@GTI
Wie Du schon schreibst, ist das nicht das Problem.
Kein Therapeut macht jemanden runter oder macht Vorschriften.
Das wäre völlig unprofessionell, ich kenne keine Therapieausbildung, die so etwas als Methode vorsieht.
Aber natürlich kann es sein, dass Du einfach eine andere TRherapie brauchst oder einen anderen Therapeuten, zu dem Du und der zu Dir einen besseren Zugang hat. Das solltest Du ansprechen und versuchen zu wechseln. Ich weiß, dass das schwer ist-aus vielerlei Gründen.
Natürlich muss nach 1,5 Jahren mal was weitergehen, sonst dreht sich alles im Kreis. Das hast Du selbst schon gemerkt und gespürt, der Therapeut bereitet Dir in seiner Verantwortlichkeit den Weg dazu.
Ich kenne einige Menschen im weiteren Bekanntenkreis, die sind jahrelang in Therapie- auch mit Therapeutenwechsel oder Unterbrechung.
Ich bin kein Therapeut, daher kann ich nur als Laie darüber reden.
Leider mache ich die Erfahrung, dass diese Menschen nicht aus der Jammer/Trauer/Passivphase herauskommen und dann dem Therapeuten die Schuld geben.
Wenn ich als Zuhörer dann unbequeme Antworten oder Fragen gebe, reagieren diese Mensch oft sehr empfindlich. Ich sage dann, ich bin Zuhörer, Freund, usw. aber kein Therapeut. Und ich stelle immer die Frage, warum sie nichts gegen ihren Zustand tun. M.E. gibt es immer Auswege, man muss aber auch bereit sein sie zu gehen und darf nicht passiv die Verantwortung dem Therapeuten zuschieben. Therapie muss einen in einem geschützen Rahmen dazu bringen, einen passenden Weg zu wählen und ein Stück begleiten.
Ähnlich wie ich beim Bergsteigen mit einem Bergführer erst herausfinde, wie Klettern geht, dann im geschützen Gelände übe, abgesichtere Touren gehe, Irgendwann muss ich aber den Weg selbst gehen. Ich kann nicht erwarten, dass der Bergführer mich auf dem Rücken trägt, mir was vorklettert und ich schau zu und beschwere mich hinterher, dass ich das nicht selbst machen konnte.
Ein Bergführer, der 1,5 Jahre lang versucht, seinen Schützling für den Bergweg zu rüsten und dann feststellt, dass dieser zwar auf den K2 will, aber nichts dafür tut um seine Höhenangst zu überwinden oder sich die notwendigen Klettertechniken und Bergsteigererfahrungen aktiv anzueigenen, muss in seiner Verantwortung dem Schützling gegenüber auch mal sagen, dass es keinen Sinn macht.
Es bringt Dich keinen Schritt weiter, der Therapeut tut Dir nichts Gutes, wenn sich nichts bewegt.
Dass sich nichts bewegt, ist nicht (allein) dem Therapeuten und seinen Methoden anzulasten. Aber das weißt Du ja selbst. Du musst Dich fragen, was Du für einen Vorteil hast, dass Du Deinen Zustand nicht änderst/ ändern willst/ nicht ändern kannst. Dafür gibt es viele Gründe.
Vielleicht bist Du noch nicht so weit und brauchst Zeit, dann kann es ein Schutz sein. Nicht der Beste, aber kann sein.
Vielleicht hast Du Angst, was zu ändern, weil das Deine vertrauten Muster sind. Und immer andere da sind, die dann helfen.
Vielleicht weißt Du nicht, was die Alternative zu dem Zustand ist, weil Du nicht genügend Selbstvertrauen hast, um Deinen Handeln und Entscheidungen zu vertrauen. Und gibst dann lieber die Verantwortung an andere ab.
Und vielleicht ist Dein Leidensdruck nicht groß genug, um selbst was zu ändern, weil die anderen (und der Therapeut immer für ein gewisses sicheres Wohlfühlklima sorgen). Insofern finde ich es gar nicht schlecht, wenn der Therapeut Dich einer unbequemen Auseinandersetzung aussetzt. Natürlich kannst auch davor flüchten und zu einem anderen Therapeuten gehen und das Spiel fängt von vorne an. So kann man auch sein Leben rumbringen.
Aber wie heißt es so schön: Es gibt kein Leben zwischen den Zeiten!
Es ist Dein Leben, Du hast die Verantwortung, es zu leben. Wie Dein Weg ist, kann keiner beurteilen.
Ich kenne Deine Geschichte nicht, das ist an diesem Punkt auch nicht erforderlich. Die hast Du bereits vielen erzählst und es hat sich nichts verändert.
Bei vielen psychischen und physischen Erkrankungen ist es selbstverständlich unerlässlich, eine Therapie und Hilfe von außen in Anspruch zu nehmen. (Ohne Karabiner, Bergstiefel, Helm, Seil und Sicherung geht man auch nicht in die Berg)
Aber Deine einzige Verantwortung besteht darin,zu schauen, wo Du aktiv mitwirken kannst. Und nicht aufzugeben, sondern immer wieder die Energie aufzubringen, um was Neues auszuprobieren, damit es ein Stück weitergeht.
Vielleicht ist nicht der K2 Dein Ziel, sondern der Ameisenhügel hinter dem Haus. Dafür brauchst dann auch kein Seil und kein Steigeisen, sondern einen Perspektivwechsel. Eine Lupe und einen Hocker, um die Ameisenwelt zu beobachten. Dazu musst Du nicht gleich eine Forschungsstation ins Auge fassen. Zu ehrgeizige Ziele schaden.
Oft ist es auch so, dass man sich zu hohe Ziele setzt. Hat auch was für sich. Da unerreichbar, kann man lamentieren, Hilfe holen, passiv bleiben. Das Ziel ist ja unrealistisch.
Wer aber hindert Dich daran, Deine Ziele so zu setzen, dass Du sie selbst erreichen kannst. Eigentlich-wenn Du ehrlich bist, nur Du selbst!
Wie gesagt, für Krankheiten sind Ärzte und Therapeuten zuständig. Aber für Deinen Aktionsspielraum bist auch Du zuständig.
Und vielleicht wollte Dir Dein Therapeut genau das vermitteln.
Denk darüber nach. Vielleicht helfen Dir meine Zeilen. Wenn nicht, dann vielleicht morgen oder in einiger Zeit .
Und zieh Dir den Schuh nicht an, jetzt wärst Du wieder an allem Schuld....
Das ist kein Schuh, mit dem man Berge besteigen kann! Das ist nicht einmal der Schuh, mit dem man es bis zum Ameisenhügel schafft.
Liebe Grüße
Kreistänzer
26.09.2015 12:58 •
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