bei allen anderen Menschen übrigens auch!). Geduld mit Dir selbst zu haben und anfangen Dich selbst zu lieben. Das dauert im besten Fall ein geschätztes halbes Leben, im Normalfall ist man damit dicke ein ganze Leben beschäftigt, im schlechtesten Fall liebt man sich nie.

Lass Dich lieb drücken! Bergheil!

kreistänzer

27.09.2015 11:27 • #7




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